Die verbleibende Zeit

Berlin, 22. April 2013. Claus Peymann, geboren 1937 in Bremen und seit 1999/2000 Leiter des Berliner Ensembles, verlängert seine Intendanz am BE bis 2016. In einer kurzen Pressemitteilung des Hauses wird der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit zur Entscheidung zitiert: "Claus Peymann hat das Berliner Ensemble zu einem weit über Berlin hinaus bekannten Sprechtheater profiliert. Das BE arbeitet erfolgreich, erfreut sich großer Zuschauerresonanz und leistet einen beachtlichen Beitrag für das Ansehen Berlins als internationaler Kulturmetropole. Ich freue mich deshalb, dass es uns gelungen ist, den Vertrag mit Herrn Peymann um weitere zwei Jahre zu verlängern."

Peymann selbst äußert sich in selbiger Mitteilung zur Vertragsverlängerung: "Auch ich freue mich auf die verbleibende Zeit – gibt sie mir doch die Möglichkeit, vor meinem Abschied von Berlin alle geplanten Projekte und Ideen zu verwirklichen, um einen kräftigen Schlusspunkt ans Ende der dann 17jährigen Direktionszeit zu setzen. Zugleich möchte ich dadurch meiner Nachfolgerin (oder natürlich auch meinem Nachfolger!) die Chance für einen guten Übergang in die Zukunft unseres geliebten BE geben."

(Berliner Ensemble / chr)

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Kommentare  
Peymann bis 2016 am BE: ... und dann Petras
Wowereit kann nur abnicken, wenn Peymann sich selbst den Vertrag verlängert. 2016 ist Peymann fast 80. Wollen wir hoffen, dass das tatsächlich seine letzte Verlängerung war und 2016 Armin Petras aus Stuttgart zurückkommt und das BE übernimmt. Wär schon schön.
Peymann bis 2016 am BE: fantasielos
Man kann sich nur noch an den Kopf fassen mit welcher (…) Fantasielosigkeit Wowereit und Schmitz die Potentiale der Stadt verschenken.
Peymann bis 2016 am BE: Verlust der Metaebene
Naja, wenn einem die Mächtigen auch noch den letzten Zahn gezogen haben, kann es schon mal sein, dass man im Alter jede Metaebene und jeglichen Überblick verliert, indem man sich für unverzichtbar hält.
Peymann bis 2016 am BE: länger als Kohl
Peymann ist jetzt schon länger im Amt als Helmut Kohl Bundeskanzler war. Möglicherweise sind es die gleichen Leute, die ihn wieder und wieder wählen.
Peymann bis 2016 am BE: leise Brecht flüstern
Dass jetzt die üblichen Hasstiraden folgen würden, war voraussehbar. Überraschend hingegen ist dieser Satz: "Claus Peymann hat das Berliner Ensemble zu einem weit über Berlin hinaus bekannten Sprechtheater profiliert." So viel Geschichtsvergessenheit hätte ich nicht einmal Wowereit zugetraut. Vielleicht sollte ihm Peymann doch, bei allem Selbstbewusstsein, leise "Brecht" ins Ohr flüstern. Es täte seinen eigenen Leistungen keinen Abbruch.
Peymann bis 2016 am BE: Geschichtsbewusstsein
Und was wäre Brecht ohne seine weiblichen Mitarbeiterinnen und/oder Ehefrauen gewesen, ohne welche die Brecht-Fabrik niemals funktioniert hätte! Auch diesbezüglich könnten die führenden Männer der Republik mal ein wenig mehr Geschichtsbewusstsein entwickeln.
Peymann bis 2016 am BE: Buchempfehlung
Ach Inga Stade! Und was hat das mit der Frage zu tun, ob es Peymanns bedurfte, um das Berliner Ensemble weit über Berlin hinaus zu profilieren? Aber als Empfehlung für Ihren One-Track-Mind, da Sie ja gerne lesen und zitieren: die Bücher von Sabine Kebir. Und ehe Sie wieder eine Verschwörung vermuten: Sabine Kebir ist eine Frau. Nachweislich!
Peymann bis 2016 am BE: Brechts Auto
Und: was wäre Brecht ohne sein Auto gewesen. Er hätte mit dem Bus fahren müssen, oder mit der Bahn. Unvorstellbar dieses. Tolle Diskussion übrigens..
Peymann bis 2016 am BE: mit Helene Weigel gleichziehen
Wenn man es nach Jahren betrachten möchte, hat Brecht im BE am Schiffbauerdamm nur ganze zwei Jahre gewirkt. Intendantin war aber seit 1949 (inkl. der 5 Jahre am DT) bis 1971 seine Frau Helene Weigel. Claus Peymann würde nun in Jahren am Schiffbauerdamm gerechnet mir ihr gleichziehen. Was den internationalen Ruf des BE betrifft, dürfte Claus Peymann aber doch stark von den Jahren des Wirkens von Helene Weigel, Ruth Berghaus und Manfred Wekwerth gezehrt haben. Sich nicht in dieser Tradition zu sehen, wäre geradezu vermessen. Aber das gehört vermutlich nicht zum Wissenshorizont eines regierenden Bürgermeisters mit Westsozialisierung.
Peymann bis 2016 am BE: wenn es am schönsten ist
Dem Haus würde ein Wechsel sicher gut tun - alles was da passiert ist so immergleich. Auf jeden Fall kann ich als ehemalige Praktikantin sagen, dass Claus einen, nennen wir es mal, ambitionierten Führungsgedanken hat. Und sein Anrecht auf die stets richtige Meinung kann er auch gut nach Außen vertreten. Schade, dass er es nicht macht wie Johann Simons. Der geht, wenn es am schönsten ist. Aber diesen Punkt hat Peymann auch schon ... 5 Jahre... überschritten.
Peymann bis 2016 am BE: Wann kommt die Altersweisheit?
@ Thomas_Rothschild: Warum gleich so abfällig? Warum gleich Verschwörungstheorie? Genau das meine ich. Auch ich habe übrigens Sabine Kebir gelesen. Warum wohl sonst mein Kommentar? (...)

Für mich ist das BE historisch betrachtet vor allem immer noch mit Weigel und Brecht verbunden. Auch nicht zu vergessen ist die Intendantenzeit von Ruth Berghaus und Manfred Wekwerth. Zu Peymann kann ich nur sagen: Er hatte seine herausragende Zeit. Ich als junge Frau empfinde die Inszenierungen von Peymann mittlerweile eher als ein wenig peinlich, das geht hin bis zur Fremdscham. Peymann hat wirklich Großes geleistet, angefangen mit seinen Bochumer Arbeiten. Aber irgendwann ist auch mal gut. Wann kommt die Altersweisheit?
Peymann bis 2016 am BE: ein wenig Altersweisheit
Liebe Inga Stade,

Sie haben völlig recht. Ich habe das BE schon mächtig beschimpft. Ich gehe in Berlin nur selten dorthin, meist wenn Wuttke zurückkehrt, Thalbach ist ein Graus. Aber ich gebe Ihnen Recht, Peymann hatte große Zeiten. Manches, vieles ist heute peinlich, seine Inszenierungen, seine Versteigerungen, seine Wortmeldungen. Doch er ist auch der liebe Opa, zärtlich zu Voss sprechend bei einer Voraufführung. Der Regisseur von Bernhardt, vergessen wir das nie! Lass ihm sein Theater. Und wenn im Jahr auch nur ein so toller Abend wie der von Wilson entsteht (Peter Pan), gabe es in den nächsten drei Jahren noch drei Anlässe ins BE zu gehen, nebne dem jährlichen Besuch des Arturo Ui.
Vielleicht komt auch noch ein wenig Altersweisheit neben dem Altersstarrsinn, das wäre gut. Ich könnte dann den alten Peymann auch wieder leben.
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