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Intendant Sewan Latchinian legt Ämter im Deutschen Bühnenverein nieder
Interessens-Kollisionen
Berlin, 20. Januar 2014. Auf der Sitzung der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins in München hat Sewan Latchinian, Intendant der Neuen Bühne Senftenberg und designierter Intendant des Rostocker Volkstheaters, sein Amt als stellvertretender Vorsitzender der Intendantengruppe zur Verfügung gestellt, ebenso seine Funktionen im Verwaltungsrat, im Künstlerischen Ausschuss sowie im Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins. Grund sei der Konflikt der mangelnden Interessenvertretung des Volkstheaters Rostock durch den Deutschen Bühnenverein, teilt die Pressestelle des Senftenberger Theaters mit.
Im Zusammenhang mit dem Tarifabschluss für die Orchester, der eine Gehalts-Steigerung um 8,9 Prozent vorsah, war das Volkstheater Rostock im vergangenen Jahr rechtswirksam aus dem Deutschen Bühnenverein ausgetreten.
Latchinian begründete seinen Schritt wie folgt: "Wenn die Mitgliedschaft eines Theaters im Bühnenverein die Existenz des Theaters gefährdet, führt sich ein Arbeitgeberverband als Interessenvertretung der Theater selbst ad absurdum. Da aus sozialer und künstlerischer Verantwortung für alle Mitarbeiter meines künftigen Theaters nur der Austritt aus dem Bühnenverein blieb, um die Insolvenz des Volkstheaters abzuwenden, halte ich momentan auch meine Arbeit in den Ämtern und Funktionen des Bühnenvereins für sinnlos. Nicht eingehaltene Verabredungen sowie das Fehlen von Selbstkritik und Kritikfähigkeit seitens des Bühnenvereins bestärken mich in der Richtigkeit und Konsequenz meines Handelns."
Weiter heißt es, es müsse intensiv darüber diskutiert werden, ob die automatische Kopplung der Tarifsteigerungen für die Theater und Orchester an die Dynamisierungen des öffentlichen Dienstes noch zeitgemäß sei. Dies sei zwar wünschenswert, aber eben oft nicht mehr realisierbar.
(sik)
Mehr zur prekären Rostocker Situation:
Meldung vom 5. Dezember 2013: Volkstheater Rostock verläßt den Deutschen Bühnenverein
Meldung vom 28. Oktober 2013: Erneut weniger Geld für das Rostocker Volkstheater
Meldung vom 28. Mai 2013: Volkstheater Rostock schließt Theater am Stadthafen
Meldung vom 16. Mai 2013: Dreht sich der Wind in Rostock?
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Aber hier oben steht doch schwarz auf weiß: aus sozialer und künstlerischer Verantwortung für alle Mitarbeiter ...
Wer das eigene Interessen nennt, hat recht, aber ist nicht fair.
allerdings ist dieser rücktritt auch schade für den bühnenverein, da fehlt jetzt ein kämpfer für die schwachen und auch für den osten.
und vor allem ist doch das rostocker volkstheater ersteinmal vor der insolvenz gerettet, durch den von latchinian mitgetragenen austritt aus dem bühnenverein. das ist es doch was wirklich zählt.
Geld genug ist ja da, privat wie öffentlich- man denke nur an die "Bankenrettung" oder daran wie viele Millionen € in Auktionshäusern die Besitzer wechseln, aber Theaterangestellte sollen Sklavengleich mit weniger als dem Nötigen auskommen und jederzeit zur Verfügung stehen. Herr Latchinian hat mit der Empfehlung an das Rostocker Volkstheater aus dem DB auszutreten und seinem eigenen Rückzug der Theaterwelt in Deutschland einen Bärendienst erwiesen.
Konsequent ist dieser Schritt auch nicht, denn dann hätte dies schon vor Monaten geschehen müssen. Immer wieder die durch nichts begründete Phrase anzubringen, dass die Kunst (?) nicht unter den Tarifverträgen leiden dürfe, ist, offengestanden, platt. Letztlich geht es natürlich um die eigenen Interessen, ja auch die der Mitarbeiter, aber nur so lange sie bereit sind, das prestigeträchtige Epos "Die Theaterrettung durch S.L." mitzuspielen. Das findet Anne intelligent. Paul findet's respektabel und ein Mitglied war sogar bei der Erklärung dabei und findet's glaubwürdig. Ich finde es durchschaubar, denn es geht bestimmt nicht darum, an den Strukturen etwas zu ändern, denn das hätte man am besten in diesen nun aufgegebenen Funktionen im BV machen können. Es geht ums eigene Überleben. Ach ja, und um das der Mitarbeiter. Und nicht zu vergessen: um die Kunst. Na dann.
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7991:sewan-latchinian-ab-2014-intendant-in-rostock&catid=126:meldungen-k&Itemid=1
Getretner Quark wird breit nicht stark. (J. W. Goethe )
Warum nicht?
man wird doch wohl leute besonders schätzen dürfen, oder? oder geht nur noch zynismus und runtergemache?
ich schätze latchinian auf mehreren ebenen seiner theaterarbeit, und er ist ja auch ein besonderes exemplar theatermacher, was schon allein die vielen threads um ihn ausdrücken.
sehr oft habe ich aber auch den eindruck, dass es ihm besonders schwer gemacht wird, z.b. auch durch ihre häme, dass latchinians forderung: kunst dürfe nicht unter tarifverträgen leiden, platt sei.
was ist daran platt, außer ihrer behauptung? wenn tarifverträge an einem theater nur erfüllt werden können, indem die kunstetats geschrumpft werden müssen oder indem künstler betriebsbedingt gekündigt werden, oder künstler mit einem hohen marktwert gar nicht erst kommen, oder aus geldmangel künstlerische prozesse verkürzt werden müssen, oder künstlerische risiken gar nicht mehr gewagt werden, aus hohen einnahmezwängen, dann ist doch der zusammenhang zwischen kunst und tarifverträgen klar verständlich. und dieses problem hat eben auch rostock, oder dessau, oder halle ...
Die Kommunene und das Land haben in den letzten beiden Jahren soviel Geld wie nie zuvor eingenommen. Der Lieblingssatz aus den Rathäusern bleibt dennoch: "Wir müssen alle sparen." Warum freiwillig diesen Widerspruch bestätigen? Lieber für eine arbeitsgerechte Bezahlung der Schauspieler kämpfen.
Keine Sorge, aber diesen Kampf kämpfen wir parallel zum Austritt. Und wir haben Bock drauf, wie schon mal geschrieben. Aber Danke, für den Tipp.
auch auf die gefahr hin, dass das ebenfalls plattgetretener Quark ist: wie vertragen sich die gehälter des intendanten (+-140.000,-) und des geschäftsführers (demnächst 110.000,-), also insgesamt ca. 350.000,- mit den bedürfnissen des hauses (etat: ca. 16 Mio, demnächst 12 Mio. bei ca. 300 beschäftigten)?
das besondere exemplar theatermacher S.L. bekommt, abgesehen davon, dass sie, anne, sich auffällig oft und einseitig zu wort melden, v.a. deshalb so viel kommentare, weil die entscheidungen, die durch ihn getroffen werden, selbstverständlich für viele relevant sind. und wenn ich sie richtig verstehe, empfehlen sie anderen theatern wie dessau und halle ebenfalls den austritt aus dem einzigen verbindlichen tarifpartner für viele arbeitnehmer und damit aus sämtlichen geltenden tarifverträgen. wenn ein angestellter dann mit ihnen (dem arbeitgeber) verhandelt, was kann er gegen die argumente schließung und/oder kunst noch anbringen?
Also verkürzt die Orchestermusiker kriegen weil die anderne nichts kriegen.Und in mit Inflationsrate heisst es man nimmt es den anderen weg damit die Orchestermusiker es kriegen.
Das ist die Solidarität die ihr beibehalten wollt ja?
Natürlich ich weiss schon die habt ihr euch verdient weil ihr so toll gewerkschaftlich kämpft.
In Wirklichkeit seid ihr einfach nur mehr als alle anderen und der Stärkste frisst halt die Kleineren.
Also darwinistische Solidarität?
Uns ist nicht ganz klar, ob Sie den Zusammenhang zwischen Kunst, KünstlerInnen und Tarifverträgen verstanden haben:
Man tritt aus dem Arbeitgeberverband aus, weil man den Beschäftigten weniger bezahlen will, als es der Tarifvertrag und Verhandlungen über Tarifanpassungen vorsehen. Man spart also an den KünstlerInnen und somit der Kunst. Nach so einem Schritt werden erst recht keine "künstler mit einem hohen marktwert" kommen, da man sich diese schon gar nicht mehr leisten kann/will. Es geht ja gerade darum, Personalkosten zu senken. 80 % der Kosten eines Theaters sind nun einmal Personalkosten. Durch Tarifverträge werden keine Kunstetats bedroht, sondern möglichst angemessene Arbeits- und Gehaltsbedingungen von KünstlerInnen geregelt, ohne die ein Kunstetat gar keinen Sinn machen würde. Und der Kunstetat (Sie meinen wahrscheinlich den Produktionsetat) ist im Vergleich zu den Personalkosten eher gering.
Und das Eingehen von künstlerischen Risiken hat nichts mit Tarifverträgen zu tun, sondern mit den Entscheidungen der künstlerisch Verantwortlichen und den Einnahmezwängen, die sich aus einer geringen Finanzierung und den Vorgaben der Rechtsträger (sprich der Politik) ergeben. Gerade in den Krisenzentren heißt die Vorgabe meistens "höhere Einnahmen" - was, wie Sie richtig anmerken, in der Regel weniger Risiko bedeutet.
Welche Dumpinggagen halten Sie denn für gerechtfertigt, damit genügend Künstler beschäftigt werden können, um Kunst zu machen? Sie plädieren also für die Rückkehr zum fahrenden Volk ohne Rechte?
Sie finden also, so wie Herr Latchinian, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst ruhig Tarifsteigerungen erhalten sollen, aber Theaterbeschäftigte ArbeitnehmerInnen zweiter Klasse sind, die so etwas nicht brauchen? Weil es nicht mehr zeitgemäß ist, als KünstlerIn genauso behandelt zu werden wie andere Berufsgruppen in diesem Land?
Aus Geldmangel werden künstlerische Prozesse beschränkt - ja. Genauso wie weniger KünstlerInnen beschäftigt werden, niedrigere Gagen gezahlt werden und das Theater als solches infrage gestellt wird. Warum fragen Sie sich nicht, woher der Geldmangel rührt, sondern nur, wie die Theaterschaffenden schlechter bezahlt werden können?
Sie tun gerade so, als sei eine tarifgerechte Bezahlung der Grund für die Probleme in Rostock, Dessau oder Halle. Da wollen wir doch mal bei den Tatsachen bleiben: Der Grund für die Probleme sind finanz- und kulturpolitische Entscheidungen der Rechtssträger. Den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ist die kulturelle Verödung ganzer Landstriche schlicht egal. Ihnen ist das Schicksal von Theaterschaffenden schlicht egal, die ja sowieso nach Berlin ziehen und dort Sozialleistungen beziehen, wenn sie entlassen und arbeitslos sind.
schon ihr erster satz drückt motiviertes lesen aus, also unbewußt mißverstehendes lesen
zitat: weil man keine tariferhöhungen zahlen will. w i l l ?
weil man keine tariferhöhungen zahlen kann. k a n n !
wieso begreifen sie diesen unterschied nicht!
Warum wurde dann der Weg über den Austritt gewählt?
Warum hat man keinen Antrag auf Verhandlung eines entsprechenden Haustarifvertrags gestellt, wie es vor allem in den neuen Bundesländern (leider) ständig geschieht?
http://www.spiegel.de/sport/fussball/buergerschaft-stimmt-hilfspaket-fuer-hansa-rostock-zu-a-832334.html
http://www.ndr.de/radiomv/audio180085.html
das hat latchinian in seiner mündlichen erklärung in münchen so begründet:
es wurde in rostock schon anderthalb jahre vergeblich ein haustarif verhandelt. jetzt hätte bis juli wieder verhandelt werden können, aber danach hätte der tarifabschluß automatisch gegriffen, das hätte die orchestergewerkschaft sicherlich erst recht auch noch ausgesessen - und zu latchinians intendanzeröffnung wäre das volkstheater insolvent gewesen.
also ich verstehe latchinian
finde ich einen sehr guten vorschlag. genau in eine solche richtung sollte unsere denke gehen, auch die des bühnenvereins und der gewerkschaften ...
Alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie das nichtkünstlerische Personal des Theaters erhalten die tariflichen Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes. Der Bühnenverein hat sich stets von einem Grundsatz leiten lassen: Diese Lohnerhöhungen müssen auch die am Theater angestellten Künstler bekommen, also Schauspieler, Sänger, Tänzer und Musiker, aber auch Dramaturgen, Inspizienten etc.. Ob das so sein soll, ist Gegenstand des Konfliktes um das Volkstheater Rostock. Der Bühnenverein kann diesen Grundsatz mit einer Änderung seiner Satzung aufgeben. Dann entscheidet jedes Theater (oder man sollte besser sagen: jede Stadt) selbst, ob die Künstler die oben genannten Lohnerhöhung bekommen. Die Frage ist also: Verbindliche Lohnerhöhungen für Künstler am Stadttheater: ja oder nein?
warum eigentlich nicht?
Falls tatsächlich Interesse an gerechten Verhältnissen von Seiten des Buehnenvereins besteht,warum bemueht sich dann niemand um einen einheitlichen Tarifvertrag fuer alle am Theater Beschäftigen.Das wäre doch wohl die solidarischste und Leistungsgemaesseste Lösung.
IST IHR ANGEBOT EINE PROVOKATION ODER ERNSTGEMEINT? WENN ERNSTGEMEINT, DANN SOLLTE DIE NÄCHSTE JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES BÜHNENVEREINS DIESE ÄNDERUNG BESCHLIEßEN. DANKE
das klingt gut, aber dafür müssten sich zunächst einmal ALLE beschäftigten von der arbeitnehmerseite gemeinsam organisieren.
das halte ich vorerst für illusorisch!
Ja, bitte. na endlich. das ist doch mal ein angebot. so sollten wirs machen. da sind ersteinmal alle theater in schwierigkeiten gerettet, und den reicheren theatern gehts doch sowieso gut.
Doch, alle künstlerischen MitarbeiterInnen erhalten die gleichen tariflichen Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes - auch die Solisten (jeweils entsprechend den Verhandlungsergebnissen der Tarifgebiete TVöD und TV-L des öffentlichen Dienstes). Für 2013 können Sie sich den entsprechenden "Dritten Tarifvertrag vom 24. April 2013
zur Durchführung des § 12a NV Bühne vom 15. Oktober 2002" hier durchlesen:
http://www.buehnengenossenschaft.de/recht/normalvertrag-buehne-recht
Und diese verbindliche Erhöhung ist auch richtig so.
Das Wurzel des Übels sind weder der Deutsche Bühnenverein, noch die Gewerkschaften! Es ist der Träger des Theaters Rostock, sprich die Kommune bzw. deren politischen Entscheidungsträger! Die gilt es an den Pranger zu stellen, niemand sonst!
EIN GEWISSER RESPEKT, ODER ETWAS MEHR BESCHEIDENHEIT WÄREN ANGEBRACHTER, HINSICHTLICH VERSUCH IN ROSTOCK, WAS ZU VERHINDERN, WAS ANDERNORTS NIEMAND VERHINDERN KONNTE.
IN ROSTOCK GAB ES IN DEN LETZTEN 25 JAHREN 11 INTENDANTEN, SOLL LATCHINIAN JETZT AUCH SAGEN, ER BRAUCH MEHR GELD, UND DANN GAR NICHT MAL ANTRETEN, WENN ER NICHT MEHR KRIEGT?
Das klingt zwar ziemlich drastisch und paranoid, aber darüber nachdenken könnte Sinn machen.
Was ist das über haupt für eine merkwürdig peinliche und feige, pubertäre Like oder Dislike-Kultur hier. Argumente zählen und werden im übrigen auch nicht besser, wenn man ganz oft seinen Daumen wund klickt. Der Bürgermeister hat bestimmt nicht lange über Latchinians Vorschlag nachdenken müssen. Der verspricht sich auch was davon. Mit dem Neubau hat dies aber auch gar nichts zu tun. Bitte ni HT so naiv sein.
das ist wirklich ertaunlich, wer hier jetzt alles mitdiskutiert und kleinlaut bei fremden, oder meistens auf kleinbürgerliche Art auch eigene Kommentare, mit "Gefällt mir (nicht)" anklickt.
Wer hätte das gedacht, dass sich mittlerweile fast alle Vertreter wie BV, GDBA, art but fair, Künstler, Arbeitgeber, Sew anne) in einem Thread treffen, um Meinungen, manchmal auch Parolen auszutauschen. Das ist ein Anfang! Zwar etwas ungewöhnlich, verstohlen und wenig erwachsen, aber so werden zumindest manche bisher verborgene Karten offengelegt.
Die Forderung, dass sich die Stadt auch mal zu Wort meldet und ihre eigentlichen Interessen kundtut(ausser die bezgl. des Neubaus, der seit vierzig Jahren das für sie einzig relevante Thema ist, wenn es ums Theater geht), ist verständlich, auch wenn das hier wohl das letzte Medium ist, in dem sie dies zu tun wagt. 1. Zu vermuten ist, dass einige Stadtvertreter all die besprochenen Details nur wenig interessieren!
2. Alle künftigen Verhandlungen und Tarife, auch bereits laufende Vertragsverhandlungen, werden nicht von Latchinian, sondern endgültig vom OB entschieden! Merkt ihr was?
Während der OB Intendant Piontek durch Leonard ersetzte, weil sich Ersterer gegen die Kürzungen wehrte, hielt das Verhältnis zu Leonard nur ca. 2 Jahre. Jetzt wurde auch er ersetzt durch Latchinian, der angeblich die Zwei-Sparten-Variante durchsetzen soll. Doch noch vor seinem Antritt als Intendant im September tobt der OB gegen ihn. Wer also voreilig meint Latchinian/Rosinski wollen das VTR zerstören, der sollte sich um die realen Verhältnisse kümmern. Eine ganz andere Frage ist, ob Herr Latchinian wusste, wofür er sorgen sollte und ob es ihm gelingt, das Haus auch auf seine Seite zu bekommen. Das würde neben Führungsfähigkeit auch die interne Solidarität der Sparten untereinander erfordern.
Die Rostocker Kommunalpolitik hat im Übrigen erforderliche Nachschüsse für das Theater stets bewilligt. Es zeigt sich jedoch ein Konglomerat aus bundesweiten Problemen der Kommunalfinanzierung, der Stadttheater-Debatte, landespolitischer Kürzungsszenarien, bundesweiter Tarifpolitik, Eigeninteressen des Oberbürgermeisters, (un-)kluger Intendantenpolitik und medialen (Nieder-)Schreibens.
Bei dieser Konstellation ist der Erhalt des Vier-Sparten-Theaters eine enorme Leistung. Wenn Neubau und ein das Publikum begeisterndes Programm hinzu kommen, dann gibt es selbst für Rostock Hoffnung auf langfristige Zukunft.
Liebe Engagierte,
in vielen Beiträgen wird eine Stellungnahme der politischen Akteure gefordert. Frau Bachmann ist Vorsitzende einer Fraktion und gehört zu den wenigen Mitgliedern der Bürgerschaft, die noch immer loyal zu unserem Theater stehen. Ich selbst gehöre zur Fraktion DIE LINKE und bin Aufsichtsratsvorsitzende der VTR GmbH. Meine Meinung ist, dass Rostock sich aus vielen guten Gründen ein 4-Sparten-Haus leisten muss. Auch deshalb haben wir die Nothilfen für das Haus immer beschlossen.
Ich glaube, ein paar grundsätzliche Dinge sind zu klären, die ich vorerst wertfrei darstellen möchte:
Man muss zunächst akzeptieren, dass die Kommune finanziell maßgeblich von den Zuschüssen des Landes abhängig ist.
Hinzu kommt, dass ein städtischer Haushalt unterteilt ist in pflichtige und freiwillige Aufgaben. Die Pflichtaufgaben müssen per Gesetz erfüllt werden und nehmen den größten Teil des Haushaltes ein. Das geringe Volumen für freiwillige Aufgaben gilt bedauerlicherweise als Luxusgut. Viele Akteure, so auch der Sport und die freiwilligen Kulturträger, buhlen um diese Mittel. Es obliegt der Stadt, diese wenigen Mittel zu verteilen. Die Landesregierung hat dabei ein strenges Auge auf die Haushaltsführung der Stadt Rostock und bestimmt jedes Jahr, ob unser Haushalt genehmigt wird oder nicht. Hinzu kommt der massive Druck, Schulden abbauen zu müssen. Der OB handelt nach diesen landespolitischen Prämissen. Er hat ein grundsätzliches Interesse, die Ausgaben für das Theater zu verringern, um den Haushalt insgesamt zu entlasten. Dabei unterstützen ihn viele Mitglieder der Bürgerschaft. Auch, weil sie es als unfair empfinden, dass ein einziger Kulturträger den Großteil der Mittel im freiwilligen Bereich an sich bindet. Obwohl –so lautet die Mehrheitsmeinung- immer weniger Menschen ins Theater gehen und dieser Kulturträger zunehmend nur noch einer unter vielen ist. Die Lohnkosten werden als unangemessen hoch empfunden – im freiwilligen Bereich – für einen einzelnen Kulturträger. Der Wille, diese Kosten zu tragen, tendiert gen Null. Rostock steuert definitiv auf einen Strukturwandel im Theater zu. Herr Latchinian musste dies als bittere Pille schlucken und er spürt genau, welch kalter Wind auf den Fluren in der Stadt und auch im Land weht. Es gibt keinen klaren politischen Mehrheitswillen, die Theater und Orchester weiterhin in diesen (oder gar noch in steigenden!) Kostenstrukturen zu finanzieren. Man erwartet Verzicht und ist nicht bereit, darüber zu verhandeln.
Das finde ich genauso traurig und niederschmetternd wie Sie. Und ich verspreche Ihnen, dass wir weiterhin für den Erhalt unseres Hauses kämpfen. Allein das wird schon schwer genug. Und auch das Land will keinen Cent mehr zur Verfügung stellen...
Liebe Grüße,
Eva-Maria Kröger
P.S. Es sei mir erlaubt, das Gegenüberstellen von Geschäftsführergehältern und Orchester abzulehnen. Ein Geschäftsführer trägt jeden Tag ein persönliches Haftungsrisiko in Millionenhöhe. Erst recht bei einer GmbH, die permanent an der Grenze zur Insolvenz balanciert. Zudem verwaltet ein GF ein Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von 16 Millionen Euro. Er steht unter strenger Aufsicht der Kommune und des Landesrechnungshofes, er muss wöchentlich Rechenschaft ablegen, wird in Gremien zitiert, bekommt auf den Deckel wenn die Besucherzahlen nicht passen, ist Schuld an allem und jedem, muss Konzepte über Konzepte schreiben und unangenehme Beschlüsse der Kommune umsetzen. Ich finde eine hohe Vergütung angemessen. Sie bedeutet nicht, dass alle anderen im Haus weniger Wert haben.
Wege aus dem Dilemma zeigen - unter dem "strengen Auge der Landesregierung". Und solche Einlassungen stoßen auf Gegenliebe!
ABER FAST AUSSCHLIESSLICH NUR DURCH SIE, WERTER GAST, IMMERHIN 11 MAL, DIE MEISTEN TEILNEHMER DES THREADS HABEN DEN ZUSAMMENHANG ZWISCHEN SOZIALER UND KÜNSTLERISCHER VERANTWORTUNG UND DER GEFÄHRDUNG DIESER BEIVERBLEIB IM BÜHNENVEREIN BESTÄTIGT, WENNAUCH MANCHMAL ANDERS REFLEKTIERT, SO SEHE ICH DAS.
Lieber Herr Steckel,
Eigene Akzeptanz? Sie dürfen mir glauben, dass ich oft (und sicher auch in Zukunft!) gegen diese Politik der Landesregierung angegangen bin. Niederschmetternd finde ich das Ohnmachtsgefühl, einer demokratisch legitimierten Landesregierung gegenüber zu sitzen, die weittragende Entscheidungen trifft. Entscheidungen, die der Theaterlandschaft massiv schaden. Entscheidungen, die maskiert sind mit Lügen, erpresserischen Vorgehensweisen und der Behauptung, man wolle doch "Kultur erhalten". Aufgeben? Auf keinen Fall!
Es sind die Verhältnisse, die wir ändern müssen.
Herzliche Grüße,
Eva-Maria Kröger