Kate Tempest sagt Konzert in der Volksbühne Berlin ab
Aggressive Atmosphäre
20. September 2017. Die britische Rapperin Kate Tempest hat ihr Konzert mit Orchester und Chor für die Volksbühne Berlin am 6. Oktober 2017 in Hangar 5 des Tempelhofer Flughafens abgesagt. Das teilte die Volksbühne in einer Presseaussendung mit. Tempests Management in London hat die Absage der Mitteilung zufolge mit Drohungen gegen ihre Person begründet.
"We have continued to receive personal threats via email and over social media and this is not a conducive environment in which to present our concert", zitiert die Volksbühne aus der Begründung des Managements. " Kate does not want to perform in such an aggressive atmosphere and I do not want to take a further risk with her mental health or potentially our team's safety."
Im Kontext der Boykottaufrufe gegen das Berliner Pop-Kultur-Festival im August durch die umstrittene Organisation BDS (Boycott, Divestment and Sanctions), die international immer wieder Druck auf Veranstaltungen ausübt, die israelische Künstler*innen oder Wissenschaftler*innen einladen, oder auf Künstler*innen oder Wissenschaftler*innen, die in Israel an Veranstaltungen teilnehmen wollen, war Kate Tempest in verschiedenen Presseartikeln (u.a. von Sibylle Berg in ihrer Kolumne auf Spiegel-online) und Tweets als Unterstützerin dieser Organisation genannt und kritisiert worden. Der Boykott-Aufruf gegen das Berliner Pop-Kultur-Festival war mit der (darüber hinaus unrichtigen) Information begründet worden, das Festival würde von der israelischen Botschaft in Berlin mitfinanziert. Der Mitteilung der Volksbühne zufolge war von dem Boykott-Aufruf und den daraus resultierenden Absagen von acht Künstler*innen auch Christian Morin betroffen, der seit 2009 Musikkurator der Volksbühne und gleichzeitig Co-Kurator des Festivals "Pop-Kultur" ist.
"Ich bedauere es sehr, dass Kate Tempest sich entschieden hat, nicht in Berlin aufzutreten", wird Volksbühnen-Intendant Chris Dercon im Zusammenhang mit der Absage des Konzerts zitiert. "Obwohl ich ihr Unwohlsein in dieser Situation verstehen kann, hätte ich mir gewünscht, dass sich die Künstlerin für einen Dialog mit ihrem Publikum geöffnet hätte. Dafür machen wir Kunst."
Am Abend des 20. September äußerte Kate Tempest sich persönlich über ihren Facebook-Kanal (die Volksbühne schickt den Post am 21.9. in einer Pressemitteilung herum): "Ich möchte klarstellen, dass ich über die Handlungen der israelischen Regierung gegen die palästinensische Bevölkerung entsetzt bin. Ich habe lange darüber nachgedacht und mich, gemeinsam mit vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern, die ich respektiere, als Akt des Protestes dem kulturellen Boykott angeschlossen", erklärt Tempest. Sie sei selbst jüdischer Abstammung "und zutiefst von den Vorwürfen, ich würde eine antisemitische Organisation unterstützen, verletzt". Die israelische Regierung sei nicht die einzige Stimme des Judentums. "Dieser Auftritt war dazu gedacht, darauf aufmerksam zu machen, welchen Horror Migrantinnen und Migranten auf der Suche nach einem besseren Leben durchmachen müssen und Solidarität mit ihnen als Menschen zu zeigen und ich bin darüber enttäuscht, dass daraus ein politischer Spielball gemacht wurde." Sie bedaure die Absage, "aber ich hatte das Gefühl, dass es weder ein angemessener noch ein sicherer Rahmen für mich wäre, meine Kunst zu präsentieren – ich hoffe das in Deutschland zeitnah wieder tun zu können. Ich bin dankbar für die Unterstützung des Teams der Berliner Volksbühne und wünsche ihnen nur das Beste."
(Volksbühne / sle / sd)
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Und: Ist so ein Konzert nicht recht leicht zu sichern (Taschenkontrollen) und es wäre aus künstlerischer Sicht eben genau die Haltung trotz Gegenstimmen zu seiner Position zu stehen, auch via Konzert?
Nachdenklich und gespannt.
Es scheint so als sei es so das der Begriff der Premiere sehr schwammig in der Volksbühne Berlin definiert.
Im deutschsprachigen Raum no Go ist es in anderen Ländern Gang und .... so von neuen bzw. Produktionen zu sprechen.
Kontinent Insel und andere die das nicht mitbekommen haben so kann man ... und das passiert nicht nur im Theater.
Es hätte nur was passiere können ausser wir tanzen mit dem Kultur Manager
auch kate tempest arbeitet als "solistin" nach ähnlichen kriterien.
und bei dieser arbeitsweise kommt etwas ins spiel, was von keiner agentur und mit keiner honorarhöhe "einzukaufen ist" = die unbezahlbarkeit und das risiko der kunst.
plumpe marktgesetze werden von der freiheit der kunst auf ihren untergeordneten platz verwiesen um den ideologischen/religiösen/propagandistischen oder esoterischen einflüssen keinen zugang zu geben.
natürlich lebt die kunst nicht im luftleeren raum und ist jeder menge kunstfeindlicher instrumentalisierung ausgesetzt und selbst ein "kunstfreundliches" pr-team oder eine agentur kann NUR selbstproduziertes werk authentisch vertreten - doch die neue vb hat nur einen leeres haus, das sie mit programmen füllen will/kann/muß als legitimation - doch es ist keine galerie oder ausstellungshalle und war es in der langjährigen tradition niemals - sondern als ein einzigartiger arbeitsplatz für künstler und ihr damit eng verbundenes publikum geschaffen (GÄSTE immer gern gesehen!)
die theaterkunst hat einmaliges verloren! kate tempest wurde im vorfeld bedroht - selbst das berghain konnte für ihren schutz garantieren. wer schützt die freiheit der kunst an der neuen volksbühne? ein aufgeschriebener plan - ein zweiter oder dritter?
alles sehr dünnes eis für sehr viel leichtigkeit - was bei belastungen bricht. große namen und worte flattern durch den leeren raum - wie ein echo aus alter zeit - "welturaufführungen" entpuppen sich als geliehene podeste oder sind schon ewig bei youtube zu besichtigen ...
kate tempest wird weltweit weiter singen - neue lieder schreiben und produzieren ... welchen beitrag leistet die neue vb für die KUNST?
ps. ich persönlich bin der meinung: dercon KANN es gar nicht, die politik sowieso nicht: künstler in die intendanzen (egal, ob sie meinem geschmack entsprechen oder nicht) ... wenn man kunst wirklich will und NICHT deren instrumentalisierung ...
Ich fordere von Chris Dercon gar nichts, weil ich Beschlüsse von demokratisch gewählten Parlamentariern akzeptiere. Auch dann, wenn sie mir eventuell nicht gefallen. Noch haben wir Wahlen, die nicht abgeschafft sind. Ich möchte bitte nur, dass Künstler Künstler genannt werden und Manager Manager.
und auch auf die gefahr hin hier jetzt große wutstürme zu ernten: was ist denn der unterschied zwischen der ortsspezifischen adaption eines über mehrere jahre entwickelten boris charmatz-stücks, das übrigens auch in der berlin-adaption ein künstlerischer und zeitaufwändiger prozess ist - gegenüber dem, zugegeben flapsig ausgedrückt, blaupausentheater von leuten wie herbert fritsch oder michael thalheimer, wo sich die 3-4 inszenierungen pro spielzeit darstellerisch und ästhetisch stets sehr gleichen?
ich finde diese schelte, das dazu gehörige finger-zeigen und "kapitalisten"-schreien total albern und auch elitär, weil es zeigt, dass sich diese kritiker*innen bis dato in einer von der theaterrealität abgeschirmten blase aufgehalten haben.
ich will kein öl ins feuer gießen - jedoch auch ihre worte nicht so einfach stehen lassen, da sie zu den brandgefährlichen halbwahrheiten gehören, die einfach keinen frieden aufkommen lassen können.
dazu zwei links:
" 16 jüdische Organisationen, mehr als 100 Erstunterzeichner aus 12 Ländern zeigen Israels Regierung die Stirn
Die Regierung Israels führt gegenwärtig eine umfassende Kampagne, die darauf ausgerichtet ist, den gewaltfreien Widerstand der palästinensischen Zivilgesellschaft zu brechen aber auch oppositionelle Organisationen und Gruppen im eigenen Lande sowie international zum Schweigen zu bringen. Im Vordergrund steht dabei die von der palästinensischen Zivilgesellschaft 2005 ins Leben gerufene „BDS-Bewegung“ (Boykott, De-Investition, Sanktionen), die weltweit mit gewaltfreien Mitteln das politische Interesse für die Lage der palästinensischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten wachhält.
Mit dem erklärten Ziel diese Bewegung zu „eliminieren“ ergreift die israelische Regierung auf nationaler und internationaler Ebene Maßnahmen, die gegen internationales Recht verstoßen und verbriefte Grundrechte ihrer Unterstützer verletzen.
Unter den Erstunterzeichner befinden sich Persönlichkeiten wie Noam Chomsky, der ehmalige südafrikanische Minister Ronnie Kasrils, die Mitbegründerin von Code Pink Medea Benjamin, Felicia Langer die erste und viele Jahre einzige israelisch Anwältin für Plästinenser aus den besetzten Gebieten sowie Rolf Verleger, der von 2005 bis 2009 dem Vorstand des Zentralrates der Juden angehörte."
http://www.juedische-stimme.de/?p=1966
"Tatsächlich ist der Fall Tempest aber auch ein Beispiel dafür, wie schnell eine als politisches Engagement aufgefasste Unterschrift in den Strudel eines erbittert geführten ideologischen Kampfes geraten kann, in dem es vor allem darum zu gehen scheint, Feindbilder festzuschreiben." – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/28446252 ©2017
" Inzwischen hat die Rapperin auch selbst zu Wort gemeldet, mit einem Statement auf ihrer Facebook-Seite. Dort stellt sie klar, dass sie über das Verhalten der israelischen Regierung gegenüber der palästinensischen Bevölkerung "entsetzt" sei und sich deshalb dem kulturellen Boykott des Landes angeschlossen habe. Gleichzeitig wehrt sie sich gegen Vorwürfe des Antisemitismus, die sie als Person jüdischer Abstammung "zutiefst verletzt" hätten. "Die israelische Regierung ist nicht die einzige Stimme des Judentums", schreibt die Künstlerin. "Dieser Auftritt war dazu gedacht, darauf aufmerksam zu machen, welchen Horror Migrantinnen und Migranten auf der Suche nach einem besseren Leben durchmachen müssen und Solidarität mit ihnen als Menschen zu zeigen und ich bin darüber enttäuscht, dass daraus ein politischer Spielball gemacht wurde", so Tempest weiter. Sie bedauere die Absage ihres Auftritts und wünsche dem Team der Volksbühne nur das Beste, habe aber den Eindruck, dass es "weder ein angemessener noch sicherer Rahmen" für sie wäre, den Auftritt wahrzunehmen."
http://www.tagesspiegel.de/kultur/persoenliche-drohungen-rapperin-kate-tempest-sagt-volksbuehnen-konzert-ab/20352254.html
(Liebe marie, danke – wir haben das Statement auch in die Meldung oben aufgenommen. Mit freundlichem Gruß, sd/Redaktion)
Die Frage ist doch: Warum schreibt eigentlich Kate Tempest überhaupt noch Songs, wenn über ihr Auftrittswohl- und wehe deutsche Hobby-Politiker schon mal ganz unabhängig von ihrer Kunst urteilen und wenn sowieso ihr Management entscheidet, wo es für sie bei Auftritten zu unangenehm wird und wo nicht?
Kate Tempest macht doch gar kein Theater. Wird jetzt hier alles thematisiert, was in Theatern passiert? Oder doch nur das, was in Bezug zur Volksbühne steht?
Bisschen viel Berlin hier, in letzter Zeit. Die Stärke von nk war/ist doch eigentlich, dass auch andere Theaterhäuser besprochen werden. Und jetzt: nur noch Volksbühnendiskussionen und eine Überlast an Berliner Premieren.
Wenn Sie mir Halbwahrheiten unterstellen, seien Sie bitte so nett, zu belegen, worin diese bestehen. Ihre Ausführungen und Links haben keinerlei Bezug zu meinen Aussagen.
@D. Rust
Dass es sich bei BDS um eine antisemitische Bewqegung handelt, ist nicht meine Privatmeinung, es ergibt sich aus ihren Zielen und Methoden (es ist letztlich eine Fortführung von "Kauft nicht bei Juden!") und ist weitgehend anerkannt, zumindest in Deutschland, wo man vielleicht eine höhere Sensibilität bzgl. Antisemitismus hat (keine Ahnung, woher das kommt... *Ironieoff). Und wer eine solche Bewegung unterstützt, macht sich mit Antisemiten gemein. Das ist eigentlich ganz einfach.
Was Frau Tempest betrifft, bleiben sie doch bitte bei der Wahrheit: Niemand hat ihren Auftritt verboten, niemand hat ihn verunmöglicht. Sie hat ihn aus freien Stücken abgesagt. Ich gestehe ihr selbstverständlich das Recht zu aufzutreten, wo sie möchte, ein Recht, dass sie und die von ihr unterstützte Kampagne ihren Kollegen nicht einräumt (s. die kürzliche Kampagne gegen Radiohead). Genauso habe ich (und andere) das Recht, ihre Handlungen und politischen aufrufe zu kritisieren.
Das einzig ärgerliche sind Ihre Lügen. Bei dem Konzert hätte es sich durchaus um ein einmaliges gehandelt, ergo eine Welturaufführung. Hier noch mal aus dem Ankündigungstext: "Im Mai 2017 kuratiert Tempest das Brighton Festival und führt dort erstmals eine orchestrale Version von Let Them Eat Chaos auf. Für die Volksbühne ergänzt sie diese zusätzlich durch einen Chor. Die Aufführung im Hangar 5 wird weltweit das einzige Konzert mit dieser opulenten Produktion sein." Nicht schwer zu verstehen, oder?
In dem Zusammenhang von Kunst und Kultur finde ich dieses Verhalten von BDS Anhängern nur noch erbärmlich und dumm.
http://www.stopbds.com/?page_id=1899
(Liebe*r Dominik, der Link ist ergänzt. Danke für den Hinweis. MfG, sd/Redaktion)
wie ich schon sagte: ich möchte mich nicht auf ein hochexplosives, polarisierendes und völlig umstrittenes feld von begrifflichkeiten begeben - schon gar nicht, wenn meine gesamte biografie für antifaschismus und antirassismus steht. in den letzten jahren beobachte ich jedoch, wie pauschal und undifferenziert mit behauptungen und gerüchten umgegangen wird - und DAS nenne ich gefährliche halbwahrheiten. sie unterstellen einfach "antisemitismus", obwohl sie ja wissen sollten, welchen WANDLUNGEN die deutung dieses begriffes ausgesetzt war und ist. d.h. bis 1945 gab es eine relative klarheit über die bedeutung dieses begriffes und konnte sogar als staatsideologie verbreitet werden bzw. wurde in ALLEN gesellschaftlichen bereichen toleriert. nach dem erschrecken, welche taten sich daraus ergeben hatten, wurden diese zu einem straftatbestand! d.h. jedoch nicht, dass kein angehöriger einer anderen religion oder ethnischen herkunft selbst straftäter werden kann - selbst ein staat oder eine religionsgemeinschaft sind zu menschenrechtsverletzungen fähig.
und genaus DIESES möchte ich gern höchst klar und differenziert angewendet wissen. und genauso habe ich kate tempest und ihre fans verstanden (warum sind sie nicht über dercon empört, der ja die einladung ausgesprochen hat?). deshalb habe ich die artikel verlinkt, um ihnen zu zeigen, dass es sich nur um ihre privatmeinung handelt und nicht um eine tatsachenbehauptung (und dies nicht klar zu trennen, sollte für einen journalisten basisanspruch sein).
und ich lege mit einem weiteren link nach - habe aber auch kein problem, wenn sie keine zusammenhänge erkennen ...
ÜBRIGENS ist gerade HEUTE eine weitere, neuere (auch umstrittene) "definition" gebilligt und verabschiedet worden - und wer weiß - vielleicht kommen die nächsten tage noch ganz andere, noch neuere unter die leute ... (bedeutsam ist der letzte relativierende satz, mit wenn und aber ...)
"Die genaue Formulierung lautet: „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum, sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“
Zu Israel heißt es: „Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“ Daran gibt es von unterschiedlicher Seite Vorbehalte, weil eine Gleichsetzung von Kritik an israelischer Regierungspolitik mit Antisemitismus befürchtet wird. Allerdings weist die IHRA selbst darauf hin, dass solche Kritik dann nicht gemeint sei, wenn sie mit auch an anderen Ländern und Regierungen geübter Kritik vergleichbar sei."
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kabinett-billigt-neue-antisemitismus-definition-15208055.html
" Weltweit unterstützen Künstler, Wissenschaftler, Gewerkschafter und Politiker die Organisation, darunter der britische Labour-Vorsitzende Jeremy Corbyn, die im kalifornischen Berkeley Philosophie lehrende Professorin Judith Butler und die kanadische Publizistin Naomi Klein. Es sei ein »trauriger Tag«, wenn in Deutschland das Engagement antirassistischer Gruppen wegen falscher Anschuldigungen und Propaganda verboten würde."
https://www.jungewelt.de/artikel/317386.juden-sollen-antisemiten-sein.html
ps. antirassistische grüße an ALLE - auch an ANDERSdenkende
Es entbehrt nicht einer subtilen Komik, daß Sie zur Verteidigung der antisemitischen BDS ausgerechnet die "israelkritischen" jüdischen Mitglieder der "Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost" anführen, die keine Gelegenheit auslassen, den jüdischen Staat zu diskreditieren und zu delegitimieren. Diese jüdische Gruppe hat den antisemitischen Boykott des Berliner Festivals ausdrücklich begrüßt:
"Wir, die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost und Jewish Antifa Berlin rufen das Pop-Kultur Festival dazu auf, ihre Partnerschaft mit der israelischen Botschaft aufzukündigen. ...
Tatsächlich sind wir nicht die einzigen, die diese Ansicht vertreten – sechs internationale Künstler*innen haben bislang ihre Teilnahme aus Protest gegen diese Partnerschaft und in Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung sowie ihrem Aufruf zu Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel abgesagt."
Etc.
http://www.juedische-stimme.de/?p=2308
Die "jüdische Stimme" der massiven antiisraelischen Propaganda ist keine Adresse, die man zitieren sollte, wenn man über BDS reden will.
BDS betreibt die Delegitimierung Israels, die Dämonisierung Israels und arbeitet mit doppelten Standards - das sind die Kriterien der EU-Arbeitsdefinition für Antisemitismus. BDS ist eine politische Pressure Group, die die Auflösung Israels anstrebt. BDS ist eine entschieden zu bekämpfende, klar antisemitische Bewegung, die sich beunruhigenderweise immer mehr ausbreitet. Wer sich mit ihr und ihren Zielen gemein macht, ist eben einfach - Antisemit. Egal, wie doll er/sie singt.
Ich finde es stattdessen schockierend, dass es scheinbar wieder möglich ist, 2017, in Berlin, unliebsame Positionen der Öffentlichkeit vorzuenthalten - ob wegen einer abstrakten, konkreten oder auch lediglich konspirativ vermuteten Bedrohung der eigenen Person. Irgendwie machen wir doch Theater auch um unser Handeln mit dem Referenzraum um uns herum abzugleichen? Wenigstens vermeintlich mittelbar? Und in so einem Kontext findet sich dann eine seltsame mesalliance aus Antideutschen, othodoxen Siedlern, klar auch die selbstbehauptete Alternative und einer geschmacklosen Schadenfreude. Das will jetzt nicht meinen, spiel bloß nicht mit den Schmuddelkindern, sicherlich sind die Motive unterschiedlich gelagert, aber spielt es in so einem Zusammenhang tatsächlich eine Rolle, ob zB das was KT gemacht hätte so richtig neu ist und ob es was auf dem Theater verloren hat?
Habe ich einen Appell? Höchstens einen für mehr aufrichtige Kritik, damit daraus vielleicht sogar ein Austausch entstehen kann. Für einen weiten Kunstbegriff, der darum noch lange nicht beliebig ist. Und für Behutsamkeit in der Sache und der Rhetorik, denn so sind wir gerade nicht mal Gegner, sondern bestenfalls Opfer für das was ab Sonntag aller Voraussicht nach auf uns zu kommt. Schicken wir lieber ein paar andere Gespenster durch die Stadt, durch Europa.
ich bin wirklich mega irritiert. Euer Link geht ins Leere, der Tagesspiegel spricht von einer PM, die am 21. durch die VB versandt worden sein soll (auf deren Webseite, aber nicht downloadbar ist) und einem Post am 20. auf ihrer fb-Seite, die dort auch verlinkt ist, wo ein solcher Post, allerdings nicht steht (letzter Post: 12.09.). Kann es sein, dass sich der vom Tagesspiegel zitierte fb-Post auf den Konzertauftritt von August bezieht? Inhaltlich würde das jedenfalls besser zu besagter Veranstaltung passen, als zum VB-Auftritt.