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Rostocks Intendant Sewan Latchinian fristlos entlassen
Das Ansehen des Theaters gefährdet
6. Juni 2016. Sewan Latchinian, Intendant des Volkstheaters Rostock, ist fristlos entlassen worden. Das geht aus einer Mitteilung auf der Internetseite des Senders 3sat hervor. Die Abstimmung zur Entlassung sei auf Antrag der Fraktion Rostocker Bund/Graue/Aufbruch 09 erfolgt, deren Fraktionschefin die derzeitige Aufsichtsratsvorsitzende der Volktheater GmbH, Sybille Bachmann, ist, berichtet der NDR auf seiner Internetseite. Laut eines Gesprächs mit Latchinian auf Deutschlandradio Kultur musste der Intendant noch am selben Tag seine Schlüssel abgeben und darf das Haus nicht mehr betreten.
Zur Begründung habe es geheißen, Latchinian werde das Vertrauen entzogen, weil er unter anderem seine Verschwiegenheitspflicht verletzt haben soll, indem er Interna weitergab und somit das Ansehen des Theaters gefährdet habe, so der NDR. Die Zustimmung zur Abberufung Latchinians sei von den Ausschussmitgliedern mit der Forderung verbunden worden, schnellstmöglich einen neuen Intendanten zu bestimmen.
Nachfolger soll den Informationen von 3sat und NDR zufolge der scheidende Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, Joachim Kümmritz, werden, der zugleich Intendant der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg / Neustrelitz ist. Mit ihm sollen nun Vertragsverhandlungen geführt werden. Er soll den Informationen zunächst für zwei Jahre angestellt werden.
(NDR / 3sat / sle)
Alles Wichtige zur Causa Rostocker Volkstheater erklärt der nachtkritik-Podcast mit Georg Kasch und Christian Rakow.
Alles zur Causa Rostocker Volkstheater seit der Berufung von Sewan Latchinian zum Intendanten in unserer Chronik der Ereignisse.
"Letztlich gab es nicht nur einen, konkreten Auslöser, sondern viele Gründe für das Scheitern der Verbindung Rostock-Latchinian, und längst nicht alle Fehler liegen bei Sewan Latchinian", kommentiert Silke Hasselmann Latchinians Entlassung im Deutschlandfunk (7.6.2016): "Doch einen wichtigen hat er begangen: Er hat seine Rolle missverstanden." "Es ist gut, wenn ein Theaterintendant auch politisch denken kann, gar Politik auf der Bühne verhandeln lässt", so Hasselmann. "Es funktioniert aber nicht, wenn ein Theaterintendant meint, er könne die Politiker ersetzen oder sei selber einer."
Mehr dazu:
Presseschau vom 8. Juni 2016 – Deutschlandradio spricht mit der Aufsichtsratsvorsitzenden des Volkstheater Rostock Sybille Bachmann
Presseschau vom 8. Juni 2016 – Der Norddeutsche Rundfunk spricht mit dem designierten Intendanten des Volkstheater Rostock Joachim Kümmritz
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Für das Theater Rostock ist es bitter und in diesem Sinne trotzdem alles Gute.
Das Rostock all das nicht verdient hat (kein Theater, keine Stadt dieser Welt), mag in diesem Zynismus hoffentlich zu erkennen sein. Und überhaupt: wo auf dieser Welt gibt es Teilzeit-Intendanten? Wenn er es ernst meinen würde, müsste er die Priorität auf ein Haus setzen. Und, mit Verlaub, Kümmritz wird ja auch nicht jünger...
In Rostock hat man es nicht kapiert, aber das scheint der norddeutsche Sturkopf zu sein. In Rudolstadt, Gera und Chemnitz kämpft man um ganz andere Dinge. In manchen Regionen ist das Theater noch eine Bastion gegen Pegida, AfD u.a. In Rostock verstummt dann ein ganzes Theater.
DIE IDIOTEN! sollte man spielen. Mit Verlaub an die östliche Küste, Ihr habt kein Theater mehr verdient. Spart euch kaputt, der Rest ist dämonisches Schweigen.
Und von daher widerspreche ich zu 100%, dass Herr Latchinian ein weiteres Theater zu einem Aufmerksamkeitsort machen sollte, an dem es in erster Linie scheinbar nicht um Kunst und die Freiheit der Kunst geht, sondern eher um eine Person.
...und zu #4 - brave Intendanten gibt es genug... - stimmt...
aber brave Politiker gibt es auch genug und Donald Trump mag halt nicht jeder...
...und grundsätlich sollte es um geiles Theater gehen...
Noch eine Frage zum Absch(l)uss - falls in den kommenden Tagen nicht durch die "Neoliberale/Graue/Bündnis-09-Fraktion" die Schließung des VTR beschlossen wird: Wie sieht denn die kommende Spielzeit am VTR aus? Ich meine: Es ist Juni! Werden alle (künstlerischen) Planungen (inkl. der "Verhandlungsmasse" Schauspieler*innen/Regisseur*innen/...) nach derzeitigem Stand umgesetzt? Geht das überhaupt? Kann das gehen - zumal der GF zum Sommer auch die Segel streicht! (Vielleicht kann nachtkritik da ja mal nachhaken - danke.)
Schenkt doch lieber Lars Tietje das VTR als Gimmick dazu. Und dann jedes Jahr eines der verbliebenen Spartentheater in MV - dann entstünde vielleicht das "Erste real exisiterende 12-Spartenhaus" im Norden! Die Volksbühne in Berlin wird es ja wohl leider nicht mehr schaffen ...
___
@2: "wo auf dieser Welt gibt es Teilzeit-Intendanten?" - z. B. unter gar nicht so wenigen anderen ab 2018 mit Johan Simons in Bochum, Gent und Rotterdam ... oder hatten Sie etwas anderes gemeint?
Ach Rostock!
Grossartig war beispielsweise der Grundkonsens, dass alle Sparten gleich kostbar und deshalb nicht schließbar sind. Dass ein vom Schauspiel geholter Intendant nicht das Tanztheater, den Chor und die Oper abschafft, sondern so lange verteidigt, bis die Gegner nur noch sein Schauspielensemble schließen können.
Großartig war auch, dass eine sture norddeutsche Theaterstadt ihren Intendanten nach dessen Rausschmiss zurückholt - nach nur einem halben Jahr des Begreifen, dass dieser Intendant was besonderes ist.
Großartig waren auch Inszenierungen im Schauspiel, wie, INGRID BABENDERERDE, GLÜCKSKIND, FEUERHERZ, DEUTSCHLAND, EIN WINTERMÄRCHEN, STELLA, EIN VOLKSFEIND, oder Opernsachen wie, MAOMETTO, ERMione, TITANIC, MAHAGONNY, oder Tanztheaterprojekte wie, SCHWARZWEISSSCHWAN, CAFE COLORE, SACRE, oder die vielen tollen Philharmonischen Konzerte, auch für Teens, die STAPELLÄUFE oder die stadtvernetzenden Formate in der Brauerei, der Straßenbahn, dem Weltkriegsbunker, oder das kulinarische Format: KULTUR TRIFFT GENUSS oder die Weihnachtsmärchen, das Figurentheater aus Hiddensee oder die BÜRGERBÜHNE - alles zwar vorbei, aber unvergessen.
Zwei gute Theaterjahre waren es leider nicht, das Theater hat weitere Zehntausend Zuschauer verloren in dieser Zeit.
Ich würde Herrn L. wünschen, den Beruf zu wechseln, und ich wünsche keinem Theater in diesem Land, dass Herr L. mit seinen alten, starren Ansichten ein weiteres Theater wie ein Großmogul leitet.
Es ist leider das Schicksal dieser alten Theaterstadt den falschen Intendanten und den falschen Geschäftsführer zur falschen Zeit bekommen zu haben. Und so war es ein leichtes für die Politische Kaste, das Theater zusammenzustreichen.
Das Herr Kümmritz jetzt kommt, ist ein Desaster. Ein mit der Politik gleichgeschalteter Mann, der die Abwicklung der Sparten vorantreiben wird.
Es ist typisch für die Politische Kaste, die verbrauchten Intendanten immer wieder anzuheuern, damit sich das deutsche Theater nicht erneuern kann.
Warum können 2 Theaterjahre nicht gut oder sogar sehr gut gewesen sein, auch wenn zehntausend Zuschauer weniger gekommen sein sollten?
Wieso sollen Prinzipien, starre Ansichten sein - und sich schützend vor seine Belegschaft zu stellen, ein Handeln wie ein Großmogul?
Wer Latchinian wirklich erlebt hat, kennt ihn wirklich anders - Sie B. Franklin kennen den, den Sie so verurteilen offensichtlich nicht, dann lassen Sie es doch. Fair bleiben.
...aber es können ja durchaus unterschiedliche Ansichten zu Stil, Haltung, inhaltlichem Interesse, Auftreten usw. möglich sein.
...ich z.bsp. sehe die Leitung eines Drogeriemarktes eher im Sinne von dm und verstehe nicht wie andere Menschen, die Führung im Sinne von z.bsp. Schlecker immer noch gut heißen können (außer aus rein autoritären Wirtschaftstheorien der alten Tage).
...gar nicht mehr verständlich für mich ist, wenn zwischen Drogeriemärkten und Theatern nicht unterschieden wird.
...und gar nicht mehr verständlich, wenn Theater scheinbar (weil die Politik so schrecklich ist - was stimmt)gar keine andere Chance hätten, als eher wie z.bsp. ein Schlecker-Imperium geführt bzw. vertreten zu werden.
...die Zeit für Selbstdarsteller sollte im Sinne des Theaters im Theater einfach außerhalb der Bühne vorbei sein.
...und der Fall Rostock belegt meiner Meinung nach, dass definitiv dem Theater durch die handelten Personen leider eher ein Bärendienst erwiesen wurde - weil es definitiv nie um die Wichtigkeit inhaltlicher Art ging - höchstens um Sparten (scheinbar egal was diese tun) - interessant wäre aber was Sparten tun könnten und wie Strukturen verändert werden könnten, dass sich die Menschen dafür interessieren, bzw. dass Kunst dort stattfinden kann.
http://www.deutschlandfunk.de/kuendigung-des-rostocker-volkstheater-intendanten.691.de.html?dram:article_id=356459
(...)
latchinian hat gekämpft, viel richtig gemacht, nicht alles,aber es gibt immer noch die 4 sparten - und das war sein versprechen von anfang an,das hat latchiniann gehalten. respekt.
(Hinweis der Redaktion:
Dieser Kommentar von "cat" stammt von derselben IP-Adresse wie die Kommentare Nr. 5 und Nr. 13 von "Rostocker".)
2. Weil Rostock sich mir immer und immer wieder als eine Stadt der Extreme gezeigt hat, leider auch, was die Diskrepanz von dem angeht, was allenthalben mit viel Insiderwissen im Foyer verhandelt und diskutiert wird (ich schlackerte verschiedentlich mit den Ohren...) und was davon in der öffentlichen Debatte wirklich ankommt.Lausche ich den Foyergesprächen, dann geht es oftmals nicht mehr um (Schauspiel-) Kunst, sondern um das Wer-baut-wo-die-neue-Supertummeloper und um "Doppelinteressen" (politische und wirtschaftliche), sprich: Interessenkollisionen bei einigen der (politischen) Hauptakteure. Ich habe noch keine Stadt erlebt, in der ich einerseits zu große "Theaternähe" sehe (eine Art Theater-als-Lebensform-Besitzstandsclique aus offenbar ältester Zeit), andererseits eine vollkommene Theaterferne, die auch Latchinian nicht durchbrechen konnte. Diese Theaterferne vieler Rostocker hat das Thema öffentlich schon längst zum Reizthema gemacht:"Schon wieder die ! Immernoch die !! Wann warst Du das letzte Mal im Theater ??? Sollen die Bude schließen !" Für diesen Tenor gibt es in HRO eine Mehrheit, todsicher, und auch wenn der sich AFD-like anhört, bedient wird er ähnlich wie von der AFD (was gefährlich und bequem zugleich ist) von ganz anderen Parteien und zwar ganz gezielt auf die kommende Landtagswahl berechnet, die demnächst ansteht. Ich sehe fast schon den Aktendeckel der finalen Intendanten-Abschußstrategie "Akte: AFD-Intendant" (Aus-für-Dich, Intendant) ...
Auch ich wünsche Latchinian und all seinen Getreuen ein neues Ufer. Danke für 2einhalb spannende und ereignis-und erfolgreiche Jahre.
Schön, dass es noch Latchinian entlassen:und Charisma gibt - und ein Versprechen gehalten wurde: Entlassungen wegen der Strukturreform wird es mit mir nicht geben, nur ohne mich (S. Latchinian)
Mal sehen, was Insolvenzgefahr - Kümmritz in Rostock wuppen kann.
Schwerin war schon immer spannender, hatte Schroth, gut: die Dehler-Jahre waren eindeutig zu lang (auch wenn es immer wieder Gastregie-Lichter hatte, wie Fritsch), aber Rostock?
Crampfholz, Johanna Schall, Latchinian... U-Boot-Theater.
Welche arroganten Äußerungen, welch unkollegialer Zynismus! Wer spielt hier das eigentliche Spiel? Latchinian hat seinen Kopf hingehalten, er hat nicht nur so getan.
Also bitte mal etwas runter kommen, auch wenn man sich selbst so auf dem hohen Ross für den Moment sehr gut fühlt. Diese traurige Häme verrät einiges über Sie.
Latchinian ist und bleibt eine der spannendsten Theaterpersönlichkeiten, auch wenn Sie das hier gern anders drehen wollen. Aber das wird nicht gelingen, denn ihre Kommentare werden seine Arbeit nicht im Nachhinein beschädigen können.
Nicht schon wieder nach der nächsten Intendanz schielen, Sewan.
http://www.mv1.tv/sendungen/3/867/Sewan%20Latchinian.html