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Intendant Sewan Latchinian legt Ämter im Deutschen Bühnenverein nieder

Interessens-Kollisionen

Berlin, 20. Januar 2014. Auf der Sitzung der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins in München hat Sewan Latchinian, Intendant der Neuen Bühne Senftenberg und designierter Intendant des Rostocker Volkstheaters, sein Amt als stellvertretender Vorsitzender der Intendantengruppe zur Verfügung gestellt, ebenso seine Funktionen im Verwaltungsrat, im Künstlerischen Ausschuss sowie im Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins. Grund sei der Konflikt der mangelnden Interessenvertretung des Volkstheaters Rostock durch den Deutschen Bühnenverein, teilt die Pressestelle des Senftenberger Theaters mit. 

Im Zusammenhang mit dem Tarifabschluss für die Orchester, der eine Gehalts-Steigerung um 8,9 Prozent vorsah, war das Volkstheater Rostock im vergangenen Jahr rechtswirksam aus dem Deutschen Bühnenverein ausgetreten.

Latchinian begründete seinen Schritt wie folgt: "Wenn die Mitgliedschaft eines Theaters im Bühnenverein die Existenz des Theaters gefährdet, führt sich ein Arbeitgeberverband als Interessenvertretung der Theater selbst ad absurdum. Da aus sozialer und künstlerischer Verantwortung für alle Mitarbeiter meines künftigen Theaters nur der Austritt aus dem Bühnenverein blieb, um die Insolvenz des Volkstheaters abzuwenden, halte ich momentan auch meine Arbeit in den Ämtern und Funktionen des Bühnenvereins für sinnlos. Nicht eingehaltene Verabredungen sowie das Fehlen von Selbstkritik und Kritikfähigkeit seitens des Bühnenvereins bestärken mich in der Richtigkeit und Konsequenz meines Handelns."

Weiter heißt es, es müsse intensiv darüber diskutiert werden, ob die automatische Kopplung der Tarifsteigerungen für die Theater und Orchester an die Dynamisierungen des öffentlichen Dienstes noch zeitgemäß sei. Dies sei zwar wünschenswert, aber eben oft nicht mehr realisierbar.

(sik)

 

Mehr zur prekären Rostocker Situation:

Meldung vom 5. Dezember 2013: Volkstheater Rostock verläßt den Deutschen Bühnenverein

Meldung vom 28. Oktober 2013: Erneut weniger Geld für das Rostocker Volkstheater

Meldung vom 28. Mai 2013: Volkstheater Rostock schließt Theater am Stadthafen

Meldung vom 16. Mai 2013: Dreht sich der Wind in Rostock?

 

mehr meldungen

Kommentare  
Latchinian legt Vereinsämter nieder: eigene Interessen
Zumindest belegt Sewan Latchinian hiermit, dass ihm seine eigenen Interessen immer noch die wichtigsten sind.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Respekt
Das ist konsequent und mutig. Respekt.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Bravo!
Bravo Sewan! "Fehlen von Selbstkritik und Kritikfähigkeit" – genau das ist es, u.a..
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Für alle Mitarbeiter
@ Michael Krüger

Aber hier oben steht doch schwarz auf weiß: aus sozialer und künstlerischer Verantwortung für alle Mitarbeiter ...
Wer das eigene Interessen nennt, hat recht, aber ist nicht fair.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Da fehlt jetzt ein Kämpfer
so ein freiwilliger verzicht auf privilegien und macht ist schon selten und sehr ehrenwert.
allerdings ist dieser rücktritt auch schade für den bühnenverein, da fehlt jetzt ein kämpfer für die schwachen und auch für den osten.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Zu spät
Die Entscheidung des Sewan Latchinian kommt zu spät, um glaubwürdig zu sein.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Nur noch reiche Städte
Das könnte leider der Beginn einer verheerenden Entwicklung sein: die Mitgliedschaft eines Stadttheaters im Bühnenverein und die damit verbundenen Errungenschaften und die soziale Absicherung können sich nur noch reiche Städte leisten. Aber wieso soll es im Theater anders sein, als im "normalen" Leben.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Liegt auf der Hand
Na ja, wenn das Volkstheater Rostock nicht mehr zum DB gehört, kann auch der Leiter nicht Funktionen in der DB haben - der Ausstieg liegt ja da auch irgendwie auf der Hand, oder?
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Was wirklich zählt
ich war dabei, bei der erklärung, ich fands absolut glaubwürdig, er hat sichs nicht leicht gemacht, war sehr kritisch, auch selbstkritisch.
und vor allem ist doch das rostocker volkstheater ersteinmal vor der insolvenz gerettet, durch den von latchinian mitgetragenen austritt aus dem bühnenverein. das ist es doch was wirklich zählt.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Öffentlicher Dienst und Theater entkoppeln?
ich finde den vorschlag latchinians, darüber zu diskutieren, ob die automatische kopplung der theatertarife mit denen des öffentlichen dienstes noch zeitgemäß ist, sehr intelligent und anregend. hier liegt die krux für viele folgeprobleme vieler theater - bis zu den fragen der kunst ...
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Tarifvertrag Theater!
Es braucht endlich einen eigenen Tarifvertrag "Theater". Es muss Schluss sein mit dem Gewurschtel zwischen den verschiedenen Tarifverträgen und Gewerkschaften. Die Tarifverträge müssen endlich den Ansprüchen, Gegebenheiten und Notwendigkeiten der Theaterarbeit angepasst werden. Das gilt vor allem für den Bereich TVÖD. DOV, VdO, Verdi, GdBA und Bühnenverein müssen gemeinsam eine Lösung erarbeiten. Und das darf nicht wieder neun Jahre dauern wie die Tarifverhandlungen mit der DOV. Es müssen Ergebnisse her, sonst beginnt ein massives Theatersterben im Land. Die Kunst hat doch eh schon gelitten. Darum sollte sich der Bühnenverein endlich bemühen. Und die Mitglieder, also die Rechtsträger und Theater als Mitglied im Bühnenverein. Ein Austritt löst die Probleme strukturell überhaupt nicht. Im Gegenteil, er fördert die Entsolidarisierung und macht es der Politik viel leichter, die Theater endlich abzuwickeln um Spielräume in ihren Haushalten zu bekommen.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Diener zweier Herren
Latchinian, der bislang Mitglied eines Arbeitgebervereins war, empfiehlt seinem zukünftigen Arbeitgeber, der Stadt Rostock, den Austritt aus eben diesem Arbeitgeberverein, um zukünftig dessen Aufgaben alleine wahrzunehmen. Für die Angestellten des Theaters, denen nun als Folge selbstverständlich weitere so genannte Haustarifverträge angeboten werden, bedeutet das, dass sie nun nicht mehr mit der Hilfe ihres Intendanten gegen die Arbeitgeberpartei Stadt verhandeln, sondern die Arbeitgeberpartei Intendant nunmehr direkter und quasi allmächtiger Entscheider ist und also unter der Prämisse „das Theater müsse gerettet werden“ überhaupt nicht mehr verhandelt wird. Latchinian bleibt auf diese Weise weiterhin Diener zweier Herren, zum Nachteil derer, die für ihn arbeiten.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Bärendienst
Wieder einmal läuft es darauf hinaus, dass diejenigen, die die Hochkultur Theater am Laufen halten - die Schauspieler, Sänger, Orchestermusiker, Techniker etc. - auf faire Bezahlung verzichten müssen. Wer hat eigentlich entscheiden, dass Theater nichts mehr kosten darf?
Geld genug ist ja da, privat wie öffentlich- man denke nur an die "Bankenrettung" oder daran wie viele Millionen € in Auktionshäusern die Besitzer wechseln, aber Theaterangestellte sollen Sklavengleich mit weniger als dem Nötigen auskommen und jederzeit zur Verfügung stehen. Herr Latchinian hat mit der Empfehlung an das Rostocker Volkstheater aus dem DB auszutreten und seinem eigenen Rückzug der Theaterwelt in Deutschland einen Bärendienst erwiesen.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Vereins-Bärendienst
liebe gäste, die prekären verhältnisse sind doch jetzt wirklich nicht die schuld von latchinian. und den bärendienst haben bühnenverein und gewerkschaften im falle rostocks uns allen erwiesen, weil das volksteater sonst geschlossen worden wäre, mit den alten, nicht mehr flächendeckenden routinen...
Latchinian legt Vereinsämter nieder: eigenes Überleben
Das hat mit Mut überhaupt nichts zu tun, denn es ist für L. der einzige Weg, nicht mit dem alten Kahn VTR, bei dem er leichtsinnig als Kapitän angeheuert hat, unterzugehen. Wer nicht unbedingt loyal und kompromissbereit ist, wird möglicherweise im Rahmen des BV-Austritts als Rettungsring herhalten und anschließend untergehen müssen.
Konsequent ist dieser Schritt auch nicht, denn dann hätte dies schon vor Monaten geschehen müssen. Immer wieder die durch nichts begründete Phrase anzubringen, dass die Kunst (?) nicht unter den Tarifverträgen leiden dürfe, ist, offengestanden, platt. Letztlich geht es natürlich um die eigenen Interessen, ja auch die der Mitarbeiter, aber nur so lange sie bereit sind, das prestigeträchtige Epos "Die Theaterrettung durch S.L." mitzuspielen. Das findet Anne intelligent. Paul findet's respektabel und ein Mitglied war sogar bei der Erklärung dabei und findet's glaubwürdig. Ich finde es durchschaubar, denn es geht bestimmt nicht darum, an den Strukturen etwas zu ändern, denn das hätte man am besten in diesen nun aufgegebenen Funktionen im BV machen können. Es geht ums eigene Überleben. Ach ja, und um das der Mitarbeiter. Und nicht zu vergessen: um die Kunst. Na dann.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Problem Gehalt?
Als existenzgefährdend ist möglicherweise auch Latchinians Gehaltsforderung in Höhe von „160-170 tsd. Euro pro Jahr“ anzusehen.

http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7991:sewan-latchinian-ab-2014-intendant-in-rostock&catid=126:meldungen-k&Itemid=1
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: Quark wird stark
@ Anne und Paul, beide Ex- Mitglieder

Getretner Quark wird breit nicht stark. (J. W. Goethe )
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: tendenziöse Kommentare?
anne, da muss ich goethe recht geben. wenn wir uns die mühe machten, die beiträge der letzten monate, die unter ihrem namen hier abgegeben wurden (ob kritiken zu S.L.s inszenierungen oder kommentaren zu ihn betreffenden Meldungen), zusammenzufassen, dann käme ein amüsanter und (für sie) entlarvender einheitsbrei dabei heraus. stets zugunsten S.L.s , wenig differenziert und stark tendenziös. (...)
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: nicht verzichten
Als Intendant eines sogenannten Mehrspartentheater darf/soll Herr Latchinian nicht auf das übliche Jahresgehalt verzichten, nur weil es nicht genügend Geld für seine Mitarbeiter gibt! Das ist wieder eines dieser kulturpolitischen Mißverständnisse!
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: Nachfrage
@Lautreamont
Warum nicht?
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: besondere Arbeit
zu 15.

man wird doch wohl leute besonders schätzen dürfen, oder? oder geht nur noch zynismus und runtergemache?
ich schätze latchinian auf mehreren ebenen seiner theaterarbeit, und er ist ja auch ein besonderes exemplar theatermacher, was schon allein die vielen threads um ihn ausdrücken.
sehr oft habe ich aber auch den eindruck, dass es ihm besonders schwer gemacht wird, z.b. auch durch ihre häme, dass latchinians forderung: kunst dürfe nicht unter tarifverträgen leiden, platt sei.
was ist daran platt, außer ihrer behauptung? wenn tarifverträge an einem theater nur erfüllt werden können, indem die kunstetats geschrumpft werden müssen oder indem künstler betriebsbedingt gekündigt werden, oder künstler mit einem hohen marktwert gar nicht erst kommen, oder aus geldmangel künstlerische prozesse verkürzt werden müssen, oder künstlerische risiken gar nicht mehr gewagt werden, aus hohen einnahmezwängen, dann ist doch der zusammenhang zwischen kunst und tarifverträgen klar verständlich. und dieses problem hat eben auch rostock, oder dessau, oder halle ...
Latchinian legt alle Ämter nieder: lieber arbeitsgerechte Bezahlung
@ein Frager
Die Kommunene und das Land haben in den letzten beiden Jahren soviel Geld wie nie zuvor eingenommen. Der Lieblingssatz aus den Rathäusern bleibt dennoch: "Wir müssen alle sparen." Warum freiwillig diesen Widerspruch bestätigen? Lieber für eine arbeitsgerechte Bezahlung der Schauspieler kämpfen.
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: paralleler Kampf
@ Lautreamont

Keine Sorge, aber diesen Kampf kämpfen wir parallel zum Austritt. Und wir haben Bock drauf, wie schon mal geschrieben. Aber Danke, für den Tipp.
Latchinian legte alle Vereinsämter nieder: gefährlicher Kurs
Ein gefährlicher Kurs, den der neue Kapitän in Rostock da steuert. Er verläßt das Gremium, in dem er etwas ändern könnte, wenn er denn wöllte und wird Alleinherrscher über Tarife und Mitarbeiter als der Retter des VTR. Das sieht irgendwie nach der bösen Fratze des Kapitalismus aus, so wie ich den noch in der Schule beigebracht bekam. Den Tarif kündigen kann man schnell, aber warum? Vielleicht nur, weil man sich lieber den schwächeren Verhandlungspartner suchen will, den Arbeitnehmer, statt mit der Stadt zu verhandeln, gegen die man schon jetzt nicht weiter kommt? Diese Ränkespiele zu loben, übersieht großzügig die Entsolidarisierung, die hinter dem Austritt sichtbar wird und ein gefährliches Signal in die gesamte deutsche Theaterlandschaft sendet.
Lachinian legt Vereinsämter nieder: hier geht's um Kultur, nicht um Kunst
Die Kunst leidet mitnichten unter den Entscheidungen der Kulturverwaltung. Sie entsteht ganz und gar ohne eine einzige Vereinbarung. Worüber hier gesprochen wird, ist Kultur und Kulturpolitik. So tritt Latchinian bislang auch nicht als Künstler in Erscheinung, sondern als Angestellter des Rathauses und also Diener der Kultur. Seine Anmerkungen zum Betrieb, sind durchweg organisatorischer Natur. Eine tatsächliche Debatte zu den zukünftigen Inhalten am Volkstheater Rostock ist bislang durch ihn nicht angestoßen worden.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Schwächung der Arbeitnehmer und Künstler
sehen sie, anne, jetzt werden sie konkreter. das wort kunst ist doch sehr allgemein. im namen der kunst, die sie meinen, läßt sich dann auch vieles entschuldigen. in einem jahr werden wir gespannt sein, ob sich ihre prioritäten auch mit denen der belegschaft vertragen, abgesehen von der möglichen schließung, die keiner will.
auch auf die gefahr hin, dass das ebenfalls plattgetretener Quark ist: wie vertragen sich die gehälter des intendanten (+-140.000,-) und des geschäftsführers (demnächst 110.000,-), also insgesamt ca. 350.000,- mit den bedürfnissen des hauses (etat: ca. 16 Mio, demnächst 12 Mio. bei ca. 300 beschäftigten)?
das besondere exemplar theatermacher S.L. bekommt, abgesehen davon, dass sie, anne, sich auffällig oft und einseitig zu wort melden, v.a. deshalb so viel kommentare, weil die entscheidungen, die durch ihn getroffen werden, selbstverständlich für viele relevant sind. und wenn ich sie richtig verstehe, empfehlen sie anderen theatern wie dessau und halle ebenfalls den austritt aus dem einzigen verbindlichen tarifpartner für viele arbeitnehmer und damit aus sämtlichen geltenden tarifverträgen. wenn ein angestellter dann mit ihnen (dem arbeitgeber) verhandelt, was kann er gegen die argumente schließung und/oder kunst noch anbringen?
Latchinian legt Vereinsämter nieder: darwinistische Solidarität?
Entsolidarisierung findet durch die dov seit Jahren statt,sie sorgt für im Vergleich zu allen anderen Abteilungen immensen Tariferhöhungen.Das geht seit mindestens 20 Jahren bei gedeckelten Etats direkt auf Kosten der anderen an den Häusern Beschäftigten.
Also verkürzt die Orchestermusiker kriegen weil die anderne nichts kriegen.Und in mit Inflationsrate heisst es man nimmt es den anderen weg damit die Orchestermusiker es kriegen.
Das ist die Solidarität die ihr beibehalten wollt ja?
Natürlich ich weiss schon die habt ihr euch verdient weil ihr so toll gewerkschaftlich kämpft.
In Wirklichkeit seid ihr einfach nur mehr als alle anderen und der Stärkste frisst halt die Kleineren.
Also darwinistische Solidarität?
Latchinian legt Vereinsämtern nieder: GDBA nimmt Stellung
@anne:

Uns ist nicht ganz klar, ob Sie den Zusammenhang zwischen Kunst, KünstlerInnen und Tarifverträgen verstanden haben:

Man tritt aus dem Arbeitgeberverband aus, weil man den Beschäftigten weniger bezahlen will, als es der Tarifvertrag und Verhandlungen über Tarifanpassungen vorsehen. Man spart also an den KünstlerInnen und somit der Kunst. Nach so einem Schritt werden erst recht keine "künstler mit einem hohen marktwert" kommen, da man sich diese schon gar nicht mehr leisten kann/will. Es geht ja gerade darum, Personalkosten zu senken. 80 % der Kosten eines Theaters sind nun einmal Personalkosten. Durch Tarifverträge werden keine Kunstetats bedroht, sondern möglichst angemessene Arbeits- und Gehaltsbedingungen von KünstlerInnen geregelt, ohne die ein Kunstetat gar keinen Sinn machen würde. Und der Kunstetat (Sie meinen wahrscheinlich den Produktionsetat) ist im Vergleich zu den Personalkosten eher gering.

Und das Eingehen von künstlerischen Risiken hat nichts mit Tarifverträgen zu tun, sondern mit den Entscheidungen der künstlerisch Verantwortlichen und den Einnahmezwängen, die sich aus einer geringen Finanzierung und den Vorgaben der Rechtsträger (sprich der Politik) ergeben. Gerade in den Krisenzentren heißt die Vorgabe meistens "höhere Einnahmen" - was, wie Sie richtig anmerken, in der Regel weniger Risiko bedeutet.

Welche Dumpinggagen halten Sie denn für gerechtfertigt, damit genügend Künstler beschäftigt werden können, um Kunst zu machen? Sie plädieren also für die Rückkehr zum fahrenden Volk ohne Rechte?

Sie finden also, so wie Herr Latchinian, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst ruhig Tarifsteigerungen erhalten sollen, aber Theaterbeschäftigte ArbeitnehmerInnen zweiter Klasse sind, die so etwas nicht brauchen? Weil es nicht mehr zeitgemäß ist, als KünstlerIn genauso behandelt zu werden wie andere Berufsgruppen in diesem Land?

Aus Geldmangel werden künstlerische Prozesse beschränkt - ja. Genauso wie weniger KünstlerInnen beschäftigt werden, niedrigere Gagen gezahlt werden und das Theater als solches infrage gestellt wird. Warum fragen Sie sich nicht, woher der Geldmangel rührt, sondern nur, wie die Theaterschaffenden schlechter bezahlt werden können?

Sie tun gerade so, als sei eine tarifgerechte Bezahlung der Grund für die Probleme in Rostock, Dessau oder Halle. Da wollen wir doch mal bei den Tatsachen bleiben: Der Grund für die Probleme sind finanz- und kulturpolitische Entscheidungen der Rechtssträger. Den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ist die kulturelle Verödung ganzer Landstriche schlicht egal. Ihnen ist das Schicksal von Theaterschaffenden schlicht egal, die ja sowieso nach Berlin ziehen und dort Sozialleistungen beziehen, wenn sie entlassen und arbeitslos sind.
Latchiian legt Vereinsämter nieder: rackert sich ab
Ja, wir haben Bock auch auf den Künstler Latchinian, der sich gerade am kulturpolitisch - organisatorischen Vorbereiten und Ermöglichen von Kunst ab September in Rostock,werter Gast, wie bisher in Senftenberg, abrackert, zusammen mit den künftigen Partnern. Wir können wenigstens noch Bock haben, anders als leider die Dessauer Kollegen, weil der(Not)Ausstieg aus dem Tarifzwang dies ermöglicht, ansonsten hätte uns die Fratze des Kapitalismus, werte Ellen, nur noch ausgelacht. Und diese Fratze sieht ganz anders aus als Latchinian.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: können und wollen
werte GDBA, kann es sein, dass sie genauso erstarrt sind in ihrer denke wie der bühnenverein?

schon ihr erster satz drückt motiviertes lesen aus, also unbewußt mißverstehendes lesen
zitat: weil man keine tariferhöhungen zahlen will. w i l l ?

weil man keine tariferhöhungen zahlen kann. k a n n !

wieso begreifen sie diesen unterschied nicht!
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Frage
@ anne:

Warum wurde dann der Weg über den Austritt gewählt?

Warum hat man keinen Antrag auf Verhandlung eines entsprechenden Haustarifvertrags gestellt, wie es vor allem in den neuen Bundesländern (leider) ständig geschieht?
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Kostenverursacher
Sehr wohl sind in der Stadt Rostock Mittel verfügbar. So konnte dem Drittliga-Verein Hansa Rostock schnell und unbürokratisch geholfen werden, nachdem dieser u.a. durch Missmanagement die Insolvenz drohte. Bemerkenswert sind auch die immer wieder aufkommenden Gedanken zum Ausbau der maritimen Sammlung der Stadt. Zuletzt regte der Oberbürgermeister Methling im Dezember 2013 den Kauf eines ausgemusterten Eisbrechers an. Tatsächlich ist das Interesse der Einwohner an Fußball und Schiffen viel größer als das am Theater. Das Theater wird vor allem als Verursacher gewaltiger Kosten wahrgenommen. Die Frage, ob diese Kosten gerechtfertigt sind, blieb zumindest in der näheren Vergangenheit unbeantwortet. Stattdessen wird auf die Inszenierungen zu Texten von Peter Weiss verwiesen, insbesondere auf jene aus den sechziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts.

http://www.spiegel.de/sport/fussball/buergerschaft-stimmt-hilfspaket-fuer-hansa-rostock-zu-a-832334.html

http://www.ndr.de/radiomv/audio180085.html
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Verständnis
für anne/31.
das hat latchinian in seiner mündlichen erklärung in münchen so begründet:

es wurde in rostock schon anderthalb jahre vergeblich ein haustarif verhandelt. jetzt hätte bis juli wieder verhandelt werden können, aber danach hätte der tarifabschluß automatisch gegriffen, das hätte die orchestergewerkschaft sicherlich erst recht auch noch ausgesessen - und zu latchinians intendanzeröffnung wäre das volkstheater insolvent gewesen.
also ich verstehe latchinian
Latchinian legt Vereinsämter nieder: gegen Halbwissen
Danke an die GdBA, dass sie sich hier in die Diskussion einbringt, in der sonst, wie in den Nachtkritikdiskussionen üblich, so entsetzlich viel Halbwissen und Befindlichkeit umherwabern würde. Schön wäre es, wenn jetzt noch Bühnenverein und Intendanten dazukämen. Und sorry, Kommentar Nr.29, um "Bock haben" geht es hier wohl nicht.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Verein ohne Antworten
Das deutsche Theatersystem hat allein im letzten Jahr Spareffekte von 300 Millionen verkraften müssen.(Quelle Thomas Oberender im Theater der Zeit).In einer solchen Situation verhält sich der Buhnenverein nicht einfach gar nicht,was schlimm genug wäre,Nein sie genehmigen den Orchestermusikern eine Tariferhohung von 8,9 Prozent Plus Einzahlung von 2 Monatsgehaeltern. Dieser Verein hat offensichtlich keinerlei Antworten oder Ideen zur bedrohlichen Lage der Theater.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Vorschlag
Wäre es nicht Zeit das der Buhnenverein Tariferhohungen aushandelt,in denen die Kommunen verbindlich verpflichtet werden die verhandelten Beträge auf die bestehenden Subventionen festlegen? Das wäre Interesenpolitik im Sinne der Theater !
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: richtige Richtung
@ hermann

finde ich einen sehr guten vorschlag. genau in eine solche richtung sollte unsere denke gehen, auch die des bühnenvereins und der gewerkschaften ...
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: eine Frage der Verbindlichkeit
Lohnerhöhungen für Künstler, ja oder nein?

Alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung sowie das nichtkünstlerische Personal des Theaters erhalten die tariflichen Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes. Der Bühnenverein hat sich stets von einem Grundsatz leiten lassen: Diese Lohnerhöhungen müssen auch die am Theater angestellten Künstler bekommen, also Schauspieler, Sänger, Tänzer und Musiker, aber auch Dramaturgen, Inspizienten etc.. Ob das so sein soll, ist Gegenstand des Konfliktes um das Volkstheater Rostock. Der Bühnenverein kann diesen Grundsatz mit einer Änderung seiner Satzung aufgeben. Dann entscheidet jedes Theater (oder man sollte besser sagen: jede Stadt) selbst, ob die Künstler die oben genannten Lohnerhöhung bekommen. Die Frage ist also: Verbindliche Lohnerhöhungen für Künstler am Stadttheater: ja oder nein?
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: Frage
@Deutscher bühnenverein

warum eigentlich nicht?
Bühnenverein zu Latchinian-Rücktritt: gelogen
Es stimmt eben nicht das alle künstlerische Beschäftigten dieselben Lohnerhöhungen bekommen.Das ist schlicht gelogen.Es gibt welche mit kräftigen Lohnerhöhungen wie Orchestermusiker und Choristen,diese haben ja auch erheblich höhere Mindestgagen und dann gibt es die genannten anderen die kriegen was übrig ist. Das kann man am ehesten mit den Ergebnissen der Arbeitskampfe der Lokfuehrergewerkschaft oder der Piloten vergleichen
Falls tatsächlich Interesse an gerechten Verhältnissen von Seiten des Buehnenvereins besteht,warum bemueht sich dann niemand um einen einheitlichen Tarifvertrag fuer alle am Theater Beschäftigen.Das wäre doch wohl die solidarischste und Leistungsgemaesseste Lösung.
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: Solidargemeinschaft?
Die Ausbildung eines Musikers dauert viel länger als die eines Schauspielers. Sie geht zumeist mit dem Verzicht einer gewöhnlichen Kindheit einher. Das Ertragen von Leistungsdruck und Härte, oftmals bereits ab dem Vorschulalter, ist Bestandteil dieser Ausbildung. Es ist deshalb auch gerechtfertigt, dass ein Musiker eine andere Gage erhält, als ein Schauspieler. Nicht gerechtfertigt hingegen ist, dass die einen die Last der Einsparungen alleine tragen sollen, während die anderen davon befreit sind. Wenn also tatsächlich der Begriff der Solidargemeinschaft Gebrauch finden soll, dann muss er alle Beschäftigen der öffentlichen Hand gleichermaßen einschließen. Das betrifft insbesondere und ausdrücklich auch die Angestellten im Rathaus.
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: ernst gemeint?
UND ER BEWEGT SICH DOCH! DER BÜHNENVEREIN.

IST IHR ANGEBOT EINE PROVOKATION ODER ERNSTGEMEINT? WENN ERNSTGEMEINT, DANN SOLLTE DIE NÄCHSTE JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES BÜHNENVEREINS DIESE ÄNDERUNG BESCHLIEßEN. DANKE
Latchinian legt alle Vereinsämter nieder: andere Organisation
@ hermann
das klingt gut, aber dafür müssten sich zunächst einmal ALLE beschäftigten von der arbeitnehmerseite gemeinsam organisieren.
das halte ich vorerst für illusorisch!
Latchinian legt Vereinsämter nieder: sowieso gut
@ Deutscher Bühnenverein

Ja, bitte. na endlich. das ist doch mal ein angebot. so sollten wirs machen. da sind ersteinmal alle theater in schwierigkeiten gerettet, und den reicheren theatern gehts doch sowieso gut.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Erhöhung NV Bühne
@ hermann:

Doch, alle künstlerischen MitarbeiterInnen erhalten die gleichen tariflichen Lohnerhöhungen des öffentlichen Dienstes - auch die Solisten (jeweils entsprechend den Verhandlungsergebnissen der Tarifgebiete TVöD und TV-L des öffentlichen Dienstes). Für 2013 können Sie sich den entsprechenden "Dritten Tarifvertrag vom 24. April 2013
zur Durchführung des § 12a NV Bühne vom 15. Oktober 2002" hier durchlesen:

http://www.buehnengenossenschaft.de/recht/normalvertrag-buehne-recht

Und diese verbindliche Erhöhung ist auch richtig so.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: unsolidarische Debatte
Wir wundern uns ein bisschen über den Verlauf der Diskussion, die leider Recht unsolidarisch geführt wird! Weder sollten wir einzelne Gewerke und Sparten gegen einander ausspielen, noch die Tarifpartner unter einander!
Das Wurzel des Übels sind weder der Deutsche Bühnenverein, noch die Gewerkschaften! Es ist der Träger des Theaters Rostock, sprich die Kommune bzw. deren politischen Entscheidungsträger! Die gilt es an den Pranger zu stellen, niemand sonst!
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Nebelkerze
Zumindest ist es der Stadt Rostock durch ihren Erfüllungsgehilfen Latchinan gelungen, die nächste Nebelkerze zu zünden, die wie alle anderen zuvor davon ablenken soll, wer der tatsächliche Verursacher der Misere am Volkstheater Rostock ist. Der Oberbürgermeister Methling leistet hier mit seiner Inszenierung eines behäbigen Provinzfürsten wahrlich Meisterhaftes. Dass er es versteht, andere vorzüglich für seine Angelegenheiten zu gebrauchen, ist mit der aktuellen Rettungsaktion des Volkstheaters nun ein weiteres Mal eindrucksvoll belegt worden.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: was meint Rostock?
Was sagt denn eigentlich die Stadt Rostock dazu? Es ist viel zu ruhig im Norden. Hier auf Nachtkritik diskutieren Experten miteinander, die die gemeinsame Ssche des Theaters zu genüge kennen und man zerfleischt sich am Ende wie ritualisiert selbst. Gibt es städtische Aussagen über ein tragfähiges Konzept des VTR für die Zukunft? Muss am Ende Latchinian auch noch eine verfehlte Kulturpoltik ausbügeln? Hier wird ein guter Theatermann als Speerspitze in den Kulturkampf geführt und wenn er sich umdreht, ist er doch ein General ohne Armee? Rostock bitte melden!
Latchinian legt Vereinsämter nieder: etwas mehr Bescheidenheit
ALSO, ICH VERSTEHE NICHT, WOHER DAS SELBSTBEWUSSTSEIN VON GDBA, ODER Gast ODER art but fair ODER BÜHNENVEREIN KOMMT. ICH HALTE DAS FÜR ANMASSEND. WAS HABT IHR DENN GEKONNT IN DESSAU, EISLEBEN, HALLE, WUPPERTAL MIT EUREN METHODEN. NICHTS.
EIN GEWISSER RESPEKT, ODER ETWAS MEHR BESCHEIDENHEIT WÄREN ANGEBRACHTER, HINSICHTLICH VERSUCH IN ROSTOCK, WAS ZU VERHINDERN, WAS ANDERNORTS NIEMAND VERHINDERN KONNTE.
IN ROSTOCK GAB ES IN DEN LETZTEN 25 JAHREN 11 INTENDANTEN, SOLL LATCHINIAN JETZT AUCH SAGEN, ER BRAUCH MEHR GELD, UND DANN GAR NICHT MAL ANTRETEN, WENN ER NICHT MEHR KRIEGT?
Latchinian legt Vereinsämter nieder: nicht so naiv sein
An gast Nr.47

Das klingt zwar ziemlich drastisch und paranoid, aber darüber nachdenken könnte Sinn machen.
Was ist das über haupt für eine merkwürdig peinliche und feige, pubertäre Like oder Dislike-Kultur hier. Argumente zählen und werden im übrigen auch nicht besser, wenn man ganz oft seinen Daumen wund klickt. Der Bürgermeister hat bestimmt nicht lange über Latchinians Vorschlag nachdenken müssen. Der verspricht sich auch was davon. Mit dem Neubau hat dies aber auch gar nichts zu tun. Bitte ni HT so naiv sein.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: hier ist ein Anfang!
Liebe Gesprächsrunde,
das ist wirklich ertaunlich, wer hier jetzt alles mitdiskutiert und kleinlaut bei fremden, oder meistens auf kleinbürgerliche Art auch eigene Kommentare, mit "Gefällt mir (nicht)" anklickt.
Wer hätte das gedacht, dass sich mittlerweile fast alle Vertreter wie BV, GDBA, art but fair, Künstler, Arbeitgeber, Sew anne) in einem Thread treffen, um Meinungen, manchmal auch Parolen auszutauschen. Das ist ein Anfang! Zwar etwas ungewöhnlich, verstohlen und wenig erwachsen, aber so werden zumindest manche bisher verborgene Karten offengelegt.
Die Forderung, dass sich die Stadt auch mal zu Wort meldet und ihre eigentlichen Interessen kundtut(ausser die bezgl. des Neubaus, der seit vierzig Jahren das für sie einzig relevante Thema ist, wenn es ums Theater geht), ist verständlich, auch wenn das hier wohl das letzte Medium ist, in dem sie dies zu tun wagt. 1. Zu vermuten ist, dass einige Stadtvertreter all die besprochenen Details nur wenig interessieren!
2. Alle künftigen Verhandlungen und Tarife, auch bereits laufende Vertragsverhandlungen, werden nicht von Latchinian, sondern endgültig vom OB entschieden! Merkt ihr was?
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Ideologie
Das System der tariflichen Anpassung muss ebenso in seinen Details studiert wie in seinen Symptomen bewertet werden, um es politisch einordnen zu können. Derart pauschale "Sachverhaltsdarstellungen", wie die hier von GDBA und Bühnenverein verlautbarten (hier sprechen bezeichnenderweise die Institutionen, nicht aber Personen...), machen bei dem von ihnen gewählten Abstraktionsgrad aus der Sache Ideologie. Dass es um "Gerechtigkeit" gehe, ist ein Diskurs, der davon ablenkt, was sich tatsächlich ereignet: das Machtspiel um Ressourcen, die Vergesellschaftung von künstlerischer Arbeit zur Lohnarbeit, in die der Betroffene am allerwenigsten intervenieren kann. Und vergessen wir nicht: Tarifpolitik ist wesentlich Bundespolitik, hier laufen Interessen zusammen, für die Theaterpolitik nur eine Marginalie ist. Sozialpolitik in Deutschland ist etatistisch und folgt etatistischen Interessen - zu dumm nur, dass der Staat sich immer weniger willens sieht, die von ihm verhandelten Tarife auch zu bezahlen. Man schaue nur einmal, wer den Tarifausschuss des deutschen Bühnenvereins dominiert, das sind nicht etwa die Künstler oder die Intendanten oder auch nur die Verwaltungsdirektoren. Hier agieren die Ministerien direkt, im vollen Bewusstsein, was ihre Politik bedeutet. Darüber wird in aller Klarheit zu reden sein. Einen Anfang wird es mit einem kleinen Text von Latchinian/Rosinski in der Februarausgabe von "Theater der Zeit" geben. Und hoffentlich auch bald auf nachtkritik.de.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: "Kulturpolitik"
Für die Finanzierung des Volkstheater Rostock ist alleine die Stadt Rostock zuständig, das es sich bei dem Volkstheater Rostock um ein reines Stadttheater handelt. Diese Stadt Rostock betreibt seit Jahren eine unangemessen niedrige finanzielle Ausstattung des Hauses. Sie bezeichnet dieses Ausstatten als Kulturpolitik. Latchinian und Rosinski sind angetreten, diese Kulturpolitik umzusetzen und fortzuführen. Die Stadt Rostock zahlt ihnen dafür sechsstellige Jahresgehälter.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: nicht auseinanderdividieren lassen
Ich meine, dass man am Grundproblem vorbeizieht, wenn auf der einen Seite die Ministerialbürokratie für diesen unhaltbaren Zustand der Unterfinanzierung der Theater kritisiert wird (Herr Rosinski), auf der anderen Seite dieses für Künstler existentielle Problem (zunehmend auch in "reichen" Städten wie Stuttgart) über Tarifmechanismen "juristisch" glattgebügelt wird (Bühnenverein). Tatsache ist, dass die Länder und Kommunen wegen ihrer vielfältigen Aufgaben zunehmend weniger Interesse haben, sich Theater zu leisten. Trotz aller politischen Beteuerungen. Die Mentalitäten der Führungskräfte in den Kunstministerien sind leider zu "lasch", um das Finanzierungsproblem systematisch anzugehen. Der Bühnenverein als Organsisation dagegen ist zu "unpolitisch", um den Bund stärker in die Finanzierungs-Verantwortung nehmen zu können: Gegen alle Widerstände der Länderfürsten, welche ihre Freikartenkontingente in den Staatstheatern schwinden sehen. Vielleicht ist vor diesem Hintergrund, trotz aller berechtigten Argumente, der Schritt des Rostocker Intendanten momentan nicht zielführend. Die Vertreter der Kunst sollten sich nicht auseinanderdividieren lassen.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: OB wettert intern gegen Latchinian
Die Herren Latchinian und Rosinski sind in Rostock angetreten das VTR mit den vier Sparten zu erhalten. Ob es ihnen gelingen wird, ist offen. Feststellbar ist jedoch, dass der Oberbürgermeister intern gegen beide massiv wettert, eben weil sie nicht willfährig seine Pläne umsetzen.
Während der OB Intendant Piontek durch Leonard ersetzte, weil sich Ersterer gegen die Kürzungen wehrte, hielt das Verhältnis zu Leonard nur ca. 2 Jahre. Jetzt wurde auch er ersetzt durch Latchinian, der angeblich die Zwei-Sparten-Variante durchsetzen soll. Doch noch vor seinem Antritt als Intendant im September tobt der OB gegen ihn. Wer also voreilig meint Latchinian/Rosinski wollen das VTR zerstören, der sollte sich um die realen Verhältnisse kümmern. Eine ganz andere Frage ist, ob Herr Latchinian wusste, wofür er sorgen sollte und ob es ihm gelingt, das Haus auch auf seine Seite zu bekommen. Das würde neben Führungsfähigkeit auch die interne Solidarität der Sparten untereinander erfordern.
Die Rostocker Kommunalpolitik hat im Übrigen erforderliche Nachschüsse für das Theater stets bewilligt. Es zeigt sich jedoch ein Konglomerat aus bundesweiten Problemen der Kommunalfinanzierung, der Stadttheater-Debatte, landespolitischer Kürzungsszenarien, bundesweiter Tarifpolitik, Eigeninteressen des Oberbürgermeisters, (un-)kluger Intendantenpolitik und medialen (Nieder-)Schreibens.
Bei dieser Konstellation ist der Erhalt des Vier-Sparten-Theaters eine enorme Leistung. Wenn Neubau und ein das Publikum begeisterndes Programm hinzu kommen, dann gibt es selbst für Rostock Hoffnung auf langfristige Zukunft.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Rostocker Geringschätzung
Die Haltung der Stadt Rostock zu ihrem Theater lässt sich gut am Beispiel Piontek darstellen. Dieser hatte es 2007 gewagt, den durch den schon damals amtierenden Oberbürgermeister Methling angedachten Sparplänen in einem offenen Brief zu widersprechen. Piontek wurde daraufhin mit der Begründung gekündigt, er habe seine „Loyalitätsverpflichtungen“ gegenüber der Stadt verletzt. Dementsprechend betrachtet Methling einen Intendant als einen Angestellten und also das Haus als einen gewöhnlichen städtischen Betrieb. Es ist daher überhaupt nicht einzusehen, dass den Angestellten des Theaters viel größere Lasten zugemutet werden sollen, als den Angestellten anderer städtischer Betriebe. Eine Loyalität kann nur ein gegenseitiges Verhalten sein. Entsprechend illoyal ist die Kulturpolitik der Stadt Rostock jedem einzelnen Mitarbeiter des Theaters gegenüber. Wäre die Stadt pleite, was im Übrigen nicht behauptet wird, würden alle gemeinsam sparen. So, wo nur und wiederholt eine einzige Gruppe dazu herangezogen wird, wird einzig klar, wie gering die Wertschätzung der Stadt ihrem Theater gegenüber ist.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Stimme aus der Politik
Was wollen wir für unser Theater in Rostock ausgeben? Stimme aus der Politik:

Liebe Engagierte,

in vielen Beiträgen wird eine Stellungnahme der politischen Akteure gefordert. Frau Bachmann ist Vorsitzende einer Fraktion und gehört zu den wenigen Mitgliedern der Bürgerschaft, die noch immer loyal zu unserem Theater stehen. Ich selbst gehöre zur Fraktion DIE LINKE und bin Aufsichtsratsvorsitzende der VTR GmbH. Meine Meinung ist, dass Rostock sich aus vielen guten Gründen ein 4-Sparten-Haus leisten muss. Auch deshalb haben wir die Nothilfen für das Haus immer beschlossen.

Ich glaube, ein paar grundsätzliche Dinge sind zu klären, die ich vorerst wertfrei darstellen möchte:

Man muss zunächst akzeptieren, dass die Kommune finanziell maßgeblich von den Zuschüssen des Landes abhängig ist.
Hinzu kommt, dass ein städtischer Haushalt unterteilt ist in pflichtige und freiwillige Aufgaben. Die Pflichtaufgaben müssen per Gesetz erfüllt werden und nehmen den größten Teil des Haushaltes ein. Das geringe Volumen für freiwillige Aufgaben gilt bedauerlicherweise als Luxusgut. Viele Akteure, so auch der Sport und die freiwilligen Kulturträger, buhlen um diese Mittel. Es obliegt der Stadt, diese wenigen Mittel zu verteilen. Die Landesregierung hat dabei ein strenges Auge auf die Haushaltsführung der Stadt Rostock und bestimmt jedes Jahr, ob unser Haushalt genehmigt wird oder nicht. Hinzu kommt der massive Druck, Schulden abbauen zu müssen. Der OB handelt nach diesen landespolitischen Prämissen. Er hat ein grundsätzliches Interesse, die Ausgaben für das Theater zu verringern, um den Haushalt insgesamt zu entlasten. Dabei unterstützen ihn viele Mitglieder der Bürgerschaft. Auch, weil sie es als unfair empfinden, dass ein einziger Kulturträger den Großteil der Mittel im freiwilligen Bereich an sich bindet. Obwohl –so lautet die Mehrheitsmeinung- immer weniger Menschen ins Theater gehen und dieser Kulturträger zunehmend nur noch einer unter vielen ist. Die Lohnkosten werden als unangemessen hoch empfunden – im freiwilligen Bereich – für einen einzelnen Kulturträger. Der Wille, diese Kosten zu tragen, tendiert gen Null. Rostock steuert definitiv auf einen Strukturwandel im Theater zu. Herr Latchinian musste dies als bittere Pille schlucken und er spürt genau, welch kalter Wind auf den Fluren in der Stadt und auch im Land weht. Es gibt keinen klaren politischen Mehrheitswillen, die Theater und Orchester weiterhin in diesen (oder gar noch in steigenden!) Kostenstrukturen zu finanzieren. Man erwartet Verzicht und ist nicht bereit, darüber zu verhandeln.

Das finde ich genauso traurig und niederschmetternd wie Sie. Und ich verspreche Ihnen, dass wir weiterhin für den Erhalt unseres Hauses kämpfen. Allein das wird schon schwer genug. Und auch das Land will keinen Cent mehr zur Verfügung stellen...

Liebe Grüße,
Eva-Maria Kröger

P.S. Es sei mir erlaubt, das Gegenüberstellen von Geschäftsführergehältern und Orchester abzulehnen. Ein Geschäftsführer trägt jeden Tag ein persönliches Haftungsrisiko in Millionenhöhe. Erst recht bei einer GmbH, die permanent an der Grenze zur Insolvenz balanciert. Zudem verwaltet ein GF ein Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von 16 Millionen Euro. Er steht unter strenger Aufsicht der Kommune und des Landesrechnungshofes, er muss wöchentlich Rechenschaft ablegen, wird in Gremien zitiert, bekommt auf den Deckel wenn die Besucherzahlen nicht passen, ist Schuld an allem und jedem, muss Konzepte über Konzepte schreiben und unangenehme Beschlüsse der Kommune umsetzen. Ich finde eine hohe Vergütung angemessen. Sie bedeutet nicht, dass alle anderen im Haus weniger Wert haben.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: knappe Synopse
Anlass für diesen Thread war die Ankündigung Latchinians, seine Funktionen innerhalb des Deutschen Bühnenvereins niederzulegen. Der Begründung Latchinians, er lege diese Funktionen aus „sozialer und künstlerischer Verantwortung “ nieder, wurde widersprochen.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Niedergeschmetterte Akzeptanz
Zu Nr.57: "Man muss zunächst akzeptieren, dass die Kommune finanziell maßgeblich von den Zuschüssen des Landes abhängig ist", heißt es zunächst. Und dann heißt es "Das finde ich genauso traurig und niederschmetternd wie Sie." Ja, was denn nun? Akzeptieren oder sich niedergeschmettert fühlen? Oder die eigene Akzeptanz als niederschmetternd empfinden? Oder das eigene Niedergeschmettertsein akzeptieren? Warum sollen uns Verhältnisse niederschmettern, die wir nicht ändern können? Nur immer hübsch sozialdemokratisch um die Verhältnisse herumflunkern, die die "wenigen Mittel" immer noch als ein Zuviel ansehen. Nur ja keine Gründe nennen, geschweige denn
Wege aus dem Dilemma zeigen - unter dem "strengen Auge der Landesregierung". Und solche Einlassungen stoßen auf Gegenliebe!
Latchinian legt Vereinsämter nieder: Einzel-Widerspruch
@58. Gast
ABER FAST AUSSCHLIESSLICH NUR DURCH SIE, WERTER GAST, IMMERHIN 11 MAL, DIE MEISTEN TEILNEHMER DES THREADS HABEN DEN ZUSAMMENHANG ZWISCHEN SOZIALER UND KÜNSTLERISCHER VERANTWORTUNG UND DER GEFÄHRDUNG DIESER BEIVERBLEIB IM BÜHNENVEREIN BESTÄTIGT, WENNAUCH MANCHMAL ANDERS REFLEKTIERT, SO SEHE ICH DAS.
Latchinian legt Vereinsämter nieder: niederschmetternde Ohnmacht
@Gast 59
Lieber Herr Steckel,
Eigene Akzeptanz? Sie dürfen mir glauben, dass ich oft (und sicher auch in Zukunft!) gegen diese Politik der Landesregierung angegangen bin. Niederschmetternd finde ich das Ohnmachtsgefühl, einer demokratisch legitimierten Landesregierung gegenüber zu sitzen, die weittragende Entscheidungen trifft. Entscheidungen, die der Theaterlandschaft massiv schaden. Entscheidungen, die maskiert sind mit Lügen, erpresserischen Vorgehensweisen und der Behauptung, man wolle doch "Kultur erhalten". Aufgeben? Auf keinen Fall!

Es sind die Verhältnisse, die wir ändern müssen.

Herzliche Grüße,
Eva-Maria Kröger
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