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Wiener Theaterskandal reloaded in Gmunden
Den Schuft aus Wien verjagen
6. August 2008. Es war der Wiener Theaterskandal der späten Achtziger Jahre: Claus Peymanns Uraufführung von Thomas Bernhards Stück Heldenplatz am 4. November 1988 im Wiener Burgtheater. Das vom damaligen Intendanten Claus Peymann bei Bernhard zum 100. Geburtstag des Hauses bestellte Werk sollte den Anschluß Österreichs an Nazideutschland im Jahr 1938 und sein Nachwirken bis in die österreichische Gegenwart jener Jahre thematisieren.
Angestachelt von Vorberichten in der österreichischen Boulevardpresse, die geschickt lancierte Zitate aus dem ansonsten bis zur letzten Minute geheim gehaltenen Stück bereitwillig aufgegriffen hatte, war die Stimmmung in Politik und Öffentlichkeit bereits vor der Premiere derart aufgeheizt, dass der Uraufführung über hundert Kommentare, Leserbriefe und Zeitungsartikel vorausgingen.
Politiker stellten sich schützend vor ihr verunglimpftes Volk und forderten, den Schuft Peymann aus Wien zu verjagen. Am Premierentag druckte Österreichs auflagenstärkste Zeitung die Fotomontage des brennenden Burgtheaters aufs Titelblatt, das dann mit "Heldenplatz" einen der größten Erfolge der Ära Peymann feiern sollte. Drei Monate später starb Bernhard.
Die beiden langjährigen Peymann-Dramaturgen Vera Sturm und Hermann Beil haben den Skandal nun noch einmal aufgearbeitet und werden ihre Dokumentation morgen zusammen mit den beiden "Heldenplatz"-Schauspielerinnen Therese Affolter (Dienstmädchen Herta) und Annemarie Düringer (Haushälterin Frau Zittel) im Rahmen der Festwochen Gmunden im ehemaligen Wohnhaus Thomas Bernhards im oberösterreichischen Ohlsdorf präsentieren.
(sle)
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