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Aktion von Burg-Schauspieler Johannes Krisch in Wien

Posse mit Gesang

Wien, 23. Februar 2014. Der Burg-Schauspieler Johannes Krisch hat gestern Abend in einer Vorstellung von Johann Nestroys Komödie Der Talisman seine eigene Weiterdichtung eines Couplets dargeboten. Das berichtete oe1 heute in seinem Mittagsjournal.

Der Schauspieler, der in David Böschs Inszenierung der "Posse mit Gesang" die Rolle des Titus spielt, hat dem Bericht zufolge nach den ersten drei Strophen eines Couplets die Bühne verlassen, ist dann mit einem Tablet-Rechner wieder am Bühnenrand erschienen, um dort aktuellpolitisch eine eigene Zusatzstrophe für das Lied darzubieten, die vom schiefen Haussegen im Burgtheater erzählt: Der Aufsichtsrat sei blind, Holding-Chef Georg Springer taub, der Direktor Matthias Hartmann sei ein Künstler, der geschwind inszeniere, "alle hätten etwas gewusst und das lasse ihm keine Ruhe", so das Credo von Krischs Text. Im Livemitschnitt der Aktion, der im Mittagsjournal von oe1 zu hören ist, spendete das Publikum ihm nach dem Lied tosenden Applaus.

Das Ensemble des Burgtheaters hatte dem Intendanten Matthias Hartmann in der vergangenen Woche das Misstrauen ausgesprochen, nachdem sowohl er selbst als auch der Chef der Bundestheater-Holding Georg Springer betonten, nichts von den finanziellen Problemen am Haus gewusst zu haben und bislang jede Verantwortung dafür abgelehnt haben.

(oe1.orf.at / sik)

 

Mehr in der Chronik der Causa Stantejsky, die den Ausgangspunkt der Ereignisse markiert. 

 

Kommentare  
Aktion Johannes Krisch: Zivilcourage
wunderbare aktion, und respekt für so viel zivilcourage... hut ab... (und in der faz dagg. eine "gekaufte" verteidigung des m.h., ridiculous...)
Aktion Johannes Krisch: einfach mal warten
einfach nur peinlich! von allen. dem herren krisch sowie den damen und herren im Publikum. warum kann denn nicht einfach mal gewartet werden mit anschuldigungen, vermutungen und Verleumdungen, bis fakten auf dem tisch sind?!
Aktion Johannes Krisch: Nestroy im Häfen
zu 2
Der Titus Feuerfuchs des Johannes Krisch stellt Fragen, sehr aktuelle, berechtigte Fragen, das ist bei Nestroy-Couplets üblich. Nestroy hat gewiß nicht gewartet, ob die Behörden ihm den aktuellen Kommentar erlauben würden...sonst hätte er auch nie in den Häfen müssen, wenn Sie wissen, was ich meine!
Aktion Johannes Krisch: Zusatzstrophe
Liebe Redaktion, das war keine "eigene Nachdichtung eines Couplets", sondern - wie seit Nestroys Zeiten üblich eine sogenannte ZUSATZSTROPHE! Kann man sogare beio Wikipedia ("Couplet") nachlesen: "In der Aufführungspraxis werden einem Couplet oft aktuelle „Zusatzstrophen“ hinzugefügt, die unmittelbar Bezug auf das politische und gesellschaftliche Tagesgeschehen nehmen, ohne jedoch Bezug zum Stück selbst oder zur Zeit zu haben, in der es spielt. Solche Strophen werden manchmal erst kurz vor der Vorstellung vom Schauspieler selbst oder vom Kapellmeister geschrieben, um auf die aktuellen Ereignisse Bezug nehmen zu können. Nestroy setzte sich mit seinen neu gedichteten Zusatzstrophen, die er so dem Zugriff des Metternich'schen Polizeiapparates im Vormärz entzog, oft einem Duell mit der Zensur aus. Wichtig für die Schlagkraft einer Zusatzstrophe ist die jeweilige Refrain-Zeile des Originals, die, da sie dem Publikum schon aus den Strophen zuvor bekannt ist, oft nur mehr intoniert oder zuletzt gar nicht mehr gesungen wird." - Diese Tradition hat Johannes Krisch sehr pointiert aufgegriffen- mehr nicht.

(Sehr geehrter Gargantua, vielen Dank für die Erläuterung. Die Meldung ist entsprechend geändert worden. Mit freundlichen Grüßen aus Berlin, Christian Rakow)
Aktion Johannes Krisch: Zitatensammlung
Dem Kommentator "Lieberdenkendannhandeln" sei die Lektüre des Wiener Kuriers empfohlen: Kurier.at/Kultur. Eine erhellende Zitatensammlung aus den letzten Wochen der beteiligten Akteure! Ein Beispiel dafür, daß weder gedacht noch gehandelt wird.
Aktion Johannes Krisch: selbstgerecht
es zeugt nicht von zivilcourage auf einen am boden liegenden zu treten. jetzt wo hartmann von allen seiten attackiert wird, den helden auf der buehne zu spielen, wirkt eher mitlaeuferisch und selbstgerecht . es riecht nach anbiederung an das publikum.
meines erachtens ist die lage wesentlich komplizierter und die grenzen zwischen "gut&boese" nicht so einfach zu ziehen.
Aktion Johannes Krisch: uralter Brauch
@gast
Kann es sein, dass wir hier eine Zeitstrophe, wie man sie bei einer Nestroy-Aufführung mit Fug und Recht erwarten darf, etwas sehr hoch hängen? Krisch hat nicht auf einen am Boden Liegenden eingetreten (wieso liegt Herr Hartmann überhaupt am Boden, ist er nicht der Intendant des Burgtheaters?), er hat seinen Beruf ausgeübt und dabei, wie es uralter Brauch ist, eine satirische, mit einer kabarettistischen Einlage vergleichbare Zeitstrophe gedichtet, die aktuelle Missstände mit einbezieht. Da muss man weder von Zivilcourage noch von Selbstgerechtigkeit sprechen.
Aktion Johannes Krisch: unpassendes Bild
@ gast: Hartmann liegt sicher nicht am Boden. Das ist absolut unpassendes Sprachbild.
Aktion Johannes Krisch: dämlich
Das ein unkündbarer Burgschauspieler gerade auf- und durchdreht , zufälligerweise ein Mitarbeiter des ORF in der besagten Vorstellung sitzt und genauso zufällig ( und unerlaubt ) auf einem Aufnahmegerät alles aufzeichnet, ist in der Tat weder zivilcouragiert noch selbstgerecht , sondern einfach nur mindestens so dämlich und peinlich , wie vieles , was gerade in den Medien über den sicher alteingesessenen und komplizierten Fall der Finanzen im Burgtheater geäussert wird.
Aktion Johannes Krisch: letzte Funktion aus der k.u.k.-Zeit
(...) Zu Nestroys Zeiten gabs wenigstens noch den Kaiser und die Zensur gegen die man ansingen konnte. Dafür gibt es heute den Burgtheater Direktor - sozusagen die letzte Funktion aus der K & K - Zeit der im Wiener Volksmund sozusagen "absolute Macht" zugeschrieben wird.
Aktion Johannes Krisch: Originaltext von Krischs Zeitstrophe
Hier mal der Originaltext,keine große Lyrik, aber für ein improvisiertes Couple ganz in Ordnung:"Bei uns im Theater hängt jetzt der Haussegen schief, wegen dolosen Geschäften und sonstigen Miefs. Der Holding-Chef taub, der Aufsichtsrat blind, der Direktor ein Künstler: ,Ich inszenier' noch mal g'schwind . . .‘ Sie hom alle was g'wusst! Und des lasst ma ka Ruah! Na, da hab' ich schon g'nua, na, da hab ich schon g'nua!"
Keineswegs so dämlich und peinlich wie Wiener meint und unkündbar sind mindestens weitere hundert Burgschauspieler die in typisch österreichischer Art untertänigst schweigen,bis auf ganz wenige Ausnahmen.
Aktion Johannes Krisch: nicht viel Mut
wenn man sich des beifalls des publikums sicher ist und rueckenwind von den medien bekommt und zudem auch noch unkuendbar ist (wusste es vorher nicht), dann gehoert nicht viel mut zu so einer aktion.
Aktion Johannes Krisch: Prüfbericht abwarten
Es ist fast niemand mehr unkündbar .
Dafür hat Peymann seinerzeit schon gesorgt.
Und wenn Sie diesen Text "ganz in Ordnung" finden- geschenkt !
Mir gehen nur die weitgehend sich durch die Presse stammelnden Kulturschaffenden aller Disziplinen mächtig auf den Zeiger.
Sollen sie doch wenigstens einen Prüfungsbericht abwarten , bevor wieder alle in Aktionismus verfallen.
Aktion Johannes Krisch: hart erarbeitet
zu 9.
Einem Schauspieler vorzuwerfen, daß er unkündbar ist, wenn er in künstlerischer Weise seine Meinung sagt, wie es "Wiener" macht,das ist allzu billig und absolut kein Argument. Die Unkündbarkeit dieses Schauspielers ist hart erarbeitet und wird am Burgtheater erst nach 18 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit zur Burg erreicht. Ein "Wiener" sollte das eigentlich wissen!
Aktion Johannes Krisch: Vorgeschmack Prüfung
ad 13, Hier ein kleiner Vorgeschmack auf den Prüfbericht:

http://diepresse.com/home/kultur/news/1567884/Burgtheater_Das-sagt-einem-doch-der-Hausverstand?direct=1567887&_vl_backlink=/home/kultur/news/1567887/index.do&selChannel=134

Jetzt wirds ein wenig eng für Springer/Hartmann von wegen nichts gemerkt,doloses System etc.
Aktion Johannes Krisch: Linkhinweis
http://www.diepresse.com/home/kultur/news/1567884/index.do
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