Medienschau: Die Welt – Dramaturg Bernd Stegemann will kein Linker mehr sein

Wie im Sozialismus!

Wie im Sozialismus!

12. Januar 2024. "Inzwischen finde ich es beleidigend, wenn ich als Linker bezeichnet werde", schreibt Dramaturg Bernd Stegemann und beklagt in der Welt (€) die "zunehmende Realitätsverleugnung linker Politik".

"Schaut man Migration- und Klimapolitik zusammen an, findet man einen Widerspruch, der symptomatisch für linke Politik geworden ist: An deutscher Klimapolitik soll das Weltklima genesen, die globale Migration kann hingegen an deutschen Grenzen nicht aufgehalten werden. Moralische Großmachtfantasien gehen ansatzlos in realpolitische Ohnmachtsbehauptungen über", so Stegemann. Es gehe nicht um die Verbesserung der Welt, sondern "um das gute Gefühl, das man hat, wenn man sich als Verbesserer der Welt aufspielen kann".

Die Selbstverständlichkeit, mit der inzwischen linke Politiker Probleme als Lösungen verkauften, nähere sich der Endphase des Sozialismus. "Sollte die Methode, das Problem zur Lösung zu erklären, einmal nicht funktionieren, bleibt noch die im Sozialismus bewährte Sprachregulierung. Dann wird das Problem einfach totgeschwiegen."

Wer es wage, einen ungewöhnlichen Gedanken zu äußern, "der muss mit der Empörung der Tugendwächter rechnen, denen kein Anlass zu klein ist, um ihre Moralhoheit zu demonstrieren", so Stegemann. "Das woke Milieu überwacht sich gegenseitig so absolut, dass die Stasi vor Neid erblasst wäre."

"Doch wenn die Korridore des Sagbaren so schmal und die Räume des Denkbaren so niedrig sind, ist kein sinnvolles Gespräch mehr möglich. Wo das moralisch Erlaubte der Maßstab für das wird, was noch gedacht werden darf, verfällt der größte Teil der Realität einem Denkverbot. Die einstige Qualität der Linken, die Realität besser zu verstehen als die Sachwalter des Bestehenden, ist in der geistigen Enge der Sonntagsschulen gestorben."

(Welt / sd)

Kommentare  
Medienschau Stegemann: Erlöst
Ich denke, von dieser Sorge kann man Herrn Stegemann durchaus erlösen: Ich wüsste kaum eine*n, der oder die ihn noch als Linken bezeichnen würde.
Medienschau Stegemann: Wagnis
„Wer es wage, einen ungewöhnlichen Gedanken zu äußern…“

Wie schade dass er das nicht mehr schafft
Medienschau Stegemann: Dramaturgenwitz
Ein in Theaterkreisen in unterschiedlichen Varianten gern erzählter dramaturgenfeindlicher Witz läuft auf die Pointe hinaus: "Die Antwort ist richtig, aber man kann mit ihr nichts anfangen". Hat was davon.
Medienschau Stegemann: Genau den Tick zu spät
#4 - Ach, ist doch sehr schön gesagt - und wie gewohnt bei Stegemann: Immer genau den Tick zu spät, um als visionär/vorausschauend durchgehen zu können und stets früh genug, um bei den ersten neu initiierten Mainstream-Diskursen als vermeintlich mutig mitzuschwimmen. In bester Dramaturgenmanier, da gibts ja nix...
Medienschau Stegemann: Chefankläger der Übellaunigen
Wehklagenstadium

Herr Stegmann, es ist soweit:
Sie haben wirklich nichts Neues oder Aufregendes mehr zu sagen und zu denken.
Was Sie jetzt sagen, ist das, was man von der Bildzeitung oder von dem Einheitsbrei der Medien der Mainstream-Rechten erwartet.

Man könnte allgemein sagen: Stell dir vor, du warst mal Denker und Dramaturg. Jetzt kannst du die Welt nicht verstehen und wirst der Chefankläger der Übellaunigen, die keine Ideen haben.
Medienschau Stegemann: Leben im Loop
Ja, das Thema ist doch längst auf dem Tisch. Darüber wird doch überall gesprochen. Was soll dieses ewige nölige Wiederkäuen? Und das in ständig wechselnden Gazetten. Mal die FAZ, mal die ZEIT, und na klar jetzt dann auch die WELT. Völlig beliebig der Mann und dauernd ist er damit befasst, gewisse Diskurse aufrecht zu erhalten, wie ein Ertrinkender, der sich an diesem einen Rettungsring festhalten muss. Oder um ein weniger düsteres Bild zu wählen: Leben im Loop!
Das können andere wesentlich differenzierter und klüger z. B. Jonas Lüscher (wenn auch kein Dramaturg).
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