Die Räuberinnen - Münchner Kammerspiele
Dem Mann kann geholfen werden
Die Kränkungen der Menschheit - Münchner Kammerspiele
Die Macht im Blick
von Anna Landefeld
München, 26. September 2019. Schon vor Anta Helena Recke gab es einige, die den Menschen ziemlich herausforderten: Sigmund Freud zum Beispiel. Tief bohrte er mit seiner Schrift "Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse" in menschlichen Allmachts-Narzissmen. Dreimal seien die Gefühle der Menschheit verletzt worden: durch Kopernikus' Weltbild, in dem die Sonne im Mittelpunkt steht und nicht die Erde, durch Darwin, der allen klarmachte, dass sie am Ende auch nur Affen sind, und durch Freud selbst mit seinem unkontrollierbaren Unbewussten. Was Freud dabei vor knapp 100 Jahren vergaß: Die Menschheit ist nicht nur der privilegierte, weiße Cis-Mann.
Melancholia - Münchner Kammerspiele
Unglücklichster Tag des Lebens
von Anna Landefeld
München, 15. Juni 2019. Eine Kopie von einer Kopie von einer Kopie. Eine steril-grell ausgeleuchtete Erinnerung im leeren Raum an etwas, was man sich immer wieder und solange erzählt hat, bis nichts übrig bleibt außer Abgeklärtheit, Nüchternheit. Toderzählt. Ein Protokoll über nichts weiter als den Untergang der Welt, aufgefüllt mit Detailfetzen, die einem halt so sinnlos hängen bleiben im Gedächtnis: über etwas in seiner ganzen so unheimlichen Unvorstellbarkeit und ja, auch in seiner ganzen unheimlichen Schönheit. Felix Rothenhäusler distanziert sich mit seiner Bühnenfassung von "Melancholia" größtmöglich von Lars von Triers bildüberwältigender Film über die weltentrückte Justine, die sich die Kollision des blauen Planeten Melancholia mit der Erde herbeisehnt, die Erlösung im Tod – getragen von Richard Wagners leitmotivisch verwendetem Vorspiel zu "Tristan und Isolde". Bei Rothenhäusler ist das nur noch ironischer, gesprochener Kommentar, ein netter Fakt, für alle die den Film mal gesehen haben.
Fressen - Münchner Kammerspiele
Weißmehlfrei im Hausfrauenland
von Anna Landefeld
München, 28. April 2019. Wie ein ausgestreckter Mittelfinger: Es ist ein szenisches Manifest gegen Bodyshaming und gegen alle, die sich dessen jemals schuldig gemacht haben. Eine Stunde lang rechnet das queerfeministische Theaterkollektiv Henrike Iglesias ab. Nein, bei "Fressen", einer Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen und dem Jungen Theater Basel, wird nicht groß drumherum geredet, sondern im allerbesten Sinne vulgär, im allerbesten Sinne aufdringlich das Kind beim Namen genannt – und ja, klar, gesittet bis hemmungslos gefressen. Vielleicht ein bisschen haudrauf? Das haben Manifeste wahrscheinlich so an sich. Es soll endlich jeder kapieren, ein für alle Mal. Und so heißen Laura Naumann, Marielle Schavan, Sophia Schroth alle Frauen ("und die sich heute als solche fühlen") zu ihrer "Kochshow" mit Shiny-Floor, Glitzervorhang und einer übergroßen, vampiresken Venusfliegenfalle in der Kammer 3 der Münchner Kammerspiele willkommen: "Auf die Fresse, fertig, los".
Regie: Stefan Kaegi / Rimini Protokoll mit Thomas Melle
Regie: Lola Arias
Regie: Jessica Glause
Regie: Anta Helena Recke (nach Anna-Sophie Mahler)
Regie: Christopher Rüping
Regie: Oliver Zahn / Hauptaktion
Regie: Alexander Giesche
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