Konstanz: Maulkorb von der Stadtpolitik für Intendant Christoph Nix
Konstanzer Klimakrise
9. August 2015. Der Konstanzer Bürgermeister Andreas Osner hat Christoph Nix, Intendant des Theaters Konstanz, die Dienstanweisung erteilt, dass "öffentliche Verlautbarungen, Schreiben, Pressemeldungen [des Theaters, d. Red.], etc. [...] über den Schreibtisch des Kulturbürgermeisters und des Pressesprechers gehen" und abgestimmt werden müssen. Das berichtet der Konstanzer Südkurier.
Hintergrund der Auflage ist laut Südkurier ein Text, der unter dem Namen "Michael Menz" in der Zeitung des Konstanzer Theaters "Trojaner" erschien. Darin heiße es unter anderem: "Alle drei gewählten Bürgermeister fallen dadurch auf, dass sie wenig Profil bilden, dass sie ausschließlich eine Form der Repräsentationskultur bedienen." Da der Name "Menz" bzw. "Michael Menz" auch von Figuren in Romanen getragen wird, die Intendant Chistoph Nix verfasste, werde er als Autor des inkriminierten Textes vermutet, wie der Südkurier weiter schreibt. Schnell sei in der Stadtpolitik darüber hinaus die Frage aufgekommen, ob es angemessen sei, "wenn das Stadttheater als städtischer Betrieb öffentlich seine Dienstherren so unverhohlen kritisiert".
In der Stuttgarter Wochenzeitung "Kontext" hat Christoph Nix einem weiteres Artikel des Südkuriers zufolge inzwischen reagiert. (Hier der Link zum Kontext-Artikel). Er werde sich nicht an die Anordnung des Bürgermeisters halten, "einen solchen 'Maulkorb' habe es bei den Nazis gegeben, aber nicht nach 1945. An deutschen Theatern sei dies in der Nachkriegszeit ein einmaliger Vorgang. Diese 'völlige Ignoranz der Meinungsfreiheit' könne er sich nur mit dem 'Konstanzer Klima' erklären, das vom 'Verlust demokratischer Selbstverständlichkeiten' geprägt sei", zitiert der Südkurier aus dem Kontext-Artikel. Oberbürgermeister Uli Burchardt, der in die Kritik des "Trojaner"-Artikels ebenfalls eingeschlossen ist, sei noch nie in seinem Theater gewesen. Burchardt sei "ein Kunstverächter", der Kritik nicht aushalte.
Nix vermute, die Bürgermeister nähmen ihm Attacken auf TTIP und Banken übel, und spreche von "Zensur", schreibt sueddeutsche.de. "Auch wenn er zum großen Theaterdonner neigen mag, so hat er doch im Kern recht: Hinter der Affäre steckt ein Angriff auf das politische Theater, das Christoph Nix pflegt."
Oberbürgermeister Uli Burchardt will Informationen des Südkuriers zufolge, vorerst nicht weiter auf die Äußerungen von Christoph Nix reagieren. Man warte jetzt erst einmal die von ihm eingeforderte Stellungnahme ab, danach sehe man weiter, erklärte dem Blatt zufolge ein Pressesprecher der Stadt.
(Südkurier / sueddeutsche.de / sle)
Inzwischen hat Christoph Nix in der Zeitung Kontext eine Gegendarstellung erwirkt, in der er wesentliche, ihm zugeschriebenen Äußerungen bestreitet. (15.8.2015)
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Man dachte eigentlich, dass der alte Polterer froh sein müsste, dass ihn noch einmal jemand angestellt hat, gar sein Theater in seine Hände gegeben hat, und nun, nach der Vertragsverlängerung, lässt sich gut stänkern. Und die Armada an Kulturkritikern steht ihm selbstredend gleich zur Seite, man muss da zusammen halten, egal wie dämlich manch einer sich verhält, oder siehe Rostock, Unsinn redet.
Ich muss gestehen, die Reaktion der Bürgermeister ist souverän, nun soll der Angestellte Nix seinem Arbeitgeber mal schön vorlegen, was er wieder in die Welt posaunen möchte. Ist ok, das hat er verdient, der nichtmal mit seinem Namen signierende Herr Intendant!
Was hat die Qualität der Inszenierungen eines Theaters mit Meinungsfreiheit zu tun? Konstruieren Sie hier evtl Zusammenhänge, die keine sind? Nicht jeder öffentliche Aufruf, Artikel oder Medieninfo ist zwangsläufig dafür geschrieben, auf sich aufmerksam zu machen. Manche wollen tatsächlich auf einen Inhalt oder einen Missstand hinweisen. Selbst wenn ein Mann wie Nix wohl dahinter steckt.
Wenn dieser Verdacht allen missliebigen Stimmen entgegengebracht wird, die aus der Kunst und der Kultur kommen, dann prost Mahlzeit braucht es keinen Maulkorb mehr, dann reicht schon lapidare Vorveruteilung, um jede kritische Stimme zu diskreditieren. Für eine kritisch künstlerische unabhängige Stimme sehe ich dann aber schwarz!
SOLCH PAUSCHALES INTENDANTENBASHING IST ABER EBENSO WENIG HILFREICH WIE ES ES SCHLECHTE INTENDANTEN SIND. MIR FÄLLT SOFORT MEHR ALS EINES ART TOP 1O TOLL ER INTENDANTEN EIN, AUF DIE SOLCHE KRITIK NICHT ZUTRIFFT :
WILFRIED SCHULZ
PETER CARP
KAI VOGES
SEWAN LATCHINIAN
ANDRE BÜCKER
ULRICH KHUON
SHERMIN LANGHOFF
HOLGER SCHULZ
STEFFEN MENSCHING
DAGMAR SCHLINGMANN
NICOLA MAY.
ALSO, FAIR BLEIBEN, BITTE.
Die TOP 10 lassen sich noch erweitern, durch:
Roberto Ciulli
Christian Stückl
Matthias Brenner
Martin Kusej
Thomas Ostermeyer
Guter Witz! Entweder die Liste oder den eigenen Gefühlshaushalt falsch verstanden.
Dann fehlt ja nur noch Zlaus P.
Behauptungen aufstellen! Blenden! Diffamieren! Diskreditieren! Last but not least Dilettieren! Auch das gab es vor 1945. Lange - lange, lange davor.
Herr Nix vergisst, dass ausgerechnet dieser angebliche "Verlust demokratischer Selbstverständlichkeiten in der Konstanzer Politik" gerade IHN wiederholt gewählt und seine Intendanz verlängert, erst möglich gemacht hat. Weiter führt er aus: "Die Menschen wenden sich ab und die Gewählten sind beleidigt und fühlen sich dennoch unangreifbar." Volltreffer! Bravo! Stimmt! Ausgezeichnete Selbsterkenntnis. Gut inszeniert. Der Spielort perfekt. Die Menschen wenden sich tatsächlich ab. Anders lässt sich ein halb besetzter Zuschauerraum im Stadttheater Konstanz nicht erklären. Diese Leere, welche vor dem gemeinen Volk (lt. Nix) nicht weiter zu verbergen ist, zieht sich wie ein roter Faden durch die Spielzeiten. Das gemeine Volk, die Maiers, Müllers, Schmidts, Schulzens und wie sie alle heißen mögen, fragen: "Wie kann, augenscheinlich dieser gähnenden Leere im Zuschauerraum, eine angebliche Zuschauerzahl von 106 000 behauptet werden. Dummies? Das Nix'sche Gepolter und Gebrüll ist weder ein Streit, noch eine Auseinandersetzung, geschweige Kritik.
Gebetsmühlengleich, seit Jahr und Tag, sich wiederholend, immer gleiche stammtischartige pauschale Pamphlete und Proklamationen, welche bestenfalls dazu dienen diverse Blätter, Portale und Blättchen zu füllen.
Das ist weder politisches Theater, noch hat es mit künstlerischer Freiheit zu tun hinter der sich gerne schnell versteckt wird. Das schadet Kunst und Kultur! Hingegen ist lautes Denken, Kritik sachlich recherchiert, analysiert und Lösungsorientiert vorgebracht, auch leidenschaftlich, nicht verboten! Auf jeden Fall weit, weit entfernt von Maulkörben.
Zu Nr.4, Hyperion:
Mit jedem Wort den Punkt getroffen!
Nix fällt durch eitles, selbstgerechtes Verhalten und altbackenes, unkritisches Theater auf, behandelt seine Schauspieler schlecht und kritisiert seine Geldgeber(!) ohne den Mut zu haben, es unter seinem Namen zu tun.
Schwach.
Respekt hat er weder vor seinen Untertanen noch vor der Obrigkeit und das hat nix zu tun mit Kunstfreiheit oder dergleichen.
(...)
Man mag zu Nix stehen wie man will, aber hier geht es um grundsätzliche Werte unseres Gemeinwesens. Das scheinen einige im Forum nicht verstanden zu haben. Hier intellektuell übersichtlich sein Mütchen zu kühlen (Shavade, Hyperion, Friedrich etc.) ist gelinde gesagt deplatziert und in seinem Untertanengeist peinlich urdeutsch. Die Konstanzer können froh sein, so einen Intendanten zu haben, denn die politische Klasse scheint vollkommen degeneriert.
Er habe Vieles so wie veröffentlicht weder geäußert noch gemeint. Falsche Darstellung. Also ist OB Burchhard lt. Gegendarstellung kein Kunstverächter, hält Kritik aus und besucht das Stadttheater. Bleibt allein der grüne Staatssekretär Jürgen Walter auf der Nix'schen Possenbühne? Mein Gott wer glaubt denn so etwas. Fehlt noch, dass er behaupten lässt, das es IHN gar nicht gab, jedenfalls nicht zur fraglichen Zeit. Das soll jetzt justiziabel sein. Ein Pinocchio am Bodensee.
Herr Nix, ich bitte Sie inständig, bleiben Sie unbequem und lassen Sie sich nicht einschüchtern!