Gutmenschen - Yael Ronens neuer Streich am Volkstheater Wien
Red Bull verleiht kein Bleiberecht
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 11. Februar 2018. Die Geschichte vom Hasen? "Der Hase hüpft dem Löwen ins Maul, damit er ihn von innen heraus verändern kann." Der Marsch durch die Institutionen führt bei "Gutmenschen" von Yael Ronen und Ensemble ins Didi Mateschitz-Dickicht, besser bekannt als ServusTV. Und weil Mateschitz nicht nur Privatfernsehen, sondern vor allem Red Bull betreibt, steht auf der Bühne ein riesiger roter Stier. Zeus, Europa, Mythologie? Nix da. Eine Red-Bull-Reality-Show soll die Abschiebung von Cousin Yousif verhindern. Die "Gutmenschen" glauben, auf ServusTV ließe sich "mit Rechten reden". Einzig Elias zweifelt, und Schauspieler Sebastian Klein schimpft sich aus der Rolle heraus: "Das ist mein Text, aber zufällig ist das auch meine Meinung."
Heimwärts - Am Volkstheater Wien bringt Pınar Karabulut Ibrahim Amirs neuestes Stück zur Österreichischen Erstaufführung
Heimat ist immer woanders
von Veronika Krenn
Wien, 5. Januar 2018. Mit "Habe die Ehre", einer erfrischend unkorrekten Komödie über Ehrenmorde, erregte der syrisch-kurdische Arzt und Autor Ibrahim Amir in Wien erstmals Aufsehen. Für einen kleinen Skandal sorgte später, dass die Uraufführung seiner dystopische Komödie "Homohalal" am Wiener Volkstheater kurzfristig abgesagt wurde. Zum Höhepunkt der sogenannten Flüchtlingskrise sei eine Dystopie kein geeignetes Mittel zur Auseinandersetzung mit dem Thema, ließ das Theater in einer Presseaussendung wissen. "Heimwärts" (hier die Nachtkritik von der Kölner Uraufführung) ist neben einem Auftragswerk das erste der beiden Stücke Amirs, die das Volkstheater stattdessen zeigt. Politisch nur halb so brisant charakterisiert es Heimat in einem bunten Roadmovie voller prekärer Identitäten als Phantasma, das sich verflüchtigt, sobald man sich ihm nähert.
1984 – Hermann Schmidt-Rahmer stürzt George Orwells Romandystopie am Wiener Volkstheater in verblüffende Verfremdung
Her mit den alternativen Fakten!
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 17. November 2017. Rotes Scheinwerfer-Licht auf einem rosa gestreiften Boden. Phototapete miesester Auflösung betont die Holzhütte als Holzhütte. Eine Reihe von Bildschirmen, flimmernd, Clipart-Atmosphäre. Von oben hängt eine Projektionsfläche, eingefasst in Höhlenromantik. Sieben Schauspielende in beigem Trainingsanzug und mit Kim-Jong-un-Frisur tunken die Gesichter langsam ins dann grüne Scheinwerfer-Licht. Zu langsam, zu bunt, zu hell, zudem ein viel zu leises Gedudel, das hört niemals auf. Am Volkstheater Wien inszeniert Hermann Schmidt-Rahmer den Roman "1984" von George Orwell in richtig ranziger Optik. Die Bühne von Thilo Reuther, die Kostüme von Michael Sieberock-Serafimowitsch, die Videos von Clemens Walter und das Licht von Paul Grilj: Ist alles immer Verfremdungseffekt. Hält die Bühnenillusion in verstörender Distanz.
Regie: Anna Badora
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