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Deutsches Schauspielhaus Hamburg: die nächste Runde
Guter Polizist und böser Polizist
Hamburg, 2. November 2010. Wie das Deutsche Schauspielhaus mitteilt, gibt es erhebliche Unstimmigkeiten zwischen dem Hamburger Senat und der Führung des Schauspielhauses über die Ergebnisse des Kulturgipfels vom letzten Mittwoch.
Noch nach dem Krisengipfel hatte Bürgermeister Christoph Ahlhaus erklärt, ob ab dem Jahr 2013 die gesamte, zuvor vom Senat beschlossene Kürzung des Schauspielhaus-Etats von 1,22 Millionen Euro wirksam würde, hänge von Verhandlungen mit "strahlkräftigen" Kandidaten über die Intendanz der größten Schauspielbühne des Landes ab.
Nun aber ließ der Senat verbreiten, dass nach den Kürzungen von 600.000 Euro im kommenden Jahr und 900.000 Euro in 2012, ab 2013 der volle Kürzungsbetrag von 1,22 Millionen Euro erhoben werde. Die Altschulden würden zunächst gestundet.
Verwaltungschef Jack Kurfess hatte den Etatkürzungen in den beiden kommenden Jahre nur unter der Bedingung zugestimmt, dass, wie versprochen, die Altschulden (sie sind etwas niedriger als die in zwei Jahren zu erbringenden 1,5 Millionen Euro) abgelöst und ab 2013 keine Kürzungen der jetzigen Etathöhe mehr zu tragen sein würden. Durch das eingesparte Intendantengehalt und den Auszug aus dem renovierungsbedürftigen Großen Haus ließe sich, so die Aussage von Kurfess, der Spielbetrieb auf den von Schließung bedrohten kleinen Spielstätten auch mit gemindertem Etat aufrecht erhalten.
Auch bei einem Krisengespräch am Montag konnten die "Unstimmigkeiten" offenbar nicht ausgeräumt werden, wie die Tageszeitung Die Welt (2.11.2010) mitteilt.
Anmerkung:
Es sieht also ganz danach aus, als spiele der Senat mit dem Schauspielhaus böser Polizist (Kultursenator Reinhard Stuth) und guter Polizist (Bürgermeister Christoph Ahlhaus). Jedenfalls erwecken die Senatsvertreter nicht den Eindruck, als könne man sich auf gegebene Zusagen unbesehen verlassen. Diese Vorgehenweise wird gewisslich nicht dazu beitragen, dass sich die "strahlkräftigen" Kandidaten für die Intendanz des Deutschen Schauspielhauses vor der Tür von Kulturenator Reinhard Stuth drängeln werden. Der aber, anders als von den Kollegen der Presse gemutmaßt, ist wohl noch längst nicht entmachtet und als Grüß-August kalt gestellt worden. Es steht zu befürchten, dass wir von Hüftschuss-Reini noch hören werden. Zumal er oder die von ihm geführte Kulturbehörde es sein wird, die einen neuen Intendanten für das Schauspielhaus berufen muss.
(Deutsches Schauspielhaus Hamburg/ jnm)
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Aus der Presseerklärung der Kulturbehörde zu den Ergebnissen des Kulturgipfels:
„Das Deutsche Schauspielhaus (DSH) wird den vollen Einsparbeitrag in Höhe von 1,22 Mio. € erst ab der Saison 2013/14 erbringen.“
Gleichzeitig sagte Pressesprecher der Kulturbehörde Karl-Olaf Petters mit Bezug auf die Aussagen von Bürgermeister Christoph Ahlhaus: "Es wird bei der Intendantensuche eine Neubewertung der Situation ab 2013 geben, das hat der Bürgermeister beim Runden Tisch deutlich gemacht."
Diese beiden Äußerungen stehen nicht nur im Widerspruch zueinander, sondern auch zu den tatsächlichen Ergebnissen des Kulturgipfels!
Wir wissen:
Auf dem Kulturgipfel ist entgegen den Behauptungen der Presseerklärung der Kulturbehörde folgendes vereinbart worden:
Das Schauspielhaus erbringt einen einmaligen „Konsolidierungsbeitrag“ von insgesamt 1,5 Millionen Euro in zwei Jahren (600.000 in 2011, 900.000 in 2012).
Gleichzeitig werden Schulden in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro erlassen.
Daraus ergibt sich ein realer Einsparbetrag von 300.000 Euro über zwei Jahre, oder 150.000 Euro pro Jahr.
Dieser „Konsolidierungsbetrag“ ist nur wegen des Schuldenerlasses für uns diskutabel.
Unser Haus ist bereits jetzt deutlich unterfinanziert, wie nicht nur unabhängige Gutachter festgestellt haben!
Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass jegliche Kürzung im Kulturhaushalt - gerade in Krisenzeiten - falsch, kontraproduktiv und kurzsichtig ist!
Wir sind dennoch bereit, diesen Beitrag zu leisten, obwohl diese Einsparungen schon jetzt zu erheblichen künstlerischen Einbußen führen, wie die Streichung von Inszenierungen und Absagen an Regisseure und Gäste!
Jede weitere finanzielle Kürzung ist für uns vollkommen inakzeptabel, und wir werden uns immer und mit allen Mitteln dagegen wehren!
Weshalb steht in der Pressemitteilung der Kulturbehörde nicht die Wahrheit über das Verhandlungsergebnis?
Welchen Zusagen der Politik können wir in Zukunft trauen?
Was das Altonaer Museum betrifft, hat sich die Politik keinen Schritt bewegt, im Gegenteil. Die verheerende Sparauflage von 3,5 Millionen Euro bleibt nicht nur bestehen, sondern droht, sich durch die Umwälzung auf die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) noch verheerender auszuwirken!
Die letzten Wochen haben etwas deutlich gemacht:
Die Hamburger Kulturpolitik unter Schwarz-Grün schlägt sich auf die Seite der Finanzen, nicht auf die der Kultur!
Der Kultursenator ist eine Gefahr für Hamburgs Identität als Kulturmetropole!
Wir fordern den sofortigen Rücktritt des Kultursenators, dessen Inkompetenz er selbst eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, und die von lokaler und überregionaler Presse seit Wochen ausführlich gewürdigt wird.
Der Imageschaden, den dieser Senat der Freien und Hansestadt Hamburg in den letzten Wochen zugefügt hat, ist schon jetzt beträchtlich!
Deshalb:
WACHSAM BLEIBEN!
KULTURELLEN BESTAND SICHERN!
DEN KULTURKAHLSCHLAG DURCH EINEN INTERIMSSENAT VERHINDERN!!
Das Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg
Hamburg, den 03.11.2010
Also das Geld wäre irgendwie schon da. Würde gegebenenfalls dann woanders, aber auch im Kulturbereich gespart, frei nach dem Motto "Leistung muss sich wieder lohnen". Und wie bemisst sich das denn? Ist Karin Beier eine strahlkräftige Kandidatin für Hamburg, mit ihrer neuesten Kritik an den Kölner Stadtvätern ?
Man weiß es nicht mehr. Oder vielmehr, man zweifelt. Hinter all dem steckt doch wohl eher Ahlhaus und weniger Stuth, so ist zumindest mein Eindruck. Die schicken doch nur die kleinere Nummer Stuth vor als Mann für´s Grobe, als Drahtbesen sozusagen. - Wie wollen Baumbauer und Flimm da beraten ? Welche Kriterien legen sie nun an ?
Ja, das "Verwirrende" der Hamburger Signale hat zugenommen, und das
geht doch wohl auf Fahrlässigkeit zurück, oder ?
Wie gesagt, bleibt zu hoffen, daß diese ominöse, von zwei strahlkräftigen, wirklich ein blödes Wort (da möchte man wirklich anregen, Herrn Schirmer wieder "einzustellen", wenn er sich zu genüge "wegrationalisiert" hat (denn weitergemacht hätte er doch schon gerne: mit Rückendeckung - so habe ich das herausgelesen),
Intendanten vorzunehmende Beratung wirklich erst ansetzt, wie immer diese überhaupt in die Wege geleitet worden sein mag !
Wenn das so weiter läuft, bin ich am Ende doch noch für Claude-Oliver Rudolph, war noch nie in einem Rammsteinkonzert (und dann das erste gleich im Deutschen Schauspielhaus, wow).
Zwei Stimmen, zwei Berater: viele Köche- sie sollten an Strahlkräftigeres denken bei ihrem ersten gemeinsamen Kochversuchen als an Brei: den täten sie bekanntlich verderben..
Ja, 123 sagt es: damit würde ich zum Beispiel meine Probleme haben.
Die Finanzprobleme sind nicht wegzuleugnen: wenn dann aber im Grunde der Bewegungsspielraum durch blanke Personalpolitik abgesteckt wird bzw. scheint, so gibt es einen Begriff dafür:
Zynismus ! Davon abgesehen, daß ich auf Oberender an anderer Stelle auch schon kam: wenn eine Beratung ua. durch Herrn Flimm das zuwege brächte, wäre das auf andere Weise wohl auch überraschend...
Von jener Beratertätigkeit jedenfalls weder beim Frager Herrn Wille
noch bei Herrn Baumbauer eine Spur; dafür immerhin ein Bekenntnis
zum "besonderen Status" des Hauses seitens Baumbauers und eine Ab-
wehr des Thalia-Vergleiches (der nun schon ein paar Wochen nicht mehr kommentiert wurde ...), am wichtigsten wohl noch, daß Herr Baumbauer fest von einer Rücknahme der Sparvorschläge in der jetzigen Fassung, welche auch immer die jetzige sein mag ..., aus-
geht, weil "man" die Bude dann gleich schließen könne.
Wie gesagt, ich fand das recht mager ...