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Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 14. Mai 2011 – ein Porträt von Herbert Fritsch in der taz

Von den Verhältnissen zugerichtet

14. Mai 2011. Während beim Theatertreffen sein Biberpelz noch läuft und seine Nora morgen kommt, schreibt Esther Slevogt in der taz über den Doppel-Nominierten Herbert Fritsch. Sein Theater bekenne sich in seiner "ins Radikale, oft ins Groteske verzerrten Künstlichkeit" stets zu seinem Gemachtsein, empfinde alle Mimesis als verlogen. "Die Wahrheit des Mediums Theater kann sich für Fritsch nur im Bekenntnis zur Lüge und zur Täuschung zeigen, in einem grundsätzlichen Bekenntnis zum Medium selbst, dessen Mittel er ausstellt, transparent macht und an seine Grenzen treibt."

Presseschau vom 6. Mai 2011 – gesammelte Berliner Pressestimmen am Starttag des Theatertreffens

Vorrauschen im Blätterwald

6. Mai 2011. Heute beginnt es nun endlich, das Theatertreffen, und zum Start verkündet Katrin Bettina Müller in der taz so etwas wie die ersten beiden Gewinner. Im Tagesspiegel porträtiert Patrick Wildermann den Regisseur Roger Vontobel, der mit seinem Gespür für Menschen und ihr Innerstes aus der Mode falle, Andreas Schäfer beschreibt, das die lebendigsten Impulse heute aus dem Dokumentartheater kommen, und Theatertreffen-Jurorin Christine Wahl erzählt, wie man bei diesem Job das Leben genießt in überfüllten Zügen und billigen Hotels. In der Berliner Zeitung schreibt Dirk Pilz zum einen über die beiden Auftaktinszenierungen und zum anderen das Theater der Vielfalt. Außerdem in der Berliner Zeitung: ein langes Interview mit Aino Laberenz, der Witwe von Christoph Schlingensief, über Trauer und Theater, Schlingensiefs Erbe, den Pavillon in Venedig und das Operndorf in Burkina Faso.

 

Die Theatertreffen-Übersicht von nachtkritik.de: Ausführliche Kritiken zu den zehn eingeladenen Inszenierungen, Kritikenrundschauen, die zum Stückemarkt gebetenen Stücke und alles rund um das Theatertreffen finden Sie hier.

Presseschau vom 5. Mai 2011 – Peter Kümmel glossiert in der Zeit das Berliner Theatertreffen

Die geborene Theaterkritikerin

5. Mai 2011. Einen bemerkenswerten Text veröffentlicht Peter Kümmel in der heutigen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit: Zwitterhaft schillernd zwischen Glosse und Kommentar, zwischen stichelnder Kritik und freundlicher Zustimmung, zwischen altbekannten Thesen und frischen Formulierungen nimmt er die Institution wie die diesjährige Auswahl des Berliner Theatertreffens auseinander.

Presseschau vom 3. Mai 2011 – Die Frankfurter Rundschau über das postmigrantische Theater in Berlin

Was bedeutet Integration?

3. Mai 2011: "Ein Gespenst geht durch Berlin", schreibt Jürgen Otten (Frankfurter Rundschau, 3.5.2011). Und dieses Gespenst "mit dem etwas verunglückten, weil nach soziologischem Grundkurs und Political Correctness riechenden Namen 'Postmigrantisches Theater' hat es zu etwas gebracht. (...) Kaum zu glauben, aber wahr: Seit Monaten schon richten sich alle Augen darauf, und so begierig, als seien die anderen Theater im Grunde kaum mehr als Spielwiesen, an denen die Realität spur- und grußlos vorbeischlendert."

Presseschau vom 1. Mai 2011 – Peter Kern schreibt in der FAS über die "Lulu"-Proben und darüber, wie sich das Theater selbst abschafft

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Das Privileg der Kunst, Leben zu erschaffen

1. Mai 2011. Das Burgtheater hat keine "Lulu" mehr, und auf den Bühnen stirbt die Phantasie, so kündigt die Unterzeile in der FAZ Sonntagszeitung einen Text des Schauspielers Peter Kern an (in einer Kurzversion vor Ostern bereits in der "Presse" erschienen), der drei Wochen lang am Burgtheater unter der Regie von Jan Bosse den Dr. Goll, Lulus ersten Ehemann, geprobt hat. Aber, Überraschung, dann geht es erstmal gar nicht um "Lulu", sondern um das Theatertreffen, um Franz Wille, Luc Bondy, um die Hymne an Birgit Minichmayr und noch viel mehr.

Presseschau vom 21./23./26. April/12.Mai 2011: "Lulu" an der Wiener Burg abgesagt

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Mutmaßungen über Minichmayr

21. April 2011. Birgit Minichmayr hat die Premiere von Frank Wedekinds "Lulu" am Wiener Burgtheater platzen lassen – Regie sollte Jan Bosse führen. Besonders spekulativ geht darauf die österreichische Gratis-Zeitung heute ein. Obwohl sie nicht gerade als Hort journalistischer Seriosität gilt, fassen wir sie an dieser Stelle zusammen, weil sich die anderen Zeitungen auf sie beziehen.

Presseschau vom 18. April 2011 – die FAZ schreibt über den Fall Olivier Py und die französische Kulturpolitik

Improvisierter Trostpreis

18. April 2011. Anlässlich der Nichtverlängerung Olivier Pys am Pariser Théâtre de l'Odéon beschreibt Joseph Hanimann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (17.4.2011) die Vergabe der Leitungsposten an den sechs Staatsbühnen Frankreichs als "ein kompliziertes Pokerspiel in der hohen Sphäre der Politik", bei dem der Kulturminister Namen nennt, der Staatspräsident entscheidet. Dabei steche "politische Opportunität" bisweilen die Kompetenz aus.

Presseschau vom 12. April 2011 – Die taz porträtiert den Regisseur Robert Borgmann

Die Arbeit an einer Skulptur

12. April 2011. Torben Ibs porträtiert für die taz (12. April 2011) den Regisseur Robert Borgmann, der mit seiner Leipziger Inszenierung von Arnolt Bronnens Vatermord in diesem Jahr zum Münchner Festival radikal jung eingeladen ist. "Theater ist im Grunde wie die Arbeit an einer Skulptur. Man hat am Anfang eine Idee, wie es sich anfühlen soll, dann sucht man das Material und beginnt damit zu arbeiten." So erkläre Robert Borgmann seine Theaterkonzeption.

Presseschau vom 12. April 2011 – Elfriede Jelineks Nachruf auf André Müller

Das ist Literatur

12. April 2011. André Müller ist gestorben. In der Welt (12. April 2011) schreibt Elfriede Jelinek, die Müller auch interviewt hat, in ihrem Nachruf: "Bin ich von diesen Gesprächen deshalb so fasziniert, weil ich diese Menschen nicht (oder fast nie, außer durch ihre Auftritte in der Öffentlichkeit) kenne?"

Presseschau vom 6. April 2011 – Johan Simons zur Eröffnung einer Kammerkonzertreihe an den Münchner Kammerspielen

Die pure Form der Konzentration

München, 6. April 2011. Johan Simons liebt die Musik des 20. Jahrhunderts, wie er in einem gemeinsamen Interview mit dem Chefdirigenten des Münchner Kammerorchesters Alexander Liebreich gegenüber dem Theaterkritiker Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung (6.4.2011) sagt. Aber er möchte nicht nur die Beatles, Neil Young oder Johnny Rotten, die häufiger auf Theaterbühnen zu vernehmen seien, hören, sondern auch klassische Musik.

Presseschau vom 30. März 2011 – Karin Beier spricht in der taz über die Arbeit mit Laien, migrantischstämmige Zuschauer und die Legitimation fürs Theatermachen

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Übersetzungen für die Realität finden

30. März 2011. "Wie wir Theater machen, ist schon sehr deutsch", sagt Karin Beier im Interview mit Hans-Christoph Zimmermann in der taz. Denn man wolle dabei nicht populistisch sein, sondern habe den Anspruch, dass es auch anstrengend sein darf. "Zum Anwerben von theaterfernen Schichten ist das nicht unbedingt der richtige Weg." Allerdings erhalte man auch keine Legitimation allein durch die Einbindung neuer Zuschauergruppen. "Die Legitimation heißt, gutes Theater zu machen."

Presseschau vom 29. März 2011 – Die Frankfurter Rundschau über das grüne Schauspiel Hannover

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Theaterdampfer auf ökologischem Kurs

29. März 2011. Peter Michalzik schreibt, im Zuge der allgemeinen Grünen-Konjunktur nach dem Wahlsieg der Partei bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, in der Frankfurter Rundschau (29.3.2011) über das Schauspiel Hannover als das "erste grüne Theater Deutschlands".

Presseschau vom 24. März 2011 – Die Frankfurter Rundschau gratuliert dem Stadttheater Freiburg zum 100. Geburtstag

Lästerfrei

24. März 2011.Ulrich Hermann gratuliert heute in der Frankfurter Rundschau dem Freiburger Stadttheater zum 100. Geburtstag (wir taten das bereits hier): Es habe "ein stolzes Alleinstellungsmerkmal, wenn es darum geht, sich einzumischen, Partei zu ergreifen. Barbara Mundel ist hier Intendantin. Mit ihrer Frauentruppe besetzt sie Stadtteile (ein baufälliges Erkundungs-Raumschiff namens 'Orbit'), lockt aufmüpfige Jugendliche ins Theater ('My Space Invaders', ein Projekt, in dem Schüler Rollenspiele im Netz ausreizen), vergisst auch die Krisen-Generation der saturierten, unzufriedenen Mittelalten nicht und befeuert sie mit einer aufrüttelnden Ringvorlesung, Thema 'Wunschkinder' oder die 'Technisierung der menschlichen Fortpflanzung'."

Presseschau vom 22. März 2011 – Regisseur Samuel Schwarz wirft Konstanz' Intendant Christoph Nix Psychoterror vor

Klima der Angst?

Konstanz, 22. März 2011. Da sind sich zwei offenbar nicht grün: Wie Michael Lünstroth heute im Südkurier berichtet, ist zwischen dem Regisseur Samuel Schwarz und Christoph Nix, Intendant des Theaters Konstanz, ein Streit um Schwarz' Inszenierung von Elfriede Jelineks Ulrike Maria Stuart ausgebrochen. Seit der zweiten Aufführung fehlt der Schlussmonolog. "Das ist ein so starker Eingreif in meine künstlerische Arbeit, das ich mich einfach wehren muss", sagte Schwarz gegenüber dem Südkurier.

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