Dreht sich der Wind in Rostock?
Schmerzarm sparen?
Rostock, 16. Mai 2013. Das Volkstheater Rostock muss für das Jahr 2014 weitere 500.000 Euro einsparen. Laut einem Bericht der Ostsee-Zeitung (16.5.2013) hat die Rostocker Bürgerschaft es abgelehnt, die Summe zur Verfügung zu stellen.
Das Theater rechnet derzeit verschiedene Szenarien durch. Höchstwahrscheinlich wird das erst 1998 eröffnete Theater im Stadthafen – das Kleine Haus des Volkstheaters im Obergeschoss des alten Hafenhauses – geschlossen. Ob auch die Tanzsparte der finanziellen Malaise zum Opfer fallen wird, steht dahin.
Potenzial
Laut Ostsee-Zeitung haben die Geschäftsführung des Volkstheaters und der künftige Intendant Sewan Latchinian "Potenzial entdeckt", das "schmerzarm den Betrag freimacht, ohne das eine Sparte geschlossen oder Kündigungen ausgesprochen werden müssen". So erbrächte die Schließung des Theaters im Stadthafen ca. eine Viertelmillon Euro. Alle Schauspielvorstellungen sowie das Kinder- und Jugendtheater würden dann ins Große Haus umziehen. Weiteres "Einsparpotenzial" ergäbe sich, wenn auslaufende Stellen nicht wieder besetzt würden. Trotzdem könne man für sechs derzeit nicht besetzte Stellen im Schauspiel Neu-Engagements vornehmen.
Ursachen
Entstanden war das Defizit von 500.000 Euro durch den Zuschauerrückgang nach der Schließung des Großen Hauses wegen Baufälligkeit und den daraus resultierenden Einnahmeverlusten einerseits und Tariferhöhungen andererseits. Laut einem Bericht der Ostsee-Zeitung (14.5.2013) sollte ursprünglich das Land die fehlende halbe Million beisteuern. Das Kultusministerium hatte diese Zahlungen jedoch an Verhandlungen über eine mögliche Theaterfusion des Volkstheaters mit dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin geknüpft. Weil das Volkstheater und die Rostocker Bürgerschaft die Fusion ablehnen, liegen die Gespräche auf Eis.
(Ostsee-Zeitung / jnm)
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Das Schauspiel kann mit kaum etwas punkten (selbst "Tschick" könnte dort ein Flop werden, genauso wie "Frau Müller muss weg" dort nicht funktionierte, Klassiker werden fast nur von Schulgruppen besucht, "normales" oder studentisches Publikum findet man kaum!). Das Musiktheater floppt regelrecht mit einer (kaum wahrgenommenen!) Uraufführung ("HAPPY BIRTHDAY, MR. PRESIDENT"), aber auch sog. Kassenschlager wie "Nabucco", "Fledermaus", Musicals sind nach der 2. Vorstellung leer oder nur im Seniorenabo oder zu Silvester mal voll. Das Tanztheater ist leider auch nicht vom Erfolg verwöhnt; eine mehrjährige INszenieung wie "Frida Kahlo" kann einigermaßen Zuschauer anlocken, die anderen Produktionen haben Zuschauer, die man an 4-5 Händen abzählen kann.
Das Theater ("Große Haus") in der Doberaner Str hat keinen Charme, die Eintrittskarten sind zu teuer für Studenten, kaum Werbung, keine spannenden Regisseuren (ja, kein Geld, aber die Regisseure, die sie sich ständig holen, lockt doch keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor.
Dort läuft einiges schief, ein Neubau müsste her, eine Art Aufbruchsstimmung müsste sich aufs Publikum übertragen. Es müsste erklärt werden, warum was gespielt wird! Die Beliebigkeit ist zu hoch, es wird zu wenig kommuniziert.
Ich will das Theater in Rostock, aber eines, in dem man sich wohlfühlt. Das die Stadt mit dem Publikum verbindet.
Halle, Schwerin, Dessau.... wäre ein Vorbild!
Stadt und Land haben schon gespart, und deswegen sieht es so aus wie es jetzt
aussieht ! Das klingt doch nach ner wackligen Nummer hoch 5, jetzt just alle Kräfte auf das Große Haus zu bündeln, das vor kurzem wegen Baufälligkeit geschlossen werden und stehen mußte, währenddessen eine hoffnungsvolle Studio-/Kammerspielstätte
(ohne die Baufälligkeitsprobleme) wegrasiert werden soll, eine Spielstätte in der direkten Nachbarschaft zur Hochschule für Musik und Theater ! Gerade Latchinian hätte ich gerne zunächst mit diesem Stadthafentheater starten sehen wollen, ehrlich gesagt. Aber das wird wohl jetzt nichts. Ich habe -von Kiel her gesehen- eher die Anmutung, daß hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird..
(Lieber Kamerad Störtebecker,
Sie haben Recht. Wir haben den Titel geändert.
Danke für den Aufmerksamkeitsmachungsstüber.
jnm)
Stadthafentheaters in etwa günstiger ausfallen; ich sehe noch nicht einmal, daß da gespart wird, aber, wer weiß, vielleicht ist das ja das Gute; es ist wirklich nicht leicht, das bei all dem Hin-und-Her noch einzuschätzen. Ich dachte da eher an Möglichkeiten, Gelder noch auf anderem Wege anzusteuern: aus anderen Töpfen sozusagen.
Die Kooperation mit Schwerin ist doch ein Witz; anders sähe es aber doch möglicherweise aus, wenn das Stadthafentheater verstärkt in den Status eines "Akademietheaters" für die nahegelegene Musik- und Schauspielschule sich entwickeln würde. Ich denke da durchaus auch an Konzerte der diversen Instrumentenklassen der Musikhochschule (möglicherweise sollte man sich hierzu einmal die Gepflogenheiten der Lübecker Musikhochschule an der Trave) zu Gemüte führen). Mag sein, daß einem solchen Gedankengang etwas im Wege stünde, aber auf zehn ähnlicher Gedankengänge mag dann einmal ein praktikabler kommen. Naja, ob Halle mit der Schließung des Thalia ein glückliches Beispiel ist ?? Für Schwerin und Dessau sehe ich das schon eher, wenngleich Schwerin auf der anderen Seite ja irgendwie auch gerade ein Part der Geschichte ist, die sich auch um Rostock dreht (ob da in Kooperation bei der Ablehnung der Fusion alle Mittel ausgeschöpft wurden, halte ich für fraglich). Und gerade weil Latchinian in Senftenberg ein Vorbild abgeliefert hat, hatte ich die Hoffnung, daß er etwas aus einer Spielstätte wie dem Theater am Stadthafen machen könnte- frei nach dem Motto: Vielleicht könnten wir auf lange Sicht tatsächlich etwas sparen, diese noch recht junge Spielstätte nicht gleich wieder plattzumachen. Ich registriere ja selbst, daß das von den bisherigen KommentatorInnen aus Rostock nicht so eingeschätzt wird, wundere mich nur..