Iffland-Nachlass überraschend aufgetaucht
Ein nationales Kulturgut
Berlin / Ludwigsburg, 7. Januar 2013. Das lange als verschollen geltende Archiv des legendären Schauspielers und Berliner Theaterdirektors August Wilhelm Iffland ist aufgetaucht. Wie u.a. der Berliner Tagesspiegel berichtet, sei das umfangreiche Konvolut aus 34 Bänden mit rund 7000 Briefstücken im Katalog für eine Auktion in Ludwigsburg annonciert worden. Gegen die Versteigerung hat der Berliner Senat schon im Dezember 2013 rechtliche Schritte eingeleitet.
Zum einen, weil es sich bei den Briefen von August Wilhelm Schlegel, Johanna Schopenhauer, August von Kotzebue sowie Hunderten von Kostüm-, Besetzungs- und Dekorationsverzeichnissen des Berliner Theaters um ein nationales Kulturgut handele, das unbedingt in Berlin bleiben sollte, wie der Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz im Tagesspiegel betont. "Es dürfte sich um einen der theatergeschichtlich bedeutendsten Nachlässe überhaupt handeln", urteilt auch Jürgen Kaube in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (7.1.2013). "Als Autographen dürften diese Zuschriften nur knapp bezahlt werden, aber sie sind für eine Sozial- und Geschmacksgeschichte des Theaters dieser Zeit von unschätzbarem Wert", finden Lothar Müller und Stephan Speicher in der Süddeutschen Zeitung (7.1.2013).
Zum anderen, weil die Herkunft unklar ist. Lange befand sie sich laut Tagesspiegel im Gewahrsam des Theaterhistorikers Hugo Fetting, der sie nach eigenen Angaben aus den Trümmern der ehemaligen Generalintendanz der Preußischen Staatstheater in der Oberwallstraße geborgen hatte. Ob ihn dieser Fund auch zu ihrem Besitzer macht, ist derzeit umstritten.
August Wilhelm Iffland (1759-1814) war einer der berühmtesten Schauspieler seiner Zeit, spielte den Franz Moor in der Uraufführung von Schillers "Räubern", trat in Goethes Hoftheater in Weimar auf und war von 1796 bis zu seinem Tod 1814 Direktor des Königlichen Nationaltheaters in Berlin, das er zur führenden Bühne machte. Noch heute trägt ein jeweils auf Lebenszeit gewählter Schauspieler, derzeit Bruno Ganz, den "Iffland-Ring".
(Tagesspiegel / FAZ / SZ / geka)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
- 24. April 2024 Deutscher Tanzpreis 2024 für Sasha Waltz
- 24. April 2024 O.E.-Hasse-Preis 2024 an Antonia Siems
- 23. April 2024 Darmstadt: Neuer Leiter für Schauspielsparte
- 22. April 2024 Weimar: Intendanz-Trio leitet ab 2025 das Nationaltheater
- 22. April 2024 Jens Harzer wechselt 2025 nach Berlin
neueste kommentare >
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Ideologisch verstrahlt
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Vorfreude
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Schieflage
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg ungutes Zeichen
-
RCE, Berlin Talentiertester Nachwuchs
-
RCE, Berlin Manieriert und inhaltsarm
-
Kritik an Thalia Theater Hamburg Struktur
-
Pollesch-Feier Volksbühne Motto von 1000 Robota
-
Essay Berliner Theaterlandschaft Radikal gute Idee!?
-
RCE, Berlin Magie
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
Siehe: https://www.tg-berlin.de/ueber-uns/august-wilhelm-iffland.html