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Mecklenburg-Vorpommerns Kulturminister will Theater zusammenlegen
Steigerung der künstlerischen Qualität?
18. Juni 2014. Die Münchner Unternehmensberatung Metrum empfiehlt dem Land Mecklenburg-Vorpommern, zwei seiner Theater – die Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg / Neustrelitz sowie das Theater Vorpommern – zu fusionieren und eines – die Vorpommersche Landesbühne in Anklam / Barth / Zinnowitz – ganz von der Landesförderungs-Liste zu streichen. Das besagt ein "Gutachten zur Umsetzung der Theaterreform im östlichen Landesteil von Mecklenburg-Vorpommern", das der Kulturminister von Mecklenburg-Vorpommern Mathias Brodkorb (SPD) bei den Beratern in Auftrag gegeben hatte und das am gestrigen Dienstag in Schwerin vorgestellt wurde.
Steigerung der künstlerischen Qualität?
18. Juni 2014. Die Münchner Unternehmensberatung Metrum empfiehlt dem Land Mecklenburg-Vorpommern, zwei seiner Theater – die Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg / Neustrelitz sowie das Theater Vorpommern – zu fusionieren und eines – die Vorpommersche Landesbühne in Anklam / Barth / Zinnowitz – ganz von der Landesförderungs-Liste zu streichen. Das besagt ein "Gutachten zur Umsetzung der Theaterreform im östlichen Landesteil von Mecklenburg-Vorpommern", das der Kulturminister von Mecklenburg-Vorpommern Mathias Brodkorb (SPD) bei den Beratern in Auftrag gegeben hatte und das am gestrigen Dienstag in Schwerin vorgestellt wurde.
Die Gutachter schlagen nach Informationen des Kulturministeriums vor, "dass die Sparten Oper, Musical/Operette, Schauspiel und Konzert ein Programm an je einem Standort produzieren und an allen geeigneten Standorten aufführen". In Stralsund würde den Plänen zufolge die Oper mit Opernorchester, in Greifswald Schauspiel und Ballett beheimatet. Neubrandenburg würde der Standort des Konzertorchesters, das Theater Neustrelitz von Musical / Operette. "Sitz des Intendanten des neuen Staatstheaters wird dem Vernehmen nach Greifswald sein", schreibt die Ostseezeitung in ihrem Bericht über die Fusionspläne.
Auch die zwei Orchester sollen den Plänen zufolge fusionieren; von 98 verbleibenden Orchestermusikern würden 60 in Neubrandenburg und 38 in Stralsund stationiert. Bei der Vorpommerschen Landesbühne mit dem Hauptstandort Anklam soll sich das Land nach Empfehlung der Berater ganz aus der Finanzierung zurückziehen und sie zu einem Theater in Trägerschaft des Kreises Vorpommern-Greifswald machen. Im Gegenzug raten Metrum, die im Übrigen mit der kulturpolitischen Beratung des Landes Mecklenburg-Vorpommern schon länger Geld verdienen, die Vorpommersche Kulturakademie als "Höhere Berufsfachschule für Theater und Schauspiel" mit Ausbildungsstätten in Anklam, Zinnowitz und Barth zu profilieren und als solche – auch – aus Landesmitteln zu fördern.
102 Arbeitsplätze müssten den metrischen Fusionsplänen folgend gestrichen werden. 61 könnten durch Nicht-Besetzung nach Renteneintritt wegfallen, weitere 41 müssten im Rahmen von Abfindungsangeboten oder betriebsbedingten Kündigungen abgebaut werden. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat der Ostseezeitung nach schon erklärt, für entsprechende Abfindungszahlungen 2,3 Millionen Euro bereit zu stellen. Aufgefangen werden soll durch den Merger ein Defizit von 5,8 Millionen Euro, das der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg / Neustrelitz (TOG) und der Theater Vorpommern GmbH (TVP) nach den Berechnungen der Berater ohne Strukturmaßnahmen bis 2020 drohen würde.
Kulturminister Mathias Brodkorb bezeichnete die Pläne bei ihrer Vorstellung als "substanzielle Grundlage für die weitere Diskussion", in der Pressemitteilung des Kulturministeriums heißt es: "Durch die Spezialisierung ergäben sich an allen Standorten Chancen einer Steigerung der künstlerischen Qualität der Produktionen."
Der NDR sammelt in seinem Bericht erste Reaktionen der mitentscheidungsberechtigten Kommunalpolitiker: "Es wird Änderungen geben. Ein Zusammenschluss wäre vielleicht ein Modell, über das man nachdenken könnte", wird Greifswalds Oberbürgermeister Arthur König (CDU) zitiert. "Der Neubrandenburger Oberbürgermeister Paul Krüger (CDU) sagte, die Vertreter der Landkreise und Kommunen seien nicht glücklich über diese Vorschläge, sie müssten aber eine realistische Möglichkeit finden, in der finanziell schwierigen Situation auch weiterhin einen leistungsfähigen Theater- und Orchesterbetrieb aufrechterhalten zu können", so der NDR. "Dass die Neubrandenburger Philharmonie künftig nur noch 60 Musiker haben soll, sei die absolute Untergrenze, sagte Krüger weiter. Die Region verliere durch die geplante Reform mehr als die Theater in Greifswald und Stralsund." Der Neustrelitzer Bürgermeister Andreas Grund habe zwar begrüßt, dass seine Stadt weiter Produktionsstandort sein soll, aber den Verlust vieler Arbeitsplätze beklagt.
(NDR / Ostseezeitung / Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern / sd)
Ein Kommentar zu den Fusionsplänen von Nikolaus Merck: Alles so schön leer hier?
PDF-Download: Auszüge aus dem Gutachten zur Theaterreform
Mehr zur Notlage der Theater in Mecklenburg-Vorpommern:
– Kommentar zur geplanten Berufung des Schweriner Intendanten zum Leiter von Neubrandenburg / Neustrelitz vom Januar 2014
– Theater Parchim verlegt Spielbetrieb wegen Baumängeln in die Stadthalle – Meldung vom Januar 2014
– Ständige Konferenz der Theaterintendanten in MV gegründet – Meldung vom November 2013
– Mecklenburg-Vorpommern diskutiert die Neuordnung seiner Theater- und Orchesterstrukturen – Presseschau vom 28. Oktober 2012
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Auch soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Theater in Mecklenburg-Vorpommern in der letzten Zeit zumeist durch Nachrichten zur eigenen Organisation in Erscheinung getreten sind
Für Schwerin ist es die Übernahme des Hauses in Neustrelitz durch den Intendanten Kümmritz. Über den Schauspielchef Dehler ist berichtet worden, der parallel zu seinen Arbeiten in der Landeshauptstadt als Regisseur für die Störtebeker-Festspiele Rügen tätig ist
Aus Rostock wurde über die Austritt des Theaters aus der Arbeitgebervertretung berichtet
Nun also Vorpommern mit weiteren Plänen zur Neuordnung
Wie schön wäre es da, wo schon über die Steigerung der künstlerischen Qualität debattiert wird, etwas mehr zu den Inszenierungen lesen zu können: Deutschland sucht das Suppenhuhn, Sonnenallee (beide Schwerin), Sonnenallee(Rostock), Die Abrafaxe (Vorpommern), Die Olsenbande dreht durch (Anklam)
nein, das sollten wir - gerade in diesem Portal - nicht auch noch schönreden. was da geschehen soll, ist ein verbrechen ohne not ( seit 24 jahren schon kein cent mehr für die theater ) , nur ökonomisch begründet, künstlerisch verantwortungslos - und verlogen, weil es wird weder quantitativ noch qualitativ besser dadurch, wie behauptet. und es wird menschenschinderei, weil der bus der hauptaufenthaltsort für die kollegen werden wird, und der parkplatz, und zwar noch viel mehr als an landesbühnen.
Wer eigentlich verordnet den Neustrelitzer für die Zukunft ausschließlich Musical und Operette? Mit welchem Mandat und kraft welcher Kompetenz? "Plan- und Zuteilungswirtschaft" 2.0? Hier liegt meines Erachtens der Irrtum einer Kulturpolitik, die - in der Tat - mit Kultur wenig gemein hat: die misst, wiegt und rechnet, um als zu schwer oder zu leicht zu befinden. Zu dumm nur, dass auch zur Kultur eine gewisse Kultur gehört - und wenn man die nicht hat, tja, dann braucht man auch nicht durch die kalte Küche abzuwickeln, dann kann man gleich den Laden direkt vorne zunageln. Denn Abspielstätten mit Alibifunktion, die braucht wirklich kein Mensch. Oder doch? (Übrigens und immer wieder: der Theaterzuschuss der Landesregierung ist seit 1994 gedeckelt und soll es bis 2020 bleiben - bei 35,8 Mio. Euro).
Niemand hat widersprochen.
Der Schlachtruf "Kulturabbau" ist eine ideologische Phrase, gemeint ist der Verlust von Kulturarbeitsplätzen. Es gibt keinen verbrieften Überlebensanspruch. Das kapitalistische System, nach dem 2. Weltkrieg vor der eigenen Verrohung geschützt durch den Wettstreit der Gesellschaftssysteme, kommt bei sich selbst an.
Aktiengesellschaften gehen nicht ins Theater.
nun haben sie den Kakao durch den solche mit so einer meinung wie sie, gezogen werden, auch noch getrunken.
es kann doch nicht ernstlich besser sein für die kunst und die künstler und die kunstinteressierten, wenn an 4 standorten im abstand von jeweils bis zu 100 kilometern jeweils ein spartenangebot gemacht wird, und ich in diese 4 theater reisen muß, um das weiterzuerleben, was ich bisher in einem einzigen mehrspartentheater an einem ort erleben durfte.
es gab bisher auch keine krise der Theater, sondern der theaterfinanzierung. auch wenn ästhetisch avancierteres und gesellschaftlich relevanteres Theater in mv möglich und nötig wäre.
es muß also endlich die theaterfinanzierung den Theatern angepaßt werden und nicht die stuktur der Theater den finanzen, bei den ohnehin wenigen theatern in mv, die ohnehin seit jahren unterfinanziert sind.
Da gibt es doch ein kleines Missverständnis, oder? Nicht die Zuschauer sollen reisen, sondern die Produktionen, die faktisch immer Koproduktionen von vier oder mehr Häusern wären. Wie es vielerorts gemacht wird, in grossen wie kleineren Häusern, zwischen Festivals und Theatern etc. Ganz ohne Theaterfusionen, aber immer auch, um die Produktionen besser zu finanzieren und mehr Vorstellungen zu erzielen. Was spricht dagegen, ausser die Angst vor Veränderung?
wieso sollen denn die produktionen reisen, wenn es seit jahrhunderten stehende theater gibt, als wichtige, weltweit einzige, deutsche ausnahmekulturleistung? da könnten ja alle theater deutschlands nach dem gleichen mechanistischen unsinnsprinzip halbiert oder gevierteilt werden - und alles ist dann angeblich qualitativ und quantitativ besser und billiger.
und städte wie münchen und berlin bräuchten auch nur noch jeweils ein theater, und die nürnberger werden von münchen aus bespielt, oder, oder, oder...
lassen sies, aus kulturfeindlichen überlegungen zum geld sparen, wird keine kulturleistung.
theaterverständnis verfliegt innerhalb einer generation. erstmal macht man die bude dicht - so lange die krise dauert. wenns dann wirtschaftlich wieder besser geht, kann man ja draufsatteln. stattdessen kann man dann eine roadshow veranstalten lassen von einigen kecken bühnenunternehmern, die sich den dann freiwerdenden kulturhaushalt unter den nagel reissen, wird aber damit dem wachsenden publikumsanspruch an qualität noch weniger gerecht. oder man versenkt seine kulturgelder in ein schönes open air festival oder einen traditionellen festumzug mit strassentheater. oder man betreibt sein theater unter dem feigenblatt des stadtmarketings als abspielstätte für kabarett und comedy. warum soll ein schüler sich "die zauberflöte" überhaupt anschauen, wenn ihm mit der so und so vielten einsparrunde zu verstehen gegeben wird, dass wäre ja nur so theater, das bluten müsste, kein echtes blut, nicht weiter schlimm, gibt ja auch noch cd's oder im internet die musik sowieso umsonst. warum soll ein kind noch ein instrument lernen, wenn es in der nähe keine orchester und spielstätten mehr gibt? die leute hauen aus der region nicht nur wegen fehlender arbeitsplätze ab. die leute verpissen sich, weil inkompetente politik gemacht wird. wenn das theater erst kastriert wird und dann fordert man, es solle sich gefälligst reformieren, beweist das nur, dass die angst vor veränderung durchaus berechtigt sein kann. kommunales theater ist kein luxus. kommunales theater ist grundbedürfnis.
Betriebswirte beschreiben Kultur!Kulturmanager am werkeln: Standards; alte Hüte(Lean Management, Lean Thinking); neoliberale "Zukunftsprognosen" / alter Wein in neuen Plastikschläuchen / Klischees und unwissenschaftliches Kaffesatzgelese etc pp.//
aber die Stundensätze sind sicher astronomisch!!!!
TEXT VON METRUM:
"Nach sorgfältiger Absprache mit dem Oberbürgermeister und dem Kulturbürgermeister formuliert METRUM ein ausführliches Stellenprofil. Das darauf basierende Stellenangebot wird in entsprechenden Medien geschaltet. Es werden zusätzlich geeignete Kandidaten recherchiert und über das Stellenangebot informiert. Die Bewerbungen werden gesichtet und in A-, B- und C-Kandidaten klassifiziert. Nach ersten Vorgesprächen mit A-Kandidaten verdichtet METRUM die Bewerber auf einen übersichtlichen Kreis von geeigneten Kandidaten. METRUM gestaltet die Bewerbungsrunden und wirkt daran mit. Es wird eine Empfehlung für einen geeigneten Kandidaten getroffen. Die Stadt wählt selbst den geeigneten Kandidaten aus."
Angst vor Schuldenbremse, dem Auslaufen des Solis, der demografischen Entwicklung hat die Politik in MV bereits konservativ gemacht, ich finde sogar reaktionär. Klar, Kultur muß sich bewegen, bewegt sich auch. Aber die Politik muß sich bewegen. Kultur kostet, Unkultur kostet viel mehr ...
Wenn schon die Regel gebrochen wird, vom schnöden Mammon abgelöst, vom Kapital beraten und verraten...wie soll da die Ausnahme noch eine Chance kriegen ??
Diese kann dann einen Intendanten / eine Intendantin ihrer Wahl einsetzen...( s.o.)
http://www.nordkurier.de/greifswald/theater-intendant-will-um-job-kaempfen-028067007.html
http://www.svz.de/mv-uebersicht/mv-kultur/brodkorb-soll-cdu-theaterplaene-erklaeren-id7021326.html