Presseschau vom 6. April 2011 – Johan Simons zur Eröffnung einer Kammerkonzertreihe an den Münchner Kammerspielen

Die pure Form der Konzentration

Die pure Form der Konzentration

München, 6. April 2011. Johan Simons liebt die Musik des 20. Jahrhunderts, wie er in einem gemeinsamen Interview mit dem Chefdirigenten des Münchner Kammerorchesters Alexander Liebreich gegenüber dem Theaterkritiker Egbert Tholl in der Süddeutschen Zeitung (6.4.2011) sagt. Aber er möchte nicht nur die Beatles, Neil Young oder Johnny Rotten, die häufiger auf Theaterbühnen zu vernehmen seien, hören, sondern auch klassische Musik.

Und deshalb beginnt an den Münchner Kammerspielen, deren Intendant Simons seit dieser Spielzeit ist, ab 8. April 2011 eine Reihe mit Kammermusik des 20. und 21. Jahrhunderts, eine Zusammenarbeit des Theaters mit dem Münchener Kammerorchester. Den Auftakt bildet ein Abend mit der japanischen Tänzerin Ryoko Aoki, die unter dem Titel "Silent Flowers" Traditionen des No-Theaters mit zeitgenössischer Musik verbinden will.

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Simons erläutert in dem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung die Vorzüge des Musiktheaters gegenüber der Oper: "In der Oper lässt der Dirigent die Partitur abspielen; irgendwann ist die Oper zu Ende, und man hat nicht erlebt, dass etwas aufgebrochen oder verändert worden ist – das wäre wie Fluchen in der Kirche. Im Musiktheater hat man eine viel freiere Form, man kann etwas aufbrechen." In der Oper sei der "Dirigent der Boss", im Musiktheater der Regisseur, so Simons. Perspektivisch planen Liebreich und Simons größere Musiktheaterproduktionen für 2013.

Zum Musikeinsatz im Sprechtheater äußert der Regisseur und Gründer der legendären Gruppe ZT Hollandia Simons gegenüber dem Interviewer: "Wenn die Leuten weinen sollen, spielt man Musik ein, ja. Ich hoffe aber, dass ich das prinzipiell nicht tue. Wenn es mir einmal passiert, hoffe ich, dass Sie mich darauf hinweisen." Demgegenüber erwarte er sich von den Konzertabenden an den Kammerspielen vor dem Eisernen Vorhang eine "pure Form der Konzentration". "Und diese Konzentration ist für mich bereits Theater. Von dieser Konzentration der Musiker, die so wunderschön ist, kann man fürs Theater unendlich viel lernen."


(chr)

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