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Protest gegen neuen Corona-Erlass in NRW
Ein sicherer Ort
17. Oktober 2020. Die Gesundheitsbehörden des Landes Nordrhein-Westfalen haben einen neuen Corona-Erlass herausgegeben, gegen den sich Widerstand der Kulturszene regt. In Kommunen, in denen die Corona-Inzidenz bei über 50 (pro 100.000 Einwohner = Gefahrenstufe 2) liegt, sollen nur noch maximal 250 Teilnehmer*innen in geschlossenen Räumen bzw. 20 Prozent Auslastung für Kulturveranstaltungen zugelassen sein.
Kathrin Tiedemann, künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des Forums Freies Theater Düsseldorf, sagt im Deutschlandfunk (16.10.2020): "Ich war davon ausgegangen, dass die Hygiene-Konzepte, die wir vorgelegt haben, sehr gut sind. Bislang sind bundesweit keine Infektionen in Theaterhäusern nachgewiesen."
Im Interview mit "Fazit" auf Deutschlandfunk Kultur kritisiert der Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins Marc Grandmontagne die Verordnung: "Es gibt bei uns bisher keine einzige nachgewiesen Infektion in einem Theater", insofern sei das Theater "überhaupt kein Ort, der tauglich ist, um diesem steigenden Inzidenzwert zu begegnen." Experten des Umweltbundesamtes hätten dem Bühnenverein bestätigt, das Theater "ein sicherer Ort" sei, wenn die Häuser eine moderne Raumluftanlage besitzen.
Für kleine und mittlere Theater sei der neue Erlass "existenzbedrohend", so Grandmontagne. Zuvor hätte die Corona-Schutzverordnung in NRW erlaubt, dass man "theoretisch zu 100 Prozent" auch ohne Sicherheitsabstand hätte bestuhlen können, sofern die Rückverfolgbarkeit gegeben sei. Praktisch, so Grandmontagne, hätten die Zuschauer*innen nach Sicherheitsabstand verlangt, sodass die Auslastung bei "50 Prozent" gelegen habe.
(chr)
Ergänzung zur Situation in andere Bundesländern
Empörung und Frust unter Bayerns Intendant*innen seien groß, berichtet der Bayerische Rundfunk am 23. Oktober 2020. "Ihre Häuser haben viel Zeit und Mühe darauf verwendet, Hygienekonzepte zu entwickeln, die auch tatsächlich greifen, um das Theater wieder an den Start zu bringen. Das erfolgreiche Ergebnis wird nun federstrichartig zunichte gemacht, so empfinden es alle, bei denen man nachfragt, ob in Würzburg oder Augsburg, Nürnberg, Regensburg, München oder Memmingen." Die Ankündigung eines neuen Inzidenzwerts von Ministerpräsident Söder (CSU) habe sie alle überrascht. "Die stichprobenartige Nachfrage bei acht Intendant*innen oder Pressestellen großer bayerischer Stadt- und Staatstheater ergab: Von ihnen wurde niemand zu Rate gezogen."
Zur neuen Corona-Schutzverordnung in Sachsen sagt Lutz Hillmann, Intendant des Theaters Bautzen und Vorsitzender der Landesgruppe Sachsen des Deutschen Bühnenvereins, am 22.10.2020 im MDR: "Dieser Entwurf würde diese großen Anstrengungen, die in den Theatern und Orchestern Sachsens und ganz Deutschlands gemacht worden sind, einfach ignorieren und egalisieren."
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