Kürzungen in Wuppertal beschlossen
Tiefstes Wupper-Tränen-Tal
13. November 2012. Wie WDR 3 auf seiner Website (12.11.2012) meldet, hat der Wuppertaler Stadtrat ungeachtet aller Proteste (etwa hier) am Montagabend endgültig beschlossen, den jährlichen Zuschuss zu den Wuppertaler Bühnen bis 2015 um zwei Millionen Euro zu reduzieren.
Die Kürzungen würden insbesondere in der Schauspiel-Sparte zu signifikanten Veränderungen führen. Das Ensemble soll von 14 Schauspieler_innen auf zehn verkleinert werden. Das bisherige Gebäude, das Schauspielhaus, soll endgültig geschlossen werden. Unmittelbar neben der Oper sei eine neue, kleine Spielstätte geplant. Hier sollten nach den Vorstellungen des Stadtrates "regelmäßig 75 Prozent der 160 Plätze unbedingt besetzt werden". Außerdem solle das Schauspiel auch weiterhin das Opernhaus bespielen – "mit großen klassischen und mit für Familien geeigneten Stücken".
Als weitere Sparmaßnahme werde die Verwaltung von Oper, Schauspiel und Orchester zusammengelegt. Hierdurch entstünden den Angaben nach Einsparungen in Höhe von etwa 400.000 Euro jährlich. Der Stadtrat habe weiter beschlossen, einen neuen Intendanten für das Schauspiel einzusetzen. Der Vertrag des bisherigen Intendanten Christian von Treskow wird nicht verlängert.
Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) habe erklärt, es sei ein "positives Signal", dass alle Sparten erhalten bleiben. Wie es auf der WDR-Seite heißt, seien Tanztheater, Museen und Sinfonieorchester von den Kürzungen nicht betroffen.
Wuppertal, schreibt der WDR, sei eine der ärmsten Städte in NRW und habe allein im Jahr 2012 Unterstützung vom Land in Höhe von 72 Millionen Euro erhalten. Außerdem bekomme die Stadt jährlich Millionenbeträge aus dem Stärkungspakt Stadtfinanzen. Dafür müsse sie bis 2016 einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen.
(WDR 3 / jnm)
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Schaut man zum Vergleich zu den Städten wie Dresden und Düsseldorf, die keine Schulden haben, stellt man fest: Die Theaterhäuser stehen auf sicherem Boden. Das ist kein Zufall!
Die Theaterschicksale müssen aus den Händen der von Pfeiffen aller politischen Coleur kaputtgewirtschafteten Städte genommen werden, zum Beispiel in einen von Bund, Ländern und (allen) Gemeinden gemeinsam finanzierten Fond. Aber dazu müßte sich überhaupt ersteinmal ein politischer Wille dahingehend bilden.
Das allgemeine Lamentieren über die Kürzungen steht auf dem selben Niveau wie das beten zum Himmel, um Frieden auf der Welt zu erreichen.
ja, das Schicksal der Theater sollte nicht nur Sache der Städte und Gemeinden und Länder sein. Es ist auch eine Sache des Bundes, vereinfacht gesagt. Dies durchzusetzen, wäre eine Richtung, neben anderen.
ich stimme ja grundsätzlich zu, dass den klammen Kommunen die Verantwortung (=Finanzierung) für die Theater besser nicht mehr aufgebürdet gehört, aber die rechtliche Lage in der Republik ist eine andere. Das GG schließt eine direkte Bundesförderung der Kultur im Grunde aus, bzw. (für uns Nicht-Juristen) ALLES was nicht direkt duch das GG geregelt ist, ist Aufgabe der Länder (und Gemeinden):
GG - Artikel 30
Die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Erfüllung der staatlichen Aufgaben ist Sache der Länder, soweit dieses Grundgesetz keine andere Regelung trifft oder zuläßt.
Also, die erwünschte institutionelle Bundesförderung ist nur über eine GG-Änderung zu erreichen, denn sie würde direkt die Kompetenzen der Länder und Gemeindenn beschneiden. Nu ja, dieses Vorhaben ist ungefähr so realistisch, "wie das beten zum Himmel, um Frieden auf der Welt zu erreichen".
Da beteilige ich mich lieber am lokalen Widerstand und versuche darüber Schlimmeres zu verhindern. Wobei ich nicht mehr weiß, ob in Wuppertal eine Schließung des Schauspiels nicht der ehrlichere Weg wäre.
www.tagblatt.ch/aktuell/international/international-sda/Berlin-erhoeht-Kulturbudget-um-100-Millionen;art253652,3193315
Es kann nicht sein, dass Theaterkunst ein Privileg für reiche Städte wird. Es sollte und muss einen Ausgleich gerde zu schwächeren Komunen geben, damit sie nicht auch noch kulturell verarmen.
Lokaler Widerstand, rein auf der lokalen Ebene, ohne Ansprüche an den Bund kann keinen lokalen Haushalt füllen. Zudem muss die Kultur als eine feste Pflicht im Grundgesetz verankert werden.
Wie soll die Mobilisierung auch stattfinden? Bei den Protesten in Wuppertal 2010 versammelten sich 5000 Menschen, um gegen die Kürzungen zu demonstrieren. Und das war dann die größte Demonstration zum Erhalt eines Theaters. Wenn man jetzt mal die 1500 (vorsichtig geschätzt) Theaterschaffenden abzieht, die aus der ganzen Republik angereist sind, dann konnte gerade einmal 1% der Wuppertaler Bevölkerung dazu gebracht werden, sich für "ihr" Theater auszusprechen. Diese Zahl motiviert keinen Bundespolitiker, so etwas heikles wie eine GG-Änderung überhaupt denken zu wollen. Und diese Zahl zeigt den Lokalpolitikern, dass sie ihre Kürzungen ohne besonderen Widerstand durchdrücken können.
Natürlich ist eine Mischform der Finanzierung sinnvoll, aber die Instanzen die in deutlich größerem Rahmen einspringen müssen, sind die Länder. Auch das ist unrealistisch, aber wenigstens theoretisch umsetzbar. In NRW scheint sich was zu bewegen, aber für das Wuppertaler Theater wird es zu spät sein.
Im Augenblick sind die Theater darauf angewiesen, dass sich in den Gemeinden die Verantwortlichen zu ihrem Theater bekennen. Und auch das geschieht, Beispiele: Moers, Lübeck, Bremen (irgendwie auch Gera).
Nebenbemerkung: In Bonn betreiben die Piraten gerade ein Bürgerbegehren zur Schließung der Oper. www.nmz.de/node/83278
Und natürlich ist das Protestieren vor Ort aller Ehren wert und nicht ganz wirkungslos. Gottseidank. Gruß