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Schauspielhaus: Hamburger Kultursenator kündigt Evaluation an

Der Stand der Dinge

Hamburg, 30. September 2010. Im Streit um die Zukunft des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg gibt es neue Entwicklungen: Wie das Schauspielhaus und die Welt melden, kündigte Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) bei einem Besuch vor Ort an, dass ein unabhängiger Gutachter beauftragt werden soll, um die Wirtschaftlichkeit des Hauses an der Kirchenallee im Vergleich zum Thalia Theater zu evaluieren, das seit Jahren einen etwas geringeren Zuschuss erhält.

Zuvor stellte sich Stuth den Fragen des Ensembles, der Belegschaft sowie geladener Gäste zu den Kürzungsbeschlüssen des Senates. Während des etwa einstündigen Gesprächs machte Stuth ein eindeutiges Bekenntnis zum hochwertigen Ensemble- und Repertoiretheater deutlich.

Unterdessen wachsen die Solidaritätsbekundungen aus der Theaterszene. "Wenn das größte deutschsprachige Theater in einer Kulturmetropole wie Hamburg die Hälfte seines künstlerischen Etats verliert, ist das ein schwerwiegendes Zeichen für unser ganzes Land", schreibt etwa das Schauspiel Hannover in einem offenen Brief an die Hamburgische Bürgerschaft, wie die taz meldet.

Angesichts der Budget-Kürzungen und dem Rücktritt des Hamburger Intendanten Friedrich Schirmer hat sein Frankfurter Kollege Oliver Reese laut Frankfurter Rundschau zudem dem Schauspielhaus ein kostenloses Gastspiel von Michael Thalheimers Inszenierung von Ödipus/Antigone angeboten.

Auch das Ensemble des Hamburger Thalia Theaters bleibt weiterhin aktiv. Vor ihrem heutigen Gastspiel mit dem Liederabend "Thalia Vista Social Club" nimmt es ab 19.20 Uhr an einem Protestmarsch vom Thalia Theater zum Schauspielhaus teil.

(Deutsches Schauspielhaus / Welt / taz / Frankfurter Rundschau / geka)

 

Hier finden Sie eine ausführliche Chronik zur Debatte um das Deutschen Schauspielhaus.

 

Kommentare  
Evaluation am Schauspielhaus: grundverschiedene Strukturen
Das mit der Evaluation ist möglicherweise ja eine gute Idee, es stellt sich nur die Frage, warum nicht erst evaluiert wird, bevor irgendwelche Kürzungen beschlossen werden. Zudem wird sich der entsprechende Wirtschaftsprüfer sicherlich schwer tun, die Wirtschaftlichkeit von Schauspielhaus und Thalia zu vergleichen: Wird das tatsächlich seine Aufgabe sein? Na, dann viel Spass. Die Strukturen sind an beiden Häusern so grundverschieden, vermutlich, man belehre mich eines Besseren, auch die schlichten Mitarbeiterzahlen, dass man das Schauspielhaus dann vielleicht auch noch mit anderen Theatern vergleichen könnte. Oder warum muss das überhaupt ein Theater sein? Könnte nicht einer mal die Wirtschaftlichkeit von Schauspielhaus und Elbphilharmonie vergleichen?
Evaluation am Schauspielhaus: Fixkosten anschauen
Das Schauspielhaus hat einen Gesamtetat von über 20 Millionen Euro. Davon sollen 5 % wegfallen. Geht nicht, sagt das Schauspielhaus, der Rest sind fast alles Fixkosten. Da wird jeder Kultursenator, ob kompetent oder nicht, sagen: "Jetzt schauen wir uns die Fixkosten mal zusammen an." Das ist einfach sein Job. Und externen Sachverstand hinzuzuziehen, ist, ob am Ende hilfreich oder nicht, das übliche Verfahren. Vielleicht bleibt am Ende sogar mehr Geld übrig für die Kunst? Warum soll das ausgeschlossen sein?
Evaluation am Schauspielhaus: Innenrevision
@ 2

Damit entkräften Sie nichts von dem Einwand in § 1, gut, wollten Sie möglicherweise
ja auch nicht, und daß dann vielleicht mehr Geld für die Kunst übrig ist, naja, das wäre gewiß schön, bleibt abzuwarten und erschien bislang zudem unwahrscheinlich, weil Herr Stuth halt genau so vorging, wie Herr Gieselmann es beschieben hat.
Seinen "Job" hätte Herr Stuth vor der Kürzung(sandrohung ?!) machen müssen,
Herr Briegleb hat das auch für andere Fälle noch einmal aufgerollt, jetzt scheint
er ihn zu machen, was zunächst prinzipiell zu begrüßen ist (und eine gewisse
"Größe" hat, wenn Fehler eingeräumt werden ...), wenngleich die Sache mit den
von außen herangetragenen "Begehren" für mich sich eher noch verdunkelt hat. Sachverstand von außen, Innenrevision stellt fest, daß der fehl-urteilt: die Frage bleibt, ob die seinerzeit zitierten überregionalen Intendanten mehr zur Gruppe des
äußeren Sachverstandes zu zählen sind oder zu denen, deren Innenrevision nun gegriffen hat (to be continued) !!
Evaluation am Schauspielhaus: größer, aufwändiger
Dass sich ein Wirtschaftsprüfer das Deutsche Schauspielhaus genauer anschaut ist gut, denn wenn der seine Sache gut macht, wird festgestellt werden, dass das DSH grösser und damit aufwändiger zu führen ist als das Thalia. Zudem hat das Thalia durch ein gepflegtes grosses Abonnement per se grosse Einnahmen, die sich das mit 1200 (DSH) zu 800 (Thalia) deutlich grössere Schauspielhaus ohne Abo Grundversorgung an jedem Abend erneut an der Abendkasse erspielen muss. Fazit: Das DSH kostet mehr und macht weniger Eigeneinnahmen, also muss die Subvention höher sein. Und dass kann eine Wirtschaftsprüfer dann Kultursenator Struth sagen.
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