Mary Said What She Said - Wiener Festwochen
Maria Huppert und Isabelle Stuart
von Gabi Hift
Wien, 30. Mai 2019. Es beginnt mit einem Scherz: Beim Einlass hängt in der Mitte des blutroten Samtvorhangs ein goldener Rahmen, in dem ein Video von einem kleinen schwarz-weißen Hund läuft, der seinem Schwanz nachjagt. Er sieht aus wie Snipper, der Hund von "His Master's Voice". Und für die Endlosloops, in denen der Meister Robert Wilson einer immer wieder entwischenden Erkenntnis nachjagt, wird sich dann der Vorhang öffnen. Die zweite Referenz erschließt sich nur den gut Vorbereiteten: Gerade so ein Schoßhündchen war unter den Röcken Maria Stuarts versteckt, als sie zur Hinrichtung ging, und nachdem ihr Kopf, endlich, nach dem dritten Schlag, gefallen war, tauchte das Hündchen blutverschmiert unter dem roten Stoff auf. Der Meister und seine Königin, Wilson und Isabelle Huppert – die 1993 schon "Orlando" miteinander kreiert haben und 2006 "Quartett" von Heiner Müller – erschaffen nun die letzten Sekunden Maria Stuarts.
Deponie Highfield - Wiener Festwochen
Lipizzaner, Lipizza, Ibiza
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 24. Mai 2019. Sieben Lipizzaner stehen gesattelt bereit. Drehen die Ohren und schwenken die Schweife. Aus den Nüstern kommt Rauch. Auftritt der glorreichen Fünf: Kathrin Angerer, Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Irina Sulaver und Martin Wuttke. Sie reiten, reiten, reiten was das Zaumzeug hergibt, kommen nicht vom grünen Rasen-Fleck. Beharrlich wiederholt "Deponie Highfield" von René Pollesch die Frage, "warum ich dich so schnell vergessen habe". Warum also die große Liebe schon nach zwei Tagen vergessen ist. Und warum andererseits es ein Zeichen für Qualität sein soll, wenn ein Theaterabend lange "nachwirkt".
3 Episodes of Life - Wiener Festwochen
Fuck the Floor
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 12. Mai 2019. Die Wiener Festwochen starten mit dichtem Programm in die erste Woche. Neu-Intendant Christophe Slagmuylder präsentierte 27 Spielorte für insgesamt 45 Produktionen. Im Studio Molière (einem Veranstaltungssaal des Lycée français de Vienne) zeigt der in Schweden geborene Künstler Markus Öhrn "3 Episodes of Life". Die Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und Mousonturm Frankfurt wird als aufeinander aufbauende Serie an drei Abenden (12. bis 14. Mai) uraufgeführt. Zum dritten Mal ist Öhrn bei den Festwochen zu Gast nach 2012 mit "Conte d'Amour" und 2018 mit der dann für den Nestroy-Spezialpreis nominierten Produktion "Häusliche Gewalt". Ausgehend von vor Wiener Gerichten verhandelten Missbrauchsfällen, untersuchte diese Vorgängerarbeit in fünfstündiger Langsamkeit die Unwägbarkeiten der Triade Mann-Frau-Gewalt. Bei "3 Episodes of Life" verschiebt sich der Fokus vom häuslichen ins berufliche Umfeld von Künstler*innen. Das Thema Missbrauch-Macht-Gewalt bleibt.
Regie: Simone Young / Jonathan Meese
Regie: Monika Gintersdorfer, Frank Edmond Yao
Regie: Derrick Ryan Claude Mitchell
Regie: Oliver Frljić
Regie: Yan Duyvendak, Roger Bernat
Regie: Barbara Ehnes
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