Medienschau: Tagesspiegel – Kulturinstitutionen vor den Landtagswahlen
Aus Selbstschutz Allianzen bilden
Aus Selbstschutz Allianzen bilden
30. August 2024. Entzug von Fördermitteln, Kündigung von Räumen, Verdrängung unliebsamer Personen: "Mit neuen Mehrheiten in den politischen Gremien könnte es an die existenziellen Grundlagen gehen", schreibt der Tagesspiegel über die Angst kultureller Träger in Thüringen und Sachsen vor den Landtagswahlen.
"Die Selbstlähmungskräfte wirken schon", sagt ein von Autorin Nicola Kuhn befragter Künstler, dem ein Verein in seiner Heimatstadt Greiz von einer Positionierung gegen Rechtsextremismus abriet. "Ansonsten blieben zu viele weg, so die Begründung." Führungspersonen wechselten den Job: "Bleiben oder Gehen?", das sei "ein Gewissenskonflikt, der viele im Kulturbetrieb umtreibt".
Manche Museumsmitarbeiter*innen blieben zuversichtlich: "In Sachsen gibt es viele engagierte Gemeinden und Bürgermeister mit Zivilcourage", zitiert der Tagesspiegel Tanja Schomaker, die bei den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden den Bereich Vermittlung, Outreach und Gesellschaft leitet und Projekte im ländlichen Raum betreut.
Auch das Dresdener Hygienemuseum setze "auf Außenarbeit" und gestalte Angebote in sächsischen Orten wie Hoyerswerda und Löbau. Die Direktorin Iris Edenheiser beobachte allerdings besorgt eine "Diskursverschiebung", so der Tagesspiegel: Rhetorische Figuren, Feindbilder würden übernommen und dadurch der Ausschluss bestimmter Bevölkerungsgruppen herbeigeredet. Gegenwind erfahre ihr kuratorische Ansatz vorwiegend in den sozialen Medien, mit ressentimentgeladenen Kommentaren, die sich jedoch nicht immer eindeutig dem rechten Spektrum zuordnen ließen.
Angesichts rechter "Zermürbungstaktiken" wie sie etwa der Vorsitzender des Zwickauer Kunstvereins Freunde Aktueller Kunst Klaus Fischer geschreibt – Randalierer störten Eröffnungen, Besucher wurden beschimpft und gefilmt, die Fensterscheibe mit Hundekot beschmiert – rät die Politikwissenschaftlerin Julia Leser vom Forschungsprojekt "Challenging Populist Truth-Making in Europe" der Humboldt Universität Berlin dazu, "als Selbstschutz Allianzen zu bilden". Diverse Bündnisse gebe es in Sachsen und Thüringen bereits, "die sich nun nach dem 1. September umso mehr bewähren müssen", so Tagesspiegel-Autorin Nicola Kuhn.
(Tagesspiegel / eph)
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