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Finanzielle Probleme am Hans Otto Theater Potsdam
"Nicht zufrieden" mit Eigeneinnahmen
Postdam, 2. Dezember 2010. Das von Tobias Wellemeyer geleitete Potsdamer Hans Otto Theater steckt offenbar in großen finanziellen Problemen. Wie die Potsdamer Neuesten Nachrichten mitteilen, sollen die Potsdamer Stadtverordneten am 8. Dezember über eine "überplanmäßige" Summe von 200 000 Euro entscheiden, die das Haus in diesem Jahr zusätzlich benötige: "Den Betrag habe die Geschäftsführung ermittelt, um die 'Zahlungsfähigkeit' im Dezember aufrechterhalten zu können.
In einer der städtischen Vorlage beigefügten Stellungnahme des Rechnungsprüfungsamts heißt es, dem Theater drohe zum 31. Dezember insgesamt sogar ein Jahresfehlbetrag von 273 000 Euro. In einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung des kommunalen Unternehmens im November sei dargestellt worden, dass 'kurzfristig eine Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit' drohe. Die Stadt müsse eine 200 000 Euro-Lücke abfedern, damit am HOT 'der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann', so das Rechnungsprüfungsamt. Und: Die Deckung der Rettungssumme erfolge aus 'ersparten Zinsaufwendungen aus Kassenkrediten'."
Wie die Zeitung weiter berichtet, habe das HOT nach eigenen Angaben 2010 rund 9,34 Millionen Euro Fördermittel von Stadt, Land Brandenburg und anderen Quellen erhalten. Als Grund für die finanzielle Schieflage führt die Stadtverwaltung sinkende Erträge aus dem Eintrittskartenverkauf an. Die Erlöse hätten 2008 bei rund 1,84 Millionen Euro gelegen, 2009 bei rund 1,37 Millionen Euro – 2010 würden sie wohl nur noch 1,11 Millionen betragen: Schon im November habe der seit 2009 amtierende Intendant Tobias Wellemeyer eingeräumt, mit den Eigeneinnahmen 'nicht zufrieden' zu sein.
(PNN / geka)
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Die Begriffe Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung sind zunächst einmal juristische Begriffe.
Eine juristische Person (in diesem Fall das Hans Otto Theater) muss diese anzeigen, weil sie sich andernfalls strafbar machen würde. Das ist, wenn man die Zahlen genauer betrachtet, aber kein sonderlich dramatischer Vorgang.
1. Jahresfehlbetrag
Der genannte Jahresfehlbetrag von 273.000 Euro kann viele Ursachen haben, z.B. Tarifsteigerungen, Steigerung der Energiekosten bei gleichzeitiger Nichtsteigerung der öffentlichen Förderungen (Stadt, Land, usw.). Mit diesen Problemen haben alle Theater in Deutschland zu kämpfen und stehen immer wieder vor der Entscheidung, entweder weniger Theater anzubieten oder das Budget zu überziehen.
Bei einem Gesamtetat des Hans Otto Theaters von ca. 10.44 Millionen Euro (Förderung + Eigeneinnahmen) entsprechen 273.000 Euro Fehlbetrag ca. 2,6% des Gesamtetats.
Vergleicht man das einmal mit einer Privatperson, grenzt die Aufregung, die mit solchen Meldungen geschürt wird, an Lächerlichkeit:
Ein junger Schauspieler ist nach NV-Bühne mit der Mindestgage angestellt und erhält ca. 900,- Nettogage im Monat. Er ist, weil er eine Betriebskostenachzahlung an seinen Vermieter leisten musste mit, 2,6% seines Jahresnettobudgets (11.700 Euro) verschuldet. Er hat zum Glück einen Dispokredit bei seiner Bank. Sein aktueller Kontostand beträgt am 31.12.2010 exakt -304,20 Euro. Seine Einnahmen für das Jahr 2011 werden wieder bei 11.700 Euro liegen. Muss unser junger Kollege nun Insolvenz anmelden?
In den letzten 2 Jahrzehnten wurden zahlreiche Stadttheater in GmbHs umgewandelt, also vom städtischen Unternehmen in eigenständige Tochtergesellschaften. Dies bietet Vorteile, z.B. der relativ größeren Freiheit der Geschäftsführung eines Theaters mit seinem Budget, ohne beständige Rücksprache mit der Stadt, hantieren zu können (im Gegensatz zum kämmeralistischen System).
Offenbar hatte aber niemand bedacht, dass ein Theater als GmbH auch dem Insolvenzrecht unterliegt. Als 2005 das Bremer Theater als erstes Theater (übrigens wegen ähnlicher marginaler „Überschuldung“) von der Insolvenz bedroht war, ging das wie ein Schock durch die Theaterlandschaft. Seither wird mit den Schlagworten Überschuldung, Zahlungsunfähigkeit, Insolvenz stetiger Druck der öffentlichen Hand auf die Theater GmbHs ausgeübt, was letztendlich immer wieder zu Kürzungen, Fusionen, Schließungen geführt hat.
2. Zuschauerzahlen und Eigeneinnahmen des Hans Otto Theaters
Hier einige Zahlen, die jeder öffentlich einsehen kann
2004
Auslastung: 78%
Einspielergebnis: 8,8%
Besucher: 80.187
2007
Auslastung: 84 %
Einspielergebnis: 16,2 %
Besucher: 157.191
2010 (aus den veröffentlichen Zahlen geschätzt)
Auslastung: nicht zu schätzen, da sie mit der angebotenen Platzzahl der jeweiligen Spielstätte ins Verhältnis zu setzen ist
Einspielergebnis: ca. 10,6%
Besucher: ca. 95.000
Die Steigerung zwischen 2004 und 2007 wurde durch die erfolgreiche Arbeit unter der Intendanz von Uwe Eric Laufenberg erzielt. Allerdings muss man wissen, dass auch dies einen langen Atem brauchte. In der ersten Spielzeit Laufenbergs 2004/2005 gab es keine merkliche Steigerung in absoluten Zahlen von Zuschauerzahlen, Eigeneinnahmen, Einspielergebnis. Diese entwickelte sich erst sukzessive über die folgenden Spielzeiten bis 2009.
Zwar sind unter der Intendanz Wellemeyer die Zahlen zunächst zurückgegangen, liegen aber immer noch über dem Niveau von 2004. Bestimmte Zuschauergruppen, die das Potsdamer Theater zwischen 2004 und 2009 frequentierten, auch aufgrund seines u.a. auf Events ausgerichteten Spielplans, kommen nun möglicherweise zunächst nicht mehr.
Aber Neues braucht auch Zeit, gerade in Potsdam. Geben wir dem neuen Team und Ensemble eine Chance! Vor allem sollten wir wachsam bleiben: Derartige Sensationsmeldungen wie im Artikel der PNN wurden und werden all zu oft gegen das Überleben unserer Theater verwendet!
für wenn mag herr w. denn theater machen
in welcher zeiteinheit misst man "etablieren"
3 1halb zeiteinheiten in jahren sind es ja noch
1,84 millionen zu 1,37 millionen zu 1,11 millionen ist in zuschauereinheiten wieviel
vielleicht wurden ja aus einem missverständiss unserer zeit heraus die kartenpreise gesenkt
um 39,674 prozent zum beispiel das würde doch mal was über die verkäuflichkeit von kunst aussagen
Beunruhigt mich schon, fast täglich zu lesen, dass irgendwo wieder ein Theater in schieflage geraten ist und/oder geschlossen werden soll.
Die Krise des Stadttheaters wird größer. Langsam sollte man kreativ dagegen steuern. Ich hoffe Herrn Wellemeyer gelingt das. Aber das Gebäude des Hans-Otto-Theaters ist ja sowieso mit Bedacht als Mehrzweckhalle gebaut worden.
Zusätzlich bleibt ja auch zu bedenken, dass die finanzielle Situation der Privathaushalte sich in den letzten Jahren nicht gerade verbessert hat, manch einer kann sich vielleicht einen Theaterbesuch nicht mehr leisten, und da viele Theater auf stagnierende Subventionen damit reagieren, die Kartenpreise anzuheben, wird der Theaterbesuch eben zu einer besonderen Geldausgabe, die man sich für besondere Anlässe aufhebt.
Außerdem findet inzwischen ein Generationswechsel der Zuschauer statt. Nun sind die potentiellen Theaterbesucher eben die Generation, bei denen man oftmals versäumt hat, ihnen das Theater als einen festen Bestandteil der Freizeitgestaltung ans Herz zu legen.
Das ist erschreckend. Immer häufiger muss ich lesen, wie die deutschen Theater vor der Pleite stehen, und das zieht sich durch alle Bundesländer. Aus Thüringen kamen die erschrcekendsten Meldungen, dagegen ist das Defizit Potsdams gering.
Nun blase auch ich ins Horn all derer, die ein Umdenken fordern im Umgang mit der Kulturpolitik, der Finanzierung der Theater- und Orchesterlandschaft. Ich will nicht weiter dem langsamen Absterben der einzigartigen Stadttheaterkultur zusehen, die ein Grundstein der Bildung darstellt. Diese Theater werden doch eben auch gerade deshalb subventioniert, damit sie nicht gefällig sein müssen, sondern uns Zuschauern etwas präsentieren, an dem wir anecken, über das wir diskutieren können. Nur Theater zu machen, was der Masse gefällt, das ist ein ebensolches Horrorszenario wie die Schließungen für mich.
und das ist nur ein beispiel. weiter geht es, wenn man sich den spielplan in kombination mit der künstlerischen besetzung anschaut. im gros werkelt da die alte magdeburger mannschaft mit ein bisschen lokalen einlassungen. was in magdeburg funktioniert hat, kann aber in potsdam nicht gehen. in magdeburg ist das theater fast schon ein monopolist und damit ein sammelbecken für alle, die in dieser stadt u. umgebung der intellektuellen tristesse entfliehen wollen, in potsdam gibt es zwar nur ein theater, aber auch den regionalexpress nach berlin.
"weiter so" ist kein rezept für krisen und in einer solchen ist das theater in potsdam und wenn es noch nicht die grösste krise ist, dann ist das gut, weil es nicht gleich das ende ist, aber es ist auch ein warnschuss und solche gab es auch schon in der letzten spielzeit in form von heftigem zuschaerschwund und sehr unzufriedenen künstlern am haus.
verkorkste erste spielzeiten kommen vor, sind aber alles andere als normal, eine fehleinschätzung des jeweiligen publikums gibt es immer wieder, ist aber keine ausweis für kompetenz, schlechte inszenierungen, die publikum und presse gleichermaßen negativ kritisieren, sind theateralltag und genauso normal wie gute arbeiten, aber sie sind kein grund für gute laune und das durchwinken eines intendanten, der bis heute nix weiter macht, als die probleme abzuwarten.
wenn man dem potsdammer theater was gutes tun will, dann sollte man darauf drängen, dass die verantwortlichen sich dem kern des dilemmas zuwenden müssen und das ist die chronischen unterfinanzierung des hauses insgesamnt und anderseits eine falschen theaterstuktur, die vom aufbau des hauses bis hinein in die spielplangestaltung reicht. es geht also darum, die stadt potsdam zu einem inhaltlichen und finanziellen bekenntnissen zu zwingen, aber auch darum, den intendanten und regisseur wellemeyer voneinander zu trennen und ersteren dazu zu bringen, theater als gesellschaftliches instrument innerhalb einer stadt zu begreifen und nicht nur als möglichkeit viel von dem zu inszenieren, was einen schon immer interessiert hat. theater hatte es in potsdam immer schon schwer, nun allerdings hat es nicht mal mehr viel zeit. los gehts!
Allerdings sehe ich es als nicht notwendig an, dem Theater noch mehr zuzuschießen. Was passiert mit größerer Finanzierung? Ich subventioniere die Tickets einer Klientel, die sich das und auch höhere Ticketpreise sowieso leisten kann. Wer in Potsdam wohnt, weiß, dass die "Gentrifizierung" dort in vollem Gange ist und kennt die typischen Theatergänger. Ich behaupte schlicht, dass die Anzahl der neuen Besucher, die durch niedrigere Ticketpreise in ein kommunales Theater gehen, verschwindend gering ist gegenüber dem etablierten Bildungsbürger. Doch der Bildungsbürger schreit gleich auf und definiert das Theater als ein Grundstein der Bildung. Doch er kann sich höher Preise lockr leisten. Die anderen Besucher sind schon längst vom Theater weg. Es ist eine Scheindebatte. Damit erledigt sich auch das Druckmittel der kommunalen Theater, immer wieder die Preise erhöhen zu müssen, wenn nicht gleichzeitig die Finanzausstattung steigt.
Meine Argumentation möchte ich allerdings nur auf das große Schauspiel beschränken. Kindertheater sei davon klar ausgenommen, denn Kindergärten und Schulklassen nutzen das Theaterangebot sehrwohl.
So wie "kt" kommentiert, wurde aber vielerorts versäumt eine neue Generation heranzuziehen. Die Entscheidung des Potsdamer Intendanten, die Spielstätte des Kinder und Jugendtheaters in das gesamte "Gesumm" (danke Olympe) zu integrieren zeigt Wirkung: In der Reithalle A hat man nun eine klinisch reine, unbequeme, megacoole Sitzlounge (...). Das Jugendtheater hatte früher starke Stücke und Eigenproduktionen, wo man Jugendliche durch Theaterarbeit als kritisches Publikum heranzog.
Inzwischen wurde das Jugendtheater scheinbar ganz stark zusammengespart. Die Jugendlichen führen - wenn ich einen Blick in das alte Saisonheft werfe - nur noch Eigenproduktionen auf. Das ist billiger als "echte" Stücke. Von 6 angekündigten Stücken kamen laut Zeitungsartikeln 3 zur Aufführung. Ein großes Indiz mangelnder Unterstützung von oben. Von den Produktionen habe ich eine gesehen und das war auch das letzte mal. Die dramaturgische Begleitung muss gleich Null gewesen sein - auch wieder etwas gespart. Da wurden Jugendliche förmlich zur Schau gestellt. Es war peinlich, klatschen zu müssen. Der Presse war zu entnehmen, die Jugendliche waren ihre eigenen Spielleiter... So etwas der Öffentlichkeit, als Jugendarbeit zu verkauen, denen man die Chance gibt selber etwas zu machen und dafür dem Intendanten bzw. seiner Chefdramaturgin dankbar sein zu müssen etc... das ist oberdreist!!! Auch hier würde mehr Geld gar nichts ändern.
Stattdessen müssen vor allem im Hans-Otto-Theater grundsätzlich die Srukturen geändert werden. (...) Die Magdeburger Mannschaft steht nicht nur auf der Bühne, selbst intern wurden die ganzen Schaltstellen mit seiner alten Mannschaft besetzt. Der Blick in das Saisonheft belegt es. Die Kenntnis des Potsdamer Publikums bzw. Marktes ist völlig über Bord gegangen. Man macht ja Kunst und da benötigt man diese Kenntnis nicht. (...)
übrigens: die zuschauerschar des hot speist sich leider kaum aus dem zugezogenen geldadel, der sich nach wie vor eher gen berlin orietiert, sondern im wesentlichen aus "altpotsdamern" der mittleren bis unteren mittelschicht und - eben - schulen. erhöhungen der eintrittsgelder sind da problematisch, weil auch da das geld nicht mehr locker sitzt und: was kaum einer weiss: schauspielanfänger arbeiten - tariflich! - für ca, 900 bis 1000 € pro monat, die margen nach oben sind absehbar. der weg zur bank führt definitiv nicht über das theater - das sage nicht ich, das sagt george tabori und ein wenig muss das einer wissen, der bis ins hohe alter hinein "dazuverdienen musste", wie er sagte, wenn er wieder ein stück veröffentlicht hat (die regie alleine hat es halt nur mäßig gebracht).
im übrigen war wellemeyer in magdeburg sehr erfolgreich und ich kann nicht erkennen welche katastrophalen zeichen auf den hier gelegentlich beschworenen untergang hindeuten.
seine hier genannten vorgänger haben jedenfalls durch die bank eher weniger profiliertes theater gemacht.
Herzlich Martin Weber
@martin weber: das junge hans otto theater ist abgewickelt worden. es gibt am hot keine eigenständige sparte mehr, die sich um kinder- und jugendtheater kümmert, d.h. keine eigenes ensemble mehr, kein eigenes budget, keinen verbrieften ort, der den kindern und jugendlichen auch über aufführungen hinaus zur verfügung stünde und auch keine eigene struktur mehr, die kompetent besetzt, über spielzeiten hinaus langfristig die interessen von kultureller/ästhetischer bildung, das unterhaltungsbedürfnis von kindern und jugendlichen und denen des theaters nach publikumspfege und -rekrutierung über verpflichtende schulveranstaltungen hinaus, zusammenbringen kann. das junge hot wurde mit amtsantritt von herrn wellemeyer aufgelöst. das war der vorgang, der in allen entsprechenden medien auch so dargestellt war. und auch dr. taube, der chef des kinder- und jugendtheaterzentrums der bundesrepublik deutschland hat darüber geschrieben und war in potsdam vor ort. natürlich gibt es am hot stücke für kinder und jugendliche, aber es gibt keine kinder- und jugendtheater mehr. den unterschied habe ich oben versucht darzustellen. wem es genügt, daß was für junge leute auf der bühne passiert kann sich ja mal zum spaß vorstellen, wie es umgekehrt wäre: es gibt ein theater für kinder und jugendliche und die machen auch ein paar stücke im jahr für erwachsene mit. eigentlich eine reizvolle vorstellung:-).
außerdem: schön, dass "der turm" gut gelungen ist, vor allem nicht nur für einzelne, sondern endlich mal eine inszenierung ist, die es im kreuz hat ein grösseres publikum darauf zu einen. und darum geht es doch, wenn wir über erfolreiche oder problematische arbeit am hot reden. es kann einem theater doch nicht reichen, dass einzelne mehr oder wenig trotzig das verteidigen, was eine zahlenstarke publikumsgruppe einfach nicht guttieren will und andere auf jeden fall nicht dazu bringt, ins theater zu gehen. die relavanz eines theaters und die intensität seiner nutzung von einem publikum hängen durchaus voneinander ab.
Würde man seinen eigenen subjektiven Eindruck zu den Stücken äußern, dann wird eben, wenn ich mir Ihre und "Martin Weber"s Kommentare zu anderen Stücken ansehe - was Ihr gutes Recht ist - das Gegenteil behauptet. Es ist genauso einfach aus der sicheren Distanz Stücke zu loben. Wer am lautesten schreit/im Forum am meisten schreibt hat nicht automatisch recht.
Es gibt geglückte Vorstellungen, ja. Doch leider sprechen die Publikumszahlen über das Jahr das Urteil. Man schaffte es nicht, in absoluten Zahlen neue Zuschauer ins Theater zu holen bzw. den allgemeinen Trend abzuschwächen. Leider geschah das Gegenteil.
Ich hoffe, dass auch die Produktionen nach "Der Turm" von der Allgemeinheit so positiv aufgenommen werden. Doch bleibt es dabei, dass erfolgreiche Strukturen ohne Not und anfangs auch, ja hier behaupte ich etwas, ohne Kenntnis des Potsdamer Kulturbedürfnisses abgebaut wurden.
ich kann sehr gut verstehen das dies ein sich einlassen auf eine andere herangehensweise erschwert.
ich verstehe auch die kränkung wenn man die eigene gute arbeit abqualifiziert und durch andere abläufe sichtweisen versuche ersetzt findet.
dennoch geschiet derlei bei jedem intendantenwechsel.
und bilanz gezogen wird meist am schluss gell.
bisschen verständnis und geduld für neues wäre schön :-)
Selbst wenn, so bliebe meine Argumentation bestehen und es sei mir so oder so erlaubt, meine Ansicht, das strukturelle Fehler vorliegen, zu schildern und mit Ihnen zusammen hier Kommentare abzugeben und zu debattieren.
Insofern bin ich nicht durch die neue Herangehensweise Herrn Wellemeyers gekränkt und habe auch vorher keine irgendwie-geartete Arbeit am HOT abgeliefert. Ich empfinde manche Dinge eben als ärgerlich.
Bilanz wird am Schluss gezogen und fortlaufend, denn es gibt den städtischen Haushalt. Dabei muss bei kommunaler Trägerschaft eine laufende Evaluation vorgenommen werden. Diesem Einzug des Managerialismus kann man sich leider nicht verwehren.
Ich freue mich, dass die Stadt Potsdam laut Presse die finanzielle Lücke schließt und dass die Fördermittel des Landes nächstes Jahr steigen sollen.
2.) warum sollte ich hier einzelne theaterabende besprechen? der hier stattfindende austausch findet auf grund einer meldung statt, die von "kurzfristiger überschuldung und zahlungsunfähigkeit", sowie über einnahmerückgang aus eintrittsgeldern spricht. was daraus logischerweise folgert ist eine diskussion über die struktur einer institution (danke o.s.). dass inhalte teil der struktur sind, ist klar, dass strukturen aber auch trotz vertretbarer inhaltlicher/künstlerischer arbeit genau denselben schaden können, soll es auch schon gegeben haben - im moment gibt es viele beispiele dafür in der deutschen theaterlandschaft. nicht alle theater, die gerade wirtschaftlich und grundsätzlich in frage stehen, tun das, weil sie schlechte stücke spielen. es reicht schon, wenn es nicht gelingt, die zuschauer damit zu erreichen - die gründe dafür sind dann halt strukturell. wenn ihnen eine solche debatte keinen spaß macht, tut mir das leid, ist aber wirklich nicht mein problem.
3. " ... eitle ignoranz der theaterleitung ..." steht da, nicht "... des intendanten ..." . es ist schon ein unterschied, ob man von einer funktion innerhalb einer institution spricht, die noch dazu von mehreren personalien ausgefüllt wird, oder von einem menschen, den man auch noch persönlich anspricht. das habe ich nicht getan, woher also rührt die aufregung? ist es so schlimm, wenn man mit etwas, was ihnen offenbar richtig gut gefällt, nicht einverstanden ist? (strukturell, wie gesagt, um missverständnissen vorzubeugen).
ansonsten halte ich es mit adorno: "es gibt kein richtiges im falschen". vielleicht ein schönes, vielleicht ein unterhaltsames, aber ein richtiges? im falschen? eher nicht, auch nicht am hot - leider.
Aber gibt es eventuell keine stichhaltigen Beispiele für manch hochtrabende und emotional aufgeladene These?
hinterher fragt keiner mehr nach dem wie sondern es stehen zahlen im vordergrund
das ist die eigentliche tragödie der "sache"
"gentrifizierung" ist hier in jeglicher form falsch
"gentrifizierung" beschreibt einen völlig anderen vorgang
würde "gentrifizierung" stattfinden wäre das haus ja voll und man müßte anbauen oder den nachbarbau okupieren bei der von den aktiven HOTlern hier im forum beschriebenen(16. christian nakajew) kunstqualität
ich verstehe nicht das grundsätzlich eine verteidigungshaltung eingenommen und dann schlecht zitierend zum angriff geblasen wird
kompetenz und überheblichkeit passen einfach nicht zusammen
mir ist schlecht