Foreign Angst - Tilman Gersch bringt Konradin Kunzes Stück in Wiesbaden zur Uraufführung
Angst in der Fremde oder Angst der Fremden
von Shirin Sojitrawalla
Wiesbaden, 1. Dezember 2012. In seinem Stück mit dem schönen Titel "foreign angst" schickt Konradin Kunze einen namenlosen Protagonisten ins Herz der Finsternis. Ort: eine Kleinstadt in Afghanistan. Zeit: ungefähr heute. Der junge Mann ist angehender Journalist, heißt es. Als solcher möchte er einen so genannten Vorfall recherchieren, bei dem deutsche Soldaten während einer Straßenkontrolle Zivilisten töteten. Schauplatz des Stücks ist ein eigentlich geschlossenes Hotel, in dem bloß noch ein Portier und seine Tochter hausen. Ab und zu schneit eine Gin-selige Sanitäterin hinein, die dem jungen Mann erklärt, wo es langgeht. Sechs Tage sieht das Stück ihm dabei zu, wie sein Trip ins Ausland sich zum afghanischen Alptraum wandelt.
Testosteron - Rebekka Kricheldorfs schwarze Parabel von Schirin Khodadadian in Kassel uraufgeführt
Ein Märchen von Männern und Memmen
von Andreas Wicke
Kassel, 23. November 2012. "Wann ist ein Mann ein Mann", möchte man grönemeyern, wenn in Rebekka Kricheldorfs neuem Stück "Testosteron. Eine schwarze Parabel" Männlichkeitsideale hinterfragt werden. Ist er es, wenn er sich als erfolgreicher Arzt mit Freundin und Vater ängstlich in seinem holzgetäfelten Wohnzimmer einigelt und die Sorge um das Böse in der Welt mit bourgeoisem Gutmenschentum übertüncht? Oder ist er es, wenn er furchtlos und gewaltbereit mit testosterongeschwängerter Macho-Attitüde und einem Patronengürtel um den Hals durch die Welt zieht?
Des Teufels General – Christoph Mehler durchlüftet Carl Zuckmayers Klassiker am Schauspiel Frankfurt
Versuchsanordnung in Schwarz
von Shirin Sojitrawalla
Frankfurt, 16. November 2012. Harry Harras, die Titelfigur aus Carl Zuckmayers Stück "Des Teufels General", ist ein richtiger Mann von altem Schrot und Korn. Auf dem Theater verkörpern ihn gern kernige Kerle mit tiefer gelegten Stimmen. In Helmut Käutners Verfilmung aus dem Jahr 1954 übernahm Curd Jürgens das Kommando. In Frankfurt ist dieser Fliegergeneral Harras jetzt ein einigermaßen undurchschaubarer Mann, mehr Hamlet als Haudegen.
Der Chinese - In Darmstadt inszeniert Andrea Thiesen die Uraufführung von Benjamin Lauterbachs Kleinfamiliendystopie
Die Harmoniesuppe ist alle
von Grete Götze
Darmstadt, 15. November 2012. Es darf gelacht werden!, hieß es an dieser Stelle 2011 anlässlich des Berliner Stückemarktes. Gemeint war damit unter anderem Tilmann Köhlers szenische Einrichtung von Benjamin Lauterbachs Stück "Der Chinese". Lauterbach zeichnet satirisch ein Deutschland der Zukunft ohne Ausländer, in der die Werte Familie, Natur und Gesundheit jedes sinnvolle Leben konterkarieren. In die heile Welt einer Kleinfamilie bricht der von der chinesischen Regierung entsandte Herr Ting ein, um vom deutschen Glück zu lernen. Und die Gesellschaftsfarce kann beginnen. Die Berliner Zuschauer hat es amüsiert.
Regie: Günter Krämer
Regie: Stefan Pucher
Regie: Hermann Schein
Regie: Konstanze Lauterbach
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