Der Sandmann - Nicolas Charaux' düstere Adaption der Erzählung von E.T.A. Hoffmann am Theater Luzern
Sandmann im Wunderland
44 Harmonies from Apartment House 1776 - Christoph Marthaler mit einer Hommage an John Cage am Schauspielhaus Zürich
Harmonie ist eine Strategie
von Vera Urweider
Zürich, 5. Dezember 2018. Es ist immer so eine Sache, wenn man nicht in der Stadt lebt, wo abends der Anlass ist, zu dem man hingehen soll/darf: Kommt man noch nach Hause? Bett organisieren? Risiko eingehen? Zwei Stunden soll das neue Marthaler-Stück dauern, könnte knapp werden, und dann, wie aus dem Nichts, der erlösende Einfall: Hey, es ist Marthaler der da inszeniert. Und: Er inszeniert von und über John Cage. Wenn da also "zwei Stunden, ohne Pause" steht, dann wird das ganz genau so sein. Also kein Problem, denke ich. Wenigstens etwas das klar ist an einem ansonsten doch ziemlich skurrilen Abend.
Das Versprechen - Nora Schlocker dramatisiert am Theater Basel Dürrenmatts Requiem auf den Kriminalroman als Geschichte über Macht und Ohnmacht
Das sogenannte Menschenmögliche
von Claude Bühler
Basel, 16. November 2018. Der Schmerz als archaisches Grundmotiv, dass wir, was uns am Kostbarsten ist, nicht schützen können, habe sie beim Wiederlesen mehr getroffen als der Kriminalroman an sich, sagt Nora Schlocker im Programmheft. Uns diesen Schmerz frisch fühlbar zu machen, lässt die Regisseurin ab Einlass eine Gruppe Kinder auf der Bühne herumtollen. Wir, die wir alle wissen, dass es in Dürrenmatts Roman von 1958 um einen Kindsmord geht, lassen uns die Ohren mit Kieksern, Schreien, Gesängen füllen, sehen die schutzlosen, weißen Ärmchen und fröhlich hüpfenden Körperchen, erleben die ungestüme, ungebremste Lebensenergie.
Das Anschwellen der Bocksgesänge - In der Regie von Intendant Peter Kastenmüller performt das Ensemble des Theaters Neumarkt Zürich Populismus
Volksbewegte aller Länder, verlautbart Euch!
von Valeria Heintges
Zürich, 6. November 2018. Vor 25 Jahren erschien Botho Strauß' Essay "Anschwellender Bocksgesang" im Wochenmagazin "Der Spiegel". Der Text führte zu einem Aufschrei, machte Strauß zur Galionsfigur der neuen Rechten. Raunend, in langen, nahezu hermetischen Sätzen diagnostiziert er eine "frevelhafte Selbstbezogenheit" und prognostizierte Konflikte, in denen sich rächen würde, dass "der Westeuropäer sozusagen auch sittlich über seine Verhältnisse gelebt hat". Es werde Krieg geben.
Othello X - Am Theater Basel versetzt Nuran David Calis Shakespeares Figuren ins Showbiz der 70er
Lass die Maske an, Maskenmann
von Valeria Heintges
Basel, 26. Oktober 2018. Wie sehr Nuran David Calis die Uraufführung seines "Othello X" im Basler Schauspielhaus ein Herzensanliegen war, war auch an seiner Nervosität zu spüren, mit der er vor der Premiere vor das Publikum trat (in späteren Vorstellungen im Video). Er selbst sei, sagt er, als Kind jüdisch-armenischer Eltern in Bielefeld aufgewachsen und Angehöriger einer Minderheit in der Minderheit gewesen; habe doch versucht, sich der türkischen Minderheit anzupassen und dabei sowohl seine Religion als auch seine Sprache verleugnet. Er habe überlebt, weil er "noch härter und noch brutaler" zuschlagen konnte als die anderen. Doch sein Leben sei ihm wie eine Maske vorgekommen, die er gezwungen war zu tragen. Das Gefühl des Nicht-dazu-Gehörens sollten die Zuschauer in dieser Inszenierung am eigenen Leib spüren. Doch seine Lösung, Othello als einzigen Weißen unter Schwarzen zu zeigen, habe nicht funktioniert, dafür sei das Basler Ensemble zu wenig diversifiziert.
Regie: Bernhard Mikeska, Alexandra Althoff, Lothar Kittstein
Regie: Cihan Inan
Regie: Claudia Bauer
Regie: Milo Rau
Regie: Barbara-David Brüesch
Regie: Sebastian Nübling
Regie: Anne-Louise Sarks
Regie: Sonja Streifinger
Regie: Gerd Heinz
Regie: Tom Schneider / Infinite Cooperation
Regie: Boris Nikitin, Zuleikha Chaudhari / Ntando Cele
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