Medienschau: Berliner Zeitung – Berlins Kultursenator Joe Chialo zur Antisemitismusklausel
"Wir müssen reden"
"Wir müssen reden"
19. Januar 2024. In einem sehr ausführlichen Interview mit Berlins Kultursenator Joe Chialo thematisieren Michael Maier und Susanne Lenz in der Berliner Zeitung (17.1.2024, €) auch Chialos Entscheidung, die Förderung durch die Senatsverwaltung an eine Antisemitismus- oder Antidiskriminierungsklausel zu binden.
Für Chialo sei die rote Linie überschritten, "wenn das Existenzrecht Israels infrage gestellt wird. Das ist unvereinbar mit der Geschichte dieses Landes und vor allem dieser Stadt." Die BDS-Bewegung mit ihrem Boykottaufruf gegen individuelle israelische und antisemitismuskritische Künstler und Wissenschaftler habe die Räume in Deutschland verengt. Kritik an Israels Politik sei erlaubt, Antisemitismus nicht. "Da verläuft eine Linie, und die benennt die IHRA-Definition."
Dass die Mittel, die "in einer Fülle ausgereicht werden, die es in Frankreich, England oder Italien nicht gibt", unter bestimmten Voraussetzungen vergeben werden, sei für ihn klar. "Die Kunst ist frei, die Kulturförderung jedoch nicht regellos. Unsere Zuwendungsbescheide umfassen 14 Seiten, die Klausel ist nur ein Punkt von circa 60."
Nachdrücklich und wiederholt betont Chialo, dass er mit der Klausel eine Diskussion anstoßen will: "Ich würde mir nichts mehr wünschen, als dass man im Diskurs nicht auf das Rechtbehalten geht, sondern dass es um eine Welt geht, in der wir alle gemeinsam leben wollen."
Am Ende des Interviews wird Chialo generell, berichtet von verschiedenen Protestformen. "Diese Jugendlichen sind alle in Ordnung. Und auch die weißen Cis-Männer, die ich treffe, sind in Ordnung. Aber die einen ziehen sich in ihre Wut zurück und die anderen in ihre Enttäuschung, für ihre Lebensleistung keine Anerkennung zu bekommen. Und dann werden die Wände immer höher. Wo soll da ein gemeinsames Identitätsbild für Deutschland entstehen? Deutschland ist ein abstrakter Begriff geworden. Darüber müssen wir reden."
(geka)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr medienschauen
meldungen >
- 26. April 2024 Toshiki Okada übernimmt Leitungspositionen in Tokio
- 26. April 2024 Pro Quote Hamburg kritisiert Thalia Theater Hamburg
- 25. April 2024 Staatsoperette Dresden: Matthias Reichwald wird Leitender Regisseur
- 24. April 2024 Deutscher Tanzpreis 2024 für Sasha Waltz
- 24. April 2024 O.E.-Hasse-Preis 2024 an Antonia Siems
- 23. April 2024 Darmstadt: Neuer Leiter für Schauspielsparte
- 22. April 2024 Weimar: Intendanz-Trio leitet ab 2025 das Nationaltheater
- 22. April 2024 Jens Harzer wechselt 2025 nach Berlin
nachtkritikcharts
dertheaterpodcast
nachtkritikvorschau
neueste kommentare >