Dies Irae - Burgtheater Wien
Die Apokalypse ist überschätzt
Der Henker - Burgtheater Wien
Blut auf dem Vogerlsalat
von Andrea Heinz
Wien, 4. Dezember 2019. Wenn man dem Burgtheater in dieser noch sehr jungen, ersten Saison unter der neuen Direktion etwas vorbehaltlos zugute halten kann, dann die Tatsache, dass es eine Autorin wie Maria Lazar auf den Spielplan genommen hat. Eine jener zumeist jüdischen Autorinnen der Zwischenkriegszeit, die ins Exil gezwungen oder ermordet wurden und nach dem Krieg nachhaltig in Vergessenheit gerieten. An der Qualität lag es nicht, das konnte man spätestens 2014 und 2015 sehen, als der Wiener Germanistik-Professor Johann Sonnleitner im Verlag Das vergessene Buch zwei Romane Lazars herausgab, "Die Vergiftung" und "Die Eingeborenen von Maria Blut". Vor allem letzterer ragt an Klarsicht, Genauigkeit, Menschenkenntnis, aber auch schriftstellerischer Könnerschaft weit heraus. Mit stupender Deutlichkeit sah Lazar schon in den 1930er-Jahren, warum genau das möglich werden konnte, wovon sich noch heute viele fragen, wie es möglich sein konnte.
Die Hermannsschlacht - Burgtheater Wien
Oh Abgrund
von Gabi Hift
Wien, 28. November 2019. Fernseh-Krimi-Einschaltquoten beweisen es: Menschen wollen in die Abgründe des Menschseins schauen, es gibt ein Bedürfnis nach einer Intensität des Grauens. Und Heinrich von Kleist, der Fanatiker des Monströsen, kann es befriedigen. Dennoch ist es ein Wagnis, Kleists "Hermannsschlacht" zu inszenieren. Als Propagandastück gegen die napoleonische Besatzung, als das Kleist es geplant hatte, war es unbrauchbar, erst in der Nazizeit wurde es viel gespielt, der Aufruf zum totalen Vernichtungskrieg passte. Gegen diese Historie muss Martin Kušej als neuer Burgtheater-Direktor nun antreten – und gegen die legendäre Aufführung, die Claus Peymann seinerzeit zum Einstand seiner Burgtheaterintendanz aus Bochum mitbrachte. Bestimmt hat Kušej genau das gereizt, dass man, egal was kommt, erst einmal sagen würde: "Der Kerl traut sich was!"
The Party - Burgtheater Wien
Aufgetischt und abgekotzt
von Andrea Heinz
Wien, 21. September 2019. Das Burgtheater beliebt neuerdings zu scherzen: "Burgtheater sold white men" ist auf den Werbeplakaten zu lesen (sofern man die Schrift entziffern kann). Weiß die Marketingabteilung womöglich nicht, dass Neu-Intendant Martin Kušej ein weißer Mann ist? Oder soll das ein Scherz sein? Wahrscheinlich handelt es sich um ein Missverständnis: Geschlechtergerechtigkeit bedeutet nicht, dass Männer endlich auch öfter Opfer von Menschenhandel werden sollten. Niemand will das, das Publikum nicht und auch wir Kritiker*innen nicht. Oder, wie es einmal in "The Party" heißt, das Sally Potter ursprünglich als Drehbuch schrieb und das nun in der Regie von Anne Lenk auf die Bühne des Burgtheaters kam: "Männer sind nicht der Feind!"
Regie: Luk Perceval
Regie: Dušan David Pařízek
Regie: Barabara Frey
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