Medienschau: NDR – Der Intendant des Theaters Lüneburg über die Einsparszenarien für sein Haus

5. September 2023. Im Interview mit NDR Kultur spricht der Intendant des Theaters Lüneburg Hajo Fouquet über die drohende Reduktion oder Abschaffung der Musiktheatersparte an seinem Haus im Zuge von Sparmaßnahmen, über die die Gesellschafter des Dreispartenhauses sich zur Zeit auf Basis eines Actori-Gutachtens verständigen.

Fouquet, seit 2010 Intendant in Lüneburg, habe "kein Jahr erlebt, in dem alle, die das Theater von außen aus der Politik wirtschaftlich unterstützen – Stadt, Landkreis und das Land Niedersachsen – die Tarifsteigerung, die immer wieder aufgelaufen sind und sich wie Zins und Zinseszins fortpflanzen, in der angemessenen, nämlich der tatsächlichen Höhe erstattet haben", sagt er in dem Interview. "Da sind immense Kosten für das Theater aufgelaufen, die das Theater aus eigener Kraft schultern musste. Das sind Beträge, die weit über einer Million liegen."

In den ersten Jahren bis zur Pandemie habe er es geschafft, mit der Leistung der Künstler*innen die Einnahmen des Hauses um ungefähr 70 Prozent zu erhöhen. "Das ist in Richtung einer Million gewesen, die wir mehr erwirtschaftet haben als in der Zeit davor." Damit hätte die fehlende Unterstützung von Seiten der Politik ausgeglichen werden können. "Nach der Pandemie sind wir noch nicht wieder auf dem Stand, wo wir waren. Die Tarifsteigerungen sind extrem", so Fouquet.

Die Schrumpfung oder Abschaffung der Musiktheatersparte würde das Haus in seiner Existenz bedrohen: "40 Prozent der Umsätze sind mindestens die, die wir aus Musiktheater generieren – das ist auch nicht zu vernachlässigen. (...) Wenn man aus diesem Dreispartenhaus ein Zweispartenhaus machen würde, hätten Stadt, kulturelle Landschaft und natürlich das Theater ein Riesenproblem", so Fouquet. "Wir könnten dieses Haus mit den zwei Sparten auch nicht mehr adäquat bespielen. Das schaffen zehn Tänzer und zehn Schauspieler nicht."

Neben den drei Szenarien, die die Kulturberatungsagentur Actori für das Theater Lüneburg ausgearbeitet hat, gebe es aber noch ein viertes Szenario, so Fouquet: "Es passiert gar nichts. Es gibt keine Kürzungen, es gibt das notwendige Geld für das Theater, und damit bleiben die Kunst und die Arbeitsplätze erhalten. All das, was in der Vergangenheit versäumt würde, wird endlich nachgeholt, und das Theater kann seinen Auftrag und seine Kunst auch in Zukunft so leisten wie bisher. Das wäre das Szenario, was angemessen, richtig und von uns gewünscht ist."

(NDR / sd)

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