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Der frühere Potsdamer Intendant Ralf-Günter Krolkiewicz ist gestorben

Nach langer Krankheit

Potsdam, 20. Oktober 2008. Wie das Potsdamer Hans Otto Theater mitteilt, ist Ralf-Günter Krolkiewicz tot. Bereits Anfang Oktober ist er im Alter von 52 Jahren im thailändischen Phuket gestorben; das Theater erfuhr erst jetzt, dass Krolkiewicz seiner jahrelangen Parkinson-Erkrankung erlegen ist.

 

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Ralf-Günter Krolkiewicz war von 1997 bis 2004 Intendant am Hans Otto Theaters. Geboren wurde er 1955 in Erfurt. Nach seiner Ausbildung zum Schauspieler trat er 1979 in Potsdam sein erstes Engagement an. 1984 wurde er durch die Staatssicherheit der DDR verhaftet und zu eineinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Anschluss an die Haft siedelte er in die BRD über, wo er zunächst als Schauspieler und später auch als Regisseur an verschiedenen Bühnen arbeitete, unter anderen in München, Augsburg und Esslingen. 1996 kehrte er schließlich an das Hans Otto Theater zurück und war für ein Jahr Oberspielleiter, 1997 übernahm er von Stephan Märki die Intendanz des Hans Otto Theaters und hat durch unermüdlichen Kampf mit den Kulturbehörden wesentlich dazu beigetragen, dass das Hans Otto Theater vor zwei Jahren den Neubau in der Schiffbauergasse beziehen konnte.

Als Regisseur pflegte er einen behutsamen, dicht am Text der Vorlage orientierten Stil, mit dem ihm mitunter eindringliche Arbeiten gelangen, so etwa 1997 in seiner Inszenierung von Heiner Müllers "Philoktet". Gelegentlich trat Krolkiewicz während seiner Intendantenzeit noch als Schauspieler auf; unvergessen ist sein Teiresias in Martin Meltkes hochkonzentrierter "Antigone" (2001). Zuletzt inszenierte er in Potsdam Wolfgang Amadeus Mozarts "Don Giovanni" im Schlosstheater im Neuen Palais und William Shakespeares Tragödie "König Lear" mit Alexander Lang in der Titelrolle.

In den letzten Jahren hat Krolkiewicz vor allem als Dramatiker gearbeitet. Sein Stück "Viel Rauch und ein kleines Häufchen Asche" wurde 2005 beim Heidelberger Stückemarkt als szenische Lesung präsentiert. Für sein sozialkritisches Drama "Herbertshof", das einen Fremden in ein ostdeutsches Dorf kommen lässt, der sich dort gegen Ressentiments verteidigen muss, erhielt er den Landespreis für Volkstheaterstücke Baden-Württemberg; 2005 wurde es von Tobias Sosinka am Hans Otto Theater uraufgeführt.

Die Potsdamer Märkische Allgemeine Zeitung war übrigens schon früher über den Tod informiert und hat bereits heute, am 20. Oktober, einen Nachruf veröffentlicht.

(dip)

 

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