Aktivist*innen besetzen Berliner Volksbühne
"Wir bleiben"
Berlin, 22.-26. September 2017. Die Berliner Volksbühne ist besetzt worden. Darüber berichten verschiedene Medien. Eine Gruppe mit dem Namen "Staub zu Glitzer" hat am Nachmittag das Gebäude am Rosa-Luxemburg-Platz betreten. In einem Facebookbeitrag der Gruppe, die ihre Website "VB 61-12" nach der derzeit größten Atombombe B 6112 benannt haben, heißt es:
Laut taz waren mehr als hundert Menschen bei der im Foyer abgehaltenen Pressekonferenz zugegen, in deren Verlauf die Volksbühne, die einen heftig umstrittenen Intendanzwechsel hinter sich hat und seit August von Chris Dercon geleitet wird, zum "Eigentum aller Menschen" erklärt wurde. Zwei anwesende Polizisten hätten "vorerst kein Problem" gesehen, so die Zeitung. Auch eine Anzeige des Hauseigentümers gebe es bisher nicht. Offenbar planen die Aktivist*innen, sich auf Dauer in dem Haus einzurichten. Das legt die Verbreitung von "Hausregeln" nahe.
Denkmalschutz und Kunst
Ein Mitglied der Gruppe, das anonym bleiben wollte, bestätigte dieses Vorhaben gegenüber nachtkritik.de: "Wir werden bleiben." Im Haus zu wohnen werde vermutlich bis auf Weiteres notwendig zu sein, um den Betrieb des Hauses sicherzustellen. Die Volksbühne solle als Aushandlungsort dienen, "in welcher Stadt wir leben, arbeiten und wohnen wollen". Man sei sich, so die Pressesprecherin, "der Bedeutung dieses denkmalgeschützten Hauses bewusst", es werde "kein Nagel in die falsche Wand geschlagen, keine Wand beschmiert."
Überdies sind verschiedene Kunstaktionen, Podiumsdiskussionen, Lesungen sowie ein "Parlament der Wohnungslosen" geplant. Außerdem wurde auf der Pressekonferenz "zur Partizipation" eingeladen. "Insbesondere möchten wir auch das ehemalige künstlerische Personal der Ära Castorf dazu einladen, sich bei dieser Großinszenierung vielfältig zu engagieren. (...) Wir fordern alle ehemaligen Regisseur*innen auf, ihre Repertoire-Stücke nach Möglichkeit in den zukünftigen Spielplan zu integrieren."
Es geht nicht um Dercon
Die Übergabe der Volksbühne an Chris Dercon sei "symptomatisch für die gesamte Stadtentwicklung", so die Gentrifizierungsgegner*innen in einem am späten Nachmittag versandten Statement. "Dabei geht es uns nicht um die Person Chris Dercon. Er ist inzwischen mehr Opfer als Täter in diesem Prozess. Neben der berechtigten Kritik aus der Fachwelt an dem neuen Konzept der Volksbühne als Plattform gab es eine Reihe von Protestaktionen gegen diese Entscheidung", doch die Politik verweigere "ein Einlenken" und verweise auf geschlossene Verträge. Jedoch, so stellte die Pressesprecherin hinsichtlich Dercon klar, distanziere man sich "ausdrücklich von allen Angriffen auf seine Person" und fordere den Kultursenat auf, "Chris Dercon eine andere, angemessene Wirkstätte zur Verfügung zu stellen."
Kritik von Kultursenator Klaus Lederer
"Kunstfreiheit ist immer auch die Kunstfreiheit der Andersperformenden!", verlautbarte am Abend Kultursenator Klaus Lederer auf seiner Facebook-Seite und kritisierte die Aktion. "Ja, der Kampf um Freiräume ist wichtig und notwendig. Er ist mir ein zentrales politisches Anliegen. Aber der Kampf um Freiräume kann nicht dadurch geführt werden, dass existierende Freiräume – ob mir gefällt, was dort passiert oder nicht – privatisiert und unter eine angemaßte Kontrolle gestellt werden."
Wer steckt dahinter?
Das Gerücht um eine geplante Besetzung der Volksbühne kursierte bereits seit mehreren Wochen, eine Ankündigung der Aktion "am Tag-X" veröffentlichte die "Staub oder Glitzer"-Gruppe im Netz. Wer dahinter steckt, ist bislang unklar. Erklärt wurde, dass "ein harter Kern von etwa 40 Personen mit einem Mantel von bis zu 110 Menschen" seit mehr als einem Dreivierteljahr "aktiv an dieser Operation mitgearbeitet" habe. Das Kollektiv bezeichnet sich selbst als "feministisch, antirassistisch und queer". Namentlich in Erscheinung getreten ist bislang nur Hendrik Sodenkamp. Sodenkamp war (nicht an der Volksbühne, sondern am Thalia Theater Hamburg) Hospitant beim ehemaligen Volksbühnen-Chefdramaturgen Carl Hegemann, später Protagonist der 2014 in Berlin gegründeten antikapitalistischen Gruppierung 'Haus Bartleby – Zentrum für Karriereverweigerung' sowie Koordinator des "Kapitalismustribunal", das 2015 in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt, Brut Theater Wien und dem Club of Rome dazu aufforderte auf Grundlage "des eigenen Erlebens der ökonomischen Wirklichkeit" Akteure des Kapitalismus auf seiner Internetseite öffentlich anzuprangern.
Via Twitter haben die Aktivist*innen am Abend eine Liste mit Unterstützer*innen verbreitet:
Unsere vorläufige Unterstützer*Innenliste ist online:https://t.co/tACHMYXTlD#vb6112 #b6112 #Volksbuehne
— vb6112 (@vb_6112) 22. September 2017
Unter den Unterstützer*innen sind u.a. Hochschullehrer *innen wie Wolfgang Engler, Giulia Palladini, Alice Creischer, Künstler*innen wie Dirk von Lowtzow, Ruth Herzberg, Andreas Siekmann und Raul Zelig, ehemalige Castorf-Schauspieler wie Uwe Dag Berlin und Mex Schlüpfer und der ehemalige Volksbühnen-Hausphilosoph Guillaume Paoli.
Erklärung der Dercon-Volksbühne
Es habe bis tief in die Nacht Gespräche zwischen den Aktivisten, der Kulturverwaltung und dem Volksbühnenteam gegeben, berichtet unter anderem die Berliner Zeitung. Auch Intendant Chris Dercon und Kultursenator Klaus Lederer seien dabei gewesen. Inzwischen hat die Volksbühne via Facebook eine Erklärung verbreitet: "Wir haben Besuch! Von gestern 17 Uhr bis heute in die frühen Morgenstunden fanden Gespräche zwischen Vertreter*innen der Volksbühne, des Senats, der Polizei und den Besetzer*innen statt. Die Gespräche endeten vorläufig ergebnisoffen. Offen ist auch inwiefern unser Probenbetrieb am Montag wieder aufgenommen werden kann", heißt es unter anderem. "Bitte habt Verständnis dafür, dass wir via Facebook aufgrund der laufenden Verhandlungen keine weiteren Fragen beantworten. Wir erwarten von den Besetzer*innen, dass sie zu ihren selbstverhängten Hausregeln stehen, das denkmalgeschützte Haus vor Schaden bewahren und unseren Mitarbeiter*innen friedlich begegnen. Und bitte lüftet mal."
Der zweite Tag
Am zweiten Tag der Besetzung, Samstag, den 23.9., veranstalteten die Besetzer*innen um 16 Uhr ein Plenum, bei dem eine Sprecherin, die sich mit ihrem Vornamen "Sarah" vorstellte, zunächst darüber informierte, dass die Gespräche mit dem Berliner Senat ergeben hätten, dass die Besetzung bis auf Weiteres geduldet und von einer Räumung durch die Polizei abgesehen werde – unter der Bedingung, dass das Kollektiv für die Kosten eines durch Fehlalarm ausgelösten Polizeieinsatzes am Freitag Abend aufkomme. Der einzige, der der Besetzung jetzt noch einen Strich durch die Rechnung machen könne, sei Chris Dercon – ob der Intendant vorhabe von seinem Hausrecht Gebrauch zu machen, wisse man nicht.
Man plane für das Wochenende "die Situation zu zelebrieren" und erwarte für die Party am Samstagabend 6000 Gäste. Ab Montag werde man mit der Arbeit beginnen – "wir laden Chris Dercon und sein Team ein sich in unsere kollektiven Strukturen zu integrieren."
Der dritte Tag
Die Leitung der Volksbühne verbreitete am Nachmittag des 24. Septembers folgende Stellungnahme: "Keinesfalls verurteilen wir die Besetzer und ihre stadtpolitischen und sozialen Themen, die wichtig sind für Berlin." Verurteilt werde aber "die unverantwortliche Art und Weise", wie sich die Besetzer das "Haus gegriffen haben". Sie stellten "ihre Anliegen" über die "Sicherheit der Mitarbeiter" und des Publikums. Außerdem stellten sie sich "in beispielloser Anmaßung" über "unsere Künstler und deren Arbeit". Am Montag solle der Probenbetrieb wieder aufgenommen werden, was aber mit den Tag-und-Nacht-Veranstaltungen der Besetzer nicht vereinbar sei. "Diese Besetzung", so die Volksbühnen-Leitung sei nicht hinnehmbar. Sie fordert, dass "die Politik jetzt dringend ihrer Verantwortung nachkommt und handelt".
Der vierte Tag: Erklärung des Berliner Kultursenators
Die Senatsverwaltung für Kultur hat am 25. September eine Erklärung veröffentlicht: von der Devise "Deeskalation statt Konfrontation" geleitet würden Gespräche geführt. Für die stadtpolitischen Forderungen der Besetzer*innen liessen sich Möglichkeiten eröffnen, an vielen Orten weiter zu diskutieren. "Die Forderungen, sich die Volksbühne mit einer kollektiven Intendanz anzueignen, sind nicht erfüllbar."
Der fünfte Tag: Angebot der Volksbühnen-Leitung um Chris Dercon an die Besetzer*innen
Am 26. September 2017 unterbreitet die Volksbühnen-Leitung um Chris Dercon "den Besetzerinnen und Besetzern das Angebot, den Grünen Salon sowie den Pavillon für die Durchführung ihrer künstlerischen Angebote und zur Diskussion ihrer wichtigen stadtpolitischen Anliegen zu nutzen." Das teilt die Volksbühne in einer Presseaussendung mit (vollständige Pressemitteilung in Kommentar #41).
Diese Meldung wird bei neuer Sachlage ergänzt, letzte Aktualisierung 26.9.2017 20:20 Uhr.
(Die Welt / Das neue Deutschland / Tagesspiegel / tageszeitung / miwo / ape / sle / sd / jnm / chr)
Erste Medienberichte über den Nachmittag der Besetzung: Welt, Neues Deutschland, Tagesspiegel, tageszeitung, Deutschlandfunk Kultur, Berliner Zeitung.
Auf Spiegel Online (23.9.2017) schreibt Hannah Pilarczyk: "Zu einem Bolle, dem legendären Supermarkt, der während der ersten Kreuzberger 1.Mai-Krawalle abbrannte", werde die Volksbühne wohl nicht werden. "Aber vielleicht ja zu einer Berliner Version des Gängeviertels." Von dem Hamburger Gebäudekomplex, der vor acht Jahren besetzt worden sei, aus Protest gegen die Gentrifizierung," gäbe es jedenfalls einiges zu lernen - vor allem die Bündelung der verschiedenen stadtpolitischen Interessen und ihre Überführung in semi-permanente Strukturen und Anlaufpunkte".
Für die Welt (online am 23.9.2017) spaziert Jan Küveler am Sonnabend in der besetzten Volksbühne herum und schließt aus seinen Eindrücken: "Wäre es (…) nicht eine salomonische Synthese des Weltgeists, wenn dem tyrannischen Linken Castorf und dem frauenverstehenden Neoliberalen Dercon ein feministisch-queer-hierarchiefrei-anarchistisches Kollektiv nachfolgte, immerhin in einem Haus, in dem der dialektische Materialismus Denkmalschutz beanspruchen darf? Die erste Inszenierung ist schon mal gut."
Im Tagesspiegel (online am 23.9.2017) nimmt Rüdiger Schaper Berlins Kultursenator Klaus Lederer in die Verantwortung: Für die Besetzer nehme der sich mehr Zeit als für manchen Intendanten. "Dabei genügt ein Blick auf ihre Forderungen, um die Absurdität und die Kunstfeindlichkeit der Aktion zu erkennen", so Schaper. "Lederer hat ein Amt und eine Verantwortung. Dem wird er nicht gerecht." Er lasse an der Volksbühne einen rechtsfreien Raum zu und nehme in Kauf, dass Haus und Einrichtung beschädigt werden. "Und auch die Institution, die Tradition: Man darf den 'geilen' Besetzerkram nicht mit Frank Castorfs chaotischer Ernsthaftigkeit verwechseln."
Auf Deutschlandfunk Kultur (23.9.2017) vermutet André Mumot, dass es die Aktivisten auf eine Räumung womöglich anlegt haben könnten, "dass da Videos und Fotos entstehen sollen, wie Polizisten die Volksbühne stürmen und linke Demonstranten daraus ziehen". Das mache ihm Bauchschmerzen: "Dann ist wirklich, glaube ich, die Volksbühne unter Dercon gar nicht mehr zu retten – ideologisch nicht mehr zu retten."
Mark Siemons hat sich am Samstag in der Volksbühne umgesehen. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (online 24.9.2017) schreibt er: Für die Besetzergruppe sei das Theater "nur eine von mehreren Möglichkeiten, die durch die Aktion realisiert werden sollen." Bei der Vollversammlung am Samstagabend sagte "die erste 'Volk' und Kinderbetreuung, der zweite 'Kunst', die dritte 'Gentrifizierung', der vierte 'Organisation'." Schon jetzt stark entwickelt sei "der Sinn für Verfahren und Regeln". In allen Gängen hingen die "Hausregeln". Weniger deutlich sei, ob der Plan aufgehe, in der Volksbühne Theater zu machen.
Medienberichte vom Montag (25.9. 2017) nach der Besetzung:
Die Besetzung komme von Aktivisten, die bisher nicht durch besondere Kunst- oder Theater-Expertise aufgefallen seien, schreibt Mounia Meiborg in der Süddeutschen Zeitung (25.9.2017). Die 1981 geborene Politik- und Literaturwissenschaftlerin Sarah Waterfeld habe sich die Aktion mitausgedacht. Schon vor Monaten habe Waterfeld namhafte Theaterleute um Unterstützung gebeten, "der Zulauf hält sich offenbar in Grenzen". Viele Besetzer, die im Januar an der Humboldt-Universität, eine Fakultät besetzt hätten, seien dabei. Meiborg schreibt, es lassen sich unter den Unterstützern drei Fraktionen erkennen: die alternative Kulturszene, die Berliner Clubszene und die linke Szene, die ihre Erfahrung mit Demos und Hausbesetzungen einbringe. Unter dem Titel "Die Rote Flora lässt grüßen" überlegt Peter Laudenbach, ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung vom 25.9.2017: "Warum haben sich die Besetzer der Volksbühne eigentlich ein Theater für ihre konfuse und anmaßende Aktion ausgesucht? Weil es zu ihrem Kalkül gehört."
Geplant sei eine "zweijährige kollektive Interims-Intendanz", zitiert Jens Uthoff in der taz (25.9.2017) die Besetzer*innen. In der kommende Woche wollen sie sich an die "kuratorische Ausgestaltung des Orts" machen. Dabei sei das Interimskollektiv "sehr zuversichtlich", dass sich "einige namhafte Regisseure aus der Castorf-Ära" wie René Pollesch am Programm beteiligten.
"So unterhaltsam das Spektakel für nicht wenige auch sein mag, entpuppt sich die quälende Volksbühnenaffäre mehr und mehr als kulturpolitische Bankrotterklärung", findet Harry Nutt in der Frankfurter Rundschau (25.9.2017). "Weit davon entfernt, ästhetische Fragen nach Sprechtheater und der Zukunft des Ensembles aufzuwerfen, sehen die Besetzer ihren Einsatz vor allem als kritischen Beitrag zur Stadtentwicklung." Falls die Besetzung bis zum heutigen Montag nicht beendet werde, müsse Dercon den Probenbetrieb des Theaters einstellen, heißt es von Nutt.
Auch international ist die Besetzung der Berliner Volksbühne Thema in Leitmedien wie dem Londoner Guardian, der Pariser Libération und der New York Times.
Im Tagesspiegel (26.9.2017) vergleicht Bernhard Schulz die Besetzung mit den Universitäts-Besetzungen der Jahre nach 1968 und den Hausbesetzungen der 80er Jahre, die den gesellschaftlichen Fortschritt vorangebracht hätten. Er kommt zu dem Ergebnis: ""Nicht einmal symbolisch kommt hier das Ringen um eine 'gute' Politik zum Ausdruck. Ein Theater ist ein Theater und eben kein Spekulantenwohnhaus."
in derselben Ausgabe des Tagesspiegel (26.9.2017) schreibt Gerrit Bartels, es scheine sich eine "starke Sehnsucht" nach dem "Berlin der Nach-Wendezeit", dem "Berlin der Extase, der Kollektivität, des euphorischen Widerstands". Nicht von ungefähr erinnere das Ganze an die "Kongresse" der Volksbühne in dieser Zeit, nur dass diese eben von der Volksbühne selbst organisiert worden seien. Das, was im Gebäude gerade geschehe und "wer hier welche Interessen" habe, wirke vor allem "diffus".
Auf dem Titel der Berliner Zeitung vom 27. September 2017 (online 26.9.2017) wirft Ulrich Seidler den Besetzern mit ihrer im Kern undemokratischen und kunstfeindlichen Aktion vor, jedwede berechtigte Kritik an Chris Dercons Umbau des traditionsreichen Hauses am Rosa-Luxemburg-Platz zu diskreditieren. Die Besetzer "zerstören den demokratischen Zusammenhang, in dem sich die Debatte um die Volksbühne bisher abspielt. Sie setzen sich in aller Selbstzufriedenheit auf diesen Konflikt und verderben ihn."
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https://twitter.com/posyl/status/911257786859884545
Dann Auftritt einer blonden Frau mit knallroten Lippen, in einem schwarzen Minirock, die Pressesprecherin, spricht, und sie installiert gerade eben mal eine neue Leitung, mit 50% Quote für Frauen, antirassistisch, quer und so weiter, als ob Berlin nur aus Linksautonomen bestünde. Viel Applaus. Billiger Applaus. Schnell eingehandelt. Gegen Gentrifizierung und und und...,...all das, was wir schon seit langem hören, ich bin so traurig. So kann es nicht weitergehen.
Eine Sängerin aus London sagt ab, weil Dercon sein Haus nicht richtig ausrichten, keinen Schutz gewähren kann, flache Aktivisten dringen ein und übernehmen und melden als erstes eine dicke Party im „Roten Salon“ an, Drinks, Musik und all das. Und kein Intendant weit und breit.
Freitag 17.30 Uhr. Keine Ahnung, wo Dercon gerade ist. Auf jeden Fall nicht im Haus. Oder er zeigt sich nicht. Wahrscheinlich erfährt er es über die Zeitungen. Und freut sich wie Bolle. Der Medienzirkus geht in die Verlängerung. Das kann man ausbeuten. Da muss doch überhaupt keiner mehr auftreten. - Ich warte ja nur darauf, dass dies abgesagte Konzert der Sängerin trotzdem in den nachtkritik-Charts gelistet wird, eine Veranstaltung, die nie stattfindet, ist immer noch die beste. Noch besser so eine Besetzung. Da kann Dercon dann endlich in den Dialog offen eintreten.
Ich fahre zurück nach Hause, nehme meinen Jutesack mit dem Einkauf, trage ihn nach oben und bereite mir einen asiatischen Salat zu. Möhren, Kohlrabi gerieben, Zitrone, Koriander, Zitrone, geröstete Nüsse, Peperoni. Scheiße! Ich habe einfach kein Bock auf Party heute Nacht! Seit der Israeldebatte um Kate Tempest habe ich wirklich die Schnauze voll. Diese Idioten, die meinen, wenn sie israelische Künstler abstrafen, oder keine israelischen Produkte mehr kaufen, treffen sie den gesamten Staat, die gesamte Sippe der Israelis oder Juden. Sippenhaftung, eine so urfaschistische Idee. Und weit und breit keine Dramaturgie mehr im Haus, die Hirn in die Debatte gießen können, und die neuen Kuratoren/innen sind wohl auch ausgeflogen! Heute Abend werde ich zu viel Wein trinken. So viel ist sicher. Aber nicht im roten Salon.
Letztendlich schaffen die Besetzer vielleicht, was Politik und Gesellschaft (noch) nicht geschafft haben.
(Lieber Dirk, hier kam kein Beitrag an. Bitte nochmal posten, Grüsse aus der Redaktion, sle)
(Guten Morgen K. Peschel, und wir finden schade, dass Sie Ihre Kritik nicht so formulieren können, dass Sie auch veröffentlicht werden kann. Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt)
Ich habe die Petition nicht unterschrieben, kann aber verstehen, warum man das gemacht hat. Ich verstehe auch, daß man die Vorgehensweise beim Intendantenwechsel unerträglich fand. Man kann über diese Themen streiten. Aber jetzt ist die Zeit jedes Einzelnen, der sich in der Debatte betätigt hat, sich klar abzugrenzen von dieser Aktion. Das fängt mit den Wortführern um Jürgen Kuttner an, den Streitern hier bei nachtkritik, und endet noch nicht beim Kultursenator, dem man eine glückliche Hand wünschen darf, diese Suppe auszulöffeln, die er selber durch Unvorsichtigkeit mit eingebrockt hat. Ich würde auch gerne von Carl Hegemann und Frank Castorf hören, daß sie die Besetzung verurteilen.
Nochmal: es werden Grundrechte verletzt, wieder mal nach dem Motto 'der Zweck heiligt die Mittel'. Das kann eine freie, demokratische Gesellschaft nicht zulassen. Genauso wenig könnten wir hinnehmen, daß eine rechte Gruppierung andere öffentliche Gebäude besetzt und Forderungen stellt. Oder meinetwegen irgendwelche anderen, angeblichen 'Freunde der Kunst' z.B. die Schaubühne oder das Gorki besetzt, weil dort falsches Theater gemacht würde.
Daß bislang noch nicht die Polizei zur Räumung angetreten ist, ist nur der politischen Bedroullie zu verdanken, die die Uneindeutigkeit der politisch und publizistisch handelnden hervorgerufen hat. Und natürlich wünscht man sich dort keine Gewalt. Was für ein elendes Schlamassel, und das an dem Wochenende, wo aller Voraussicht nach eine rechtsradikale Partei in den Bundestag einziehen wird. Ich schäme mich für diese Kultur- und Theaterblase, in der das möglich ist.
der VB? Das wäre doch originell. Auf jeden Fall wird es nach den öden
Diskussionen wieder spannend.
"Angebot v Kultursenatsverw.: Wenn Go des techn. Direktors steht, wird weiter verhandelt. Altern. Spielplan dann möglich. #Volksbuehne #B6112"
https://twitter.com/hashtag/b6112?f=tweets&vertical=default&src=hash
Ich gehöre zwar zu den Erstunterzeichnern der Petition, meine aber, man solle ihn und sein Team jetzt machen lassen. Der Rest findet sich, wie schnell auch immer. Schade, dass sich heutzutage politische Aktionen durch Kindergeburtstagsanmutung selbst diskreditieren, auch wenn ein vorübergehender folgenloser Presse-Hype garantiert ist.
Habt ne schöne Party und putzt ordentlich!
Warum?
Sie ist, wenn das ZPS ohne Wissen der VB dahinterstecken sollte, die erste Aktion, die seinem Namen gerecht würde. Das fände ich sehr gut.
Sie ist, wenn eine völlig bürgerbewegte neue u.a. Künstler-Gruppe, die von der Castorf-VB inspiriert wurde und von den urbanen Verdrängungsmechanismen der freundlich genannten Markt-Wirtschaft die Nase endgültig voll hat, eine Art Revolution. Fände ich auch gut.
Allein: ich habe den Eindruck, dass es sich eher um eine punktgelandete Wahlkampfveranstaltung handelt, hinter der Dercon und Co. in Zusammenwirken mit div. Stiftungen und unter kurzfristiger Vorinformation der Kulturverwaltung selbst stecken - und das finde ich gar nicht gut.
Es wäre die schlimmste, deprimierendste Niederlage einer "Linken" in einer Metropole, die man sich nur vorstellen kann: eine bürgerlich i n s z e n i e r t e Revolution- und das ist dann eine Kapitulation des Bürgers vor der Demokratie unter kapitalistischen Vorzeichen...
Was ich immer bedauere ist, dass oft so ungern zu Ende gelesen wird - selbst von studierten Philosophen - Sie kennen ALLES, was seit den 50iger Jahren in der Philosophie so angesagt war und ist, aber sie lesen selten vergleichend die zusammenfassenden Selbstkorrekturen und späten Selbstkritiken ihrer Abgötter... Sie suchen selbst immer nur Führer und keine Erkenntnis. Wie schade.
Warum ändert Ihr ständig die "Überschriften" ab, selbst wenn diese völlig harmlos sind? Ich hatte VIEL LÄRM um (fast) NICHTS geschrieben und imm vorherigen Post ebenso Unverfängliches als Überschrift gewählt, das geändert wurde. Auch sog. Kleinigkeiten verändern bzw. verstärken die Tendenz des Posts, das muss ich Euch doch nicht ernsthaft erklären. Dann lehnt lieber ab, als dass Ihr eingreift!Ich akzeptiere das so nicht.
(Liebe Sina Gärtner, die Änderung der Überschriften hat den Grund, dass pro Kommentar jeweils nur zwei Zeilen zur Verfügung stehen. Das sind Sachzwänge, an die wir hier leider gebunden sind. Ich bitte um Verständnis. Viele Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt)
24.9.2017/12 uhr
https://de-de.facebook.com/StaubzuGlitzer/photos/a.1983252908577492.1073741828.1928593834043400/2015880361981413/?type=3&hc_location=ufi
Zu zwei Ihrer Kritikpunkte an der Besetzung (Waren Sie da? Haben Sie gesehen, wie gut organsiert die Besetzung in Bezug auf Gewalt- und Schadensfreiheit ist?):
ad "Unverletzlichkeit des Eigentums": Das Gebäude ist landeseigen. Das Gebäude gehört keiner einzelnen Person (auch nicht dem Intendanten). Der Senat entscheidet in letzer Instanz über den Umgang mit diesem Eigentum. Die Besetzer "enteignen" nicht. Sie sind nicht einmal Besitzer geworden. Fazit: Es liegt keine Verletzung des Eigentumsrechts vor.
Natürlich gibt es noch ein Hausrecht (Nutzung! nicht Eigentum), das der Intendant ausübt. Auch dieses Hausrecht wird durch die Besetzung nicht verletzt.
ad "Freiheit der Kunst": Die ist hier wohl kaum betroffen. Oder wissen Sie, wo und inwieweit durch die Besetzung Künstler/innen nicht ihr Wirken fortsetzen könnten? Fazit: Die Kunst ist nicht unfrei geworden. (Auch wenn das Spielzeitmotto von CD anders lautet ;-) .)
Nicht zuletzt: Hausfriedensbruch ist ein Antragsdelikt. Es liegt am Hausherrn (CD), zu entscheiden, ob er räumen lassen möchte oder nicht. Er wird also Gründe gehabt haben, das nicht sofort zu veranlassen. Sicherlich hat das damit zu tun, dass die Anliegen der Besetzer/innen nicht vollkommen aus der Luft gegriffen sind.
ad Rechtsradikalität: Gerade in Zeiten in denen eine Öffentlichkeit sich einrichtet, den Status Quo wählt und so gut wie alle linken Parteien auf eine Koalition mit der Union hoffen, um "Weiter so" zu machen, ist Widerstand wichtig. Dieser Widerstand richtet sich *natürlich* auch gegen alles Rechtsaußen. Sie können davon ausgehen, dass ein Schaubühne-Intendant bei Besetzung "von rechts" sicherlich anders entscheiden würde in Bezug auf Räumung als nun CD bei der Besetzung "von links".
Witzigkeit kennt keine Grenzen.
Anonym sich beschweren dass jemand anderes seinen Namen nicht nennt.
Und wo nochmal ist jetzt der Riesenschaden?
Besetzung rechtfertigt Gewalt.
Besetzung ist gewaltverherrlichend.
Besetzung ist faschistoid.
Besetzung ist rechtsaussen im Geiste.
Kann ich als geschädigter Steuerzahler anzeigen?
Kann ich z. B. Lederer wegen Unterlassung der Anzeige verklagen?
Und wen kann ich auf Schadensersatz verklagen? (Die VB kostet 50000 Euro pro Tag allein an Subventionen)
(Liebe*r bildermaler, Dercons Volksbühne hat sich am Sonnabend per Facebook geäußert, wir zitieren in unserer Meldung aus dem Statement. Mit freundlichem Gruß, sd/Redaktion)
in diesem Fall wird Freiheit, wird der demokratische Prozess, wird das Interesse von engagierten Bürgern, von vielen vielen Fans der Volksbühne durch Dummheit, durch Zögern, durch Unentschiedenheit, durch das Fehlen von Politik im Sinne einer an bestimmten Werten und Zielvorstellungen geleiteten Handlungsbereitschaft bedroht.
Ich frage mich, was angesichts einer doch recht marginalen politischen Frage, nämlich der Besetzung eines Theaterdirektors, nach einem offenen Mitarbeiterbrief, nach einer zweijährigen Debatte, nach prominenten Gegenstimmen, nach einer Petition mit 40.000 Unterschriften, nach einer Hausbesetzung noch passieren muss, dass die Politik endlich mal reagiert? Insbesondere ein Politiker, der vieles anders machen wollte.
Oder anders rum: Was wäre heute anders, wenn der Berliner Kultursenator nicht Klaus Lederer sondern Tim Renner hiesse?!“
https://linkespankow.wordpress.com/2017/09/24/volksbuehne-kuttner-antwortet-lederer/
http://www.stimmederddr.de/wp3/?p=556
Was wurde denn so alles besetzt dafür, für die beschämend späte Abschaffung des 175er? Und von wem und mit wessen konkreter Unterstützung?
Wenn der heutige Kultursenator nicht Klaus Lederer sondern Tim Renner hieße, wüssten ziemlich viele Leute in Charlottenburg-Wilmersdorf vor Schreck nicht, wen sie denn alternativ zu AfDlern wählen sollten, nehme ich an... Ich bin sehr froh, dass ich nicht dort lebe und deshalb in diese Wahlverlegenheit dort nicht komme...
Man sitzt da, trinkt ein billiges Bier (!) und ist positiv überrascht. Noch findet keine Kunst im herkömmlichen Sinne statt, aber es wird Raum geschaffen. Bands spielen, Artisten, Dinge, die schnell funktionieren. Überall sitzen Arbeitsgruppen zusammen, um alles zu organisieren. Arbeit. Suche. Entwicklung
Ist das eine Lösung?
Kommt die Volksbühne so wirklich zur richtigen Intendanz, dem Volk.
Wenn Dercon clever ist lässt er es laufen. Dann hat er bis November die Volksbühne belebt und Offenheit gezeigt. Und als wirklich guter Kunstkurator müsste er es noch weiter laufen lassen. Nach und nach die Räume öffnen und so die Volksbühne wirklich zu einem offen Haus, zu einem Zentrum der Auseinandersetzung, zu einem kreativen Denktank werden lassen.
Wer weiss, was entsteht.
Genau davon hat er ja immer geredet.
Also sollte er es jetzt tun.
Das Volk reicht ihm die Hand.
Die Volksbühne wirklich als VOLKSbühne.
" Plötzlich ist Leben im Theater
In Berlin spielen Aktivisten mit den Grenzlinien von Kunst und Realität, Chaos und Hausordnung
Eine Eröffnungsinszenierung in dem Haus am Rosa-Luxemburg-Platz, von der die ganze Stadt spricht. „Doch Kunst“ steht trotzig über dem Eingang. Denn seit Monaten wird in Berlin gestritten, ob das, was der belgische Museumsmann Dercon mit der Volksbühne vorhabe, Kunst sei, oder ob das besser weg könne. Und jetzt ist plötzlich Leben in dem Theater, das eigentlich noch bis Mitte November verschlossen geblieben wäre...
Eine auf drei Monate angelegte Inszenierung, mit Hunderten von Mitwirkenden und einer 60-stündigen Party. Mit politischem Anspruch und sogar einmalig in der Theatergeschichte der deutschen Nachkriegszeit. Dem Künstlerkollektiv „Staub zu Glitzer“ gelingt die bühnenreife Besetzung einer Bühne, das reizvolle Spiel von Theater im Theater, die Einswerdung von Künstlern und Laien, das lustvolle Agieren zwischen Kunstfreiheit und Hausfriedensbruch, zwischen Chaos und pedantischer WG-Hausordnung. „Wer was beschädigt, fliegt raus“, steht auf einem Schild.
Eine erste nächtliche Runde mit Chris Dercon und Kultursenator Lederer wurde bereits ergebnislos vertagt. Wenn es bis Montag keine Einigung gibt, muss der laufende Probenbetrieb abgebrochen werden, teilt Dercon noch mit, der die Besetzer gewähren lässt und auf Räumung vorerst verzichtet.
„Wenn das Plenum tagt, bitte leise spielen oder gar nicht“ steht auf einem Pappschild im Foyer. Doch da steht auch ein prächtiger Flügel. Da kann Nicolas Bamberger, der akademische Straßenmusiker aus der Schweiz, nicht widerstehen. Hochkultur vom Feinsten erfüllt plötzlich den Raum. „Doch Kunst“."
https://www.suedkurier.de/nachrichten/kultur/Besetzung-der-Volksbuehne-Ploetzlich-ist-Leben-im-Theater;art10399,9427404?utm_term=Autofeed&utm_campaign=Echobox&utm_medium=Social&wt_mc=facebook.skwww.fallback.echobox&utm_source=Twitter#link_time=1506256805
ps.könnte doch so einfach und schön sein ... das leben im theater
Zur Kunstfreiheit: ein Theater ist besetzt. Wie soll da die eigentliche Arbeit stattfinden?
Man kann Herrn Dercon eigentlich nur empfehlen, Strom, Wasser, Heizung abzustellen, seine Mitarbeiter zuhause zu lassen, sich in ein Cafe zu setzen und Herrn Lederer zu bitten, ihn anzurufen, wenn die Arbeitsbedingungen wieder hergestellt sind.
Die Besetzer können ja derweil schon mal ein Solidaritätskonto für Betriebskosten einrichten und anfangen, ihre Haftpflichtversicherung zu prüfen, ob sie Arbeitsunfälle während des dreimonatigen Spielbetriebs abdeckt. Und wie läuft das nochmal mit der Gema?
Sie, Herr Zisch, hingegen versuchen sich in der Relativerung der Vorgänge und zeigen damit immerhin erneut, wo Sie in der Sache stehen. Man kann sagen, alles sei nicht so wild. Manche sagen: ist doch witzig. Finde ich nicht. Es geht überhaupt nicht mehr ums Theater, sondern nur noch um Politik. Und ich behaupte, daß im Vorfeld zur Besetzung durch viele ein Klima geschaffen wurde, in der diese Aktion möglich wurde. Widerstand, blablabla... "Der Zweck heiligt die Mittel" ist der Schlachtruf aller Fanatiker, Extremisten und totalitären Systeme dieser Welt. Und jener Naiven, die sich davon nicht abzugrenzen wissen.
Was ist die Besetzung eines Theaters gegen die Besatzung eines Theaters?
Zu den Verhandlungen der Intendanz und der Senatsverwaltung
In diesen Minuten startet eine Verhandlungsrunde zwischen Vertreterinnen und Vertretern der Intendanz der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz und der Senatsverwaltung für Kultur/Europa sowie den Besetzerinnen und Besetzern der Volksbühne.
Die Verhandlungsgruppe von Intendanz und Verwaltung wird vom Intendanten der Volksbühne Chris Dercon geleitet. Zu ihr gehören weiter der Staatssekretär für Kultur, Dr. Torsten Wöhlert, weitere Vertreterinnen und Vertreter der Senatsverwaltung und zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbühne.
Die Verhandlungsgruppe macht den Besetzerinnen und Besetzern das Angebot, den Grünen Salon sowie den Pavillon für die Durchführung ihrer künstlerischen Angebote und zur Diskussion ihrer wichtigen stadtpolitischen Anliegen zu nutzen.
Das Angebot der Senatsverwaltung und der Intendanz orientiert sich am gemeinsamen Interesse, deeskalierend und lösungsorientiert zu agieren.
Ziel ist es, die Sicherheit und Arbeitsfähigkeit in der Volksbühne wiederherzustellen, eine Wiederaufnahme des Probenbetriebes zu ermöglichen und die begonnene Spielzeit ohne Beeinträchtigungen fortsetzen zu können.
Das gilt nicht nur für die SZ. Und auch nicht nur für deutsche Medien.- Man lässt als Leser und um sein Bürgergewissen ringender Wähler einfach jedem Blatt seinen individuellen Leseransprache-Ton und wurschtelt sich ansonsten meinungsbildend halt so durch durch den Dschungel des überall gleich unentschlossenen Vielfalterhaltungskrampfes.
Dass der besteht, hat auch etwas mit anwendungsfreundlicher Presse-Software zu tun, die Medien-Besitzern hilft, Journalisten zu Korrektoren von Rechnern zu degradieren. Aus Kostengründen.
Da Laudenbach und Lederer in Sachen Volksbühne ein Herz und eine Seele sind, erstaunt mich das nicht. Laudenbach ist unerträglich, wer kann den noch für voll nehmen, zumal beim Thema Volksbühne? Ich finde es nur erstaunlich, dass "Süddeutsche" und "Tip" ihm für seinen Kampagnenjournalismus weiterhin ein willfähriges Forum bieten, die "Süddeutsche" immerhin setzt immer öfter auch andere Meinungen dagegen.
wenn jetzt dercon nach einer belegschaftsversammlung twittert:
" Deutl. Meinungsbild in Belegschaftsversammlung: Beendet die Besetzung. Wir wollen arbeiten! #Volksbuehne"
nehme ich mal an, das dies stimmt und sie keine lust haben arbeitslos zu werden - also wird es keinen grund geben, als journalist dort noch nachzufragen - oder war die presse bei der versammlung dabei?
jedenfalls KÖNNTE ja mit den betroffenen selbst gesprochen werden - denn DAS ist etwas anderes als mit INTENDANTEN anderer häuser.
aber Volksbühne Berlin @Volksbuehne antwortet sich nur selbst:
Antwort an @Volksbuehne
"Heute Morgen haben sich viele Mitarbeiter*innen der Volksbühne mit Besetzungsvertreter*innen auf der Probebühne versammelt."
https://twitter.com/Volksbuehne
ps. sollen die mitarbeiter jetzt (unter existenzdruck) entscheiden, was politik und intendant nicht schafft?
http://www.sueddeutsche.de/kultur/intendantenumfrage-was-wuerden-sie-tun-1.3682100!amp
Am Dienstagabend beraten die Kulturstaatssekretär Wöhlert, Chris Dercon und die Besetzer*innen über das Angebot von Dercon und dem Kultursenator, den Grünen Salon und den Pavillon zu beziehen. Ergebnis: keines.
Das Angebot, so berichtet Elena Gorgis in Fazit auf Deutschlandfunk Kultur (26.9.) hätten "Besetzer am Dienstagabend im öffentlichen Plenum als 'Farce' betitelt [zumal der Grüne Salon nur unter der Bedingung keine Techno-Music benutzt werden dürfte] – man spekulierte auch, es könne sich um eine 'Falle' handeln: Lehne man das Angebot ab, gebe es womöglich einen triftigen Grund zur Räumung. Deshalb entschied sich das etwa 70-köpfige Plenum, das Angebot 'weder anzunehmen noch abzulehnen'."
Da kammer nur sagen: Cool, die altlinke Paranoia ist wieder da.
Allerdings: putzen können die Leut', wie es scheint. "Die Besetzer halten das Haus ordentlich sauber und organisieren sich in Putz- und Koch-AGs", berichtet Elena Gorgis weiter. Eindeutig seien die Forderungen aber nicht. "Während die einen von Dercon verlangen, sich auf die Spielstätte in Tempelhof zurückzuziehen, wünschen sich die anderen ein kollegiales Miteinander statt einem bloßen "Nebeneinander" im Haus am Rosa-Luxemburg-Platz." Dass keine Proben für die geplanten Volksbühnen-Produktionen stattfänden, finden die Besetzer*innen, laut Gorgis "unverständlich": "Der Programmplan sei für alle Künstler zugänglich – auch Dercon könne sich einen Time-Slot reservieren. Und die große Bühne stehe dem Intendanten ohnehin zur Verfügung."
http://www.deutschlandfunkkultur.de/lagebericht-aus-der-volksbuehne-morgens-um-8-uhr-putzen-die.1013.de.html?dram:article_id=396834
Die taz fragt die Pressesprecherin der Besetzer*innen nach den Zielen der Aktion (27.9.): "Das Projekt Menschheit", antwortet sie, "sollte auf eine andere Zukunft hinauslaufen. Wir finden, es ist nicht hinnehmbar, wie in dieser Stadt die Freiräume schwinden." Und: " Wir schlagen eine Interimsintendanz von zwei Jahren vor, um mit Stadt, Senat, Mitarbeitern und Künstlern ein Konzept für die Volksbühne zu entwickeln".
http://www.taz.de/!5450312/
Leonore Blievernicht zollt den Aktivisten im Haus Respekt https://twitter.com/vb_6112/status/913045781770317826
René Pollesch und Carl Hegemann finden die Besetzer*innen sympathisch, sagen sie nachtkritik.de, mitarbeiten an der Volks-Volksbühne wollen sie nicht.
Die taz wundert sich darüber nicht. "Intendanzen waren aus gutem Grund nie eine basisdemokratische Angelegenheit", schreibt Jens Uthoff, es brauche jetzt klare kuratorische Kante, um das Haus wieder auf künstlerische Höhe zu bringen.
http://www.taz.de/!5447981/
Auch die anderen Pressekommentare finden es immer weniger hinnehmbar wie wenig Kunst und wie wenig Politik die Besetzer*innen bieten. Ulrich Seidler sieht in der Berliner Zeitung (27.9.) die nötige Kritik an Dercon durch Kinderschminken und Bierchen trinken diskreditiert und schimpft auf die Arroganz der Besetzer*innen.
http://www.berliner-zeitung.de/kultur/theater/kompromissangebot-besetzer-der-volksbuehne-werden-fuer-ihre-frechheit-belohnt-28491950
Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theater Berlin und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, begrüßt Gespräche mit den Besetzern und appelliert an sie das Angebot anzunehmen. Es sei dringend notwendig, dass sie "von ihrer Position der Arroganz und Selbstgewissheit runterkommen."
http://www.ardmediathek.de/radio/Kulturradio-am-Morgen/DT-Intendant-Ulrich-Khuon-zur-Volksb%C3%BChne/kulturradio/Audio?bcastId=9839110&documentId=46321856
Der Kultursenator Klaus Lederer gerät immer stärker unter Druck. Der kulturpolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion, Robbin Juhnke, fordert von Kultursenator Lederer "den Besetzerklamauk am Rosa-Luxemburg-Platz zu beenden".
https://www.tag24.de/nachrichten/afd-cdu-besetzung-volksbuehne-klamauk-skandal-rot-rot-gruen-klaus-lederer-senat-handeln-berlin-341332
Auch die FDP fordert eine "schnellstmögliche Beendigung" der Besetzung.
Leider sagen weder CDU noch FDP wie sie sich das vorstellen. Ob sie vielleicht an eine Schlacht um die Volksbühne denken?
Ansonsten werden Rechnungen aufgemacht. In der Welt geht Swantje Karich auf den Kultursenator der Linken los: "Klaus Lederer ist in der Verantwortung, er muss handeln, sich einmischen, die Auseinandersetzung und das Gespräch suchen". https://www.welt.de/kultur/article160047389/Wie-kaputt-ist-Berlin-wirklich.html in der Welt (27.9.2017).
Lederer habe die Besetzung der Volksbühne "geradezu provoziert". Mit "der Art und Weise, wie er Chris Dercon zum Abschuss freigegeben hat, machte er die Volksbühne zum rechtsfreien Ort." Aber auch Chris Dercon bekommt wegen Zaudern und Jammern einen Rüffel ab.
Auch die B.Z. findet, die Linke, in Gestalt des Pressesprechers der Abgeordnetenhaus-Fraktion Tom Barthel, säge (wieder) an Chris Dercons Stuhl
http://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/besetzte-volksbuehne-saegt-linken-sprecher-barthel-an-dercons-stuhl
Übrigens wusste das Team Dercon bereits seit Ende August von der geplanten Besetzung. Das bestätigte Pressesprecher Johannes Ehmann nachtkritik.de auf Nachfrage und das steht nun auch im Tagesspiegel. "Die Aktivisten-Sprecherin Waterfeld verwies darauf, dass Intendant Dercon bereits Ende August von der geplanten Besetzung informiert worden sei. 'Ehrlich gesagt habe ich damit gerechnet, dass er sich meldet. Er hatte vier Wochen Zeit dafür', sagte die Sprecherin: 'Entweder er hat uns nicht ernst genommen oder er versteht doch, was hier passiert.' "
http://www.tagesspiegel.de/kultur/besetzte-volksbuehne-aktivisten-wollen-zweijaehrige-interimsintendanz/20384062.html
Wieso haben die Dercon-Leute dann ihr Haus nicht wenigstens beschützt? Na ja, schreibt Dercon-Pressesprecher Ehmann, "die Theaterleitung und die Kulturverwaltung wussten seit Mitte Juli, dass es eine Besetzungs-Initiative gibt. Im Sommer, während der Theaterferien, wurde deshalb gemeinsam mit dem Senat beschlossen, das geschlossene Haus zusätzlich durch Security zu sichern. Während des laufenden Betriebs, wo viele Menschen ein und aus gehen, ist das nicht möglich!"
Die Volksbühne Team Dercon twittert indes, am Mittwochmorgen hätte sich die deutliche Mehrheit der Belegschaft gegen die Besetzung ausgesprochen. "Wir wollen arbeiten!"
https://twitter.com/Volksbuehne/status/912993785814142976
Worum es aber jetzt vor allem geht, wenn es nicht um Gewalt gehen soll, schreibt Matthias Dell im Freitag: " Es geht allein um die Frage, ob es "VB61-12" (so heißt die Aktion nach der aktuell kleinsten Atombombe) gelingt, den sich genommenen Raum mit Sinn zu füllen. Mit Menschen. Mit Gesellschaft."
https://www.freitag.de/autoren/mdell/etwas-wird-sichtbar
Ob dieses Programm dazu ausreicht?
https://twitter.com/vb_6112/status/913032287805206529
(jnm)
http://www.freie-radios.net/85169
Trotz allem sind die Reaktionen, nein Nichtreaktionen Veranwortlicher dieser gesamten Volksbühnen- Situation ein Armutszeugnis..klingt alles nach ach, was geht mich das an, ich bin Intendant / ich bin Kultursenator, verdiene (zu) viel Geld und erfreue mich meines Status..es ist zum ...
https://twitter.com/alinkaSe
carl hegemann hat sich die bühne/räume angeschaut und findet keinen grund, warum dort keine proben stattfinden
" Wir freuen uns, dass auch Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder, FU, Vorsitzender der „Neuen Gesellschaft für Psychologie" seine Solidarität mit uns erklärt und nun auf unserer Unterstützer*Innenliste steht."
https://www.facebook.com/pg/StaubzuGlitzer/posts/
hier ein zitat von k.-j. bruder: "Macht kommt von „machen“ – diese parterre anmutende Behauptung einer Definition scheint hier ihre Gültigkeit zu belegen. Die „Macher“ der Machthandlungen setzen sich über den Willen der Bevölkerung hinweg. Sie machen einfach. Das gilt für jedes Projekt der letzten Zeit: wie der Stuttgarter Hauptbahnhof im Kleinen, der trotz und gegen alle Proteste und Expertenwidersprüche und Gutachten gebaut wird, so wird im Großen – unter der falschen Flagge des Freihandels das TTIP-Abkommen durchgewunken (werden).
Tatsächliche Verantwortungsübernahme würde bedeuten, Ausbeutung und Ausraubung rückgängig zu machen und das zu Unrecht Angeeignete zurückzugeben, wo das noch geht."
und auch über eine petition von 40.000 zur vb
ps. jedoch glaube ich, das WUNDERBARE THEATER VB am R-L-P wurde bewußt durch die politik mit der besetzung dercon zerstört. jetzt ist eine neue generation besetzer*innen (welche politik + dercon schon lange vorher informiert haben) auf der bildfläche in den symbolträchtigen räumen erschienen ... und nein - DAS ist kein "terror", wie springer die medien-tendenz vorgegeben hat.
zunehmende depressionen und soziale ausgrenzung fühlen sich da viel eher als "terror" an, der mit dieser besetzung versucht wird zu bekämpfen, meine damen und herren von springer-verlag, cdu und fdp.
solange die npd eine "demokratische partei" im lande ist - kümmert euch um andere "terroristische" feindbilder - ich glaub es hackt ...
Ronja v. Rönne
" Gerade zum ersten mal in der besetzen #Volksbuehne. Die sind hier professioneller organisiert als der BER. Cool."
https://twitter.com/hashtag/volksb%C3%BChne?f=tweets&vertical=news&src=hash
http://www.taz.de/Besetzte-Volksbuehne-II/!5450312/
Witzig.
Nun ist es da und alle sind erschrocken, obwohl die Operation angekündigt war. Die Gefahr besteht nicht darin, dieses eingepflanzte Wesen beim Wachsen zu beobachten, die Gefahr besteht für die Verantwortlichen im Senat und der Intendanz darin, es wieder zu entfernen. Denn dieser fluide Organismus ist nun nicht mehr wegzudenken, selbst wenn man das Haus räumen würde. Er ist in seiner Beschaffenheit souverän und schon jetzt ein Teil der Volksbühnengeschichte. Das muss einem nicht gefallen, aber seine Idee ist jetzt schon fest verankert im öffentlichen Geist und niemand kann sie unbeschadet einfach wieder zurücknehmen. Das ist das Wesen eines wirkungsvollen Kunstwerkes, dass man seine Entfernung überdeutlich spüre würde.
" Unterdessen hat die AfD einen Antrag ins Abgeordnetenhaus eingebracht, der heute besprochen wird. Die Forderung: die sofortige Räumung der Volksbühne."
http://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/volksbuehne-b-z-erklaert-die-groesste-protest-wg-berlins
ansonsten wird getwittert:
"Es war eine erstaunliche Woche: Was an der #Volksbühne geschah, wurde abends auf den Premierenfeiern der anderen Theater besprochen."
"Die Besetzung... Manche sehen in ihr eine der wichtigsten Premieren der noch jungen Berliner Saison." #Volksbühne @vb_6112
"Jedenfalls die beste Show seit Dercon so tut, als ob er die #Volksbühne bespielt"
"Seid mal schön froh, dass die #Volksbühne nicht in Hamburg steht. Scholz hätte längst die GSG 9 geschickt."
" Am Donnerstag, den 5. Oktober, erwarten wir Theaterregisseur Milo Rau bei b61-12. Was er hier macht, ist noch ein Geheimnis."
peter kümmel von der zeit erinnert sich an die worte von carl hegemann - und damit an die tragödie, der zeit voraus zu sein - aber auch der damit verbundenen gelassenheit, genau deshalb dem ständig hinterher hinkenden zeitgeist sich nicht auszuliefern ...
"Vor einigen Jahren hat der damalige Chefdramaturg der Berliner Volksbühne, Carl Hegemann, die Wirkung seines Theaters folgendermaßen beschrieben: Dieses Haus sei so weit voraus, dass alles, was hier geschehe, erst viel später von anderen Ensembles nachgeahmt und eventuell begriffen werde. Es komme, was man hier verhandle, irgendwann anderswo "in die Ausschüsse". Wenn das passiere, sei die Volksbühne aber schon wieder weit weg, um nicht zu sagen: uneinholbar vorn.
Hegemanns gar nicht arrogant, sondern eher verschmitzt vorgetragene Beschreibung kommt einem in diesen Tagen wieder in den Sinn. Die alte Volksbühne ist ja dahin – in alle Winde versprengt die tollen, grimmigen Spieler, an anderen Häusern beschäftigt der Chef Castorf und sein Dramaturg Hegemann. Aber erst jetzt, wo sie weg sind, wird das Haus so recht geschüttelt vom Widerstandsgeist, in den Castorfs Kunst sich stets gehüllt hatte. Und noch jetzt stellt die Volksbühne alles andere, was auf Berliner Bühnen läuft, in den Schatten."
http://www.zeit.de/2017/40/berliner-volksbuehne-theaterwoche-chris-dercon
letzte meldung vor ort:
" Polizei spricht von Räumung. Wir sagen: Es handelt sich um einen staatlichen Angriff auf eine laufende Performance. #vb6112 #kunstfreiheit"
https://twitter.com/vb_6112
>>> das stück geht weiter ...
@Schieland: Das Interview wurde unserer Information nach einer falschen Autorin zugeordnet, geführt hat es Andreas Tobler (http://www.sueddeutsche.de/kultur/frank-castorf-im-interview-mein-sympathie-gehoert-den-besetzern-1.3686562). Zusammengefasst haben wir es hier: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14445:presseschau-sz-interview-mit-frank-castorf-zur-volksbuehnen-besetzung-und-seiner-zuercher-dostojewski-premiere&catid=242&Itemid=62. Viele Grüße, eph/d. Red.
Die Besetzung wäre für Herrn Dercon durchaus eine Chance gewesen, durch die Besetzer in Kommunikation mit der Stadt zu treten. Diese Chance wurde vertan, der ganze Vorgang der Räumung und der dafür Verantwortlichen ist erbärmlich.
Den Besetzern kann man eigentlich nur gratulieren, dass es ihnen gelungen ist, in so kurzer Zeit dem Hausherrn und den verantwortlichen Politikern die Maske vom Gesicht zu reißen. Applaus!
Und was sagt Castorf dazu bzw. was hat das Thema Castorf noch damit zu tun? Nichts. Und was hat das mit Dercon zu tun. Auch nichts. Oder? Also, was passiert/e hier jetzt eigentlich? Wenn das Volk nicht das Theater bekommt, was es will, dann besetzt es die Theater? Schöne Aktion, aber irgendwie auch ein bisschen am Thema vorbei. Irgendwie so: Wir wollen unsere Pausenunterhaltung zurück. Mit dem Begriff "Besetzung" verbinde ich eher ein (Wohn-)Haus, das leer steht. Und durch die Besetzer neu gestaltet wird. Die Volksbühne ist aber kein Wohnhaus. In einem besetzten Wohnhaus tragen alle dieselbe Verantwortung für alles. In einem Theater am Ende wohl doch eher nicht. Die Leitung trägt dort immer die Hauptverantwortung, ob wir die (Castorf oder Dercon) nun gut finden oder nicht. Und auf Dauer könnten die Besetzer diesen Riesentanker wohl auch nicht leiten. Oder? Jetzt mal ehrlich.
Und noch was. Besetzte Häuser stehen für mich im Zusammenhang mit einer Kritik an (ökonomistischen) Tendenzen der Stadtentwicklung. Die Theater stehen für mich nicht mehr in diesem Zusammenhang. Auch nicht die Volksbühne. Das war irgendwie mal, zu Castorfs, Polleschs (Prater) und Schlingensiefs usw. Frühzeiten vielleicht. Die sind jetzt aber doch auch längst "gentrifiziert", ob sie's nun wollen oder nicht. Dasselbe passiert/e bekanntlich mit einigen Hausprojekten, vor allem und gerade auch im Kontext der Grünen. Siehe auch "Bodentiefe Fenster" von Anke Stelling.