Der Untergang des Egoisten Fatzer – Christian von Treskow zeigt Brechts berühmtes Fragment beim Brechtfestival in Augsburg

"Etwas Unvernunft, bitte!"

von Willibald Spatz

Augsburg, 23. Februar 2018. Stillstand ist ätzend, Stillstand ist kaum auszuhalten, aber immerhin gut zu bebildern, zumindest in Christian von Treskows Inszenierung vom "Untergang des Egoisten Johann Fatzer". Dabei geht das Stück zunächst recht munter los: Vier Herren, darunter auch der Fatzer, steigen während des Ersten Weltkriegs aus ihrem Panzer und gehen nach Hause. Alle vier gemeinsam zu einem von ihnen nach Mühlheim an der Ruhr. Schließlich ist praktisch jede Minute entweder mit dem Ende des Kriegs oder ihrer Hinrichtung oder dem Ausbruch irgendeiner Revolution zu rechnen. Es passiert aber: nichts, zumindest nichts davon. Stattdessen sind die vier unfreiwillig in einer Warteschleife gelandet, in der sie sich wieder mit so alltäglichen Dingen wie der Beschaffung von Nahrungsmitteln und Affären mit zu Hause zurückgelassenen Frauen befassen müssen.

Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten - Brechtfestival Augsburg

Beschissen von den Überlebenden

von Max Florian Kühlem

Augsburg, 26. Februar 2021. Beim Brechtfestival in Augsburg ist dieses Jahr laut offizieller Verlautbarung "...nicht der Namensgeber des Festivals der Star, sondern die, die ihm zu seinem Ruhm verholfen haben. Frauen, die mit Brecht im Kollektiv gearbeitet haben, namentlich Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Margarete Steffin und Ruth Berlau sowie weitere Persönlichkeiten, Künstlerinnen und Frauenfiguren, die in Beziehung zu Bertolt Brecht und seinem Werk stehen: Etwa Carola Neher, Marieluise Fleißer, Simone Weil und Inge Müller."