Presseschau vom 2. Juni 2011 – Der Leiter der Mülheimer Theatertage, Udo Balzer-Reher, über die zukünftige Kooperation seines Festivals mit dem Heidelberger Stückemarkt
Viel schlechter bezahlt
Viel schlechter bezahlt
2. Juni 2011. Die Mülheimer Theatertage und der Heidelberger Stückemarkt wollen in Zukunft miteinander kooperieren. Wie nachtkritik.de bereits meldete, soll aus drei in Heidelberg gezeigten Zweitinszenierungen neuer deutschsprachiger Stücke die beste Aufführung ausgewählt und in Mülheim geziegt werden.
In einem Interview mit Margitta Ulbricht von der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung schildert Udo Balzer-Reher, Leiter der Mülheimer Theatertage, nun seine Sicht auf die Kooperation, die "ihren Ursprung in dem Gastspielaustausch mit dem Theater Osnabrück" habe, dessen Intendant Heidelbergs designierter Chef Holger Schultze noch ist. Einen Ausstausch soll es vor allem im Kinder- und Jugendtheaterbereich geben: "In Heidelberg machen sie während des Stückemarkts eine Reihe für Jugendliche von 13 bis 16 Jahren. Unsere Kinder-Stücke sind für Sechs- bis Zwölfjährige gedacht. So werden wir vielleicht schon im nächsten Jahr die Preisträger-Produktion der Kinder-Stücke beim Heidelberger Stückemarkt zeigen. Und dafür kommt der Preisträger des Heidelberger Kinder- und Jugendtheaters zu uns nach Mülheim."
Gerade bei den Kinder- und Jugendstücken gebe es Handlungsbedarf, mit neuen, zeitgemäßen Stoffen sehe es dürftig aus: "Der ganze Kindertheater-Bereich ist prinzipiell viel schlechter bezahlt als der Erwachsenen-Bereich. Ihm stehen immer weniger Mittel zur Verfügung als der großen Entsprechung." Mit einem Festival im Festival wolle man erreichen, "dass mehr Autoren schreiben. Autoren, die in erster Linie Erwachsenen-Stücke schreiben, warum schreiben sie keine Kinder-Stücke? Und warum schreiben Kinder-Stücke-Autoren nicht auch Erwachsenen-Stücke?"
Auch der neue Heidelberg-Gedanke, verstärkt auf Zweitinszenierungen neuer Stücke zu fokussieren, stammt bereits aus Osnabrück, wo Schultze ein Nachspiel-Festival initiert hatte. "Er ist wirklich jemand, der nicht darauf schielt, die Feuilletons in die Uraufführung zu kriegen, sondern einer, der nachhaltig arbeitet. Er ist daran interessiert, Stücke, die gut sind, nachzuspielen – was ja viele Theater nicht machen", sagt Balzer-Reher im Interview.
(geka)
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