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Gutachten zur NS-Vergangenheit von Hans Robert Jauß liegt vor
Theaterfiktion und Realität
Konstanz, 22. Mai 2015. Der Konstanzer Romanist Hans Robert Jauß (1921 bis 1997) war für NS-Kriegsverbrechen mitverantwortlich. Das geht aus einem Gutachten hervor, das der Historiker Jens Westemeier am Dienstag im Audimax der Universität Konstanz vorstellte und das auch online einsehbar ist. Die öffentliche Diskussion um die Vergangenheit des renommierten Literaturwissenschaftlers, der u.a. die "Rezeptionsästhetik" mit durchgesetzt hatte, wurde durch das Stück "Die Liste der Unerwünschten" von Rechtsanwalt, Dramatiker und nachtkritik.de-Autor Gerd Zahner angefacht, das im vergangenen November aufgeführt wurde.
Zahners zentraler Vorwurf, Jauß habe an der Aussonderung von "unerwünschten" SS-Freiwilligen teilgenommen, die sodann ins KZ Stutthof gebracht wurden, habe zwar nicht nachgewiesen werden können, berichten nun übereinstimmend die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Süddeutsche Zeitung. Allerdings sei Jauß "als SS-Mann von der ersten bis zur letzten Stunde ein überzeugter Weltanschauungskrieger" gewesen, formuliert es Volker Breidecker in der SZ. In Kroatien habe Jauß Einsatztrupps und eine ganze Kompanie im Zuge der sogenannten "Banden-" und "Partisanenbekämpfung" befehligt. "Dabei kam es zu Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung durch das Bataillon, zu dem die von Jauß befehligte Kompanie gehörte. Das Ausmaß der Grausamkeiten wurde sogar von den verbündeten Ustascha-Milizen und von höheren Wehrmachtsoffizieren beklagt. Für diese Kriegsverbrechen war Jauß mitverantwortlich."
Die Universität Konstanz hat öffentliche Diskussionen über die "zwei unterschiedlichen Karrieren" von Jauß angekündigt.
(SZ / FAZ / geka)
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