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Staatskanzlei Thüringen will Theater in Erfurt und Weimar fusionieren

Und noch einmal alles von vorne

5. November 2015. Der Chef der thüringischen Staatskanzlei, Benjamin-Immanuel Hoff, hat heute seine Vorschläge für die künftige Theater- und Orchesterstruktur in Thüringen bis zum Jahre 2025 vorgestellt. Das erfahren wir aus der Thüringischen Landeszeitung.

Gemäß den Vorstellungen der Staatskanzlei in Erfurt sollen:
– die Jenaer Philharmonie und das Orchester der Theater & Philharmonie Thüringen in Altenburg-Gera "vertieft kooperieren",
– die Landeskapelle Eisenach mit der Thüringen Philharmonie Gotha fusionieren,
– das Theater Erfurt und das Deutsche Nationaltheater Weimar zu einem Thüringer Staatstheater Weimar-Erfurt fusionieren. Die Personalreduktion von rund 100 Stellen in zehn Jahren erlaube den Aufbau einer kleinen Ballettsparte. Wenn möglich soll in diese Fusion auch das Erfurter Puppentheater Theater Waidspeicher einbezogen werden. Dieser Vorschlag stellt eine leicht abgewandelte Wiederaufnahme des Fusionsplanes der sogenannten Everding-Kommission dar, der vor 20 Jahren insbesondere am Widerstand in Weimar gescheitert war.

Der Staatskanzleiminister sagte bei der Vorstellung seines Konzeptes, dass dieses Papier ausdrücklich keine fertige Vorlage der Landesregierung darstelle, sondern einen Vorschlag mit Alternativen, der in den kommenden zwei Monaten von den Beteiligten diskutiert werden solle.

Das vollständige Konzept der thüringischen Staatskanzlei "Perspektive 2025. Sicherung und Fortentwicklung der Thüringer Theaterlandschaft" kann man hier nachlesen.

(Thüringische Landeszeitung / jnm)

 

Mehr dazu: Im September 2015 schrieb Frauke Adrians, Thüringer Korrespondentin von nachtkritik.de, über die Auseinandersetzungen um die Zukunft der Thüringer Theater und Orchester: In der Thüringer Theaterstruktur-Debatte wird paktiert, protestiert, relativiert und zurückgerudert.

Der Orchestervorstand des Philharmonischen Orchesters Altenburg-Gera wehrt sich in einem öffentlichen Statement gegen die Sparpläne.

 

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Kommentare  
Fusionsplan Erfurt + Weimar: Alles von vorne
hm. "Alles von vorne" gibt die Situation ziemlich gut wieder. Vielleicht waren die Horrormeldungen aus dem Sommer aber auch zu früh.

Jedenfalls:
der oben angegebene Link funktioniert nicht, hier das Diskussionspapier:
http://www.thueringen.de/mam/th1/tsk/arbeitspapier_zur___perspektive_2025_.pdf

Und ganz instruktiv, die Pressekonferenz der Staatskanzlei:
https://www.youtube.com/watch?v=Rf1gAB5EjqQ

Und nein, ich gehöre nicht zur Pressestelle der Thüringer Regierung, mich hat es einfach interessiert.

Eine Meinung zu den Vorschlägen habe ich noch nicht, jetzt erstmal lesen.


(Vielen Dank für die Hinweise! Wir haben den Link ersetzt und das Video noch eingebaut. Beste Grüße, Anne Peter / Redaktion)
Fusionsplan Erfurt + Weimar: gut untergekommen
Nun zeigt sich, dass das von Märki und Schmidt initiierte Weimarer Modell doch keine haltbare Lösung ist. Immerhin sind beide gut untergekommen. Märki als Intendant in Bern und Schmidt als Professor an der HfMDK zu Frankfurt.
Fusionsplan Erfurt + Weimar: alles schweigt
Diese Pressekonferenz ist eine Comedy Show, niemand fängt und niemand hat etwas zusagen.Herr Hoff spricht von der Diskussion der Diskussionsprozesse und macht deutlich, was er ist: Ein Neo-Stalinist der Theatervernichtung. Ich habe fünf Jahre lang das Theater Nordhausen geführt: Dreisparten, über 80.000 Zuschauer, überregionale Beachtung, ein Mittel gegen den Rechtsradikalismus, ein Ort der Identifikation und jetzt ist es ein linker Minister, dem nichts anderes einfällt, als zu vollstrecken wovor der "Deutsche Bühnenverein 1996 zurück geschreckt ist."Das"gute, kulturelle Erbe" der alten BildungsDDR gegen die Dumpfheit der SED Stalinisten wird da zerstört.Warum kann man nicht über einen Länderfinanzausgleich in Sachen Kultur nachdenken, die großen Stiftungen von VW bis Deutsche Bank ihre Projekte aufgeben und institutionell fördern.Stattdessen alte Rezepte von neuen Despoten. Es ist unglaublich und alles schweigt.
Fusionsplan Erfurt + Weimar: einzig richtige Konsequenz
zu#2
traurig aber wahr. Ich habe, man hat, die "Kunst" von Herrn Märki und Herrn Schmidt verfolgt und ... nichts war es... und ja so ist es passiert und passiert es allerorten. Das Theater und gerade das in der "Provinz" funktioniert im wesentlichen nicht anders als die WM/Olympia/Tour de France - Vergaben. Der Unterschied: es wird so getan als ob es anders ist (es finden ja antikapitalistische Stücke auf der Bühne statt). Aber ist es nicht. Es ist genauso eine Art von Sport, die in der Hauptsache nicht davon bestimmt ist, Kunst zu fördern und von daher (auch Herr Prof. Dr. Dr.Nix ist ein Profiteur dieses Systems) - ist als Beobachter (über Jahre-bis Jahrzehnte) leider nur festzuhalten, dass die Politik die einzig richtige Konsequenz ergreift und zu neuer Betrachtung zwingt. Weimar und Erfurt leisten seit Jahren nur das was zu leisten ist und das ist nicht genug bzw. interessiert zu wenig. Es ist sicher auch schwer- aber die Möglichkeiten wären andere. Und wenn in Weimar versucht wird "Stuttgart" zu machen - kann das nicht funktionieren. Großbürgertum sollte bei den Theatermachern selbst keinen Platz haben. Die Provinz (eigentlich überall am Theater) braucht Menschen, die sich genau dafür einsetzen wollen, die sich ihrer Subvention bewusst sind und dadurch/damit auch an eine "bessere" Welt glauben. Heißt: Theater braucht Künstler, keine Manager. Das muss die Politik und auch das Theater selbst einsehen.
Die Fusion der beiden Theater und auch der vorgeschlagenen Orchester wäre sicher der beste Schritt den Thüringen gehen kann. Natürlich im Vertrauen auf die Politik in Thüringen, die Kulturausgaben insgesamt nicht zu kürzen sondern sinnvoll, nachhaltig einzusetzen und damit weiterhin nicht nur zu garantieren, sondern sogar noch weitergehend einen Schritt zu unternehmen, Kulturpolitik als Gesellschaftspolitik zu begreifen. Und schön (als Nebeneffekt) wäre: Dem "alles muss erhalten bleiben- vor allem Vetterliwirtschaft" eine Absage zu erteilen.
Fusionsplan Erfurt + Weimar: jetzt mal langsam
Ok. Es soll Strukturveränderungen geben. Der Reflex ist: NIEMALS! "Neo-Stalinist der Theatervernichtung" - Der allfällige IS-Vergleich wird bestimmt auch noch kommen. (Lange nix mehr von Latchinian gehört.)

Aber jetzt alle mal langsam: In dem 35-Seiten Papier sind Vorschläge notiert die jetzt öffentlich (und intern) diskutiert werden sollen. Einer ist immer: Weiterführung des status quo. (Ok. Nicht vorgeschlagen ist eine Rücknahme der Kürzungen/Strukturveränderungen der Vergangenheit, aber das war ja auch nicht zu erwarten.)
Es soll der Landeszuschuss für die Theater und Orchester nicht gekürzt werden. Es sollen die Tariferhöhungen übernommen werden. Es werden betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Es soll verhindert werden, dass Theater über NV-Nichtverlängerungen Personal abbauen. Es wird als zu lösendes Problem beschrieben, dass die meisten Theater/Orchester über Haustarifverträge ihre Beschäftigten unter Tarif bezahlen. Die Förderung der freien Szene wird als notwendig beschrieben. Es wird den Theatern eine Finanzierungssicherheit bis Ende 2024 angeboten. Die Einteilung in A und B Häuser wird ausdrücklich zurückgenommen.
Es wurden offensichtlich im Vorfeld intensive Gespräche mit den Theatern, mit den Kommunen, mit den Gewerkschaften, mit den Betriebsräten der Theater und Orchester und mit anderen Interessensverbänden geführt.

Ist der Vergleich mit MV oder ST wirklich berechtigt? Kann man einen solchen Prozess offener führen? Ist es wirklich so, dass Theater und Orchester der einzige gesellschaftliche Bereich sind, bei dem man die Sinnhaftigkeit des status quo nicht in Frage stellen darf?
Fusionsplan Erfurt + Weimar: wo wird Status Quo in Frage gestellt?
"Ist es wirklich so, dass Theater und Orchester der einzige gesellschaftliche Bereich sind, bei dem man die Sinnhaftigkeit des status quo nicht in Frage stellen darf?" - Lieber Herr M., die Sinnhaftigkeit des status quo welchen gesellschaftlichen Bereichs stellt "man" denn in Frage?
Fusionsplan Erfurt + Weimar: Brainstorming
Lieber Herr Steckel, Ihre Frage ist sicherlich rhetorisch ...
Trotzdem ein kleines Brainstorming zur Antwort (ohne Präferenz / Wertung):
§218 StGB / §175 StGB / § 1356 BGB / Abschaffung Wehrpflicht / Energiewende / "Deutschland ist kein Einwanderungsland" / "Der Islam gehört zu Deutschland" / Vereinbarkeit von Arbeit und Familie / Auslandseinsätze Bundeswehr / Einführung des Euro / Wiedervereinigung / ALGII / Bologna-Prozess / Aufweichung des Kooperationsverbots im Bereich Universitäten / Einführung Elterngeld / Einführung und wieder Abschaffung Betreuungsgeld / Mindestlohn / Abschaffung Vermögenssteuer / Doppelte Staatsbürgerschaft / G 12 / Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften / Rechtsanspruch auf Kita-Platz / Europäische Integration / Gurtpflicht / Duales System / Privatisierung Post und Bahn / Tarifeinheitsgesetz / Diskussion über die Zahl der Bundesländer / Verschärfung Asylrecht // etc.
Fusionsplan Erfurt + Weimar: Leistung der Roten Armee
Lieber Klaus M. - in seinen frühen Freiburger Hölderlinvorlesungen stellt Heidegger fest: "Die Griechen hatten keine Zeit für Kultur." Und nun kommen Sie und sagen mir, daß es praktisch keinen "gesellschaftlichen Bereich" gibt, dessen Sinnhaftigkeit nicht auf diese oder jene Weise in Frage zu stellen wäre oder (folgenlos) gestellt wird. An der paradoxalen Richtigkeit von Heideggers Anmerkung würde auch die häufig geforderte Verankerung "der Kultur als Pflichtaufgabe" im Grundgesetz nichts ändern, im Gegenteil. Daraus nun aber zu schließen, die Zukunft der Theater und Orchester sei diskursiv mit der Problematik der Auslandseinsätze der Bundeswehr vergleichbar, scheint mir doch kühn. Und was den theatervernichtenden "Neostalinismus" betrifft: die Rote Armee hat ab 1945 dort, wo sie etwas zu bestellen hatte, für eine zügige Wiedereröffnung der deutschen Theater gesorgt, in der Hoffnung,"dem deutschen Volke" aus seiner selbstverschuldeten Barbarei heraus zu helfen. Die Hoffnung hat wohl doch getrogen.
Fusionsplan Erfurt + Weimar: Rillas Kritiken
Die Rote Armee war den anderen Alliierten, was die Theatereröffnungen - zumindest in Berlin und Umland betraf, nur eine Nasenlänge voraus. Die Zeit dieses Nachkriegs-Theaters lässt sich hervorragend vergleichend nachvollziehen noch immer in den Theaterkritiken Rillas, die Sie garantiert kennen, Frank-Patrick Steckel.
Fusionsplan Erfurt + Weimar: Wunschzettel
ihr lieben,

wenn
heute in nordhausen
und morgen in weimar
und nächsten montag in erfurt
die theatergänger und -innen nach ihrer meinung ZUR PERSPEKTiVE 2025 gefragt sind, bin ich wohl wieder mal nicht dabei!
es sei denn, wir finden einen gemeinsamen nenner und eine gemeinsame (theater)sprache und einen generalsponsor, der mir die reisekosten zu den diskussionen tragen hilft.

es ist traurig!
einerseits bleiben wir kolleginnen und kollegen die erfüllung der tarifverträge noch schuldig (alleine ich laufe heute noch meiner abfindungszahlung aus den spartenauflösungen am landeshauptstädtischen theater erfurt 2002/03 nach!) - andererseits aber belobigen wir die damen und herren, die - billigen nutten gleich - für 'n appel und 'n ei (uns) das blaue vom (laienspiel)himmel in protestantischen gotteshäusern spielen! in unkenntnis der bestehenden tarifverträge! wo bitte sind da die herrschaften unserer gewerkschaften ?! wo ist die "tarifpolizei"? was, bitt'schön, bringt uns der iMMATERiELLE KULTURERBE TiTEL ? welchen stellenwert haben gastspielbühnen in dieser perspektivlosigkeit ? warum fragt eigentlich niemand nach einer THEATERFUSiON zwischen NÜRNBERG - FÜRTH ?

...und "alle eingegangenen wortmeldungen (sind) seitens der staatskanzlei beantwortet" worden (Seite 4) ?
ich hätte da noch die ein oder andere offene forderung!
(auch von "meinen" stadträten in arnstadt, erfurt und nürnberg hätt' ich mindestens 'ne eingangsbestätigung erwartet, sofern es sich um bildungsbürger, die der deutschen schriftsprache mächtig sind, handelt,

GÄ?! )

was ist mit dem konzept einer orchesterstiftung, wie in südthüringen seit jahren praktiziert? es wird vom arbeitspapier nicht erfasst!

usw . usf.


doch möchte ich nicht in das horn derer stossen, die ALLES (!) zerdiskutieren müssen und auf das politische - wie auch immer geartete - klima im Freistaat draufhauen!

natürlich sind WiR THEATERLEUTE die grundgesetzlich garantierte opposition!
natürlich sind WiR THEATERLEUTE die einzige wirkliche alternative zur politkaste!
natürlich sind WiR ALLE in unserer verschiedenheit der sparten DAS DEUTSCHE STAATSTHEATER, das uns den kulturerbetitel verschafft hat!

was also wollen W i R ???

ich plädiere dafür, dass wir alle (auch in den intendanzen und parlamenten und ministerien!) auf dem einkommensniveau des SGB II bezahlt würden, um mal wieder zu verstand zu kommen! mir hat diese "diät" jedenfalls sehr geholfen!

die diskussion über theater in theatern die jetzt entfacht wird, ist aus meiner sicht ein schöner erfolg, für den dankbarkeit angebracht wäre und auf deren ausgang ich mit hochspannung warte!
ich - an ministers statt - hätte es ähnlich "angepackt"!
doch mich nimmt ja wieder einmal keiner wahr . . . :(((



vom NÜRNBERGER CHRiSTKiND
wünsche ich mir (m)ein schönes theater(haus), das mich meine kreativen freiräume ausleben lässt und menschen an meiner seite, die gleiches wollen und können und den nötigen penny (samt meiner abfindung) auf unserem stiftungskonto!

G E S E G N E T E Z E i T,

ihr/euer
torsten vogelsberg,
DER"KLEiNE"TORSTEN. !
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