Rechnitz (Der Würgeengel) - Miloš Lolić geht Elfriede Jelineks Diskurstext zu NS-Kriegsverbrechen am Wiener Volkstheater musikalisch an
Die Boten bitten zum Booty Shake
Medea - Am Wiener Volkstheater unter der Regie von Anna Badora bezaubert Stefanie Reinsperger als Kindsmörderin in Kriegsstiefeln
Meine Tänze passen nicht in deine Glitzerstöckelschuhe
von Eva Biringer
Wien, 20. November 2016. Es ist ein Trauerspiel. Medea, die Fremde, soll Walzer tanzen, in absurd hohen Glitzerstöckelschuhen und einem Lilifee-Rock, der ständig im Weg ist. Eine Demütigung auch, weil sie unter Beobachtung jener Frau steht, die ihr den Mann ausspannt. Wie Medea, die Nicht-Entfremdete tanzt, haben wir bereits gesehen. Unter einem roten Schleier, Symbol einer lange zurückliegenden Bluttat, zuckt sie über die Bühne, prügelt die Erde, stößt Urschreie aus. Ein archaisches Bild, ähnlich den rasenden Tänzern in Pina Bauschs "Sacre du printemps". Für diese Art Ausdruckstanz ist kein Platz in der Fremde, weil er die Praktizierende als eben genau das kennzeichnet: fremd.
Das Narrenschiff – Dušan David Pařízek verarbeitet Katherine Anne Porters berühmten Roman fürs Wiener Volkstheater
Porträt einer zerfallenden Gesellschaft
von Martin Pesl
Wien, 9. September 2016. Als sich die Pausengespräche vor allem ums Thema Schweiß drehen, wird man stutzig: Er wird doch nicht ...? Ist es im Volkstheater immer so unerträglich heiß? Oder hat Dušan David Pařízek wirklich die Klimaanlage ausgeschaltet? Vorm Haus empfing den Besucher ein unterschwelliger Soundteppich aus Möwen- und Hafengeräuschen. Auf den Brettern, die das Deck bedeuten, fächeln sich die Spieler Luft zu, seit es losgeht, beginnt doch ihre Reise im anstrengend hitzigen Mexiko. Ja, es muss so sein: Pařízek verpasst uns das sinnliche Gesamterlebnis – Mitschwitzen inklusive! Schließlich sitzen wir alle im selben Boot: 1931, auf der Fahrt nach Europa.
Isabelle H. - Felix Hafner beschnittbildert die österreichische Erstaufführung von Thomas Köcks repräsentationsreflexivem Flucht-und-Trauma-Stück am Volkstheater Wien
Wut und Wüste
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 13. März 2016. "Huppert, der Name ist Huppert." Das behauptet die Figur Isabelle H. in Thomas Köcks gleichnamigem Stück mit Nonchalance. "Isabelle H." – das So-tun-als-Ob, das Figur-spielt-Figur-Spiel, das ermächtigende Ich-wähle-meine-Rolle-selbst steckt schon im Titel. 2014 mit dem Else-Lasker-Schüler-Nachwuchs-Förderpreis ausgezeichnet, wurde Köcks Text jetzt im Volx/Margareten im Zuge des Festivals für Neues Wiener Volkstheater zur österreichischen Erstaufführung gebracht.
Regie: Anna Badora
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