"Wir sind die Gebärmaschinen"

Berlin, 2. März 2014. Demonstranten haben in Berlin ein geplantes Gespräch mit dem umstrittenen Bestsellerautor und Ex-Politiker Thilo Sarrazin verhindert. Mehrere Besucher hätten Protestschilder hochgehalten und Sprechchöre skandiert, twitterte das Magazin Cicero, das für Sonntagvormittag zu der Veranstaltung im Berliner Ensemble eingeladen hatte, bei der es unter dem Titel "Die Grenzen der Meinungsfreiheit" um Sarrazins Buch "Der neue Tugendterror" gehen sollte. Schon im Vorfeld hatte es Proteste gegen die Sarrazin-Lesung im Berliner Ensemble gegeben.

Nach Polizeiangaben versammelten sich um die 100 Menschen vor dem Gebäude zu Protesten. Einige gingen auch hinein, um ihren Unmut zu äußern. Wie die Berliner Morgenpost berichtet, verschafften sich zehn Sarrazin-Gegner Zutritt zum Foyer des Berliner Ensembles, in dem Sarrazin aus seinem Buch lesen wollte.

Als Sarrazin die Bühne betrat, hätten die Demonstranten Schilder in die Höhe gehalten mit Slogans wie "Wir sind die Gebärmaschinen" oder "Wir sind die Gemüsehändler" und riefen "Hau ab!". Nachdem es zunächst zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Sarrazin-Gegnern und -befürwortern gekommen sei, habe die Geschäftsleitung des Berliner Ensembles entschieden, die Veranstaltung für eine halbe Stunde zu unterbrechen.

"Während dieser Pause eskalierte die Situation aber. Es kam zu Rangeleien zwischen Störern und Besuchern", schreibt die Berliner Morgenpost weiter. Daraufhin habe die Geschäftsleitung die Veranstaltung abgebrochen. Die Zeitung zitiert BE-Direktorin Jutta Ferbers mit den Worten: "Wir beugen uns dem Meinungsterror der Demonstranten. Wir wollen aber nicht, dass irgendein Mensch mit Polizeigewalt aus dem Berliner Ensemble geschafft wird." Sarrazin habe währenddessen die ganze Zeit regungs- und sprachlos auf der Bühne gesessen.

(Berliner Morgenpost / geka)

 

Mehr dazu: Presseschau vom 4. März 2014

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Kommentare  
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: kontraproduktiv
Tja, das ist jetzt ein Verlauf, wie man ihn sich eigentlich auch nicht wünscht. Herr Sarrazin darf sich nun darin bestätigt sehen, dass bestimmte Meinungen (die er vielleicht gar als "Erkenntnisse" deklarieren würde) unterdrückt würden. Dabei ist es nur richtig, dass Demonstranten darauf aufmerksam machen, welche fatalen Implikationen Sarrazins Thesen haben.
Die Schuldigen an dieser Affäre sind aber nicht wirklich die Demonstranten, sie sind vielmehr im Berliner Ensemble zu suchen, die Sarrazin am völlig falschen Ort ein Podium geboten haben. Nicht jede Meinung muss überall gehört werden. Wer der Ansicht ist, dass die Amerikaner die Ukrainer in eine faschistische Revolution getrieben haben, muss solches vielleicht nicht auf Einladung einer amerikanischen Botschaft zum Besten geben. Wer Putin als lupenreinen Demokraten bezeichnet, sollte diese Ansicht nicht in einer Russland-Broschüre der Bundeszentrale für politische Bildung herausposaunen dürfen. Und wer sagt, dass Hitler nur das Gute gewollte habe, aber die falschen Berater hatte, sollte keinen Vortrag am historischen Seminar einer Universität halten. Ja, man sollte auch solche Abstrusitäten äußern dürfen, aber man muss sich an öffentlichen Einrichtungen nicht damit schmücken (und am Ende noch Geld dafür ausgeben), dass man den Verzapfern solchen Unsinns noch Raum gibt. Das alles hat mit Meinungsfreiheit nur bedingt zu tun. Jeder, der seine Meinung äußern will, muss sich dafür auch sein Forum suchen (versuchen Sie mal, Ihre Meinung über Angela Merkel wirksam zu Gehör zu bringen). Warum - so muss sich Herr Peymann fragen lassen – hat er Herrn Sarrazin so billig und willig sein Forum, das BE, geboten? Welche Absicht hat er damit verfolgt?
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: BE-Boykott
"Wir beugen uns dem Meinungsterror der Demonstranten. Wir wollen aber nicht, dass irgendein Mensch mit Polizeigewalt aus dem Berliner Ensemble geschafft wird."

vielleicht sollte man generell mal über einen boykott des be unter dieser direktorin nachdenken.
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: deutsche Zustände
„Dieser linke Mob kann sich wieder austoben und seine untolerante Fratze zeigen“ – so meinte Kommentator „herbert“ bereits gestern ahnungsvoll an anderer Stelle. So – das hat er nun erwartungsgemäß getan. Laut „Berliner Morgenpost“ war der „Mob“ vor dem Theater ca. 100 Personen stark, im Saal selbst ca. 10 Personen, ausweislich der Fotos und Videoaufnahmen vorwiegend weiblichen Geschlechts. Die zur Leitung des „Berliner Ensembles“ zählende Dramaturgin Jutta Ferbers spricht von „Meinungsterror“, der sich, so ist zu vermuten, einer engen Verwandtschaft zu T. Sarrazins „Tugendterror“ erfreut - insofern fällt ein wenig, wenn auch schiefes, Licht auf die immer wieder gestellte Frage, wieso ausgerechnet das BE dem Mann und seiner in einer selbstsicheren Startauflage von 100.000 Exemplaren erscheinenden Kampfschrift für Plattköpfe ein Forum zu bieten bereit war. Liebe Jutta Ferbers - einhunderttausend Bücher eines Meinungsterroristen von Rechts gegen einhundert resp. 10 waffenlose Meinungsterroristen von Links! Sie sehen selbst, die deutschen Zustände sind immer noch, was sie schon immer waren: deutsche Zustände. Das sollte Ihnen Sorgen machen, nicht das bißchen Geschrei in Ihren nicht mehr ganz so heiligen linken Hallen.
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: Auseinandersetzung!
Als jemand, der eine Diktatur erleben musste, erschien mir bis 1990 der Westen einerseits als ein Land der Meinungsfreiheit, andererseits fiel mir als Beobachter von außen schon damals auf, dass es sehr schwierig ist, eine offene Diskussion zu führen. Jeder bzw. jede versuchte zumeist, die eigene Meinung durchzubringen, ohne auf die anderen Meinungen zu hören oder gar einzugehen. Daran hat sich, leider, nicht viel geändert, wie jetzt dieser Fall wieder beweist. Vielleicht sehe ich das als jemand, der von außen in die Demokratie kam, etwas klarer. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an einen Journalisten, der glaubte, den Herrn Haider so im Vorbeigehen argumentativ widerlegen zu können. Die Debatte endete in einem Debakel für den linken Journalisten. Auseinandersetzung ist gefragt, nicht vorurteilsbelastete Ausgrenzung. Wer das nicht begreift und danach handelt, fügt der demokratischen Kultur mehr Schaden zu als ein Herr Sarrazin.
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: Dank
Nochmal: danke Ruben!
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: niemals vor Ort
Ach, güt'ger Steckel, Sie sind ja niemals vor Ort. Zudem benutzen Sie eine Interpunktion aus dem 19.Jahrhundert.
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: Stellungnahme vom BE!
@6: das tut nichts zur sache.
@4: wie kannst du etwas klar segen, wenn du in einer diktatur lebtest? Da steht doch nebel gegen sonne. Ich meine, wie bringst du das zusammen?
@3: ja, ich hab diese sorgen auch. Ein apparat, der die nsu-morde offensichtlich mitorganisiert zu haben scheint, akten vernichtet(soweit bekannt hat sich das ein deutscher geheimdienst zuletzt 1989 geleistet), ... Dann diese merkwuerdige edathy-geschichte ... Was ist eigentlich jetzt mit dem fritsche? ... Und dann dieser disparate tagesschau beitrag letzte woche, ein bus bringe kaempfer aus lwiw nach kiev, "wanderreisen" stand als slogan drauf, in deutscher sprache ... RT brauchte heut die story, dass auch deutsche auf dem maidan kaempften (npdler?) ... Kurzum, der apparat ist mir nicht ganz koscher... Dieser sarrazin mit seim Stoecker-anno1878-thesen, der passt ja auch irgendwie ganz semantisch in diese praxis. Aber der paymann ja nicht, warum aeussert er sich nicht? Stattdessen schickt er frau ferbers vor und sie vom meinungsterror schwadronieren. Dabei heisst ja terror erstmal, gewaltanwenung gegenunschuldige dritte zum zwecke eines ziels gegeg eins. Da teater ein oeffentlicher ort ist, darf hier alles gesagt werden. Der sophist oder vielleicht eher eklektizist sarrazin, aufmunitioniert am deutschnationalen diskurs von vor hundert jahren, untertan laesst gruessen, sitzt schweigsam auf der tribuene, soll er doch reden, aber soll er argumentieren und auf widerrede treffen, dialog und erkenntnis, das wesen von oeffentlichkeit, theater - war das das ziel frau ferbers, oder gings um die ukraini, implizit ... Keine ahnung, erwarte stellungnahme vom be, zu diesen, ganz recht herr steckel, sehe sehr deutschen zustaenden
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: Danke
Danke Herr Sarrazin,
für Ihre Standhaftigkeit gegen den Gutmenschenterror!
(...)
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: Randnotiz
Als mit den Demonstranten grundsätzlich sympatisierende Beobachterin des Protestes heute Morgen möchte ich hier vielleicht eine kleine Randnotiz zu den Vorfällen schildern, weil es die Folgen solcher Auftritte und das Mindset von einigen Besuchern veranschaulicht, die sich durch solche öffentlichen Auftritte von Sarrazin offenbar bestätigt fühlen in ihrem Handeln.

Nachdem die Veranstaltung abgesagt wurde, konnte man das Foyer auch ohne Karte betreten und so trat ich ein, weil ich mir ein eigenes Bild von der Situation dort verschaffen wollte.

Im Foyer wurde ich von einem Herrn angegangen, dass er sich hier informieren wollte, was der Herr Sarrazin denkt, und dass dies nun verhindert sei. Es war sehr laut in dem Foyer, er war ein wenig aggressiv-gereizt und ich gebe zu, ich war schockiert von so viel Dummheit im ehemaligen Hause Brechts, so dass ich -durchaus vom Temperament her kein militanter Protestant- ihm lautstark entgegnete, dass er dazu wohl nicht zu einer derartigen Veranstaltung gehen müsse, da der Herr Sarrazin mit seinem letzten Buch voller rassistischer Ressentiments und auf Veranstaltungen wie diesen sich eine goldene Nase verdient habe.

Was dann passierte geht mir nicht mehr aus dem Kopf: Eine eigentlich unbeteiligte ältere Dame mischte sich ein und keifte mir entgegen, dass ich doch erst einmal richtig Deutsch lernen solle, bevor ich mich äußere. Ich hatte einen kleinen grammatikalischen Fehler gemacht, weil es mir im ersten Moment meine (Mutter-)Sprache verschlagen hatte. Dann hörte ich, wie ein Mann schräg hinter mir sagte: "Du musst sie doch nicht gleich schlagen." und bemerkte darauf, dass sie mich am Arm festhielt und mit ihrem anderen Arm auf meiner Schulter rumtrommelte.

Das BE unter Peymann hat nicht nur Sarrazin, sondern auch solchen Menschen ein Forum und Bestätigung geboten!
Sarrazin-Veranstaltung abgebrochen: Danke
auch von mir: danke,ruben!!!
Sarrazin im BE: Stellungnahme?
Was ist jetzt mit der offiziellen stellungnahme? Kommt noch was aus dem be oder koennen wir davon ausgehen, dass sich hiermit heute eine kultur selbst demontiert und entsorgt hat? Und diese, meine frage unterstellt keinen aesthetik diskurs (oder fuer die konservativen unter uns: diskussion) oder fragestellungen ueber stadttheater und dergleichen, liebes be, hier gehts um eine ganz grundsaetzliche haltung: demokratie ja oder nein? Es gibt momente, da muss man sich entscheiden, gehoert man zu den intransparenten und damit undemokratischen raison detatstrukturen mit sarrazin als, wie es den anschein hat, aushaengeschild, oder man distanziert sich, moeglichst weitraeumig! Ich meine, mal ehrlich, soll die nato irgandwann die deutschen zustaende ins lot bringen, humanitaere intervention in berlin machen? Wenn selbst die kunst hier keine position beziehen kann, ehrlich, bin sehr enttaescht, aber an auswandern denk ich nicht, hier wird vor ort gekaempft!
Sarrazin im BE: Was ist aus Euch geworden?
Unvorstellbar, dass Claus Peymann damals Jörg Haider eingeladen hätte, auf der Bühne des Burgtheaters seine rassistischen Ansichten zu vertreten. Oder vielleicht in Stuttgart eine Podiumsdiskussion mit Hans Filbinger über den Zahnersatz von Gudrum Ensslin veranstaltet hätte? Peymann, Ferbers und Co. - was ist nur aus Euch geworden?
Fragt sich
Sarrazin im BE: nicht nur eigene Meinungen
ad 1.
Um bei dem Beispiel zu bleiben : das BE ist für Sie anscheinend das Botschaftsgebäude / die Bundeszentrale / das Universitätsinstitut der Tugendhaften ? Ich habe geglaubt es ist ein Theater in dem auch nicht nur eigene Meinungen ein Forum finden.
Sarrazin im BE: Tugend, Terror & Kompetenz
Und warum eigentlich dieses kompositum aus terror und tugend, das eine wort belegt aufstaendische aller art, dass andere belegt katholische morallehre - also zusammengedacht unterstellt sarrazin den aufstaendischen ein christliches weltbild? Ich meine herr sarrazin liess sich auf kosten aller in seinen aemtern nieder und gewoehnlich wird einer solchen aemterelite kompetenz unterstellt, mit seinen buechern zeigt er alles andere auf, aber von kompetenz kein deut - echt armes deutschland!
Sarrazin im BE: Autogramme für die Jünger
Autogrammstunde von Sarrazin im BE

... ich möchte doch noch eine Beobachtung von gestern hinzufügen. Die Aussage in der Morgenpost (siehe oben) "Sarrazin habe währenddessen die ganze Zeit regungs- und sprachlos auf der Bühne gesessen." stimmt nicht!

So richtig schlecht wurde mir gestern, als ich sah, dass im Rahmen dieser Cicero-Veranstaltung -im BE- die Jünger von Sarrazin zu ihm pilgerten, um sich ihr Buch signieren zu lassen, in dem sie bescheinigt bekommen, dass das Schüren von Rassismen wieder salonfähig sein muss. Die Auswirkungen habe ich gestern am eigenen Leib erfahren dürfen (siehe Bericht oben).

Leider sind solche Praxen offenbar heutzutage auch vom BE toleriert. Wie naiv kann man denn sein, zu glauben, dass bei so einer Veranstaltung nach dem ganzen Medienrummel um "Deutschland schafft sich ab" kritische und weltoffene Geister sich ein kritisches Urteil über Sarrazin bilden möchten? Und ganz nebenbei läuft die Gelddruckmaschine mit! Wenn Sie vom BE Sarrazins Äußerungen einer kritischen Reflexion unterziehen wollen, dann verlangen Sie doch bitte nicht auch noch 12 Euro Eintritt dafür...
Sarrazin im BE: Meinung muss sich qualifizieren
@13. Tomb
Es geht mir darum, dass bestimmte Institutionen für bestimmte Haltungen einstehen. Diese Haltung setzt gewissermaßen einen Rahmen dafür, was als Meinung akzeptiert wird und wo Abwegigkeit oder gar Diffamierung anfängt. Am BE mit einer Tradition, die ja immer noch auf Brecht verweist, sollten Sätze, wie Sarrazin sie geäußert hat, daher nicht als zulässige Meinung protegiert werden. Ich meine Sätze wie: "Natürlich beobachten wir, dass sich viele Völker und Ethnien in typischer Weise unterschiedlich verhalten" (woran die FAZ übrigens die berechtigte Frage anschloss: "Die Frage, wie sich ganze Völker überhaupt beobachten lassen, stellt er sich nicht.") Oder, ein verschärfteres Beispiel: "Die kul­tu­rel­le Fremd­heit mus­li­mi­scher Mi­gran­ten könn­te re­la­ti­viert wer­den, wenn diese Mi­gran­ten ein be­son­de­res qua­li­fi­ka­to­ri­sches oder in­tel­lek­tu­el­les Po­ten­ti­al ver­hie­ßen. Das ist aber nicht er­kenn­bar. An­zei­chen gibt es eher für das Ge­gen­teil, und es ist kei­nes­wegs aus­ge­macht, dass dies aus­schließ­lich an der durch­weg bil­dungs­fer­nen Her­kunft liegt." Warum, bitte, soll man so etwas im Berliner Ensemble diskutieren? Weil es eine Meinung ist? Würden Sie auch wollen, dass man am BE diskutiert, ob in den "Protokolle der Weisen von Zion" die Wahrheit über die Weltverschwörung niedergelegt ist?
Es ist weder sinnvoll noch überhaupt denkbar, dass jede Meinung überall diskutiert wird. Eine Meinung muss sich gewissermaßen auch für einen bestimmten Ort qualifizieren. Sarrazins Meinungen mögen sich für den Stammtisch qualifiziert haben, am BE sind sie - ich bleibe dabei - fehl am Platze.

PS Es wird ja gerne argumentiert, es dürfe keine Denkverbote geben. Ich sehe das etwas anders. Bestimmte Dinge dürfen vielleicht gedacht werden, aber eben nicht als zulässige Meinung akzeptiert werden. Eine Meinung wie: "Einge rassische Gruppen sind minderwertig, daher ist ihr Lebenswert nicht hoch zu veranschlagen, ob sie leben oder sterben, darauf kommt es nicht an" ist für mich etwas, das man zwar denken kann (sonst könnte ich es nicht hinschreiben), aber man sollte es nicht behaupten dürfen. Jemand, der die Nähe zu solchen Behauptungen sucht, darf sich im meinen Augen nicht darüber wundern, wenn man seinen Meinungen kein Gehör schenken will.
Sarrazin im BE: und bei Dussmann
Vorausschicken möchte ich, dass ich weder in der gestrigen Veranstaltung war noch das Buch kenne:
ABER als ich vor wenigen Tagen in Berlin war, ging ich mehrfach an dem vollkommen unbeachteten (großen) Schaufenster des Kulturkaufhauses Dussmann vorbei, das mit -zigfachen Exemplaren dieses Buches überhäuft war. In Erinnerung welche Zerstörungen erst kürzlich der Protest gegen einen Burschenschaftsball in Wien an Schaufenstern, Autos bis zu Polizeistationen in Millionenhöhe hinterlassen hat, war ich über die Reaktionslosigkeit über diese Auslage erstaunt.
Wo liegt der (für mich nicht erkenntliche) Unterschied zwischen Präsentation im Kulturkaufshaus Dussmann und dem Berliner Ensemble?
Sarrazin im BE: Meinen statt Argumentieren
@16: ja und ja und ja. Und: wann begann eigentlich dieser wechsel vom argumentieren zum blossen meinen und glauben? Ich wunderte mich damals, dass der freitag auf einmal "meinungsmedium" hiess. Und das hofieren von dieser sarrazin-marionette im dienste deutscher weltmachtansprueche (gegen mitregieren und produktives einbringen in die weltgemeinschaft haette ich nichts) im kontext von schaumschlaegerei und haudraufparolen, das ist sowas von erschreckend! Herr paymann, das geht doch nicht, in ihrem haus, faellt ihnen das so gar nicht auf?
Sarrazin im BE: Schlingensief-Epigone Sarrazin?
@9:
Liebe Dritte,
die von Ihnen beschriebene Szene erinnert mich an die keifenden Österreicher in der Dokumentation zu Schlingensiefs Wiener "Ausländer Raus"-Aktion.
Insofern kann man sich fragen, ob Sarrazin nicht ein kleinbürgerlicher Schlingensief-Epigone ist. Jedenfalls finde ich es besser, wenn der braune Sumpf laut und vernehmlich rülpst und pfurzt, als wenn er im Verborgenen dumpf und unbeachtet fruchtbar ist. Immerhin wird das Problem dann sichtbar. Es hört ja nicht auf zu existieren, wenn man es nicht sieht.
Interessant finde ich den Begriff "Tugendterror". Bei Robespierre lag der Akzent auf dem Terror und die Tugend war bloß das propagandistische Schutzmäntelchen. Bei Sarrazin liegt der Akzent auf dem Begriff der Tugend, die zum Feindbild wird und der Terror ist nur der Affektverstärker.
Tugend war mal der Stolz, mit dem das Bürgertum sich vom moralisch abgehalfterten Adel absetzte. Die preußischen Tugenden wurden noch vor 10 Jahren von Konservativen bewundert. Nun wird der Begriff zum Schimpfwort. Ja, Deutschland schafft sich als Kulturnation wirklich ab. Sarrazin repräsentiert die Krankheit, für deren Heilmittel er sich ausgibt.
Sarrazin am BE: Handlungen entscheiden
Zu Nrn. 14, 16, 17, 18: „Tugendterror“ ist ein aus franz. „vertu“ (die Tugend) und „Terreur“ (der Schrecken) gebildeter Begriff, der die Herrschaft der Gerechtigkeit durch den Schrecken bezeichnet, siehe auch Kommentar Nr. 8 („Gutmenschenterror“). Ihm liegt die Überzeugung zugrunde, daß die Durchsetzung eines gerechten Staatswesens ohne die gewaltsame Unterdrückung der Konterrevolution unmöglich ist – eine Überzeugung, die von historischen Tatsachen ebenso unaufhörlich genährt, wie sie von der einmal an die Macht gelangten Konterrevolution verteufelt wird. (Siehe Sarrazin, in dessen Buch es dazu ein Kapitel gibt).

Ein Theater ist ein „Tendenzbetrieb“, wie beispielsweise eine ebenfalls mit öffentlichen Geldern subventionierte Parteizentrale, in der die öffentliche Propagierung von den Zielen der Partei zuwiderlaufenden Inhalten ausgeschlossen ist. Ein Theater verfolgt bestimmte künstlerische Ziele, deren Verfolg es erlaubt, die Meinungsfreiheit zu beschränken, vor allem auch dann, wenn mit seinem Betrieb nicht unbedingt oder nicht nur Geld verdient werden soll. (Die Frage stellt sich schwieriger bei öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten. Bei Zeitungsmonopolen und Buchverlagen haben wir uns an die weltanschauliche Ausrichtung gewöhnt – die DVA, bei der Sarrazins Buch erscheint, gehört Random House, und Random House gehört seit Ende der neunziger Jahre Bertelsmann und Bertelsmann gehört der stockreaktionären Familie Mohn usw.)

Liebe Frau Peschina – ein „Kulturkaufhaus“ ist eine contradictio in adjecto und ein Unwort, insofern „Kultur“, also das Verhältnis der Menschen einer gegebenen Gesellschaft zu der ihnen erfahrbaren Welt, nicht käuflich ist, allenfalls bestimmte gegenständliche Ausdrucksformen dieses Verhältnisses, wie Bilder, Schriften, theaterförmige Vorführungen etc. Insofern macht der Umstand allein, daß Sie eine Karte für eine Vorstellung im „Berliner Ensemble“ erwerben können, dieses Theater noch nicht zu einem Kunstkaufhaus. Bedenklicher wird es, da haben Sie Recht, wenn unabhängig von der künstlerischen Produktion zu Buchpräsentationen gegriffen wird, deren Zusammenhang mit der politisch/ästhetischen Ausrichtung des Hauses nicht erkennbar ist.

Und schließlich: der Preis der Meinungsfreiheit besteht in der Bedeutungslosigkeit der Meinung, ebenso wie der Preis der Kunstfreiheit in der Bedeutungslosigkeit der Kunst besteht. Meinungen entscheiden so gut wie nichts mehr, Handlungen entscheiden, Handlungen, die vorspiegeln, im Einklang mit gewissen unverrückbaren Gegebenheiten anthropologischer, sozialer oder ökonomischer Natur zu stehen – was natürlich Meinungen sind (siehe Sarrazin), aber eben solche, bei denen es nach Ansicht ihrer Inhaber eigentlich nichts zu argumentieren gibt, da sie evident sind. Dieser Sachverhalt führt zu dem Paradox, daß derjenige eine Meinung ernst nimmt, der sie unterdrückt.
Sarrazin am BE: Intervention absolut notwendig
PR-mäßig ist die geglückte Intervention sicher für Sarrazin nutzbar. Hätte man sich da nicht lieber zurücklehnen und das Ganze gewähren lassen sollen? Nein, diese Intervention musste passieren. Das kann ich sagen, weil ich gestern vor Ort war. Da saß durchweg verrohtes, gewaltbereites Großbürgertum beisammen und wartete auf seinen Agitator. Dass der Protest, den 10 bis 20 Menschen äußern, als "Meinungsterror" bezeichnet wird, zeigt, dass auch die Leitung des BE zu dieser Klientel zählt und auf die "hysterischen" Demonstrant_innen (in der Mehrzahl weiblich, in der Mehrzahl of colour) herabblickt, auf das Gebrüll der Marginalisierten, wegen denen dieses Theater auf der Bühne sonst so gerne eine sorgenvolle Miene aufsetzt. Es ist wahnsinnig schwer, da richtig vorzugehen und entspannt zu bleiben, vor allem wenn man selber nicht FAZ-Journalist_in, Theaterleiter_in oder sonstwie einflussreich ist und kein Forum hat, in dem man selbstverständlich Stellung beziehen könnte. Man gibt da ganz schnell das Bild der emotional überreagierenden Gesinnungspolizei ab, als die er einen gerne darstellen will. Aber soll man es, nur weil Sarrazin diese schlaue Strategie fährt, sich mit seinen unwissenschaftlichen, menschenfeindlichen Äußerungen hinter der Meinungsfreiheit zu verstecken und sich so als Opfer zu inszenieren, unkommentiert zulassen, dass ein öffentlich finanziertes Theater zum Podium wird, auf dem zwei weiße, rechtsliberale bis konservative Journalisten einen chauvinistischen Rassentheoretiker vor einem stramm rechten Oberschichtpublikum nett zu seinem neuen Buch befragen? Das war eine Propagandaveranstaltung für einen Rechtspopulisten, da war keine offene Diskussion geplant, das zeigt schon die Besetzung des Podiums (wie anders, wenn auch immer noch doof, das schon gewesen wäre, wenn er mit einer Vertreterin einer eher linken Zeitung oder gar einem NSU-Opferanwalt diskutiert hätte). Darum halte ich die Intervention für absolut notwendig. Was während der Intervention ausgeufert ist und weshalb die Veranstaltung abgesagt wurde, waren viele, viele kleine Auseinandersetzungen, in denen die anwesenden, großbürgerlichen Freund_innen der Meinungsfreiheit alle, die jünger als sie waren oder nach nichtdeutscher Herkunft aussahen, rassistisch beleidigten, als Faschisten beschimpften und teilweise tätlich angriffen. Und natürlich gab es darauf Widerworte, denn wenn einem von dem Mann auf dem Podium (in seinen Schriften) und seinen Gefolgsleuten im Zuschauerraum (live) so grundsätzlich gezeigt wird, dass man ihrer Ansicht nach keinerlei Recht auf Teilhabe an dieser Gesellschaft hat, sondern eher das Problem ist, sogar als genetisch minderwertig bezeichnet wird, ist es ein bisschen viel verlangt, das einfach ruhig wegzustecken und sich zurückzulehnen. Ich habe mehrmals versucht, ruhig und freundlich mit Menschen zu sprechen, die da rumgebrüllt haben, habe sogar all meine christlichen Vibes herausgekramt und einem rasenden älteren Herrn die Hand gehalten und freundlich gebeten, diese junge Frau nicht mehr zu schubsen, aber was da an ekligen Äußerungen zurückkam, war wirklich nicht ohne eine Antwort hinnehmbar. Viel zu viele Menschen in diesem Land sind viel zu lange marginalisiert und beleidigt, zum Objekt eines Verwertbarkeitsdiskurses über sie gemacht worden, als dass es möglich wäre, generös über so eine Veranstaltung hinweg zu sehen. Ich danke denen, die die Intervention organisiert haben.
Sarazin am BE: Bieito ans BE!
@ 20, 1. Absatz:
Verehrter Herr Steckel,
so lange der Begriff "gerecht" nicht allgemeinverbindlich definiert ist, gibt es keine moralische Rechtfertigung für "terreur".
Dass er nicht allgemeinverbindlich definiert ist, zeigen die Debatten um den "gerechten" Krieg 2000ff. u.ä.
Wozu Ihre These führt, hat Brecht 1930 in der "Maßnahme" dargestellt. Ich möchte darum bitten, dieses Stück in aller Härte mal wieder aufzuführen, damit wir den Begriff "Liberalismus" wieder schätzen lernen - ohne das Pejorativ "Neo" davor zu setzen und so zu tun, als würde er durch kriminelle Banker definiert. Lieber Peymann, lassen Sie das (die Maßnahme-Inszenierung) Calixto Bieito besorgen, damit ordentlich Blut bis in die Ränge spritzt und niemand tun kann, als gäbe einen sauberen, gerechten Terror, der nur die Anderen betrifft und mich als Zuschauer mich am warmen Vorschein der Humanität das Herz wärmen lässt.
Oder suchen Sie sich einen Regisseur aus der Ukraine, Syrien, Nordkorea, China, Kuba, Venezuela...

P.S.: Ihre etymologischen Ableitungen geben Ihren Ausführungen etwas Seriöses, sind aber trotzdem falsch. In der römischen Staatslehre wurden "virtus" und "terror" beileibe nicht so nett definiert.

P.P.S: 2. Absatz: Welche "Tendenz" hätte Peymanns BE denn, wenn nicht die, "dass mit seinem Betrieb Geld verdient werden soll"? Sind nicht die monatlichen Auslastungszahlen nicht die vernehmlichsten Botschaften, die das Haus regelmäßig aussendet? Welche Tendenz-Botschaften senden hingegen Inszenierungen wie "Frühlings Erwachen", "Dantons Tod" oder "Mutter Courage" aus?

3. Absatz: Im Jahre 2014 ist Kultur eine Ware, also käuflich. Wenn sie dem bürgerlichen Kultur-Begriff des späten 18. Jahrhunderts im Sinne der Selbsterziehung des Menschen dagegen wieder zur Geltung müssen, genügt die bloße Behauptung nicht, sondern müssen das schon begründen. In einer Zeit, in der Bildung daran gemessen wird nicht welches Buch ein Mensch liest, sondern ob er in den letzten 12 Monaten überhaupt irgendein Buch gekauft hat. Insofern ist auch das BE ein Kulturkaufhaus: es ist egal, ob man sich Mutter Courage oder Sarrazin ansieht: Hauptsache man geht ins Theater. Der "Zusammenhang mit der politisch/ästhetischen Ausrichtung des Hauses" ist durchaus erkennbar. Er besteht darin, dass Inhalte austauschbar sind. "anything goes".

Absatz 4: "der Preis der Meinungsfreiheit besteht in der Bedeutungslosigkeit der Meinung, ebenso wie der Preis der Kunstfreiheit in der Bedeutungslosigkeit der Kunst besteht." die alte Sehnsucht des Künstlers nach der Diktatur, in der sein "freies" Wort wieder lebensnotwendig war. Für ein "gutes" Leben ertrage ich lieber schlechte Kunst, statt umgekehrt. Wenn ich an Nordkorea oder die Ukraine denke, finde ich Ihren Satz obszön.

"Meinungen entscheiden so gut wie nichts mehr, Handlungen entscheiden." Das entsprich exakt dem bürgerlich-humanistischen Menschenbild, wie Goethe es z.B. im Faust II entwickelt hat: Der alte Faust, blind, störrisch, egoistisch, hat grandiose Projekte/Meinungen vom freien Volk auf freiem Boden: aber was tut er? Er bringt Philemon und Baucis (Faust II, 4. Akt) so wie er Gretchen, ihre Mutter, ihren Bruder in bester Absicht umgebracht hat und in einem netten "Heilschlaf" (Prolog, Faust II) alles zum Kollateralschaden bagatellisiert und zu hübschen Wolkenbildern ästhetisiert. Was zählt, fragt Goethe mit diesen Bildern? Fausts gute Meinungen oder seine schlechten Taten?
Die Antwort ist seine Inszenierung der katholischen Kirche im 5. Akt als gigantische Lügenmaschinerie (oder Propagandaministerium), die den Verbrecher, Imperialisten, Diktator in Reihen der Heiligen aufnimmt. Und jetzt stellen Sie, verehrter Herr Steckel, sich auf die Seite der katholischen Dunkelmänner. "Dieser Sachverhalt führt zu dem Paradox, daß derjenige eine Meinung ernst nimmt, der sie unterdrückt." Stehen Sie also auf Seiten der SED gegen Brecht und die Arbeiter vom 17. Juni 1953? Auf der Seite Stalins? Auf der Seite Janukewitschs?...
Herr Steckel, retten Sie ihr Bild in meiner Seele...

Aber sie orientieren sich an dem Brecht des "anachronistischen Marsches" und agitieren gegen "Freiheit and Democracy"...
Bon
Sarrazin am BE: Peymannbeschimpfung 2
Vielen Dank für diesen Bericht Daniel Cremer. Was man sonst tun könnte? Ich schlage vor, ab jetzt einmal im Monat vorm BE eine "Peymannbeschimpfung" abzuhalten. "Peymannbeschimpfung" war der Titel einer Arbeit von Rimini-Protokoll, die sich mit den Vorgängen in Stuttgart 1977 beschäftigten, als der bürgerliche Shitstorm gegen Peymann losbrach, weil er Geld gespendet hatte für Gudrun Ensslins Gebiß. Vielleicht sollten wir diesen Titel eher performativ, also als Aufforderung verstehen, um diesen (...) Mann zu zeigen, dass er zwar immer noch einen Shitstorm heraufbeschwören kann, aber mittlerweilen haben sich die Rollen verkehrt: die Bürger von damals sitzen heute auf dem Podium und geben das Opfer, eine sehr deutsche Maskerade: die Figur der "verfolgenden Unschuld". War es Hegel himself oder ein Späthegelianer wie Adorno, der den Satz geprägt hat: Kein Deutscher kann eine Lüge aussprechen, ohne sie selbst zu glauben, sprich: er inszeniert sich als Opfer von "Meinungsterror" und hat unglaublicherweise gleichzeitig das meistverkaufte "Sachbuch" der Nachkriegszeit geschrieben - eigentlich müsste man so einen Auftritt einfach nur weglachen können. Aber er und seine Fans nehmen sich ja tatsächlich ernst. Das ist das unfreiwillig Komische an Sarrazin und das abgrundtief Trostlose dieser deutschen Form des Rechtspopulismus: überall sonst zeigt sich eine boshafte Freude am Unkorrektsein, nur hier nicht. So ist es auch gar nicht als Witz gemeint, wenn Sarrazin lieber von "Tugendterror" spricht statt von "politischer Korrektheit", weil er selbst ja so korrekt sei. Wie traurig: wenn wenigstens hier ein Augenzwinkern an seine Gegner zu erkennen wäre... So bleibt der Verdacht, einer Spam-Maschine gegenüber zu stehen. Das ist noch nicht mal die Banalität des Bösen, das ist unter jedem Niveau der Kritik. Stattdessen: Peymann beschimpfen. (...)
Sarrazin am BE: Nachtrag
Nachtrag für Herrn Steckel: "Wenn ihr nur wüßtet, was Terror bedeutet, sobald er keine Metapher ist.« Lidia Ginsburg, Leningrad 1941
Sarrazin im BE: Varianten des Terrors
Lieber Herr Guttenberg – in „Die Maßnahme“ übertragen die werten Genossen die heikelsten und schwierigsten Missionen dem Unerfahrensten und in Sachen Gerechtigkeit Gefühlsbestimmtesten unter ihnen – mit der wenig überraschenden, trostlosen Konsequenz, ihn am Ende um das Einverständnis mit seiner Erschießung bitten und in der Kalkgrube entsorgen zu müssen. Ich verstehe weder, inwiefern dieser absurde Vorgang den Kopfbahnhof meiner „Thesen“ darstellen soll, noch, was Herr Bieito da ausrichten könnte. Und was Claus Peymann angeht: „Stachel im Hintern des Regierungsviertels“ – so oder so ähnlich klang das doch einst, nicht wahr? Wenn das keine Tendenz ist! Aber da waren Sie wohl von Anfang an skeptisch? – Jetzt lese ich gerade Ihren Nachtrag. Vermutlich stammt das Zitat aus dem Buch über die deutsche Blockade Leningrads? Auch auf die Gefahr hin, daß es dauerhaft ungemütlich wird: unsere Freiheit, unsere Demokratie sind es, die in anderen Weltgegenden jene Art von Schrecken verbreiten, von der Frau Ginsburg spricht - ein Schrecken, der sich beinahe ausschließlich gegen die Armen dieser Weltgegenden richtet, diejenigen Menschen, die von den Stiftern und Nutznießern dieses Terrors als genauso überflüssig betrachtet werden, wie die Bevölkerung Leningrads von der deutschen Reichsführung. Es gibt also, halten wir wenigstens das hier fest, Varianten des Terrors. Und wenn ich sage, daß derjenige eine Meinung ernst nimmt, der sie unterdrückt, ist weder über die Meinung, noch über den, der sie vorbringt, noch über den Unterdrücker und seine Beweggründe das Allergeringste gesagt. „Niemals waren wir freier als unter der deutschen Besatzung. Wir hatten alle Rechte verloren und in erster Linie das Recht zu sprechen; jeden Tag warf man uns Schmähungen ins Gesicht, und wir mußten schweigen; massenweise verschleppte man uns als Arbeiter, als Juden, als politische Gefangene; überall an den Mauern, in den Zeitungen, auf der Leinwand begegneten wir dem abscheulichen und faden Gesicht, das unsere Unterdrücker uns von uns geben wollten: auf Grund all dessen waren wir frei.“ (Sartre, Die Republik des Schweigens)
Sarrazin im BE: reaktionäre Rentner
@22: huebsch argumentiert. Sie denken beim schreiben, wie auch steckel. Was aber herrn sarrazin angeht, sein publikum, die reden im stechschritt und laufen ordentlich den parolen des ausgehenden neunzehnten jahrhunderts hinterher! Ihren vergleich mit janukowitsch teile ich deshalb nicht, da es hier eben nicht um followers und shitstorms geht (danke @23), sehe ich das peymann-sarrazin geflecht als ausgemachten clou deutschnationalen groessenwahns.
@20: insofern danke ich ihren ausfuehrungen, moechte aber ergaenzen, dass virtue immer auch auf sg intrinsische eigenschaften in der lebensformdebatte verweist, in diesem metaphysischen nebel setzt sarrazin das wort terror ein, womit die kommende aufstandsbekaempfung semantisch vorbereitet wird. Denken wir an das trainingslager schnoeggersburg, denken wir an die entscheidung des bvg, auch die armee im inneren einzusetzen, sarrazin bringt uns auf die palme, weil er eine kathegorie schaft, in die er einordnet, wer spaeterhin entsorgt wird. Das ist dann diese wernichtfuermichististgegenmich haltung.
Tatsache ist, dass wir auf der basis von effizienz- und exelenzkriterien laengst in den kommentarapparat von nachtkritik.de abgeschoben worden. Den ton geben reaktionaere renter wie paymann und sarrazin an. Und in feuilletons schreiben so excellente typen wie dobbert (zeit.de), der etwa polen als ehemalige sowjetrepublik bezeichnet. Das ist nicht nur nichtwissen, das ist vorsaetzlich und langfristig gefoerdertes excelenzclastergedoens. Was kann ich den berichten dobberts entnehmen? Nichts! Gleiches gilt fuer sarrazin und peymann - und darin liegt das paradox, nicht im ernstnehmen einer unterdrueckten meinung (von mir aus a la massnahme) das paradox liegt im menschenrechtlichen anspruch, aber in der menschenverachtenden haltung - diese tartuffetypen sind das problem unserer zeit, da brauchen wir kein blut nordkoreanischer regisseure, da reicht ein blick in die heimischen folterkeller, von guantanamo ueber nsu bis hin zu den "britischen beratern" die, nachdem erfolgreichen sturz ghaddafis nun in der ukraine zum einsatz kommen sollen . Leute, den eigen stall putzen, und sarrazin in gespraeche verwickeln ist super wichtig. Wer auf argumente schiesst, hat verloren und, danke cremer, handgreiflichkeiten sind der beginn des sehr deutschen sadismus.
Sarrazin im BE: beunruhigende Sehnsucht
Lieber Herr Steckel,
der "Kopfbahnhof" liegt darin, dass man sich nie dazu verleiten lassen sollte, Terror zu rechtfertigen. Das Recht auf Leben ist nicht diskutabel und nicht relativierbar.
2. Eben. Es gibt Varianten des Terrors. Deswegen sollte man sie auch sprachlich auseinander halten.

Aber das sind alles Intellektuellen-Bauchschmerzen. Was mich etwas beunruhigt, ist der Umstand, dass so eine große Anzahl von Menschen wieder Sehnsucht nach Deutschland, nach Nationalismus, nach genetischen (rassistischen) Nationalitätskonstrukten haben, dass sie diese Bücher massenhaft kaufen und zu diesen Veranstaltungen wie zu Scientology hinströmen. Was ist da passiert, dass das nach 1945 wieder hochkommt? Warum reagieren die derartig aggressiv?
So, und jetzt schweige ich, damit wir die comunity nicht mit unseren Privatdiskussionen nerven.
Sarrazin im BE: einfach peinlich
Das bloede ist ja, dass diese aggressivitaet der deutschnationalen hand in hand mit der russophoben berichterstattung gehen (und warum eigentlich laesst sich marina weisband davon so naiv-bloed vereinnahmen?). Sollten sie nr 27 recht haben und diese schwemme kommt ernsthaft wieder hoch, dann glaub ich werden wir die bewohner der russischen foederation mal wieder als befreier brauchen! Oh je oh je oh je, einfach peinlich, dieses christliche renterdeutscland
Sarrazin im BE: Lese-Empfehlung
Ein Artikel für Ruben zur Relativierung des hehren Ortes BE:

http://www.welt.de/kultur/buehne-konzert/article125384495/Bertolt-Brecht-war-schlimmer-als-Thilo-Sarrazin.html
Sarrazin im BE: es bleibt peinlich
@29: statt zu relativieren gibt der Text ein super Beispiel für Exzellenzclusternachwuchsförderung ab! Warum? Weil so ein Experte, Matthias Heine, unter der Rubrik "politisch inkorrekt" (sic!) folgendes schreibt: "Gemeint war wohl, dass sie den 1956 gestorbenen Brecht, der in seinen letzten Lebensjahren in der Bühne am Schiffbauerdamm Theatergeschichte schrieb, für einen der Ihren hielten – für einen Linken, für einen Freund der Unterdrückten, Migranten und Marginalisierten und wohl auch für den besseren Demokraten als Sarrazin." und, genau, dieses einmal gelegte Strohfeuer baut er als Basis für seinen gesamten Text nun so aus: "Zumindest die dritte These beweist eine enorme Unkenntnis von Brechts Leben und Werk."

Liebe(r) Tomb, rhethorisch heisst der Quatsch Strohmann oder Strohfrau, je nach Laune, und hat für den Autor/die Autorin die Funktion, sich einen Pappkamaraden aufzustellen, den er/sie dann beliebig abfackeln, anpinkeln oder was immer kann. Noch Fragen? Ach, sie Sie sehens nicht? Na dann: "wohl"! Herr Heine sagt "wohl auch für den besseren Demokraten"! Erstens setzt voraus, dass Herr Sarrazin ein Demokrat ist (Achtung kategorienfehler: politisch inkorrekt heisst die Rubrik), zweitens setzt voraus, dass die Protestanten vor der Tür Herrn Sarrazin für einen Demokraten halten, drittens verweist das Wort "wohl" auf einen Zweifel, den Herr Heine sich und den Protestanten unterschiebt ... und so weiter

Kurzum, der Artikel glänzt genauso durch Sachinkompetenz wie Sarrazins Textterror oder Steinmeiers Außenpolitik in der Ukraine - es bleibt peinlich!

Hallo, wo ist das intellektuelle Niveau in good old Germany hin? Alle unter Alg1-Hartz8 verschwunden? Schon alle im Lager oder wie? (Polemik kann ich nämlich auch) - den letzten Satz jetzt bitte in Finzis Volpone Intonation lesen, mit bulgarischem Akzent versteht sich - ach Mensch Mitko, ich vermisse dich so, wir brauchen dich hier auf Erden - komm zurück aus dem Hades, komm auf die Bühne und erklärs diesen Fritz!
Sarrazin im BE: real stattgefunden
warum kann das in einem Berlin das doch eigentlich gerad ganz sympathisch ist passieren. Tugend hat übrigens meiner Meinung nach mit Zivilcourage zu tun. Terror dagegen hat im Unterschied zu Herrn sarrazins phantomschmerzen real stattgefunden. die nsu hat geschossen das von ihm unerwünscht erklärte war danach tot. insofern ist das Wort tugendterror in diesem Zusammenhang eine kaum zu toppende verbale entgleisung. das eine Frau die mit sprachkunst zu tun hat sie aufnimmt.........!
Sarrazin im BE: Blick auf die Realität
Ist ja sehr nett hier die Diskussion (als Ösi würde ich sagen typisch deutsch) aber ein Blick auf die Bestseller in Bücher von Amazon zeigt die Realität: Sarrazin auf Nr.1.
Sarrazin im BE: Erklärung bitte
Erklären Sie doch bitte mal den Begriff Liberalismus, Guttenberg, und dann sehen wir weiter.
Sarrazin im BE: orwellsche newspeech
@32: bei amazon behaupten sie auch jeden tag, dass nur noch ein exemplar auf lager sei! Ich mag ja die oesis sehr, somal als migrantenossi, fuer den es gar keine kategorie gibt, bei herrn sarrazin und co kg, mein ich, aber ich bitt sie, liebe(r) tomb, etwas mehr haltung und distanz zum gequatsche, ja zu den dreisten luegen, die im orwellschen newspeech vor unser aller augen hoch und runter galoppieren!
Sarrazin im BE: garantieren
@ 33:
Freiheit von Bevormundung.
Politisch gesagt: Eine Politik, die ihre Aufgabe darin sieht, diese zu garantieren.
Sarrazin im BE: Irrtum
Ich ahnte es, Guttenberg, Sie glauben frei zu sein. Viel Spaß weiterhin im Irrtum.
Sarrazin im BE: Perspektive
@ 36:
Danke.
Das ist halt eine Frage der Perspektive.
Sarrazin im BE: kampflos vor dem Marketing-Wagen
Sarrazin schreibt ein Buch. Deutschland schafft sich ab. Er ist sich seiner Wirkung unsicher, deshalb pumpt er es voll mit Statistiken und Wiederholungen. Und mit Falschverstandenem zum Thema Humangenetik. Eine Welle medialer (und echter) Empörung verschafft ihm genau die Werbung die er braucht. Er hat seine Masche. Er wird reich und reicher.
Hat Irgendeiner, der Protest daraus gelernt? Keineswegs. Nur Empörung, reine Wut. Argumente? Fehlanzeige!
Stattdessen lieber die Keule auspacken und älteren Bürgern mit "erz"konservativer oder notfalls auch nur konservativer Denke den Kopf einhauen. Schließlich ist nicht genug NSU für alle da.
Es ist für mich erstaunlich, mit welcher sich selbst befriedigender intellektueller Lust hier teilweise "ernst" gemacht wird.
Der Protest gegen läßt sich so kampflos vor den (Marketing)-Wagen von Sarrazin spannen und treibt dem falschen Lager Leute zu.
Sarrazin im BE: Schuss ins Demonstrantenknie?
Die ganze Diskussion da geht irgendwie ins Leere. Wenn man ehrlich ist, war diese Demo ein Schuß ins eigene Knie. Peymanns Welt Interview sagt eigentlich Alles.
Sarrazin im BE: infam
Peymanns Vergleich zwischen den Demonstranten und dem Mob von Hoyerswerda ist infam. Peymannbeschimpfung reicht da nicht mehr, auch keine open petition im Netz, da muss eine klare Forderung her und die lautet: Setzt Peymann ab! (warum sollte, was mit einem Bundespräsidenten geklappt hat, bei einem Intendanten nicht funktionieren?)
Sarrazin im BE: gibt zu denken
@39: Was der Herr Paymann da redet macht natürlich Sinn, habe ich ja hier im Forum auch für Dialog plädiert. Dass er sich allerdings zurückhält und Herrn Sarrazin nicht als Rassisten einschätzen möchte, na gut, das würde mir zu denken geben. Fragt sich bloß, warum Herr Peymann feststellen muss, dass ihm keiner mehr zuhört? Und, wer liest überhaupt noch "Die Welt"?
Sarrazin am BE: Jugend ist gekommen
Peymann hat sich feige aus dem Staub gemacht und die Situation seinen "Untergebenen"überlassen. So wie er in seinem kindlichen Trotz geschasste Stasischauspieler einstellt, wollte er die Welt mit dem Sarrazin-Schwachsinn provozieren. Die Jugend, um die sich ja tausende von "Staatstheaterpädagogen" rund um die Uhr bemühen, ist nun gekommen um eindeutig ihren Kulturbegriff zu artikulieren und der schließt eben Sarrazins Thesen aus. (...) Man kann doch froh sein, dass es eine solche politische Sensibilität überhaupt noch gibt. Und "Mob" ist auch Unsinn, da ja die Aktivisten als Einzelpersönlichkeiten auftraten. (...)
Sarrazin am BE: Zustand der Eliten
Über den Zustand unserer "Eliten" in Zeiten eines drohenden Krieges: Der sogenannte "Skandal" um die abgebrochene Lesung von Thilo Sarrazin im Berliner Ensemble erzeugt nur strahlende Gewinner. Thilo kann sich nun mit konkretem Beispiel auf die Unterdrückung seiner Meinungsfreiheit berufen, Claus Peymanns Berliner Ensemble hat endlich mal wieder die gierig angestrebte mediale Aufmerksamkeit erfahren und faselt dabei durch seine Dramaturgin Jutta Ferbers (souffliert von Peymann per Handy aus Paris) von Meinungsterror, und das Magazin Cicero twittert live vom Ort der aggressiven politischen Korrektheit. Eine sonntägliche Berliner Lächerlichkeit der besonderen Art, einfach zum speiben...
Sarrazin am BE: Aufmerksamkeit gewonnen
S. hat gewonnen. Die aufgeregten Gemüter haben genau das geschafft was das einzige ist was zählt sie haben S. Aufmerksamkeit verschafft. Bravo.
Sarrazin am BE: Link
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/sarrazin-lesung-peymann-will-sarrazin-wieder-einladen,10809148,26457220.html
Sarrazin am BE: Aufmerksamkeit, ja!
Zu Nr. 44: Die hirnverbrannte Kurzsichtigkeit solcher und ähnlicher Kommentare: Aufmerksamkeit, ja! Soviel Aufmerksamkeit wie nur irgend möglich! Soviel Aufmerksamkeit, daß die Auflage schrumpft, weil sich herausstellt, daß das, was der „Populist“ schreibt, und das was das – in diesem Falle deutsche – Volk denkt, doch nicht ganz ein- und dasselbe ist! Was wollen Sie denn? Keine Aufmerksamkeit? Weniger Aufmerksamkeit? Sie gehören wohl zu den Menschen, die nie zum Arzt gehen, aus Furcht, Ihre Erkrankung könnte entdeckt werden? Der Gewinner ist Ihr Tumor!
Sarrazin am BE: Businessmodelle
zum Link unter Nr. 45: Peymann: „Die Gruppe wollte doch nur, dass zappelnde islamische Frauen von der Polizei rausgetragen werden.“ Solche Szenen hätten international ein falsches Bild von der Stadt Berlin vermittelt. - Scheinbar war Peymann noch nie bei einer Demo der Flüchtlinge, die seit zwei Jahren unter dem Tugenterror deutscher Sicherheitsorgane leiden müssen - da ist selbst die Ukraine ein Pappenstiel, die deutschen Polizisten nehmen nämlich die Schlafsäcke weg - Herr Peymann, deutscher Sadismus ist weltweit bekannt, wird von Rechten bevorzugt bewundert (siehe Sarrazin) und von der Salonlinken als Gegenpart zur eigenen Argumentationsbestätigung gerne genutzt! - Glückwunsch für ihre gelungene Veranstaltung!

Ach so, und wenn es stimmt: "Außerdem hätten die Protestler die Eintrittskarten regulär erworben." - haben die denn ihr Geld zurück bekommen, oder hatten Sie das ganz schlau einkalkuliert und die Veranstaltung erst nach 20 Minuten abgebrochen? WOW - Cicero und BE - echt schlaue Geschäftsleute - das bereichert auch noch das BIP - liegt das an den Genen, wie Thilo S. meint, oder ist das einfach simple deutsche Korruption (die UN-Übereinkunft hat Deutschland ja noch immer nicht ratifiziert, wie auch Sudan oder Ghana, das lupenreine hingegen Russland schon). Fasst euch mal an die eigene Nase, ihr Businessmodelle!
Sarrazin im BE: Nachhilfe für Peymann
Nachhilfe für Peymann bitter nötig!

HERR PEYMANN! Gerade habe ich Ihr Interview in der "Welt" gelesen und bin fassungslos:

Nationalsozialisten waren Menschen, die andere Menschen wegen ihrer so deklarierten "Minderwertigkeit" in Vernichtungslagern am Ende vergast haben. Am Sonntag Vormittag haben sich Menschen dagegen gewehrt, dass einem Populisten im Jahre 2014 in Ihrem Theater ein Forum geboten wird, der über Wertigkeit und Unwertigkeit von Mitbürgern doziert und dabei die Religion und auch genetische Komponenten argumentativ angeführt hat, im Endeffekt die Identität der betroffenen Personen erheblich beschädigt hat in einem Land, in dem rassistische Diskriminierung zum Alltag vieler Migranten gehört und die Todesopfer der NSU bei Weitem nicht die einzigen Opfer rassistischer Gewalt sind. (Der moderne Antisemitismus im 20. Jahrhundert hatte im Übrigen auch seine Ursprünge im Antijudaismus des Mittelalters...)

Die Grenzen der Meinungsfreiheit lotet dieser Mensch so weit aus, um Geld damit zu verdienen und nimmt die Bestärkung rassistischer Ressentiments nicht nur vollkommen minderbemittelter bildungsferner deutscher Unterschichten in Kauf, sondern auch noch die des geneigten konservativen Bildungsbürgertums. An rassistischen Beschimpfungen und Übergriffigkeiten mangelte es seitens des Publikums der Veranstaltung offenbar nicht, wovon ich selbst auch betroffen war - absurderweise als Ur-Berliner seit mehreren Generationen, aber offenbar musste sich das Ressentiment irgendwo entladen und fühlte sich auch im Recht durch den Rahmen der Veranstaltung. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen nebenbei bemerkt, dass aus einer Diskussion die meisten Menschen bestärkt über Ihre eigene, zuvor bestehende Meinung hervorgehen, auch wenn gegenteilige Argumente geäußert wurden. Diese Untersuchung fand pikanterweise an Wissenschaftlern statt, denen man eigentlich ein Mindestmaß an Reflexionsfähigkeit zugestehen darf.

Die populistische Praxis ist Sarrazin durchaus bewusst, wie mir am Sonntag schien - im Gegensatz zu Ihnen? Anders kann ich mir nicht erklären, warum Sarrazin mit hochrotem Kopf auf dem Podium saß, nachdem ihm reale Menschen, die seine deklassierenden Äußerungen betreffen, gegenübergetreten sind. Ein Arrangement, das im Übrigen im Rahmen der Lesung in ihrem Haus nicht vorgesehen war!

Von "nazihaftem Gepöbel" angesichts eines solchen Settings zu sprechen, finde ich mehr als "unappetitlich"!
Sarrazin im BE: können kein Buch drucken
Peymann war also gar nicht da..er war nicht mal in Deutschland..er hat sich nach Paris verkrümelt und wollte da ein bisschen ungestört am Croissant lutschen, oder was? Das nächste Mal soll er doch bitte seinen gewählten Gast auch empfangen, dann kann man sich wenigstens bei ihm persönlich darüber beschweren, wem er in Berts Theater das Wort erteilt, um andere zu verdrängen, nicht zu verbieten, wie er so schön sagt. Bloß gut, dass diese Bürgerlichkeit sich mal nicht gegenüber dem "Pöbel" durchgesetzt hat .. die Kopftuchmädchen, die "die Klappe halten sollen" können von ihrem Gehalt eben kein Buch drucken lassen, womit sie Sarrazin sagen können, was sie von ihm halten. Und das BE ist auch ihre Bühne - !
Sarrazin im BE: wem nutzt S.?
Herr Steckel, (...) S. hat die Stammtische und die Stammtische haben S. Da stimmen wir dooh wohl überein. Wenn Sie aber plötzlich von einem nebulösen Volk sprechen, wen meinen Sie denn da? S. ist das, was einstmals das völkische Gebrabbel war und wer konnte hinter der Aufregung über das Völkische seine braune Suppe brauen? Das ist entscheidend herauszufinden: wem nutzt S.? Das scheint Sie leider nicht zu interessieren. Die neuen Gefährdungen sind nicht die aufgewärmten deutschen Nationalismen, die neuen Gefährdungen sind die freiwillig auf ihre politische Mitsprache verzichtenden deutschen Massen, jawohl Massen - und warum verzichten diese auf politische Einsprache, weil sie mit Ersatzdebatten und einer Scheinöffentlichkeit abgespeist werden und wie wir inzwischen wissen radikal desinformiert werden. S. tut das nicht -er liefert den notwendigen Nebenschauplatz, auf dem sich die aufgeregt Sorgenden austoben können. Lesen Sie doch mal wieder ein paar Texte über die Strategie und Taktik des Kalten Krieges, angefangen bei James Burnham bis Friedrich / Brzecinki. Das klärt
Sarrazin im BE: hä?
wozu will Peymann sein angeknacktes Ego ausgerechnet mit Herrn Sarrazin aufpolieren? Und das noch dazu mit einer Werbeveranstaltung? Eine fundierte kritische Podiumsdiskussion mit guten Leuten, und natürlich mit Vertretern der von ihm Angegriffenen wäre ja noch irgendwie verständlich, aber so??
Sarrazin im BE: Mail ans BE
Eigentlich ist alles gesagt. Dennoch möchte ich ein wenig Ärger ablassen. Das ist meine Mail ans BE:
Lieber Peymann,
es ist unglaublich!!! Das Gästebuch ist verschwunden. (...) Sie haben diese sadistische Freude, von linken Kräften angegriffen zu werden.
Nein, ich gehöre nicht zu den 25 und denen die vor Ihrem Haus standen. Dazu wäre mir die Zeit zu schade. Ich war dann doch lieber beim alten Ego in der Volksbühne und einen Abend danach beim altersweisen Wilson. Berlin bietet viel Kultur, da kann man das BE einfach rechts liegen lassen.
(...)
Als jemand auf Nachtkritik jüngst behauptete, Sie hätten in Wien dann auch Haider einladen müssen, weil es ja Ihre Meinungsfreiheit gäbe. Dem mächte ich widersprechen. Sarrazin ist nicht Haider, Sarrazin ist nicht einmal eine Fußnote. Und Berlin ist nicht Wien. Es gibt zum Glück ein paar Rebellinnen. (...)
Schade, eigentlich, ich hatte Sie immer gern reden gehört. Das will ich nun nicht mehr.
Dennoch betrete ich Ihr Haus, wenn die wahren Geister erwachen; Bondy und Müller. (...)
Sarrazin im BE: zu Wien und Berlin
ad 52
Zu Wien: Eingeladen hat Peymann Jörg Haider nie, aber es gab eine geplante Fernsehdiskussion (Sonntag, 22.00 Uhr) an der beide Kontrahenten ihre gegensätzlichen Meinungen diskutieren hätten sollen. Claus Peymann musste dann leider absagen, weil er einen schweren Bandscheibenvorfall hatte und Wochen im Spital lag. Ich glaube nicht nur dem großen Zuseherkreis , Jörg Haider – der dieses auch ausdrückte -, sondern vor allem Claus Peymann tat es leid, , diese Diskussion ausfallen lassen zu müssen.

Nochmals zu Wien: Ein angeblich kleines Grüppchen hat in Wien vor wenigen Wochen eine Demonstration gegen einen Burschenschaftsball zu einem glassplitternden, blutspritzenden Horror getrieben. Allein der Sachschaden war in Millionenhöhe. Mit dem verbrauchten Budget für Einsatzkräfte und Folgeprobleme für diese Performance könnte man wahrscheinlich das Burgtheater entschulden . Ein Risiko in diese Richtung wollte die Direktion offensichtlich vermeiden.

Zu Berlin: Das Kulturkaufhaus Dussmann stellt sich sichtlich unbehindert in den Dienst von Marketing und Verkauf des Buches. Das kümmert keine „bewegte Seele“.
Sarrazin im BE: Reise nach Hoyerswerda
@29 bertholt brecht war schlimmer als thilo sarrazin-weils in der zeitung steht?und dann glaubst du das?und was der sarrazin in sein buch so reinschmiert das glaubst du dann also auch?warum liest du nicht lieber mal den brecht z.b. "rundköpfe und spitzköpfe" da wird der pseudolinke salonfaschismus von peyman und ko sehr genau erklärt.
im übrigen würde ich herrn peymann gern eine reise nach hoyerswerda spendieren damit er sich einen mob mal in echt anschauen kann.ich hatte mal das vergnügen-war eine lehrreiche begegnung mit todesangst.die jungs in hoyerswerda gehn am schlussnämlich nicht friedlich nach hause,die wollen blut sehen.und falls der herr peymann noch zeitung lesen kann,könnte er da erfahren das das im osten deutschland jede woche wieder passiert.mit krankenhaus,kaputten scheiben,brennenden briefkästen,autos...ach so geht ihn nichts an er ist ja künstler und gerade in frankreich.
Sarrazin im BE: Seltsames inflationär
Vieles ist seltsam und schlimm an diesen Debatten; seltsam ist für mich die Tatsache, dass eine Beamtenseele wie Sarrazin mit seinem Versuch, das Zeugen von Kindern, also die Zukunft, mit typisch beamtenhaften Methoden wie Bestrafung und Belohnung zu steuern, so viel Aufregung auslöst, genauso seltsam finde ich die Tatsache, dass Begriffe wie Terror inflationär um sich greifen, also jeder dem anderen Gewalt unterstellt, willkürliche, illegale Gewalt, Vernichtungsabsicht - es ist einem türkischstämmigen kaum zuzumuten, mit Sarrazin ernsthaft zu diskutieren, aber ich würde es mir wünschen, und ich würde mir wünschen, dass die Sarrazinfans begreifen, dass die Verwandlung Deutschlands natürlich ist, unvermeidbar, dass das Aufrücken der türkischstämmigen in die Oberschicht einfach etwas Zeit und Unvoreingenommenheit braucht, und ich frage mich, warum es kaum jemanden gibt, dem es gelingt, eine Brücke zu schlagen, nicht zwischen den Extremisten, die so etwas ohnehin nicht zulassen, sondern zwischen denen, die wenigstens für möglich halten, dass sie etwas über den anderen noch nicht wissen.
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