Das fliegende Kind (UA) — Roland Schimmelpfennig führt seine neueste Moralität für Großstädter am Akademietheater auf
Die Suche nach der schnellen Feierabend-Katharsis
von Kai Krösche
Wien, 4. Februar 2012. "ein schwarzer Wagen / fährt bei Nacht / durch die Stadt, / nach Einbruch der Dunkelheit / fährt ein großer / schwarzer Wagen / durch die Straßen der Stadt, / und holt unsere Kinder." – Auch wer nicht das Programmheft zur Wiener Uraufführung von Roland Schimmelpfennigs selbstinszeniertem neuem Stück "Das fliegende Kind" besitzt, wird wohl am Ende des anderthalbstündigen Abends diese Sätze wenigstens so ungefähr mitsprechen können. Denn Schimmelpfennig scheint viel an diesen Sätzen zu liegen, so viel, dass er sie gleich ein gefühltes Dutzend Male seinen verschiedenen Figuren leicht variiert in den Mund legt. Der Grund allerdings, diesen sehr kurzen Abend durch dauernde Wiederholungen fürchterlich zu zerdehnen, will sich nicht erschließen.
Die Liebe zum Nochniedagewesenen (UA) - René Pollesch gibt sich in Wien sehnsuchtsvoll
Philosophie mit Schifferknoten
von Michael Laages
Wien, 7. Dezember 2011. An den Zutaten dieser immerwährenden Gardinenpredigt hat sich ja kaum etwas geändert: Der Autor René Pollesch ("Dramatiker" wäre verfehlt, denn gerade das will Pollesch dezidiert nicht sein, gerade so will er die Regeln des Theaters nicht bedienen), dieser Autor also formuliert Gedanken und Pointen, abgründig-kluge Philosophien und blankes Gefasel für etwas mehr als eine Stunde; und vor allem durch die Personal- und Ensemblestruktur der klassischen Komödienstrategie entwickelt sich über den Textvortrag hinaus so etwas wie szenische Bewegung zwischen Figuren.
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