Empfehlungen der Redaktion
Alle Jahre wieder
6. Dezember 2023. Falls es vor lauter Unordnung auf der Welt etwas aus dem Blick geraten ist: Die Festtage nahen und mit ihnen die Saison des Wünschens! und Schenkens. Oder ist Ihnen in diesen Zeiten gar nicht nach Feiern und Sie suchen ein Alternativprogramm? Kein Problem!
Die Tipps unserer Redaktion halten für jeden etwas bereit.
Was die nachtkritik.de-Redaktion empfiehlt:
Zum Lesen |
Zum Hören | |||
Sophie Diesselhorst |
Dieses Jahr nicht viel zum Lesen gekommen, aber dieses Buch aus dem Jahr 2016 ist eine Wiederentdeckung wert: "Who the Fuck Is Kafka" von Lizzie Doron. Nicht dass es einem das Verstehen des Nahost-Konflikts in seiner globalen Dimension leichter machen würde, aber es hilft zumindest damit anzufangen, und ging mir sehr nahe. |
Einen Besuch des "Ökoakustischen Theaters" im norditalienischen Pesaro, oder zumindest einen Besuch auf der Webseite des Projekts "Fragments of Extinction", wo der ehemalige Komponist David Monacchi seine Arbeit dokumentiert: Seit mehr als 20 Jahren macht er nicht mehr selbst Musik, sondern nimmt die vom Aussterben bedrohten "Ökosymphonien" der äquatorialen Regenwälder auf. |
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Janis El-Bira | Richard C. Schneider: "Die Sache mit Israel. Fünf Fragen zu einem komplizierten Land", DVA 2023, 192 Seiten, 22 Euro Geschrieben am Vorabend der jüngsten Entwicklungen, ist dies eine faktensatte Nachhilfestunde in Sachen Nahost. Schützt vorm Quatsch erzählen. |
Alice Coltrane / Pharoah Sanders: "Journey in Satchidananda" (LP, Acoustic Sounds Series) |
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Simone Kaempf |
Virginie Despentes "Liebes Arschloch", Kiepenheuer & Witsch, 336 Seiten, 24 Euro Nicht einfach über #MeToo, sondern mit großem Verständnis wie Vorwürfe, Konflikte und Empathie zusammenhängen und alles furchtbar kompliziert machen. |
Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" gelesen von Peter Matic
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Necati Öziri: "Vatermal" Ein Coming-of-age- und Abnabelungsroman zwischen der Türkei und Deutschland – mit einer der erschütternsten Erdbebenszenen seit Kleist |
Jakub Jósef Orliński: "Beyond" Orliński, der breakdancende Counter, hat in bewährter Besetzung (nämlich mit den Spezialist:innen von Il Pomo d'Oro) nachgelegt: Balsamisches zwischen Monteverdi, Cavalli, Netti. Seelenfutter für Alte-Musik-Fans. |
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Elena Philipp |
Yasmine Ostendorf-Rodríguez: "Let’s Become Fungal!" Pilze sind derzeit angesagt, als Rollenmodelle für die Kooperation über Spezies-Grenzen hinaus. Hier knüpft und entfaltet eine Kuratorin ihr eigenes rhizomatisches Netzwerk zu „Mycelium Teachings“ in den Künsten. Mit tollen Illustrationen! |
Christian Scott aTunde Adjuah: "Centennial Trilogy“ Schon 2017 veröffentlichte der Trompeter und Multiinstrumentalist diese drei Alben, zum 100. Geburtstag des Genres Jazz. „The Emancipation Procrastination“ ist besonders hypnotische Jazz-Fusion mit Trip-Hop-Anklängen. |
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Christian Rakow |
Steffen Mau, Thomas Lux, Linus Westheuser: Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft, Suhrkamp, 540 Seiten, 25 Euro |
Angeregt durch Falk Richter ("The Silcence") wieder Depeche Mode. Allerdings nicht die "Music for the Masses" (von der bei Richter "Never Let Me Down" lief), sondern: "Black Celebration". |
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Esther Slevogt |
Simon Sebag Montefiore Schon 2011 erschienen (Neuausgabe erscheint erst im Frühjahr) - ein Klassiker, der hilft, die aktuelle Lage besser zu verstehen. |
Georg Friedrich Händel Kenneth Tarver, Deanna Breiwick, Sophie Harmsen, Joao Fernandes, Owen Willetts, NDR Chor, Festspielorchester Göttingen, Laurence Cummings (2019) |
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Christine Wahl |
Clemens J. Setz: "Monde vor der Landung", Suhrkamp, 528 Seiten, 26 Euro Ein Trip in den Kopfinhalt eines Verschwörungstheoretikers avant la lettre – mit äußerst überraschenden Fundstücken. |
Die sakralen Erbauungsgesänge aus Bonn Parks Inszenierung "Keine Sorge (Religion)" am Düsseldorfer Schauspielhaus, komponiert von Ben Roessler. Welchem Imperativ würde man sich schließlich lieber beugen als diesem hier: "Keine Sorge! / Sorg dich nicht! / Sei unbesorgt! /Wehe, du sorgst dich!“? |
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Michael Wolf |
Samuel Hamen: Wie die Fliegen
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Mein Geist hat sich verwildet Konzeption und Regie: Dagmara Kraus & Klaus Sander |
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Zum Schauen | Für Kinder | |||
Sophie Diesselhorst |
Einen Kinogutschein, den ich für "Anatomie eines Falls" von Justine Triet einzulösen empfehle - ein wirklich guter und ein wirklich feministischer Film, dazu noch mit Sandra Hüller in der Hauptrolle. |
"Immer Drama mit dem Lama" von Anna Taube und Eefje Kujil. Hat das Zeug zum Lieblingsbuch von Kind UND Eltern und macht auch nach fünfmal Vorlesen pro Abend noch Spaß. |
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Janis El-Bira |
"Unruh" von Cyril Schäublin (auf DVD und als Stream erhältlich)
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Eine Schatztruhe mit edlen, wenigstens aber bunten Steinen kam jüngst sehr gut an. |
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Simone Kaempf |
Eine Ladung angeschwemmtes Kokain stellt im Azoren-Inseldorf "Rabo de Peixe" (zu deutsch Fisch-Schwanz oder Ende der Welt) das Leben auf den Kopf. Portugiesische Netflix-Serie nach einer wahren Begebenheit, die von liebenswerten Aufsteigertypen aus dem Fischerkaff erzählt, die ihre Chance wittern. |
Weil man immer sofort anfangen kann ohne Gebrauchsanweisung: Puzzle-Spiele |
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Georg Kasch |
"Tár" mit Cate Blanchet über MeToo im Kulturbetrieb. Das ist nicht nur eine faszinierende Studie über Machtmissbrauch und Kontrollverlust, über die Allmachtsfantasien von Stars und die Abgründe des Kunstbusiness. Sondern mit Berliner Schauplätzen, Nina Hoss und Tilla Kratochwil (in einer Doppelrolle) und viel Mahler ein Hör- und Schau-Fest. |
Wenn die Lindgren- und Ende-Klassiker durch sind, tun's vielleicht die von Marc-Uwe Kling: "Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat" und "Das NEINhorn". Das sind Vorlese-Vorlagen, bei denen sich die ganze Familie vor Lachen kugelt! |
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Elena Philipp |
Alle Sandra Hüller-Filme 2023 "Anatomie eines Falls", "Sisi & Ich" (mit Schauspielkollegin Susanne Wolff), "The Zone of Interest" (mit Christian Friedel) |
"Mausritter"-Rollenspiel Impro-Theater und Geschichtenerzählen mit Kindern ab (geschätzt) 7 Jahren. Simples Regelwerk, kann man sich auch als Pen&Paper-Newbie aneignen. Die Abenteuer mit den kleinen Nagern machen riesig Spaß. |
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Christian Rakow |
Schaubühne, Schaubude, Schauspielhaus. Mit dem Theater, wie es aktuell in Form ist, kann kein Netflix mithalten. Mein letztes tolles Schaustück, das ausdrücklich nicht auf Schauwert setzten wollte, war dieses. |
Das Bleibende in diesem Jahr: "Master of Desaster" vom Theater Marabu beim "Augenblick mal" Festival. |
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Esther Slevogt |
Better late than never: |
Für Kinder aller Altersklassen: Die Grand Show im Berliner Friedrichstadt Palast: Falling in Love. |
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Christine Wahl |
Christian Petzolds Film "Roter Himmel". Weil er, ohne auch nur eine Tausendstelsekunde lautstark damit herauszuplatzen, so viele Geschichten erzählt, dass man sich hinterher stundenlang darüber unterhalten kann, worum es ging – und zwar bei steigender Inspirationskurve. Schönes Surplus: Theaterschauspieler wie Enno Trebs sind hier auch jenseits der Bühne at their best zu erleben. |
Ein gemeinsamer Theaterbesuch! Die Audience-Development-Maßnahme schlechthin – und im Idealfall eine Win-Win-Win-Situation: für den Beschenkten, die Schenkende und das Theater von (über)morgen; zum Beispiel hier.
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Michael Wolf |
"The Curse" von Nathan Fielder und Benny Safdie |
Ein Ball |
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Must-have für den Theaterbesuch | Ausstattung zum Nachkaufen | |||
Sophie Diesselhorst |
Die Armbanduhr – je nach Digitalisierungsgrad der/s zu Beschenkenden eine Smartwatch oder ein altmodisches unbeleuchtetes Modell, auf der man einfach nur die Uhrzeit diskret nachgucken kann |
Ein Strass-Anzug wie ihn Katharine Mehrling und Ruth Brauer-Kvam im Finale von Barrie Koskys "Chicago" an der Komischen Oper Berlin tragen. Glamouröser könnte die Welt nicht zugrunde gehen. Hier eine Annäherung. |
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Janis El-Bira |
Ich will ehrlich sein: Ein aufblasbares Nackenhörnchen wäre manchmal nicht schlecht... |
Zur Untermalung besonders dramatischer Auf- und Abtritte auch in Küche und Bad: Eine Taiko-Trommel wie in "Anthropolis I: Prolog / Dionysos" am Hamburger Schauspielhaus. |
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Simone Kaempf |
Smartphone, zum auf Uhr schauen, fürs digitale Ticket, fürs Applaus-Erinnerungsfoto. |
Volkbühnen-Sitzsack |
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Georg Kasch |
Hustenbonbons, zum Beispiel Kinder Em-eukal Wildkirsche – die muss man nicht mal auswickeln, also kann nichts knistern (nur sollte man die Dose polstern) |
Sieht vielleicht nicht exakt so aus wie bei Georges und Albin in "La Cage aux Folles" an der Komischen Oper Berlin, aber man kann Tom of Finlands nackte Muskeltypen wirklich als Tapete kaufen. Wer das in guten wie in schlechten Zeiten erträgt - nur Mut! |
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Elena Philipp |
No-tiz-buch! Sonst wär' man ja keine Kritikerin... Luxusversion: von Leuchtturm |
Upcycled Scarf Dress von Kostümbildnerin Nadja Sofie Eller für "The Romeo" von Trajall Harell Nicht verkäuflich, aber für geschickte Nähkünstler:innen DIY rekonstruierbar |
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Christian Rakow |
Eigentlich Fisherman's Friends und eine Uhr (wegen der Spannung), aber das haben die Kolleg*innen schon gesagt. Also dann: die "Shazam"-App, um zu luschern, welcher gute Song da gerade läuft. (Kann man aber leider nicht in allen Inszenierungen anmachen, weil: wenn das der Ulrich Matthes sieht...) |
Es war eher ein Backstage-Ausstattungsstück, aber: Die Anti-Mückensalbe beim Wald-Parcours Shared Landscapes. Ohne die keinen Schritt mehr in den Brandenburgischen Wald bei Grünheide!!! |
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Esther Slevogt | Kaschmirschal von GOBI |
Zigarettenigel Sputnik DUBLO, Retro Space Age Kugel schwarz / weiß. Gesehen in: Fantômas von René Pollesch. Ausstattung: Leonard Neumann |
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Christine Wahl |
Ein untrügliches Gespür die jeweils ideale Begleitung. |
Unverzichtbar für den nächsten eskapistischen Anfall: die Rakete aus René Polleschs und Fabian Hinrichs' Berliner Volksbühnen-Abend "Geht es dir gut?". Konsequenter – und stilvoller – lässt sich die Weltflucht nicht antreten. Gibt's sicher irgendwo auch als symbolisches Miniaturmodell. |
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Michael Wolf |
Hustenbonbons |
Künstlicher Regen
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