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Polen-Belarus: Appell von Nobelpreisträgerinnen
10. November 2021. Mit den Worten "Lasst uns unseren Blick nicht von der Tragödie abwenden!" fordern die Literaturnobelpreisträgerinnen Swetlana Alexijewitsch, Elfriede Jelinek, Herta Müller und Olga Tokarczuk die Europäische Union in einem in der FAZ veröffentlichten Offenen Brief dazu auf, zur Lösung der humanitären Katastrophe an der Grenze zwischen Belarus und Polen beizutragen. Dort wird Tausenden von Geflüchteten die Einreise in die EU verweigert, nach Belarus dürfen sie auf Anordnung des belarussischen Präsidenten Lukaschenko ebenso wenig zurückkehren.
"Wir wissen, dass dort Menschen der erbarmungslosen Prozedur von Push-Backs unterzogen und dem Hunger, der Erschöpfung und der Unterkühlung in den Sümpfen ausgesetzt werden", heißt es in dem Appell. Die polnische Regierung habe den Ausnahmezustand verhängt, und Ärzten sowie Rettungskräften werde die Hilfeleistung für Kranke und Sterbende verweigert; Journalist:innen der Zugang verwehrt.
Europa als "grenzüberschreitende moralische Gemeinschaft, basierend auf den Regeln zwischenmenschlicher Solidarität", müsse handeln: "Wir appellieren an Sie, diese humanitäre Krise möglichst schnell und effektiv zu lösen, die Beschlüsse der Genfer Flüchtlingskonvention einzuhalten und insbesondere allen den Zugang zum Asylverfahren zu gewähren, die darum bitten und an der östlichen EU-Grenze festgehalten werden." Zudem sei eine diplomatische Initiative in den Ländern des Nahen Ostens notwendig, um dem irreführenden Narrativ des belarussischen Regimes entgegenzuwirken, das möglichst viele verzweifelte Flüchtlinge an die polnisch-belarussische Grenze holen wolle, "um damit die politische Situation in Polen und in der ganzen Europäischen Union zu eskalieren und zu destabilisieren".
Die Situation der Menschen im Grenzgebiet zu ignorieren, die in dem "Hybridkrieg als Geiseln benutzt" würden, erinnere an Erfahrungen des 20. Jahrhunderts: "In der Geschichte Europas haben wir uns allzu oft Unwissen erlaubt. Wir schlossen unsere Augen. Wir hielten uns die Ohren zu. Wir schwiegen", so die Autorinnen. "Heute wiederholt sich die Situation."
(FAZ / eph)
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