meldung

Patrice Chéreau gestorben

Europäischer Film- und Theaterstar

8. Oktober 2013. Patrice Chéreau, einer der bedeutendsten europäischen Theater-, Film- und Opernregisseure ist tot. Das wurde gestern am späten Abend von verschiedenen Medien, darunter Zeit-online, verbreitet.

chereau patrice 120 wikimediaPatrice Chéreau
© wikimedia
Chéreau, 1944 in Lézigné im Département Maine-et-Loire geboren und in Paris aufgewachsen, wurde 1959 bereits als Schüler durch eine Schultheateraufführung bekannt. In den 1960er Jahren baute er im Pariser Vorort Sartrouville ein politisches Volkstheater auf, wo er später auch eng mit Giorgio Strehlers Mailänder Piccolo Theater zusammenarbeitete. Von 1972 bis 1980 leitete Chéreau das Théâtre National Populaire in Villeurbanne in Lyon und von 1982 bis 1989 das Amandiers-Theaters in Nanterre, eines der wichtigsten Vorort-Theater von Paris. Neben Ariane Mnouchkine galt Chéreau damals als bedeutendster französischer Theatermacher seiner Generation.

In Deutschland inszenierte er zuerst 1975 Edward Bonds "Lear". In Frankreich setzte er unter andererm deutsche Dramatiker wie Botho Strauß durch. Zu seinen legendären Regiearbeiten gehört der sogenannte Jahrhundertring, seine Inszenierung von "Der Ring des Nibelungen" 1976 in Bayreuth, zum einhundertsten Jubiläum der Richard Wagner-Festspiele auf dem Grünen Hügel. Chéreau gehörte der Berliner Akademie der Künste und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste an.

Darüber hinaus war Chéreau auch ein populärer Filmschauspieler und -regisseur. So spielte er 1983 in Andrzej Wajdas Film "Danton" an der Seite von Gérard Depardieu die Rolle des Camille Desmoulins. Zu seinen größten Erfolgen als Filmregisseur gehörten seine Alexandre-Dumas-Verfilmung "Die Bartholomäusnacht" mit Isabelle Adjani als Königin Margot von Valois aus dem Jahr 1994 und sein viel Rumor erregender Film "Intimacy" (2001), für den er auch das Drehbuch geschrieben hatte. Zu den zahlreichen Auszeichnungen Künstlers zählen vier Molière-Theaterpreise, der Jurypreis des Festivals in Cannes, ein Goldener und ein Silberner Bär in Berlin und der Europäische Theaterpreis in Thessaloniki.

Gestern Abend ist Chéreau an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung in Paris gestorben.

(Zeit Online / www.liberation.fr / sle)

Presseschau-Hinweise

- Nachruf in der FAZ-online von Eleonore Büning

- Nachruf in der Neuen Zürcher Zeitung von Marc Zitzmann

- Nachruf in der Welt von Manuel Brug

- Nachruf im Tagesspiegel von Rüdiger Schaper 

- Nachruf in der taz von Dominik Kamalzadeh

 

Kommentare  
Patrice Chéreau: großer Verlust
Da ist wohl einer der größten Verluste, die Theater und Oper in den letzten Jahren hinnehmen mussten.
Patrice Chéreau: großer Erneuerer
Dass die Theatergeneration der 40er-Jahre-Geborenen jetzt langsam abtritt, ist schmerzlich. Große Erneuerer sind darunter. Patrice Chéreau ist unerreicht.
Villurbanne ist ein Stadtteil von Lyon, nicht von Paris - das dortige Theater ist ein ganz besonderer Ort des politischen Volkstheaters und der Brecht-Rezeption (gewesen), leider,
Kommentar schreiben