meldung

Deutscher Bühnenvereins warnt vor den Risiken von Theater- und Orchesterfusionen

Synergie-Effekte werden überschätzt

10. Dezember 2010. Der Deutsche Bühnenverein hat vor falschen Erwartungen und Fehleinschätzungen bei Theater- und Orchesterfusionen gewarnt. Beim Festhalten eines bestehenden künstlerischen Angebots zweier Theater entstünden so gut wie keine Kostenentlastungen, teilte der Deutsche Bühnenverein am Freitag in Köln mit. Da alle Beteiligten nur bei einem garantierten Fortbestand der vorhandenen Arbeitsplätze einer Fusion zustimmten, werde die Einsparung von Kosten derart zeitlich nach hinten verlagert, dass eine kurz- oder auch nur mittelfristige Kostenentlastung ausgeschlossen ist. Der dann stattfindende Personalabbau führe zu erheblichen Angebotseinschränkungen, was Fusionen für die Zuschauer unattraktiv mache, erklärte der Verwaltungsrat des Deutschen Bühnenvereins, der am Donnerstag in München getagt hat.

Beispiele für gescheiterte Fusionen sind den Angaben zufolge die Zusammenschlüsse der Stadttheater in Wuppertal und Gelsenkirchen sowie des Landestheaters Hannover mit dem Stadttheater Hildesheim. In beiden Fällen habe die Fusion zu Zuschauereinbußen geführt, hieß es.

Kritik übte der Bühnenverein auch an der zurzeit diskutierten Spartenfusion für die Stadttheater in Köln und Bonn. Unverständlich sei dies auch in Hinblick auf die Bevölkerungszahlen des Ballungsraumes. "Angesichts der dort lebenden rund drei Millionen Menschen sind zwei Stadttheater kaum zu vie. bedenkt man, dass manche Stadt mit weniger als 100.000 Einwohnern über ein eigenes Stadttheater verfügtl", merkte der Bühnenverein an.

(Bühnenverein/sik)

 

mehr meldungen

Kommentare  
Bühnenverein warnt vor Fusionen: Hinweis
Hier ein Hörtipp zum Thema im Deutschlandradio Kultur, heute (Dienstag), 25.1.2011 um 13:07Uhr im "Länderreport":

Seid ihr alle da?

Wie aus einem Stadttheater und
einer Landesbühne das "Theater für Niedersachsen" wurde
Von Susanne Schrammar

Die Theaterlandschaft in Niedersachsen ist vielfältig, allerdings
- wie überall in Deutschland - einem großen Spar- und Effizienzdruck ausgesetzt. Die Konsequenzen sind bekannt: Die Etats werden gekürzt, Häuser und Sparten werden zusammengelegt oder im schlimmsten Fall geschlossen.

Die Theaterpolitik scheint auf Fragen der Finanzwirtschaft reduziert zu werden. In Niedersachsen standen die Kulturverantwortlichen vor fünf Jahren auch vor der schwierigen Situation, zwei kostenintensive Theater am Leben erhalten zu wollen. Die Landesbühne Hannover und das Stadttheater Hildesheim waren seit Jahren chronisch unterfinanziert und deshalb ständig in ihrer Existenz bedroht. 2006 fiel die Entscheidung: Aus der Landesbühne Hannover und dem Stadttheater Hildesheim wurde das "Theater für Niedersachsen".

Doch das war anfangs gar nicht so einfach. Wie passen das kleine anspruchsvolle Stadttheater und die große Landesbühne, die den Massengeschmack treffen muss, zusammen? Die Hildesheimer Theaterbesucher, die die Ausbreitung von Boulevard fürchteten, konnten beruhigt werden.
Kommentar schreiben