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Theater Plauen-Zwickau: neuer Haustarifvertrag beschlossen

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Weniger Lohn und mehr Schließzeiten

Plauen-Zwickau, 25. März 2011. In Zwickau wurde nach monatelangen Verhandlungen ein neuer Haustarifvertrag für die Theater Plauen-Zwickau gGmbH beschlossen. Wie das Haus mitteilt, wird der Vertrag (der durch die Stadträte und die Gewerkschaftsgremien allerdings noch bestätigt werden muss) im August 2011 in Kraft treten, bis 31. Juli 2015 laufen und für die Mitarbeiter einen Lohnverzicht von 11,66 Prozent bedeuten.

Damit ergebe sich eine erneute Erhöhung des Verzichtes um durchschnittlich 6 Prozent gegenüber dem schon bestehenden Haustarifvertrag, so die Pressemitteilung. Für die Mitarbeiter im künstlerischen Bereich werde es ab 2012 einen jährlichen Inflationsausgleich von einem Prozent geben, für die der Verwaltung von einem halben Prozent. Außerdem bekommen Mitarbeiter, deren Brutto-Gehalt weniger als 2.000 Euro beträgt, eine jährliche Einmalzahlung von 200 Euro. Der Lohnverzicht wird mit Freizeit ausgeglichen, für die Künstler mit 25 Tagen, für die Mitarbeiter im TVÖD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) mit 30 Tagen.

Damit sei es notwendig, neben dem Jahresurlaub weitere Schließzeiten einzuplanen, so das Theater. Weiterhin müssten laut einem Strukturkonzept in den nächsten Jahren 38 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Das Theater verzichtet für die Laufzeit auf betriebsbedingte Kündigungen.

Der Generalintendant des Theaters Plauen-Zwickau Roland May ist zuversichtlich, dass trotz der Sparbeschlüsse ein reichhaltiges und anspruchsvolles künstlerische Programm in den kommenden Jahren für die beiden Städte und den Kulturraum Vogtland-Zwickau realisiert werden könne. Er dankt den Mitarbeitern für ihre Verzichtsbereitschaft und den Gesellschaftern für die Bereitstellung weiterer zusätzlicher finanzieller Mittel. Damit sei das Vier-Sparten-Theater in Westsachsen eines der wenigen Theater in Sachsen mit einer Zukunftssicherung bis in das Jahr 2015.

Das Plauener Vogtland-Theater und das Theater Zwickau fusionierten im Jahr 2000. Roland May leitet das Haus seit der Spielzeit 2009/2010. Zuvor war er acht Jahre lang Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau. Im Dezember 2010 hatte er sich in einem offenen Brief dafür eingesetzt, die Neuausrichtung des sächsichen Kulturraumgesetzes noch einmal zu überdenken, damit das Kulturangebot in den ländlichen Regionen Sachsens erhalten bleibt.

(www.theater-plauen-zwickau.de/sik)

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Kommentare  
Haustarifvertrag Plauen-Zwickau: strukturnotwendige Selbstausbeutung
Für das Theater sicher ein schöner Erfolg, herzlichen Glückwunsch! Allerdings scheint es nunmehr um so gebotener, einmal die Frage zu stellen, wie lange eigentlich noch Haustarifverträge - die ja nichts anderes sind als die Festschreibung einer untertariflichen Bezahlung - als Mittel der (Kultur)Politik legitimiert bleiben sollen. Per se sind HTV ja nur Brücken über einen kommunalen finanziellen Engpass. In Sachsen, dem Lande des Kulturraumgesetzes aber ist diese Form der vertraglichen Selbstausbeutung heute schon strukturnotwendig - ohne Haustarifverträge gäbe es die meisten sächsischen Theater gar nicht mehr. Es ist ein Unding, hier dauerhaft die Strukturverschiebungen der öffentlichen Hand mit den Hoffnungen und Existenzängsten von Künstlern zu bezahlen! Wann nimmt die Politik mal zur Kenntnis, dass die im Bereich Darstellende Künste Agierenden ohnehin schon seit Jahren zu den schlechtestbezahlten Beschäftigten in Deutschland gehören!
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