Presseschau vom 3. März 2016 – Claus Peymann sieht im Interview mit dem Kurier nur Ausweglosigkeit für die Flüchtlinkskrise im Allgemeinen und den Umgang der Theater damit im Speziellen
Prolog zum dritten Weltkrieg
Prolog zum dritten Weltkrieg
4. März 2016. Die neue Zeit ist für Claus Peymann ein "Alptraum", er sehe keinen Ausweg in der Flüchtlingskrise, seine Generation habe es "nicht geschafft" – nach der Premiere seiner Handke-Inszenierung lässt Peymann im Interview mit dem Wiener Kurier seinem Pessimismus freien Lauf.
"In bin jetzt 78 Jahre alt. Ich habe nie für möglich gehalten, dass es sich so entwickelt", so holt Claus Peymann aus im Interview mit Thomas Trenkler und Georg Leyrer vom Wiener Kurier (3.3.2016). Er sieht rundum Ausweglosigkeit, die Peymann in relativ leisen Tönen verkündet. Angela Merkel? "Letztlich eine Zerstörerin der europäischen Einheit. Sie zerstört durch ihren Konsequentismus, würde Thomas Bernhard sagen." Die Flüchtlingskrise? "Wenn Sie ein paar Stunden in den Süden fahren, werden Sie mit einem unvorstellbaren Elend konfrontiert. Da kann es doch nicht sein, dass wir ein paar Brote reichen und eine warme Decke! Nichts anderes tun wir." Die Demokratie? "Man wird eines Tages die Monarchie anders beurteilen."
Wir seien dabei, in einen dritten Weltkrieg hineinzugehen. Wenn wir ihn nicht schon haben, so Peymann. Die Möglichkeiten des Theaters angesichts der Krise wären begrenzt: "Ich strecke die Waffen. Weil ich nicht weiß, wie das am Theater auszudrücken ist. Sicher aber nicht mit einem folkloristischen Nachstellen!" Die Versuche mit authentischen Flüchtlingen auf der Bühne finde er "derart hilflos und auch kitschig. Vielleicht ist der einzige Weg der, den wir seit letztem Samstag im Burgtheater sehen: Dass man diesem Schrecken den Traum entgegenstellt. Im Grunde handelt Peter Handkes neues Meisterwerk davon, wie das Individuum, der Einzelne, der Clown, der Idiot – wie Handke einer ist, wie ich einer bin – versucht, sich gegen die Allmacht der Gesellschaft zur Wehr zu setzen."
(sik)
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