meldung

Schauspielhaus-Ensemble fordert Rücktritt des Hamburger Kultursenators

Erklärung des Ensembles des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg

Hamburg, 3. November 2010. Aus der Presseerklärung der Kulturbehörde zu den Ergebnissen des Kulturgipfels: "Das Deutsche Schauspielhaus (DSH) wird den vollen Einsparbeitrag in Höhe von 1,22 Mio. € erst ab der Saison 2013/14 erbringen." Gleichzeitig sagte Pressesprecher der Kulturbehörde Karl-Olaf Petters mit Bezug auf die Aussagen von Bürgermeister Christoph Ahlhaus: "Es wird bei der Intendantensuche eine Neubewertung der Situation ab 2013 geben, das hat der Bürgermeister beim Runden Tisch deutlich gemacht."

Diese beiden Äußerungen stehen nicht nur im Widerspruch zueinander, sondern auch zu den tatsächlichen Ergebnissen des Kulturgipfels!

Wir wissen: Auf dem Kulturgipfel ist entgegen den Behauptungen der Presseerklärung der Kulturbehörde folgendes vereinbart worden:

Das Schauspielhaus erbringt einen einmaligen "Konsolidierungsbeitrag" von insgesamt 1,5 Millionen Euro in zwei Jahren (600.000 in 2011, 900.000 in 2012).
Gleichzeitig werden Schulden in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro erlassen.
Daraus ergibt sich ein realer Einsparbetrag von 300.000 Euro über zwei Jahre, oder 150.000 Euro pro Jahr.

Dieser "Konsolidierungsbetrag" ist nur wegen des Schuldenerlasses für uns diskutabel. Unser Haus ist bereits jetzt deutlich unterfinanziert, wie nicht nur unabhängige Gutachter festgestellt haben! Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass jegliche Kürzung im Kulturhaushalt - gerade in Krisenzeiten - falsch, kontraproduktiv und kurzsichtig ist!

Wir sind dennoch bereit, diesen Beitrag zu leisten, obwohl diese Einsparungen schon jetzt zu erheblichen künstlerischen Einbußen führen, wie die Streichung von Inszenierungen und Absagen an Regisseure und Gäste! Jede weitere finanzielle Kürzung ist für uns vollkommen inakzeptabel, und wir werden uns immer und mit allen Mitteln dagegen wehren!

Weshalb steht in der Pressemitteilung der Kulturbehörde nicht die Wahrheit über das Verhandlungsergebnis? Welchen Zusagen der Politik können wir in Zukunft trauen?

Was das Altonaer Museum betrifft, hat sich die Politik keinen Schritt bewegt, im Gegenteil. Die verheerende Sparauflage von 3,5 Millionen Euro bleibt nicht nur bestehen, sondern droht, sich durch die Umwälzung auf die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) noch verheerender auszuwirken!

Die letzten Wochen haben etwas deutlich gemacht: Die Hamburger Kulturpolitik unter Schwarz-Grün schlägt sich auf die Seite der Finanzen, nicht auf die der Kultur!

Der Kultursenator ist eine Gefahr für Hamburgs Identität als Kulturmetropole!

Wir fordern den sofortigen Rücktritt des Kultursenators, dessen Inkompetenz er selbst eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, und die von lokaler und überregionaler Presse seit Wochen ausführlich gewürdigt wird.

Der Imageschaden, den dieser Senat der Freien und Hansestadt Hamburg in den letzten Wochen zugefügt hat, ist schon jetzt beträchtlich!

 

Deshalb:

WACHSAM BLEIBEN!

KULTURELLEN BESTAND SICHERN!

DEN KULTURKAHLSCHLAG DURCH EINEN INTERIMSSENAT VERHINDERN!!


Das Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg

Hamburg, den 03.11.2010

mehr meldungen

Kommentare  
Erklärung Ensemble Schauspielhaus Hamburg: Respekt
Gäbe es hier einen "I like"-button, jetzt würde ich draufklicken. Mutig und toll, diese Ensemble-Erklärung. Ich hoffe, Ihr bleibt zusammen, dann freu ich mich auf die Theaterarbeiten!
Erklärung Schauspielhaus Hamburg: so ist's!
Genau so ist es!
Erklärung Schauspielhaus Hamburg: Hinweis Kunstladen 101 Schilder
Es gibt so etwas ähnliches, wie einen i like-button
z.b. Stuth 21 Ortsausgangs-Beschilderung ausdrucken und sich mit dem Schauspielhaus-Ensemble und deren Rücktrittsforderung solidarisieren.
http://www.kunstladen101.de/Seiten/Termin.htm
Grüße von einer ortausgangs-beschilderten
Erklärung Schauspielhaus Hamburg: raus aus dem Schutzraum
Endlich rührt Ihr Euch mal! Wie wäre es, wenn Ihr aus dem Schutzraum des bürgerlichen Theaters endlich mal herausgehen und etwas eigenes machen würdet?! Zeigt doch mal, was Ihr könnt - ohne Kohle von den Bürgern, die ja nur Unterhaltung wollen, aber nicht in Bewegung gebracht, ja nicht gestört werden...
Nehmt Euch ein Beispiel am Théâtre de Soleil in Paris (Ariane Mnouchkine) - die laufen an der Spitze der Proteste mit und tragen ihre Arbeit selbst, mit eigenem Engagement. Hört auf zu jammern. Zeigt es diesen Banausen!!
Mit herzlichem Gruß
Jorinde
Schauspielhaus Hamburg: nur gemeinsam sind wir stark
Eine klare Aussage. Ich kann euch als Kulturschaffender nur unterstützen. Der Kampf hat erst begonnen. laßt uns weiter gemeinsam kämpfen zum wohle der Menschen. Nicht niur in Hamburg Hamburg ist der Mikrokosmos für die BRD. Ich hoffe das verstehen alle anderen Kulturschaffende im Land. Wenn wir verlieren verlieren alle Theater und Museen. Nur gemeinsam sind wir stark.
Kommentar schreiben