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Bühnengewerkschaften fordern neue Arbeitszeitregelung
14. Februar 2024. Mit einer gemeinsamen Kampagne fordern die Bühnengewerkschaften BFFS (Bundesverband Schauspiel), GDBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen Angehöriger) und VdO (Vereinigung deutscher Opern- und Tanzensembles) eine "klare Arbeitszeitregelung im Tarifvertrag NV Bühne". Dies wurde heute in einer Pressekonferenz mit Vertreter*innen der Gewerkschaften vorgestellt.
Notwendig geworden sei die Kampagne, da das Ziel, die "Arbeitsbelastungen zu reduzieren und mehr Planbarkeit mit Hilfe eines Arbeitszeitrahmenmodells für die Künstler:innen zu vereinbaren", mit dem Deutschen Bühnenverein, dem Verhandlungspartner auf Arbeitgeberseite, "bisher nicht zu erreichen" gewesen sei.
Dieser habe zuletzt "unzumutbare Bedingungen für Arbeitszeitregelungen" gefordert. Die Forderungen der Gewerkschaften lauten demgegenüber: Einführung eines neuen Arbeitszeitmodells, Anerkennung von vor- und nachbereitenden Tätigkeiten (Vertrauensarbeitszeit), verbesserte Ruhezeiten zwischen Proben und Vorstellungen, verbesserte Freie-Tage-Regelungen, Regelungen zu Wochenplänen und Tagesplänen für mehr Planbarkeit sowie die Abschaffung der Erreichbarkeitspflicht.
Ziel der neuen, im März anstehenden Verhandlungen mit dem Deutschen Bühnenverein sei es, "ein Arbeitszeitmodell zu entwickeln, das den künstlerischen Schaffensprozess mit seinen temporären Spitzenbelastungen anerkennt und gleichzeitig für Entlastung und Planbarkeit sorgt".
Die agierenden Gewerkschaften vertreten zusammen rund 15.000 Beschäftigte auf und hinter den Bühnen.
(stoppnvflatrate.de / jeb)
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Es besteht die Möglichkeit an Theatern Arbeitszeitregelungen mittels Betriebsvereinbarungen zu treffen, und so kurzfristig deutliche Verbesserungen herbeizuführen. Einige Häuser sind diesen Schritt bereits gegangen. Und sie stehen noch, spielen Repertoire und haben ein Ensemble.
Wo solche Vereinbarungen fehlen, den Betriebs-, oder Personalrat des Vertrauens kontaktieren und um Verhandlungsaufnahme mit der Geschäftsführung bitten!
ich gehe jetzt einfach mal davon aus dass ihr Kommentar nicht in die Kategorie Ironie fällt und Sie sich ernsthaft um das weltweit einmalige Ensemble- und Repertoiretheater deutscher Prägung sorgen..
Was genau ist an diesem Zustand den so großartig und toll, dass sie etwas vermissen würden? Nur weil das Ensemble- und Repertoiretheater (fast) einmalig ist (übrigens nicht in Deutschland, sondern im deutschsprachigen Raum, also in den Ländern Deutschland, Österreich und dem deutschsprachigem Teil der Schweiz)? Seltenheitswert an sich soll ja keine Qualitätsauszeichnung sein... Mittlerweile kann ich den alten Kauderwelsch vom tollen Ensemble- und Repertoiretheater nicht mehr hören, dass das so toll für die Künstler:innen die dort arbeiten sei, blablabla.. Wenn das alles so toll wäre, warum kommt es denn dann in den letzten Jahren so stark zu einem Ruf nach einer Reform (oder Abschaffung) dieses Systems? Irgendwas muss daran dann ja nicht so toll sein oder eben nicht so toll funktionieren.
Es ist eben so ein ewig gestriger Ruf à la "never change a running system" dass alles so bleiben muss wie es sei, denn sonst gäbe es ja gar keine Theater mehr, die Kulturpolitik würde dann sofort Tabularasa machen, blablabla..
Ich persönlich kann den Sermon nicht mehr hören. Schaut doch mal auf die Welt, was da passiert! Geht raus aus euren Theatern und konfrontiert euch mit der Wirklichkeit!
Anstatt sich im Kulturbunker, am liebsten in der Leitungs- oder zumindest in der Dramaturgieetage einzuigeln und dort irgendwas vom tollen deutschen Theatersystem zu faseln - geht raus! Konfrontiert euch mit Alternativen! Denkt nach!! Habt Mut!! Startet Projekte, die vielleicht utopisch sind!!!
Aber hört auf den alten Lappen durchzukauen dass Theater AN SICH wertvoll ist! Denn das ist es nicht. Oder waren die Propagandashows auf deutschen Bühnen zwischen 1933 und 1945 auch per se wertvoll, weil: "ist ja schließlich Theater und das ist per se wertvoll"?!?
Kunst braucht Zeit. Gemeinsame Zeit. Vergeudete Zeit. Theater und Oper brauchen sicher noch viele Reformen. Sie sind aber keine Ämter und Behörden.
Wenn noch weltfremde und destruktive Tendenzen wie im Kommentar #4 (FAZ Abonnentin) dazukommen, dann wird die Bühnenkunst, die auch zur Realität gehört, sehr leiden. Sicher.
Es wird einfach aussterben, so wie die Dinosaurier auch ausgestorben sind.
Von wegen einmaliges deutsches Theatersystem...an diesem System gibt es nichts, aber auch gar nichts was erhaltenswert ist, weil es sich von vorn bis hinten selbst belügt.
Einzig der Punkt der sozialen Absicherung der Künstler:innen ist an diesem System erhaltenswert.
Aber der Zulauf des Publikums, die steigenden Produktionskosten, die knapper werdenden Kassen, die notwendige Flexibilität und die Forderungen der Gewerkschaften kennen keine gemeinsame Realität.
Die Forderungen mögen berechtigt sein, doch das Geld kommt doch dann nur von Einsparungen an anderer Stelle. Solange das Theater in der Gesellschaft keinen anderen Mehrwert schafft, außer immer die „Kunst“ zu betonen, bläht sich der Apparat immer mehr auf. Wie jede Blase, und irgendwann platzt sie. Dann hilft auch die Gewerkschaft nicht weiter, wenn die Fördergelder ausbleiben und der marktwirtschaftliche Druck den Spielplan bestimmt.
Daher sollten die Verhandlungen eher dazu führen, die Freiheiten des NV Bühne Vertrages mit besseren Kontrollen und Sanktionen auszustatten gegen die Theaterleitungen.
Vielleicht hilft die Schilderung einer langjährigen, persönlichen Erfahrung mit 2 anderen Theatersystemen, um eine mögliche Antwort auf Ihre Frage zu geben, was am Ensemble- und Repertoire-Theater im deutschsprachigen Raum zumindest aus meiner Perspektive positiv ist. Ich habe viele Jahre meistens in mittelgroßen und größeren, aber nicht den allergrößten Theatern und Produktionen in Großbritannien und Frankreich gearbeitet. Also in Systemen, die bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Comédie française) mit Stückverträgen und Ensuite-Produktionen arbeiten, die vor Jahrzehnten ebenfalls ein Ensemble-/Repertoire-System hatten und dieses aus Spargründen abgeschafft haben.
In der Realität sieht das dann folgendermaßen aus: Man probt nur ca. 3 Wochen (9-18h, eine Stunde Mittagspause), bei viel Glück 4, meistens in einem angemieteten Mehrzweckraum, da die Probenzeit und Bühnenzeit natürlich sehr teuer sind. Die Regie hat ein halbes Jahr vorher oft 1 bis 2 Wochen mit 1-2 anderen Darsteller*innen, Laien oder Teammitgliedern einen "Workshop" gemacht und Ideen ausgetestet/vorbereitet, damit das mit der kurzen Probenzeit zu machen ist, und man in der Probenzeit weniger zeitaufwändig und teuer entwickeln muss, sondern nur noch umsetzt. Nach 1 Endprobenwoche/Tech-week im Originalraum folgen meistens 2 Monate mit 8 Vorstellungen pro Woche, Doppelvorstellung am Wochenende. Wenn die Produktion sehr erfolgreich war und man Glück hat (ich schätze mal so 10% der Produktionen), geht es für ca. 2 Monate mit einer reduzierten Version der Produktion auf Tour durch verschiedene Theater im ganzen Land, mit 8-10 Vorstellungen pro Woche. Eine Schauspieler*in hat also mit einer Durchschnitts-Produktion ca. 3 Monate Arbeit. "Normale" Schauspieler*innen, die ganz gut im Geschäft sind und regelmäßig arbeiten, aber keine großen Stars sind, machen jedes Jahr ca. 60-80 Vorsprechen, da ja für jede Produktion neu zusammengecastet wird, um 1 oder 2 Stückverträge pro Jahr zu bekommen. Ein sehr, sehr hoher Prozentsatz der Darsteller*innen, die nicht das Glück haben, regelmäßig zu drehen, haben einen anderen Nebenjob (Café, Bar, als Nanny, auf Baustellen, Leiharbeits-Agenturen/"temps", im besten Fall unterrichten etc.), um sich finanziell über Wasser zu halten. Und das sind die Leute, die froh sind, dass es gut läuft. Abgesehen von Film- und/oder Fernseh-Stars arbeitet fast niemand ausschließlich nur als Schauspieler*in, um sich finanzieren zu können.
Fantastisch ist dieses System natürlich für große Stars, die zwischen Film-Hauptrollen und merhmonatigen Drehs eine Theaterproduktion einschieben können, und nur für 3 Monate gebunden sind, und als "Lock-Argument" fürs Publikum engagiert werden. Für alle Anderen sind das britische und französische System, zumindest aus meiner Perspektive, deutlich, deutlich härter und mit wesentlich mehr Unsicherheit und finanziellen Schwierigkeiten verbunden. Diese Systeme sind im Gegensatz zum deutschsprachigen Raum zwar insgesamt wirtschaftlich rentabel, weil die Personalkosten massiv reduziert sind (für die Krankenversicherung etc. sind die engagierten "Gast"-Spieler*innen selber verantwortlich etc.). Für die Spielenden ist es finanziell aber in meiner Erfahrung deutlich enger als in D, Ö, Ch.
Aber das ist natürlich nur eine/meine individuelle Perspektive. Und damit will ich auch nicht sagen, dass das deutschsprachige Ensemble-/Repertoire-System nicht auch seine eigenen Schwächen hat und Reformbedarf besteht. Ich habe nur leider die Befürchtung, dass in der realistischen System-Alternative, auf die es wohl leider, leider aus finanziellen Gründen sowieso auch hier rauslaufen wird, auch nicht alles fantastisch ist. Und dass bei allen echten Problemen des deutschsprachigen Systems vielen hier nicht ganz bewusst ist, dass Spieler*innen z.B. in GB und Frankreich uns sehr um "unser" System beneiden, das aus deren Außen-Perspektive ein geradezu absurdes und beneidenswertes Maß an Sicherheit und Planbarkeit bietet.
Bloß nichts verändern, es könnte alles nur schlimmer werden... das ist Arbeitgebersprech bzw. Schwarzmalerei ... wir sollten doch lieber dankbar sein, dass wir überhaupt spielen, leben ? dürfen...Angst vor persönlichen Abstieg hat noch nie Mut vorgebracht...Ich kenne niemanden, der uns um unser "System" beneidet. Es ist ein System was Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft fördert. Es gehört einfach abgeschafft und neu erfunden...
Aber das Argument „woanders ist es schlimmer“ ist in der Tat selten produktiv. Genauso wenig sinnvoll ist aus meiner Sicht aber auch das Rumdoktern an Symptomen. Und genau das scheint mir die neueste Aktion der GDBA zu sein. Dieses Rahmenmodell (das ich außerdem extrem kompliziert in der Anwendung finde und keiner Assistentin zumuten möchte) versucht in einem maroden System mit viel Gaffa, Sekundenkleber und Reissleinen die kleinen Zahnrädchen der großen Maschine zu retten.
Bitte nicht falsch verstehen. Wir brauchen oft Druckverbände, um ein Ausbluten zu verhindern und Menschen vor Ausbeutung zu schützen ist immer gut.
Ich kann mich nur nicht damit anfreunden, wie viel Kraft, Energie und Ressourcen hier darauf verwendet werden Symptome zu lindern, ohne die Ursache anzugehen. Das System ist marode! Aber solange wir alle nicht anfangen über die tieferen Gründe und dringend notwendigen Reformen zu sprechen, wird auch dies nur ein kurzfristiger und flüchtiger Tropfen auf einem sehr heißen Stein sein.
Das Rahmenmodell wird, genauso wie die Gagenerhöhung, kurzfristig einer wichtigen, aber auch überschaubaren Gruppe von festengagierten NV Solo Beschäftigen helfen. Eine Gruppe, die zurecht nach Reformen schreit, die aber ohnehin schon unter privilegierten Verhältnissen arbeitet.
Dagegen ist an sich nichts einzuwenden. Aber dann verkauft mir das bitte nicht als Reform. Nicht so lange Veränderung mal wieder von oben angegangen wird anstatt sich an dem Prinzip zu orientieren, dass die Dinge, die den schwächsten helfen, am Ende für alle von Nutzen sind.
Ich bin seit über 15 Jahren Bühnenangehörige und Mitglied in einer Gewerkschaft. Mir wurde oft das Gefühl gegeben, dass Kunst und unsere Arbeitszeiten nicht kompatibel sind. Dass man Kunst mit normativen Elementen seitens der Gewerkschaft regulieren muss. Dass das das kollektive Arbeiten im Theater von außen, sprich von der Gewerkschaft, gesteuert werden muss.
Die meisten Leute in den Gewerkschaften kennen sich mit Musik, Theater und Kunst nicht aus, sondern mit sogenannten "Strukturen". Sie wollen Verwaltung, keine Kunst.
Das klingt zwar etwas trocken, ist aber vermutlich der einzige wirklich wirksame Hebel, will man nicht Äpfel mit Birnen verrühren. Denn was die Gewerkschaft gerade versucht ist, unterschiedlichen Theatertypen zentral ein einziges neues System überzustülpen. Das heißt, für die Landestheater mit ihren vielen Abstechern sollen die gleichen Regeln gelten, wie an großen Mehrspartenhäusern oder an Hauptstadttheatern, wo Künstler eventuell nur 3-Stück-Verträge haben.
Die GDBA sollte eher den Personal- und Betriebsräten helfen, mit ihren Leitungen individuell passende Dienstvereinbarungen für ihre Häuser zu schließen. Diese können dann auch nicht einfach von einer Folgeintendanz kassiert werden, sondern werden integraler Bestandteil der Arbeitskultur eines Hauses.
Vorschlag an GDBA und Bühnenverein: Macht doch einfach einmal eine Best-Practice-Sammlung von Dienstvereinbarungen an den unterschiedlichen Häusern, sortiert diese nach Theatertyp (Landesbühne/Stadttheater/etc.) und schaut wo die Schnittmengen liegen. Daraus könnten dann Vorschläge für die Leitungen und Personal/-Betriebsräte anderer Häuser ohne DV erwachsen. Zudem würde ersichtlich werden, dass durch die Reformbewegungen der vergangenen 10 Jahre an vielen Häusern schon sehr viel positive Praxis erwachsen ist und diese Häuser mitnichten implodierten.
Unsere 150 staatlich bezuschussten und tarifgebundenen Theater in Deutschland werden immer mehr geknebelt von gewerkschaftlichen Arbeitsbestimmungen, Arbeitszeiten und Tarifen, die mehr mit dem Arbeitszeitbegriff eines Busfahrers (von A nach B in fünf Stunden) zu tun haben als mit dem Arbeitszeitbegriff von Theaterkunst. Im Vergleich zu anderen Unternehmen sind Theater eine paradoxe Organisation. Und das kann man sogar wertschätzen: Kunst trifft hier auf öffentlichen Dienst, Hierarchie auf Improvisation. Doch von der Kunst, deren Merkmal auch das Unorganisierte ist, fordern nun die Personal- und Betriebsräte Planbarkeit und Sicherheit. Das kann nicht klappen. Glaubt hier jemand wirklich, dass Theater wie Kreissparkassen oder Hutbekleidungsfirmen funktionieren? Spannend wird in diesem Fall auch sein, wie die Theater das geltende Recht der Arbeitszeiterfassung im künstlerischen Bereich umsetzen werden. Und: was wird die Stechuhr für Schauspieler und Schauspielerinnen für Ergebnisse liefern?
Die Gewerkschaften verengen die Spielräume. Und die Träger schauen bis jetzt noch zu. Die Länder und Kommunen finanzierten in guten Zeiten die Theater lässig, in schlechten Zeiten zähneknirschend. Kostspielig sind die Bühnen allemal. Und es ist das Geld der Steuerzahler, das wir ausgeben - für Kunststätten, nicht für Behörden.
Überhaupt: viel wichtiger ist doch die Frage, welche Stücke, welches Theater, welche Inhalte, welche Qualität wollen wir? Und welchen Betrieb, welchen Apparat brauchen wir dafür? Letzteres hat sich den Inhalten unterzuordnen.
Das ist ein sehr guter Vorschlag den Sie da machen.
Mögen Sie Gehör finden!
Sie mögen durchaus recht haben, dass Betriebsvereinbarungen das wirksamste Mittel für eine auf den Betrieb angepasste Arbeitszeitregelung ist.
Doch wie schließt man eine Betriebsvereinbarung mit einer Intendanz, die eine Regelung über die Vorgaben des NV Bühne kategorisch ausschließt?
Wer hätte es gedacht, es liegt letztendlich an der Finanzierung durch die Träger. Anders gesagt: Wenn die öffentliche Hand Geld dafür in selbige Hand nehmen würde, um an Theatern halbwegs normale Arbeitsbedingungen zu erschaffen, die zeitgemäß und dennoch nicht die Flexibilität des Betriebs einschränkend sind, so ist das doch alles möglich: bezahlte Rufbereitschaften; ein ausreichender Stellenplan mit geregelten Vertretungen, Entschädigungen/Ausgleichszahlungen bei tagesaktuellen spontanen Änderungen, etc.
Und vielleicht würden, wenn es hierfür die Mittel gäbe, einige auch aufhören, bei solchen Vorschlägen in den Abgesang des einmaligen deutschsprachigen Theatersystems einzustimmen - und sich einfach freuen, dass sie weniger Krankenstände und motiviertere Mitarbeiter*innen haben.
Genau diese Argumentation lässt Arbeitgeber frohlocken, weil diese nämlich dann im Namen der Kunst einfach Besetzungen, Proben und Vorstellungen nach Ihrem
Gusto ansetzen können. Wann sie wollen, mit wem sie wollen, und weder auf Kinder oder Planungen oder Überlastungen Rücksicht nehmen müssen.
Die NV-Solobeschäftigten sind so abhängig vom Wohlwollen der Leitung, dass einzig und allein die Gewerkschaft von außen Druck aufbauen kann. Betriebsvereinbarungen machen übrigens nur die, die es sich leisten können. Eine bessere Planbarkeit hat das aber nicht zur Folge, denn Tagesplan bleibt Tagesplan und verbindlich.
Auch müssen endlich Ganztagsproben her, es gibt keinen Grund der dagegenspricht außer ‚das war schon immer so‘ oder Herr oder Frau Intendanz ist es zuviel Aufwand, diese Veränderung einzuleiten.
Eine Regie die nicht eine ganze Woche Proben planen kann, muss das schnellstens lernen.Eine Theaterleitung die einen probenfreien Samstag als überzogen ansieht, sollte sich schämen.
Will sagen: Ich gehe für mich alltags-planungstechnisch für den Produktionszeitraum generell von der Arbeitszeit 10/11 Uhr - 13/14 Uhr aus, plus Abendprobe (wenn keine Vorstellung).
Der Probeplan für den kommenden Tag korrigiert für mich also meine eingeplante Arbeitszeit höchstens kurzfristig nach unten.
Rausgehauene Sätze wie diese zeigen, dass die Diskussion so nicht zu führen ist. Wer einmal selbst Regie geführt hat, weiss, dass eine einzelne Probenabsage, jeden noch so schön geplanten Wochenplan hinfällig macht. Wenn dann zukünftig jemand darauf besteht, sich auf so einen Wochenplan zu berufen, sollten wir Premieren mit offenem Datum anregen.
Mir scheint es in der Diskussion einen großen Unterschied zwischen Musiktheater und Schauspiel zu geben, denn im Musiktheater habe ich es noch nie erlebt, dass es mal einen „langen“ Probentag gibt oder freie Tage oder Ruhezeiten verhandelbar wären.
Was mich an dem aktuell zirkulierenden Video Clip der Kampagne neben der schwammigen Forderung nervt, ist, dass die Darstellerin, die sich eingangs darüber beschwert, dass eine Probe ausfällt und sie am nächsten Tag „ran“ muss, von „der Regie“ spricht, die mal wieder eine Probe geändert habe. Böse, nicht personifizierte Regie gegen, arme geplagte Darsteller. Es vergeht während einer Produktion kein Probentag und kein Wochenende, an dem ich (in meiner Freizeit)
stundenlang an den Probenplänen für die nächsten Tage sitze. Respekt für gegenseitige Arbeit - und damit meine ich beide Seiten - lässt sich nicht über so eine pauschale Forderung umsetzen.
@ Felix Seiler (#30) ich habe Regieerfahrung und mit Verlaub, aber das ist kein einfach ‚rausgehauener‘ Satz, sondern meine Meinung. Ich glaube eher Sie sehen die Menschen als zu unflexibel. Ich habe keine Schauspieler*in kennengelernt, die nicht bereit wäre am nächsten oder übernächsten Tag zu proben, wenn ich er/sie doch benötige.Trotzdem spricht es für meinen Respekt den Schauspielenden gegenüber voraus zu planen, damit sie Text lernen können, oder ihre Zeit besser einplanen können.Das hebt meiner Erfahrung nach die Motivation und führt zu besseren Ergebnissen.Ich kenne viele Regisseur*innen die dazu in der Lage sind und wären.Probenplanung ist auch ein Talent oder eine Qualität die man erlernen muss und fällt nicht vom Himmel.
Läuft da bei uns etwas schief oder gibt es hier immer noch keine Einigung?
Wenn sich das wegen der blöden Arbeitszeit verschiebt, fände ich das ziemlich dämlich, mit ist die Arbeitszeit Piepe.
Wie gesagt: ich verstehe den inhaltlichen Punkt nicht. Probenzeiten, freie Tage, Ruhezeiten etc. sollen festgelegt sein, das wird niemand bestreiten. Was aber daneben eine festgeschriebene „verlässliche Planung“ sein soll, die kein bürokratischer Papiertiger ist, vermittelt sich mir nicht.
60 Stundenwochen ? Ja...Morgenprobe, Abendprobe...halbe Stunde früher da sein um das Probenkostüm anzuziehen und ein bisschen Vorbereitung (mit Anfahrtszeiten zur Probebühne von mindestens einer halben Stunde) lässt so einen Probentag gerne mal 11 Stunden dauern... am Wochenende Vorstellungen und ein Gehalt über das Lokführer lachen...nicht beschweren, weil es immer "Künstler" gibt die am liebsten rund um die Uhr arbeiten würden und die einen dann anschauen als ob man ein Arbeitsverweigerer wäre und den Gruppengeist damit sprengen würde. Außerdem möchte man vielleicht noch ein Jahr länger bleiben und da macht sich Kritik mit
einem befristeten Vertrag überhaupt nicht gut.
Ja.es gibt die, die es toll finden an der Armutsgrenze zu leben, die rund um die Uhr für die Kunst leben und am liebsten im Theater schlafen würden, aber es gibt auch die Anderen, für die Theater nicht alles ist und ich glaube die sollten jetzt mal Gehör finden.
Theater als utopische Anstalt...auch was die Arbeitsbedingungen anbelangt.
Aber auch Regie sollte sich verändern und Darstellende nicht als ihr "Material" begreifen mit dem sie arbeiten müssen, sondern auf Augenhöhe agieren und eine erste Respektbezeugung wäre eine langfristige Probenplanung und kein "Wir müssen mal sehen wie weit wir heute Kommen"
20. Dezember 2023 - Die Künstler:innengewerkschaften unisono, GDBA, BFFS
und VdO haben gestern mit dem Deutschen Bühnenverein Tarifverhandlungen zur Übernahme der
Tarifeinigung für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder in den NV-Bühne begonnen.
Im ersten Verhandlungstermin ist eine erste Einigung über die Zahlung einer steuer- und
abgabenfreien Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 3.000,- Euro für fest angestellte
Bühnenbeschäftigte erzielt worden. Diese teilen sich in 1.800,- Euro als Einmalzahlung für Dezember
2023 und dann in monatliche Zahlungen in Höhe von 120,- Euro von Januar bis Oktober 2024 auf.
Sollten sie bis jetzt noch nichts bekommen haben sollten sie mit ihrem Theater Kontakt aufnehmen um zu ergründen woran dies liegt.
Da die Einigung erst Ende Dezember erfolgte und je nach Abrechnungsschluss, Überarbeitung der Verwaltung und was sonst noch so kann es gut sein, dass sich an manchen Häusern die erste Zahlung bis Februar hinzieht.
Viele Häuser sind schon jetzt unterbesetzt, und zwar in allen Bereichen. Um das aktuelle Pensum beizubehalten, bräuchte es also eigentlich noch mehr Arbeitszeit, was bei Entlastung der Einzelnen nur mit zusätzlichen Stellen zu bewerkstelligen ist. Diese zu besetzen kostet aber Geld, das bei den derzeit leeren öffentlichen Kassen nicht zu erwarten ist.
Wer also macht dann die Arbeit, die liegenbleibt? Wird das bei den Soloselbstständigen abgeladen, die ohnehin schon in finanzieller Hinsicht die Leidtragenden sind, weil Tariferhöhungen durch Kürzungen bei ihren Gagen ausgeglichen werden?
Oder ist die logische Konsequenz nicht, tatsächlich weniger zu produzieren? Das wiederum bedeutet dann aber wohl eher weniger feste Stellen und auch weniger Verdienstmöglichkeiten für Freischaffende.
Sollten die Gewerkschaften nicht eher darauf abzielen, den verschiedenen Trägern der deutschen Theater die Notwendigkeit einer großzügigeren Budgetierung nahezulegen, als die verschiedenen Beteiligten des Produktionsprozesses (böse Regie vs. wehrlose Schauspielerin mit Kindern) gegeneinander auszuspielen?
Wenn eine Differenzierung notwendig ist, dann am ehesten individuell zwischen verschiedenen Betrieben (Landesbühne, Staatstheater, Repertoire oder nicht etc.). Vielleicht sollte im NV Bühne festgehalten werden, dass eine Betriebsvereinbarung hinsichtlich Arbeitszeiten getroffen werden MUSS. Denn mangelnde Verbindlichkeit einer frei getroffenen Vereinbarung sollte keine Hintertür eröffnen, da teile ich die Bedenken von aline.
Danke für diese Zeilen! Ich war schon kurz davor, meine Großmutter zu zitieren: "Augen auf bei der Berufswahl!" Das brauche ich jetzt nicht mehr.
Wenn es anderen schlechter geht, sollen wir uns nicht beschweren, das ist ihre Argumentation. Das ist wirklich überheblich.
Warum denn nicht nach besseren Bedingungen streben ? Warum sind die schlechten Bedingungen die, an denen wir uns messen sollen? Warum denn so negativ? Das Theater kann mehr!
Dieses Märchen, dass Theatermitarbeiter*innen nur weniger arbeiten wollen ist völlig absurd und entspricht nicht der Realität.
Es geht überhaupt nicht darum, dass sich über 8h Tage beklagt wird. Btw Assistent*innen arbeiten übrigens meist über 40h die Woche (ich weiß nicht in wieweit sie die Theaterpraxis kennen ?), diese sind ein essentieller Teil des Theaters.Auch müssen Schauspieler*innen Texte lernen, durchsprechen,Anproben erledigen, Maskenproben,etc. - das ist auch Abeitszeit.
Zudem gibt es auch Menschen die Kinder haben (übrigens zukünftige Steuerzahler der Zukunft, die wir brauchen, damit das Theater weiter existiert- vielleicht ein hilfreicher Gedanke?) und vor allem Alleinerziehende, die es sich aktuell kaum leisten können in einem Ensemble zu sein. Haben sie schonmal probiert Babysitter*innen zu finden die um 14 uhr für den nächsten Tag Zeit haben ? Wenn ich den Babysitter doch nicht brauche zahle ich meist trotzdem einen Teil. Das ist Geld, dass man in heutiger Zeit mehr denn je benötigt.
Reinigungspersonal kann übrigens zeitlich eingeteilt werden und teilweise kann auf Kinderbetreuung, die es über Tag gibt Rücksicht genommen werden. Nicht immer, da könnten wir uns dann auch mit solidarisieren und dafür kämpfen, statt problematische Bedingungen als Argument zum Nicht-Verbessern zu verwenden. Wie wäre es damit, sind sie dabei?
Schauspieler*innen müssen meist abends auf die Bühne. Welches Theater hat Betreuung am Abend?
Oder Menschen die selber Hilfe oder Betreuung benötigen, müssen diese auch Organisieren und einteilen.
Sie schließen mit ihrem ‚stellt euch nicht so an, ihr habt doch schlimmsten falls frei‘ diese Menschen systematisch aus.
Und jetzt bitte nicht kommen mit ‚das sollte man wissen bevor man diesen Beruf ergreift‘ Theater zu machen und eine Familie haben zu können darf sich nicht ausschließen, Alleinerziehende und Menschen mit Behinderungen dürfen nicht durch Unplanbarkeit ausgeschlossen werden.
Vielleicht gehen sie nicht nur von ihrer Lebensrealität aus, sondern auch von diversen Lebensrealitäten und solidarisieren sich mit diesen.
Fast in allen Theatern und Opernhäusrn ist die Arbeitszeit der Bühnenangehörigen längst reduziert und gut reguliert. Es wird krass darauf geachtet, dass sie nicht überschritten wird. Teilweise Minuten genau.
Fast in allen Theatern gibt es mindestens 2 ganze freie Tage pro Woche, wenn nicht 2,5 bis 3.
Die sogenannten Gewerkschaften, die selbst sehr bürgerlich und hierarchisch organisiert sind, wollen noch mehr Privilegien und mehr Macht. Das ist das.
Und ja, danke #37: Jammertal!
Als in Würzburg sich beschwert wurde über Unstände kam die Nichtverlängerung.
Boa diese Nibelungentreue zu dem Diktaturensystem kotzt so an! Als wären hier alle Verteidiger von der FDP: Bloss nicht regulieren!
Es verliert keiner dadurch. Es gewinnt nur Menschlichkeit. Wollen sie etwa Schaden nicht abwenden? Wenn sich Leitungen schon ordentlich vergalten zu Themen wie Arbeitszeit etc, dann ändert sich für dze ja nix. Oh es ändert sich was? Hm....vll is ha dann doch was an den Gewerkschaftsforderungen dran?
Nachmittags gibt es meist städtisch organisierte Betreuung. Abends noch nicht! Es gibt übrigens auch Alleinerziehende Väter. Und ich keine keinen Grund gegen Gabztagsproben, aus allen Bereichen des Theaters. Wer abends Vorstellung hat, geht wie jetzt um 14 uhr, wenn die Bühne umgebaut werden muss, wird in der Pause von 14-14:45 auf die Probebühne gewechselt.
8 Stunden am Stück arbeiten sind hart, ist mit guter Planung aber machbar.
@paulina Viele Schauspieler*innen arbeiten nebenbei bei Film und Fernsehen (was gar nicht so viele in Realität sind, da sie für Projekte und Caster*innen aufgrund von vielen Sperrtagen zu schwierig einplanbar sind) um auch ihren Verdienst (gerade im Anfang der Karriere) aufzubessern, oder sich die Betreuung für Kinder am Abend (was mal schnell über 1000€ im Monat sind wenn man fest im Enseble ist)leisten zu können. Auf die Spitze getrieben: Sie arbeiten so dafür, dass sie im Theater arbeiten können und trotzdem einen anständigen Verdienst haben.
Ein weiteres Problem ist, dass die NV-Verträge, die ursprünglich dafür gemacht wurden, dass Künstler, auch wenn sie einmal eine Freirunde hatten, dennoch fest angestellt bleiben konnten, nun auch auf andere Bereiche - Assistenzen, Marketing, Veranstaltungstechnik, Betriebsbüro, Maske, Ausstattung, Soufflage, Inspizienz etc. - ausgedehnt wurden, für die es im NV fast keine auf diese Jobs zutreffenden Regelungen gab. Die Arbeitszeitpraxis in diesen Bereichen befindet sich schon seit Jahrzehnten in einer Grauzonen, die sich aber so unterschiedlich gestalten, dass sie von einem Tarifvertrag nicht für so viele unterschiedliche Theatertypen reguliert werden können. Die Lösung hierfür können nur spezifisch abgestimmte Betriebs- und Dienstvereinbarungen mit den Leitungen sein, deren Schließung man verpflichtend in den NV-Bühne aufnehmen könnte.
(@Herr Albrecht #21) Und ich möchte einmal unterstellen, dass die Zahl der Leitungen, die bzgl. der Arbeitszeiten keinen Reformbedarf sehen, gar nicht so groß ist. Viele Häuser haben solche Vereinbarungen schon. Der Rest wird mittelfristig gezwungen sein nachzuziehen.
Zudem wird es kaum zu der Situation kommen, dass sich Leitungen den Verhandlungen mit Betriebs- und Personalräten völlig verweigern können. Letztere vertreten qua Gesetz die gesamte Belegschaft eines Hauses und demnach gibt es immer Verhandlungsbedarf und -masse. Schließlich ist das eine Kommunikation in beide Richtungen und auch Theaterleitungen wollen regelmäßig Änderungen/Anpassungen im Arbeitsablauf, die es zu besprechen gilt und für die man im Gegenzug Reformen einfordern kann. (Aber ja: Es ist ein dickes Brett.)
Ernst gemeinte Frage an die Theaterschaffenden, die hier – wie Thorsten Weckherlin – gewerkschaftliche Anstrengungen lakonisch mit unterkomplexen Verkürzungen ("Kreissparkasse"), populistischen Endzeit-Szenarien ("geknebelt", "Adieu Ensemble und Repertoiretheater") und neoliberaler Phrasendrescherei ("Augen auf bei der Berufswahl") kommentieren: Wie haltet Ihr die kognitive Dissonanz innerhalb Eures Berufes aus? Wie schafft Ihr es z.B. einen Brecht-Abend zu inszenieren/produzieren/spielen und gleichzeitig Machthabenden und kapitalistischer Verwertungslogik nach dem Mund zu reden? Wie glaubwürdig sind Eure auf der Bühne erzählten Geschichten von Kämpfen von unten, von der Überwindung der Verhältnisse, von Communio und Gerechtigkeit, wenn Ihr gleichzeitig auf berechtigte Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen verächtlich herabblickt? Wie bringt Ihr es fertig z.B. für die Öffnung des Theaters in die Stadt, für Publikumsteilhabe, Diversität, Niedrigschwelligkeit, Zugänglichkeit und dergleichen einzutreten und gleichzeitig die Produktionsprozesse (ich möchte sagen -mittel) offensichtlich einer elitären, ausgewählten Gruppe von Privilegierten vorzubehalten? Denn darum geht es hier doch. Wie ich Euch verstehe, ist das herrschende System der Naturzustand, alternativlos und also die einzig denkbare Möglichkeit, "gutes (TM)" Theater zu schaffen. Wer das nicht akzeptieren möchte oder sich dem nicht "unterordnen" (Weckherlin) kann, der wird also ausgeschlossen, ja? Menschen mit Behinderung, Menschen mit zu pflegenden Verwandten, Menschen mit Kindern, alte Menschen, Menschen mit chronischer Erkrankung, die Liste lässt sich fortführen. Alle diese Menschen können noch so brillante, berührende, tatkräftige Künstler*innen sein – wenn sie im Verbrennungsmotor des Stadttheaters zwischen die Zahnräder von permanenter Verfügbarkeit, 60-Stunden-Woche, psychischem und physischem Druck, teils prekärer Bezahlung, etc. kommen – dann haben sie eben Pech gehabt, ja? Das sagt Ihr doch. Wie ist das zu rechtfertigen? Einerseits vor dem eigenen Ethos als Künstler*in, anderseits vor dem eigenen Phantasie-Anspruch? Wir treten an um Geschichten zu erzählen, Welten zu bauen, Wirklichkeit zu gestalten – und einige haben nicht genug Phantasie um sich menschenwürdigere Produktionsprozesse an Deutschen Bühnen vorzustellen? Ich lese darin nur noch die internalisierte neoliberale Logik der alleinigen Verantwortung des Individuums, das Bestreiten systemischer Ungerechtigkeiten, ein tief reaktionäres Kunstverständnis und in Teilen ein zweifelhaftes Gesellschafts- bzw. Menschenbild.
Nochmal: Wenn Theater auch das Probieren von Veränderung ist – wie belastbar ist dieser Anspruch, wenn sich gegen jegliche Veränderung seiner eigenen Produktionsverhältnisse derartig konservativ positioniert wird? Oder sind aus Eurer Sicht Inhalt & Form dahingehend etwa scharf zu trennen? Revolution auf der Bühne und gleichzeitige Ausbeutung wie negative Macht-Dynamiken sind kein Widerspruch, ja? Nun, in diesem Fall könnte dann eine Veränderung der Form den Inhalt auch nicht in der Art negativ beeinflussen, wie Ihr es in Eurer Argumentation vorgebt.
Ihr müsst Euch allerdings entscheiden:
a) Bedingen sich Produktionsverhältnisse & Inhalt und alles ist gut so, wie es ist? Dann lebt Ihr im Opportunismus oder der kognitiven Dissonanz.
b) Bedingen sie sich nicht? Dann lasst uns die Verhältnisse verändern.
c) Bedingten sie sich insofern, dass "gutes (TM)" Theater prekäre Verhältnisse und Raubbau am Menschen zwingend erforderlich macht (die Diskussion gab's hier Anno 2018 schon mal)? Bitte macht kein Theater mehr.
Ich für meinen Teil glaube an d): Gute Produktionsbedingungen –> mehr geiles Theater.
naja ….. wo fang ich an? Mit einer Frage: Was ist an der Phrase „Augen auf bei der Berufswahl!“ neoliberal? Ich glaube, nichts. Wir achten hier am Tübinger Theater schon sehr darauf, dass keine und keiner 60 Stunden in der Woche arbeiten müssen. Obwohl wir viel machen! Als Landestheater gehen wir raus. Wir bespielen jeden Kindergarten, jedes Klassenzimmer, jede Schulaula, jede auch noch so heruntergerockte Stadthalle, machen Landschaftstheater und Lesungen in leeren Ladenlokalen. Wir sind sehr präsent. Wir finden das sinnvoll. Wir wollen ein Theater für alle und arbeiten uns an diesem Auftrag als Anspruch ab. Das klappt natürlich nicht immer. Die Arbeitsbedingungen für Schauspielerinnen und Schauspielern haben wir schon seit Jahren verbessert. Das bestätigen Ihnen sicherlich unsere Darstellerinnen und Darsteller.
Theater schützt einen vor der Verrohung, die draußen beispielsweise im Netz ihr Unwesen treibt. Wer ins Theater geht, ist hinterher ein wenig klüger und geht mit den Wörtern pfleglicher um. Da bin ich mir sicher. Aber – mit Verlaub – lieber und geschätzter Tim Tonndorf, KUNST KANN WENIG. WIR SOLLTEN SIE NICHT SO WICHTIG NEHMEN! Und das gilt auch für die Theaterkunst.
Ich finde, wir dürfen uns nichts vormachen: Einem breiten Teil der Bevölkerung ist das, was auf den Bühnen landauf, landab geschieht, völlig egal. Das Stadttheater hat für Menschen außerhalb unserer Blase einen sehr geringen Stellenwert, und wäre es morgen nicht mehr da, würde für sich die Welt für sie nicht aufhören zu drehen. Dass es dennoch ein System gibt, in dem Tausende in festen Anstellungsverhältnissen zusammen mal mehr, mal weniger ambitionierte Versuche anstellen können, zusammen Kunst auf die Bühne zu bringen, kann man gar nicht genug wertschätzen. Meiner Meinung nach gilt es das unbedingt zu schützen.
In den letzten Jahren hat sich durch die Arbeit von Gewerkschaften und dem Ensemble Netzwerk schon wahnsinnig viel getan. Gerade die Gagen haben sich dramatisch verbessert und übersteigen schon auf Einstiegsniveau die Gehälter vieler anderer Berufe in der sogenannten Kreativbranche.
Dass in Deutschland das Angebot an Kinderbetreuung eine Katastrophe ist, ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, genauso wie hohe Mieten in Großstädten. Hier kann man nur bedingt Arbeitgeber in die Pflicht nehmen, sondern muss an höher Stelle ansetzen (der Mensch, der um 22 Uhr noch an der Supermarktkasse sitzt, muss schließlich auch irgendwo wohnen und hat vielleicht auch Kinder).
Diese "Move fast and break things"-Mentalität, die man sonst eher aus dem (neoliberalen) Silicon Valley kennt, hat bisher beachtliche Ergebnisse erzielt. Jedoch dürfen alle Beteiligten nicht vergessen, dass am Ende eben doch öffentliche Verwaltungsapparate die Stadttheater tragen, deren Mühlen eben einfach langsamer mahlen. Wenn wir das System vor lauter ungestümem Änderungswillen kaputt machen, ist etwas unwiederbringlich verloren und niemandem geholfen.
Woher stammt also diese Unzufriedenheit einer Gruppe derjenigen, die offensichtlich geschafft haben, eine solche Festanstellung zu bekommen?
An allen Theatern, an denen ich gearbeitet habe, wurden z.B. die Frage zwei Proben am Tag oder eine lange Probe im jeweiligen Produktionskollektiv besprochen und entschieden - Eltern wurde nicht im Regen stehen gelassen.
Genauso wurde auf Freirunden geachtet, auch als Ausgleich zu intensiv-Perioden. Es gibt Ensemblespreacher*innen, es gibt Ensembleversammlungen.
Sowas scheint an diversen Theatern nicht möglich zu sein, ja? Denn sonst wäre ja die Rufe nach allgemeinen Regeln nicht so ausführlich? Gibt es wirklich noch viele Theater mit total verhärteten Fronten zwischen "Leitung" und "Nicht-Leitung"?
Ich habe manchmal die Frage, ob hinter all dem auch noch eine andere Erfahrung stecken könnte: Wir Festangestellten haben in den Pandemiezeiten erfahren, wie schön es ist, weniger zu arbeiten.
Toll, dass sie ihre Mitarbeiter nicht 60h arbeiten lassen. Aber-mit Verlaub, das ist ja wohl das Mindeste, was man von einer guten Leitung erwarten kann.
Und vor allem gehen doch die ANGESTELLTEN raus und spielen in jeden Kindergärten und Schulen etc. ?
Vielleicht wäre es an der Zeit die Forderungen nicht als Angriff und Erschwerung der Theaterarbeit zu sehen, sondern als Forderung von Mitarbeiter*innen (und auch potentiellen Mitarbeiter*innen) mit denen sich eine gute Führung auseinandersetzen kann und so den Beteieb stärken kann.Als Chance für Verbesserung?Gute Arbeitsbedingungen heben die Motivation und meist die Qualität der Arbeit.Vielleicht kann auch so Kunst mehr ?
Mit ihrem dahingeworfenen „Augen auf bei der Berufswahl“ diskreditieren sie auch all diejenigen, die es sich schlichtweg nicht LEISTEN können in einem Ensemble zu sein! Dieser Realität sollt man sich bewusst sein, wenn man im Theater arbeitet - meiner Meinung nach… DAS SOLLTEN WIR SEHR WICHTIG NEHMEN.
# Thorsten Weckherlin "Augen auf bei der Berufswahl" ist Stammtischgeschwätz, bringt uns keinen Stück weiter und ist arrogant und herabwürdigend...einfach nur unangenehm
kurz zum Begriff der Neoliberalität. Mir ist selbstverständlich bewusst, dass Theater in dem Sinne (noch) keine Unternehmen entsprechend der größtmöglichen Profitmaximierung sind. Ich denke allerdings, dass spätestens seit der Arbeitsmarktreform vor 20 Jahren die Maxime neoliberalen Denkens gesellschaftlich – wie ich sagte – immer mehr internalisiert werden. Jeder Lebensbereich wird zunehmend davon berührt, von Wettbewerb, Gamification, Effizienz, Fokussierung auf individuelle Verantwortung, Ent-Solidarisierung. »Der Markt ist nicht gerecht.« sagt Prof. Hans-Werner Sinn, und das, Herr Weckherlin, ist der Vibe, den ich eben in Ihrem „Augen auf“-Satz lese. Es ist dieses „Selbst schuld!“, das ökonomisch wie sozial den Blick von systemischen Ungerechtigkeiten und Sollbruchstellen ablenken und auf das vollumfänglich selbstverantwortliche Individuum lenken soll. „Augen auf bei der Berufswahl“ manifestiert den status quo (des Berufs) als bestes aller möglichen Verhältnis und unterbindet deren Veränderung. Vgl. Margaret Thatchers „There is no alternative“.
All das belegen auch Kommentare wie #52.
„Ihr habt eine Festanstellung – freut Euch doch!“ Mit dieser Logik lässt sich natürlich jede Form vom Arbeitskampf direkt mit der paternalistischen Keule einhegen. „Sozial ist was Arbeit schafft.“ sagte ein CDU-Arbeitsminister seinerzeit. Es zählt nur noch »Der Arbeitsplatz«. Wie er bezahlt ist? Wie die Bedingungen sind? Pfeifenkraut! „Du willst mehr Rechte, mehr Gehalt? Du, da draußen wartet die Bus-Kolonne mit den Freiberuflichen, die sich nach einer Festanstellung sehen, und die Deinen Job mit Kusshand nehmen würden. Also halt’s Maul und halt’ die Fackel!“
Mustergültige liberalisierte Drohgebärde.
Siehe auch: „Wir Festangestellten haben in den Pandemiezeiten erfahren, wie schön es ist, weniger zu arbeiten.“ Ich weiß nicht, mit welcher Art Kolleg*innen sich die „Fluse“ so umgibt, aber in meiner Erfahrung geht es den Aktivisti der Aktion StoppNVFlatrate nicht darum weniger zu arbeiten, weil sie ihr Arbeit per se nicht mögen, sondern weil sie BESSER arbeiten wollen.
Und insofern, lieber David, können – wie ich meine – auch nicht-profitorientierte Systeme einer neoliberalen VerwertungsLOGIK folgen. 50% mehr Produktionen mit 50% weniger Künstler*innen zu 50% weniger Gage über die letzten Jahrzehnte – wie soll man das anders nennen? Die zugrundeliegenden Motive mögen sich ja von der Industrie oder Dienstleistungsunternehmen unterscheiden (Austerität hier, Gewinnmaximierung dort) – das Ergebnis bleibt dasselbe: Hoher Produktionsdruck zu Lasten der Mitarbeitenden.
Ich finde es übrigens großartig, Herr Weckherlin, dass Sie am LTT offensichtlich best practice leben! Bleiben 149 weitere Bühnen. Denn ja, »Fluse«, es gibt nach wie vor Leitungen, die beispielsweise eine Schwangerschaft nicht als die Geburt eine neuen Menschen wahrnehmen, sondern als Sabotage ihrer Spielzeitplanung. Und da weiß man, was die Uhr geschlagen hat.
Wo ich abschließend tatsächlich nicht mitkomme – oder möglicherweise die Ironie nicht erkenne – ist, wenn Sie, Herr Weckherlin, zuerst die Transformation vom Theater zum Hutgeschäft anmahnen und sich – selbstredend – für die Kunst (der sich laut Ihnen ja alles unterzuordnen hat) stark machen – und selbige im Nachgang dann als „nicht so wichtig zu nehmen“ deklarieren. Für mich ist das ein Widerspruch und braucht – ähnlich wie ich meinem ersten Kommentar schrieb – eine Entscheidung. Entweder nehme ich die Kunst so wichtig, dass sich auch Produktionsprozesse ihr unter zu ordnen haben damit wir das System nicht „vor lauter ungestümem Änderungswillen kaputt machen“ – oder Theater „kann wenig“. Warum dann aber kämpfen?
Boah, aber so was von! Geilster Kommentar hier seit langem! Einfach nur "Danke" Tim Tonndorf!
Ja, der Tim-Tonndorf-Text ist gut. Ich muss ja inhaltlich nicht immer mitgehen. Ich nehme die Kunst sehr wichtig, bleibe aber dabei, dass sie wenig kann. Und meine Großmutter nehme ich in Schutz. (Das ist die, die mir gesagt hat: "Augen auf bei der Berufswahl!") Weder war die alte Dame neoliberal, stammtischgeschwätzig, noch arrogant, herabwürdigend und unangenehm.
"Augen auf bei der Berufswahl" ist eine Anschuldigung oder eine Behauptung.
Man hätte sich damals besser vorbereiten sollen.
Jetzt ist es es natürlich sinnlos, weil zu spät, weil natürlich jetzt nichts mehr zu ändern ist, weil alles immer schon so war, weil der Fluß nun mal bergab fliest, weil 1und1=2 ist, weil, weil,weil..... Kommen sie mit ihren Grundsätzen von Oma gut durchs Leben Herr Weckherlin, wirklich neues werden Sie dabei nicht finden.
nicht aufgeben!
Ich bin seit über 30 Jahren freischaffend, positiv wie negativ, und der Spruch funktioniert immer.
Schade , dass man heutzutage wahrscheinlich ein Zwinker-Smiley anhängen muss, damit man ihn versteht.
@nachtkritik, habt ihr überprüft ob es sich wirklich um Herrn Weckherlin handelt ? Das macht ihr doch manchmal ?
Einfach zum Schutz seiner Person, nicht das jemand in seinem Namen kommentiert, um ihn schlecht dastehen zu lassen ?
________________________
(Anm. Redaktion. Es wurde überprüft. Natürlich ist Herr Weckherlin Her Weckherlin! Mit freundlichen Grüßen, die Redaktion)
Dieser Spruch ist hier einfach nur daneben.
Arbeit ist die beste Wärmejacke.
Können ja nicht alle , jenes halbvolle Glas sehen , wenn nichts drin ist.
Es geht hier um Planbarkeit des eigenen sozialen Lebens.
Was ist daran so schwer zu verstehen ?
@ Koch
Lieber Koch ,
Ich wäre gerne auch bei diesem Thema locker,
ändern wir zusammen die Vorraussetzungen damit es gelingt.
Dann haben wir Schulterklopfen.
Im Kreis aufgestellt,
alle um 90 Grad gedreht,
klopf klopf klopf.
Und #61"...das wird man ja noch sagen dürfen" is auch nicht so doll
Alle dürfen alles schreiben, aber ich darf auch anderer Meinung und halte eben Sprüche für Sprüche und einfach nicht hilfreich, wenn es darum geht Arbeitsbedingungen zu verbessern...
und#60 Weckherlin ...natürlich nicht :-)
Kunst ist am Ende auch nur Handwerk, und Handwerk lässt sich auch anderswo wesentlich sozialer in einer 40h Woche und 5 Tagen organisieren - wenn man träumen darf sogar in 35.
Der Begriff Klassenbewusstsein fiel - der erste Schritt für ein solches im gesamten Kulturbetrieb wäre es wohl mal, sich vom ganzen emotionalen Gedödel zu verabschieden, kreatives Schaffen sei Magie, nur ohne Würfeln. Es ist schlichtweg Arbeit.
Wenn ich esoterische Erweckungserlebnisse per Selbstaufopferung sehen will, gehe ich in die Kirche. Oder halt eben gerade nicht. Auf der Bühne sehe ich jedenfalls erfahrungsgemäß herzlich wenig dieser vermeintlichen Früchte des ach so einzigartigen und nicht in Form und Wochenplan zu bringenden Prozesses.
Schade, ist der Kommentar von Fluse #27 untergegangen. Wenn die 40h-Woche (inklusive Zeit für Vorbereitung, Textlernen), die gesetzlichen Ruhezeiten und Urlaubsregelungen eingehalten werden, wie es in Österreich der Fall sein sollte (und auch an vielen Theatern geschieht), kann der tägliche Probenplan nur ein Zugewinn an Freizeit, keine Mehrarbeit sein. Wenn es in Endproben zu Überstunden kommt, muss das in Freiphasen wieder ausgeglichen werden. Wer das nicht einhält, handelt gesetzeswidrig. Man sollte aber auch mal das Positive benennen: es gibt vermutlich wenige Berufe, in denen per Abwesenheitsschein für einen oder mehrere Tage freigenommen werden kann, ohne dass das vom Jahresurlaub abgezogen wird.
Abwesenheitsschein oder nicht,
sorry, da ist der Hut zu groß.
Wenn ich nicht arbeitsfähig bin,
kann ich nicht arbeiten.
Wenn mein Kind krank ist,
und Betreuung braucht,
kann ich nicht arbeiten.
Ich gehe zur Ärztin/Arzt und bekomme die Au-Bescheinigung ,auch telefonisch.
Wo genau ist jetzt der von Ihnen positiv vorgestellter Mehrwert ?
(vielleicht in Österreich anders, oder auch nur im Studium )
Denn meiner Meinung nach, macht es einen sehr großen Unterschied,
ob die Arbeitsbedingungen stimmig mit der Lebenssituation sind,
oder die Arbeitsbedingungen die Lebenssituation bestimmen.
Für alle Kolleginnen und Kollegen der "NV Bühne" muß dringend eine planbare Arbeitszeitregelung hergestellt werden.
Es sind eben nicht nur Schauspieler/innen, die es betrifft.
"lass mal Janne ,Marco und Maria fast gleichzeitig verhindert sein ,in den Endproben,
na da kannste wat erleben"
(Inspizienz)
....
Insbesondere Samstag und Sonntag Abend. Über Freitag Abend sollte man dringend diskutieren.
Dann würde aus Kostengründen auch endlich weniger am Wochenende gespielt, und man hätte endlich wieder mal Zeit ins Theater zu gehen.
Ach neee…. Hmm
Zu besonderen Uhrzeiten 40 % Sonntagsarbeit 50 % Gesetzliche Feiertage 125 %,
Weihnachtsfeiertage 150 % zum Grundgehalt...
Weiß ja nicht wie schnell das an anderen Theatern geht, aber meiner Erfahrung nach dauert es gerne 7 Tage (und manchmal auch weit länger) bis Urlaubsscheine unterschrieben zurück kommen.
Planbare Arbeitszeitregelung: wenn jemand in einer Produktion ist, gelten die vereinbarten Probenzeiträume der Produktion (morgens und abends oder lang, plus Vertrauensarbeitszeit) als fix, plus die Vorstellungen. Alles andere ist zusätzlich geschenkte Freizeit, ist doch einfach.
Wochenende: Eventuell ist: Augen auf… doch nicht nur abgedroschen?! Wer den Schauspielberuf ergreift, entscheidet sich bewusst dafür, dass die Kernarbeitszeit eben nicht Mo-Fr 9 to 5 ist, sondern auch an Abenden und an Wochenenden.
Und da sie ja am Theater arbeiten, fragen sie doch mal in den Gewerken nach ( das habe ich an 3 Theater getan) welche Nachteile es bei Probenzeiten Mo-Fr 10-14(wenn Vorstellung ist oder ab dort Wechsel zurück auf die Probebühne ) und sonst 14:45-17uhr gibt ? Oder ob es ‚nur’ eine kurzweilig anstrengende Umorganisation mit Vorteilen wäre ? Es entlastet auch enorm die Assistent*innen.
Der einzig wirkliche Grund sind die extra vergüteten Abendarbeitszeiten bei der Technik zum Beispiel, die zum Aufbessern des Gehaltes gebraucht werden. Ich denke das müssen wir durch anständige Gehälter ändern.
Ich möchte, dass man es sich leisten kann fest angestellt zu sein, dass im Theater diverse Menschen mit diversen Lebensrealitäten arbeiten können. Also bedeutet es nicht nur „zusätzliche Freizeit“ sondern die Diskussion ist viel größer als das. Unterhalten sie sich doch mal mit einer alleinerziehenden Mutter/ einem alleinerziehenden Vater wieviel die Kinderbetreuung kostet, sollten nicht die Großeltern den Betreuungsbedarf auffangen. Ich kann ihnen versichern, bei den Summen wird einem anders.
Dann ist es super, dass man morgen doch frei hat, man muss aber eventuell doch die (sehr günstig berechneten) 60€ Babysitterkosten für den Abend zahlen, da man nicht mehr zurücktreten kann. Zwar Freizeit, aber doch sehr sehr teuer !
Übrigens gibt es grandiose Spieler*innen und Dramaturg*innen, Assistent*innen etc. die aufgrund der nicht geregelten Arbeitszeiten nicht mehr im Theater arbeiten können. Sie ahnen nicht welches künstlerisches Potential uns gerade entgeht!
Ich denke auch, man muss hier mal einen Unterschied klarstellen, bzw. die aufklärenden Postionen bestärken!
Die Arbeitszeit, deren Planung und Einhaltung muss doch von den häufigen Veränderungen durch den Tagesplan getrennt betrachtet werden!
Im Prinzip haben die Spielenden und alle weiteren Beteiligten (Assistenz, Inspizienz…) feste Arbeitszeiten: Mo-Fr 8 std arbeit + Vorstellungen. Wenn diese am Wochenende sind, also außerhalb der Zeit, in welcher sonst geprobt werden würde, sind diese mit extra freien Tagen auszugleichen. (Das steht im NV Vertrag und den Sonderregelungen ja schon drin!)
Wenn nun der tagesplan sagt, dass man nicht proben muss (weil die Szene es nicht erfordert oder sonst warum), hat man zusätzlich! Frei! Diese Zeit wird ja auch nicht aufgerechnet und dann an anderer Stelle wieder eingefordert. man hat ja dann nicht in den nächsten Tagen die 4 std bspw. noch „nachzuarbeiten“. Es ist vielmehr so zu verstehen dass die angebotene Arbeitszeit der Spielenden in dem Fall nicht vollständig abgefragt wird und „verfällt“.
Dies führt in der Tag auch zu vielen Möglichkeiten, da beispielsweise in einer „Freirunde“ durchaus auch mal ein paar Tage in den Urlaub gefahren kann, ohne dass es den Jahresurlaub verkürzt.
Das diese zusätzliche freie Zeit nun besser geplant werden solle, kann ich individuell verstehen, die Kommentare von Aline zeigen sehr deutlich, dass es um planbare Freizeit und nicht Arbeitszeit geht, es geht jedoch dabei nicht um die Gesamtsumme der Arbeitszeit, bzw. die kritisierte angebliche Forderung nach extremer Flexibilität der Beschäftigten, ihre dauerverfügbarkeit (FLATRATE), sondern um die kompfortablere Kommunikation der zusätzlichen freien Zeit.
Davon zu unterscheiden ist ganz klar die unzulässige! Überschreitung der Arbeitszeiten! Wo dies geschieht, von wem auch immer zu verantworten (Disposition, Regie, Leitung), ist dies zu kritisieren und wird zum Glück als Folge eines gestärkten Selbstvertrauens der Spielenden auch mehr und mehr kritisiert und eingeklagt.
Zu diesem Zustand scheint es mir nun sehr unterschiedliche Erfahrungen und Ansichten zu geben.
Beide Positionen etwas überspitzt sagen die einen, dies sei quasi der Dauer-und Normalzustand, und die anderen sagen, es werde sehr genaue darauf geachtet, und es sei kein wirkliches Problem (mehr)
Sicher liegt die Wahrheit dazwischen, aber meine Erfahrung an vielen Häusern aller Größen ist in den letzten Jahren wirklich keine so schlechte, wie es hier manchmal dargestellt wird.
Die meisten Häuser haben die Regelung der 7 std Proben und 1 std Eigenarbeit, die Anproben finden in den Probenzeiten statt, die Samstag Vormittage sind oft bereits strukturell frei, oder es gibt einen anderen halben freien Tag, bspw. Montags früh. Die Zeiten der Assitierenden werden aufgerechnet, sodass sie in den Endproben z.B. nur zu einer szenischen Probe und den Belechtungsproben kommen, …
Die freien Tage werden sehr genau eingehalten, und in den Dispositionen spätestens zu Probenbeginn festgeschrieben. Ich als Regisseur kann da z.b, sehr wenig ändern, was oft zu der Situation führt, dass es mehr Stress für die Beteiligten ist, da man eine Szene bspw. mehrfach ohne den jeweiligen Spielpartner probt, und daher mehrfach wiederholen muss. Diese Spielen mit den vorgestellten KollegInnen hat wirklich zugenommen. Ich bin für die freien Tage, allerdings würde Flexibilität bei gleicher Gesamtanzahl die Proben deutlich planbarer und stressfreier machen.
Ich denke es ist sicher nicht überall so, wie ich es beschriebe, aber diese Realität gibt es auch, und es sind nicht die großen „Leuchttürme“ Theater von denen ich spreche, sondern auch von Landestheatern.
Und noch eine Anmerkungen zu den langen Proben: In vielen vielen Versuchen es offen zu gestalten, entscheiden sich meist gerade die Eltern FÜR die geteilten Proben, da sie ihre Kinder dann mittags Sehen!
Das Kinderbetreuungsproblem existiert aber, klar! Aber wie lösen?
Die Regisseure/innen mehr Probenzeit und damit eine entspanntere Planung.
Die Schauspieler/innen mehr Zeit zum probieren, Text lernen, Familie.
Wenn ich Intendanten/innen höre die sich damit brüsten wieder mehr Produktionen mit dem gleichen Geld im letzten Jahr geschafft zu haben, dann weiß ich sofort wer darunter zu leiden hatte.
Also..."Augen auf bei der Leitungswahl"
....und da wäre es doch auch an der Zeit, dass die Ensemble ein größeres Mitspracherecht bekommen würden...
Ach ne, das ist ja dann nicht echt…. Hhm.
Was mich mal interessieren würde, wäre Zahlen.
- Wie viele Produktionen mehr pro Spielzeit pro SpielendeM. Als Quotient.
- Wie viele Stunden durchschnittlich pro Woche auf die Spielzeit bezogen arbeiten die Spielenden und AssistentInnen etc.
- was ist die validierte durchschnittliche Arbeitszeit in den Endproben für oben genannte Gruppe?
Ich habe diese Zahlen gesucht, bei der GDBA nicht gefunden, gibt der Bühnenverein sie raus?, ist den Zahlen dann zu trauen?
Ich meine das durchaus ernst.
Raus aus den Einzelfallbeispielen und Anekdoten, hin zu belastbaren Zahlen.
sind selbst nur gute Gehaltsempfänger und müssen schließlich tun was die Politik sagt....
Auch Intendanten können sich quer stellen und was riskieren, nein sagen, aber wer will schon sein Gehalt, seine Stellung, sein Ego riskieren... da erfülle ich doch lieber die geforderten Zahlen der Politik ... Kapitalismus und Theater... die besten Freunde
#77 nicht weil sie böse Menschen sind. Aber Ihnen scheint es auch zuviel Aufwand zu sein Dinge im Ablauf zu ändern und sie richten sich oft nach dem was üblich ist. Man könnte die Regie dazu verpflichten Probenpläne für einige Tage im Voraus zu machen. Man könnte Ganztagsproben einführen. Man könnte bei der Stadt für eine Abend- und Wochenendbetreuung kämpfen. Gerade große prestigeträchtige Theater könnten sich das leisten und so eine Vorbildfunktion übernehmen. Es wäre auch eine Steigerung der Attraktivität von Theatern, wo es vielleicht schwerer fällt Künstler*innen für ein Festengagement zu gewinnen.
Intendant*innen können auch eine Arbeitszeitaufzeichnung einführen. Das sind Möglichkeiten die Intendanzen haben, die aber aktuell viel zu wenig genutzt werden.
Aprospros „einzelfallbeispiele“ @ich bitte lesen sie sich die Studie der „Bühnenmütter“ durch. Alleinerziehende in Ensembles sind übrigens Einzelfälle, weil man es sich nicht leisten kann fest im Ensemble zu sein.
Danke für die Antwort. Ich habe die Forderungen noch mal gelesen.
Gewerkschaften kämpfen m.E. für Partikular-Interessen privilegierter Schauspieler*innen. Manchmal profitieren dabei auch Anfänger*innen und Mütter, die im Theater arbeiten, klar.
Theater sollen demokratischer werden ja, aber nicht bürokratischr. Und Theater ist keine Anstalt für Soziales und kein Ort für die Projektionen der von sich überzeugten und selbtgerechten Aktivist*innen.
Da gibt es öffentliche Gelder, damit tiefsinnige, berührende, experimentelle oder relevante Kunst gemacht wird und nicht utopische Sozialarbeit (die die Aufgabe andere Institutionen und Verbände ist)