Medienschau: WELT – Die Krise am Deutschen Theater

The proof of the pudding is the eating

The proof of the pudding is the eating

29. Dezember 2023. Im Deutschen Theater krisele es, stellt Jakob Hayner im Feuilleton der Welt fest. Die Probleme dort könne man in einem größeren Kontext betrachten, so Hayner, das "Scheitern" sei derzeit "exemplarisch für die Branche".

Jüngst wurde der Geschäftsführer des Berliner Hauses entlassen. Die aktuellen Produktionen "recycelten eher die Berliner Theaterästhetik der vergangenen Jahre, statt tatsächlich Neues auf die Bühne zu bringen", so Hayner. 

"Das Ärgerliche ist nicht, dass der eine oder andere Abend misslingt, das ist im Theater normal. Was hier (aber nicht nur am DT) stört, ist der Eindruck, dass man es mit einer Regie zu tun hat, die Erfahrungen im Theater eher verhindert statt ermöglicht", meint der Autor. Dies liege auch an einer "Arroganz" den Stoffen gegenüber. "Solange zu spüren ist, dass auf der Bühne etwas verhandelt wird, was wirklich mit dem Leben zu tun hat, ist auch ein Scheitern völlig verzeihlich." Es gebe aber auch Ausnahmen – zum Beispiel die letzten beiden Premieren des Jahres. Warum diese aus Sicht des Kritikers anders zu beurteilen seien, erklärt er in seinem Überblickstext.

(WELT / sdre)

Kommentare  
Medienschau DT Berlin: Spießer aller Länder
"Dies liege auch an einer "Arroganz" den Stoffen gegenüber. "Solange zu spüren ist, dass auf der Bühne etwas verhandelt wird, was wirklich mit dem Leben zu tun hat, ist auch ein Scheitern völlig verzeihlich."" So platt wie dieses Statement des Kritikers können die Aufführungen am Deutschen Theater gar nicht sein. Er recycelt eher die deutschen Theaterdebatten der vergangenen Jahrzehnte, statt tatsächlich Neues zur Sprache zu bringen. Und dass auf der Bühne etwas verhandelt werden müsse, was wirklich mit dem Leben zu tun hat, ist zumindest so alt wie die Dekretierung des Sozialistischen Realismus. Spießer aller Länder, vereinigt euch. Über den Umgang mit den Stoffen kann man ja trefflich streiten, aber der Vorwurf der Arroganz ihnen gegenüber, ist, ob berechtigt oder nicht, so alt und so ausgelutscht wie der Missbrauch des Begriffs "Regietheater". Zum Glück sind wir nicht darauf angewiesen, was und wem ein Welt-Kritiker verzeiht.
Medienschau DT Berlin: Genau richtig
Na ja, Herr Rothschild, nur weil eine Debatte nichts Neues zur Sprache bringt, wird sie ja nicht falsch. In der Kunst gibt es immer so ein Hin und Her, mal schlägt das Pendel richtung Ästhetizismus, mal Richtung Realismus. Ein Zuviel wird in der Regel korrigiert. Hayner konstatiert am DT ein Zuviel, und zwar ein zuviel an Arroganz den Stoffen gegenüber. Das ist aus meiner Sicht genau richtig.
Medienschau DT Berlin: Balken im Auge
Liebe(r) Milsani Streichzart, ich könnte Ihnen sofort zustimmen, wenn Hayner nicht genau dies täte: dem Theater den Mangel an Neuem vorwerfen. Ein typischer Fall von Balken im Auge. Unfreiwillig komisch wird die Polemik, wenn, wer ein Theater fordert, das wirklich mit dem Leben zu tun hat, ausgerechnet die "Ursonate" als positives Beispiel nennt. Da dürften sich die Dadaisten gründlich missverstanden fühlen. Aber bei Schwitters gibt es auch keinen Stoff, dem gegenüber man sich arrogant verhalten könnte.
Medienschau DT Berlin: Bauchnabeltheater
Nun, bei Schwitters sind wir in jedem fall einer Meinung, der taugt nicht in Hayners Argumentation. Ist aber auch so ein Abend, der nicht zur Rettung des DT taugt. Eher Bauchnabel-Theater oder wie das heißt.
Medienschau DT Berlin: Warum?
#3: Wieso hat Dada nichts mit dem Leben zu tun? Warum sollten sich die Dadaisten oder Schwitters so gewiss missverstanden fühlen, wenn man ihre Kunst als mit dem Leben zu tun habend interpretiert? Ein jedwedes Ur- hat wohl immer mit dem Leben zu tun - es weiß nur nicht jeder, obwohl es ganz erstrebenswert sein könnte, das nicht zu vergessen - DAS scheint mir eher der Ansatz der Dadaisten zu sein. Der alten ebenso wie der Neo-Dadaisten, auch wenn die sich vielleicht anders nennen...
Medienschau DT Berlin: „So so!“ - Schwitters
Vier Maurer saßen einst auf einem Dach.
Da sprach der erste: "Ach!"
Der zweite: "Wie ists möglich dann?"
Der dritte: "Daß das Dach halten kann!!!"
Der vierte: "Ist doch kein Träger dran!!!!!!"
Und mit einem Krach
Brach das Dach.

GUTEN RUTSCH INS NEUE!
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