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Regisseur Imo Moszkowicz ist tot

Spagat zwischen Gründgens und Kortner

München, 12. Januar 2011. Der Regisseur Imo Moszkowicz ist tot. Wie u.a. die Waltroper Zeitung meldet, starb er gestern im Alter von 85 Jahren in Ottobrunn bei München.

Mit über 100 Inszenierungen war Moszkowicz zwischen Tel-Aviv, Santiago de Chile und den großen deutschen Bühnen aktiv. Zudem gilt er mit über 200 Regiearbeiten als Pionier des Fernsehspiels (Mein Freund Harvey 1959, "Die seltsamen Methoden des Franz Josef Wanninger" 1964), drehte aber auch Kinofilme wie Max der Taschendieb 1962 mit Heinz Rühmann und Fernsehserien für Kinder "Pumuck", "Kli-Klawitter").

Moszkowicz wurde am 27. Juli 1925 als Sohn eines jüdischen Schuhmachers im westfälischen Ahlen geboren. Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde die Familie aus Ahlen vertrieben, musste nach Essen umsiedeln und wurde von dort aus 1942 ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Seine Mutter und seine Geschwister wurden ermordet, Moszkowicz zur Zwangsarbeit für die IG Farben ins KZ Buna/Monowitz verschleppt. Dort erhielt er seine schauspielerische "Ausbildung" von einem Rolf Feldheim und trat vor anderen Häftlingen auf.

Nach der Befreiung durch die Rote Armee kehrte Moszkowicz nach Deutschland zurück; an der Jungen Bühne in Warendorf erhielt er sein erstes Engagement, das Westfalentheater in Gütersloh war die nächste Station. SBis 1954 arbeitete er als Regieassistent von Gustaf Gründgens am Düsseldorfer Schauspielhaus und bringt seine erste eigene Inszenierung in Bielefeld heraus: "Die Caine war ihr Schicksal". Es folgten Regieassistenzen bei Fritz Kortner am Berliner Schillertheater.

Moszkowicz inszenierte auch Operetten und Opern, wurde Intendant der Kreuzgangspiele Feuchtwangen und lehrte am Max-Reinhardt-Seminar Wien, am Mozarteum Salzburg sowie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. 1983 weigerte er sich einem Engagement in Bad Hersfeld nachzukommen, weil sich zur gleichen Zeit der Hilfsverein der ehemaligen SS-Angehörigen in der Stadt versammelte.

Sein autobiografischer Roman "Der grauende Morgen", in dem er unter anderem seine Erinnerungen an den Naziterror beschreibt, erschien 1996.

(Waltroper Zeitung / Ulrich Schmidt/ geka)

 

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