Medienschau: diverse – Streit um Anna Netrebkos Berlin-Auftritt

Mit Blut an den Händen

Mit Blut an den Händen

14. September 2023. Anna Netrebko wird am morgigen Freitag an der Berliner Staatsoper die Partie der Lady Macebeth in Verdis Oper "Macbeth" singen. Im Vorfeld regt sich heftiger Widerstand gegen den Auftritt der mit Vladimir Putin und seinem Moskauer Regime eng verbundenen Sopranistin. Diverse Medien berichten.

Berlins Kultursenator Joe Chialo werde der Aufführung fernbleiben, schreibt Rüdiger Schaper im Tagesspiegel. Berlins Regierende Bürgermeister Kai Wegner sehe Netrebkos Auftritt "(s)ehr kritisch", er bedauere, "dass eine internationale erfolgreiche Sängerin wie Anna Netrebko sich bis heute nicht klar und unmissverständlich von dem russischen Angriffskrieg und Putin distanziert hat". Schaper selbst kommentiert: "Soll sie singen in den höchsten Tönen! Man kann ja niemand zu bestimmten Aussagen pressen. Und niemand ist gezwungen, in die Oper zu gehen." Gleichwohl sei die Partie der verschworenen Gattin des Königsmörders Macbeth besonders pikant: "In der heutigen Lage lässt sich Lady Macbeth zumal von einer Russin wohl kaum neutral darstellen. Die Hoffnung ruht auf Verdi. Und dazu muss die Diva sich verhalten, ob sie will oder nicht. In dem Opernklassiker hat sie Blut an den Händen."

In der Neuen Zürcher Zeitung kommentiert Christian Wildhagen: "Anna Netrebko wird hier zum Verhängnis, dass sie wegen ihres anfänglichen Lavierens ausserhalb der Opernwelt vor allem als politische Figur wahrgenommen wird, nicht als Künstlerin. Die ihr zugedachte Rolle als Sündenbock für Putins Politik wird ihre Rehabilitation auf der Bühne absehbar noch lange erschweren."

In der Sendung "Treffpunkt Klassik" auf SWR 2 kommentiert Albrecht Selge: "Auch wenn es manche aufregen wird – ich bin der Meinung: Lasst Netrebko singen. Den Überlebenskampf der Ukraine gegen Russland sollte man hingegen nicht auf überfrachteten symbolischen Nebenschauplätzen unterstützen, sondern da, wo es wirklich darauf ankommt, politisch und militärisch."

(chr)

Kommentare  
Netrebko in Berlin: Natürlich soll sie singen
Natürlich soll Netrebko singen, sie ist Künstlerin.

Müssen sich heute sogar Künstler politisch dem Mainstraim beugen und alles nachplappern was die Medien Ihnen abverlangen?

Ich glaube, das es das schon einmal gab, wann werden die Platten vernichtet?

Beschaement ist das!
Netrebko in Berlin: Andere Sänger:innen?
Ist Netrebko die einzige auf dem Markt, die das spielen und singen kann? Und: Ist die Staatsoper eine Schallplatte - also geht es hier um die einwandfreie Wiedergabe von kanonisierter Musik und der Kultpflege von Stars (wie dem Daniel B.) oder geht es um das Musiktheater, also die Darstellungsform auf einer Opernbühne? Schaper beschreibt das ganz richtig. Das Blut klebt an den Händen... ich finde, die Staatsoper macht es sich mal wieder sehr leicht.
Netrebko in Berlin: Doppelte Preise
Die Staatsoper verlangt für die "Macbeth"-Aufführungen mit Anna Netrebko doppelte Preise - kostet die teuerste Karte sonst um die 100 Euro, sind es hier jetzt 220 Euro. Das erklärt wahrscheinlich auch die zusammengeschusterte Erklärung, dass Anna Netrebko sich genug distanziert hätte und die Staatsoper natürlich ein die Ukraine unterstützendes Opernhaus sei...
Netrebko in Berlin: Doppelmoral
Mich macht diese deutsche Doppelmoral wirklich fertig… Aber vernichtend sind all Jeve, die nix sagen, nix sehen und nix hören wollen…
Mesut Özil gilt sogar noch bis heute als der gelungene Beispiel für Integration- wo öffentlich lange schon bekannteste, dass dieser sich regelmäßig solidarisch mit Erdogan hält und neuerdings stolz sein neues Tatoo der grauen Wölfe auf der Brust pustete… wo bleibt da die Empörung?! Aber wenn’s um Russland und nicht die Türkei geht, messen die deutschen Medien unverfroren mit zweierlei Maaß…
Netrebko in Berlin: Verantwortung
Meiner Meinung nach sollte so jemand auf keinen Fall in Berlin auftreten dürfen, da Sie sich weigert klar Stellung zu beziehen und so indirekt den brutalen Krieg von Putin unterstützt. So populäre russische Bürger sollten sich nicht ihrer großen Verantwortung entziehen können, ohne dafür dann auch die Konsequenzen zu tragen.
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