Presseschau vom 5. März 2016 – Claus Peymann spricht im Interview mit NEWS über das Verhältnis zu Peter Handke und den Verwurf, er betreibe ein Museum

Claus, was war das für ein Quatsch?

Claus, was war das für ein Quatsch?

5. März 2016. "Wenn zwei Oldies wie Handke und ich zusammenkommen, ist das wahrscheinlich etwas Besonderes", gibt sich Claus Peymann erfrischend unbescheiden. Das österreichische Nachrichtenmagazin News hatte den Intendant des Berliner Ensembles anlässlich seiner Uraufführung von Peter Handkes Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße zum Interview geladen.

Peymann verrät, Handkes Stücke hätten leider nie qualitativ gute Enden. Nicht nur deswegen schien das Verhältnis Dramatiker Handke und Regisseur Peymann nicht immer leicht zu sein. "Ob ihm je etwas gefallen hat, von dem, was ich inszeniert habe – keine Ahnung." Beim Applaus der legendären Uraufführung von Handkes Publikumsbeschimpfung habe Handke ihm jedenfalls schon auf der Bühne zugeraunt, was für einen "Blödsinn", was er da inszeniert habe. Das wäre "alles völliger Quatsch" gewesen.

Uraufführung von Peter Handkes "Publikumsbeschimpfung" im Theater am Turm in Frankfurt 1966, Regie: Claus Peymann

Lieber verhasst als geliebt

Peymann berichtet klaglos, man hasse ihn in Berlin genauso wie in Wien. "(I)ch könnte nicht mit dem Gefühl arbeiten, 'die mögen mich'. Denn das bringt mir gar nichts, da landet man ganz schnell bei Harald Juhnke oder Otto Schenk." In Berlin werfe man ihn vor, er würde ein Theatermuseum betreiben. "Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass ich das als positiv zu bewerten habe: Ein Museum bewahrt das Schöne, Wahre und das Gute."

Für die Finanz-Affäre an der Burg rechnet Peymann mit einem "Happy End": "Matthias Hartmann wird zu seinem Geld kommen und Silvia Stantejsky bekommt mildernde Umstände und wird nicht in den Häfen müssen." Österreich sei ja nicht arm an so tragisch-komischen Geschichten. "(D)ie Versuchung der persönlichen Bereicherung ist hier sehr groß, und auch deshalb ist Österreich, besonders Wien, schon Balkan."

(news / miwo)

 

Kommentare  
Peymann über Handke: schön bei sich
Wäre noch schön gewesen, wenn er gesagt hätte, wo er doch so schön bei sich war gerade - "das bringt mir nichts, da landete ich schnell bei Harald Juhnke oder Otto Schenk." - Andere können vielleicht gut - und das heißt: am besten, mit dem Gefühl arbeiten, gemocht oder wenigstens nicht gehindert oder beschimpft zu werden. Jeder wie er mag und am besten das Beste aus sich rausholen kann-
Peymann über Handke: was Handke gefiel
Handke in einem Interview vor kurzer Zeit sagte er moechte sich ueberraschen lassen, vopn aber Aufuehrungen seinen Sachen schien aber nur zwei gefallen zu haben: Wenders Uraufuehrung von UEBER DIE DOERFER in Salzburg und Gottscheffs von IMMER NOCH STURM. Schoene Sachen wie Carl Webers in der USA von KASPAR, BODENSEE & DIE UNVERNUENFTIGEN hat er nicht gesehen. michael roloff http://handke-magazin.blogspot.com/2014/03/the-hub-navel-to-todos-handke.html/
Peymann über Handke: Sternstunde
Sehr gemocht hat Peter Handke damals Elmar Goerdens Inszenierung von "Das Spiel vom Fragen" (Eröffnungsinszenierung am Residenztheater der Intendanz Dieter Dorn), mit der unvergessenen Gisela Stein und dem ungekrönten Spielerkönig Richard Beek. Tatsächlich eine Sternstunde.
Das hat er mir jedenfalls persönlich erzählt.
Ein "gestriger" Münchener
PS: Dass übrigens Goerdens Mannheimer "Hamlet" (gross in SZ und FAZ) in der Nachtkritik nicht einmal Erwähnung findet ist schon ein kapitaler Lapsus. Nicht en vogue? Dabei hat er wohl ein ganz neues, eigenes Stück geschrieben. Darüber hätte man bei Ihnen gerne etwas gelesen.
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