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Kulturraumgesetz Sachsen: strategische Neuausrichtung für Intendant Roland May nicht hinnehmbar

Kehrtwende um 180 Grad

Plauen/Zwickau, 3. Dezember 2010. Bevor im Sächsischen Landtag am 15. Dezember über das Haushaltsbegleitgesetz und damit wahrscheinlich über die Zusammenstutzung des sächsischen Kulturraumgesetzes entschieden wird (mehr dazu hier), hat Roland May, der Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau in einem Offenen Brief an die Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst Sabine von Schorlemer appelliert, diese strategische Neuausrichtung noch einmal zu überdenken. Schorlemer hatte die Veränderungen gestern in der Leipziger Volkszeitung angekündigt.

May bedauert, dass Schorlemer offenbar eine "Kehrtwende um 180 Grad" plane, obwohl das Kulturraumgesetz in Sachsen seit Jahren "eine verlässliche Struktur für die Planbarkeit der künstlerischen Einrichtungen" biete, "um die uns andere Bundesländer beneiden". Seiner Meinung nach, soll derzeit an den falschen Stellen gespart.

So weist May auf ineffiziente Doppelstrukturen hin – etwa in Bad Elster, wo die Landesbühne Sachsen ein Theater bespielt, das ebenso gut, wie in der Vergangenheit, vom Theater Plauen-Zwickau bespielt werden könnte. Und laut Ministeriums-Vorschrift soll die Landesbühne vor allem dort für eine Bespielung sorgen, "wo kein hinreichendes Angebot durch andere Theater und Orchester sichergestellt werden kann". Ein Auftritt der Landesbühne in Bad Elster koste überdies 30.000 Euro Steuergeld. Trotzdem hätten sich weder das Land noch der Kulturraum Vogtland-Zwickau bisher "intensiv mit diesen Doppelstrukturen" beschäftigt. Statt langfristig "die nachvollziehbare Überführung der Landesbühnen in ein Kulturraumtheater zu betreiben, wird kurzerhand der Rotstift bei den Einrichtungen, die seit Jahren Vorsorge treffen, angesetzt und eine ausgewogene regionale Kulturplanung unmöglich gemacht".

So findet es May "weder sachlich noch finanziell" nachvollziehbar und auch nicht hinnehmbar, dass die Subventionen für die Kulturräume mehr als 3 Millionen Euro abgesenkt werden. Schließlich habe das Theater Plauen-Zwickau nicht nur eine Fusion durchgeführt, sondern stehe aktuell auch vor dem Abschluss eines neuen Haustarifvertrages, der zusätzlich Einsparungen von 3,1 Millionen Euro vorsieht. Die "Schlechterstellung der ländlichen Regionen gegenüber den Metropolen wird von unseren Besuchern und vielen Kulturinteressierten nicht hingenommen werden."

(Theaters Plauen-Zwickau / ape)

 

Hier können Sie den Offenen Brief von Roland May in Gänze lesen. Außerdem erläutert Torben Ibs, was es mit dem Kulturraumgesetz, dieser sächsischen Besonderheit, auf sich hat. Und hier geht's es zur chronologischen Übersicht über die finanzielle Situation der Theater im nachtkritik-krisometer.

 

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