Ein trotziger Melancholiker

Berlin, 16. Dezember 2007. Wie die Berliner Zeitung in ihrer morgigen Ausgabe meldet, hat sich der Schauspieler Jürgen Rothert bereits im Oktober das Leben genommen. "Die Motive für den Freitod sind in einer schweren Krankheit zu vermuten, die Rothert zum Pflegefall gemacht hätten", schreibt Ulrich Seidler in der Berliner Zeitung.

Die Beisetzung fand im kleinen Kreis statt, anwesend waren dabei auch Volksbühnen-Intendant Frank Castorf und der Kulturstaatssekretär André Schmitz, der einst Verwaltungsdirektor an der Volksbühne war.

Seit 1975 gehörte Rothert zum Ensemble der Volksbühne und war einer derjenigen, die mit dem Beginn der Intendanz Castorf 1992 nicht entlassen wurden; er besaß nach über fünfzehn Jahren Zugehörigkeit zur Volksbühne Kündigungsschutz.

Unvergesslich ist sein so trotzig melancholischer wie tragikomischer Auftritt in Christoph Marthalers legendärer Inszenierung "Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab!" (1993), wo er an der Seite seiner Lebensgefährtin Susanne Düllmann spielte. 13 Jahre stand dieser Abend im Spielplan der Volksbühne; am 25. Februar 2006 fand die 178. und letzte Vorstellung statt. 

Bei Frank Castorf übernahm er etwa in "Die Weber" (1997) eine kleine, einprägsame Rolle; gemeinsam mit Susanne Düllmann trat er zuletzt in Marthalers "Die zehn Gebote" (2001) auf. Erst jetzt wurde bekannt, dass er sich im Alter von 71 Jahren erschossen hat.

(dip)


mehr meldungen

Kommentar schreiben